Versorgung eines Patienten wirft vor Gericht Fragen auf

  • Die medizinische Versorgung des Opfers einer Messer-Attacke in Bad Kreuznach ist derzeit Gegenstand der Verhandlung um die Tat vor Gericht. So wurden durch Zeugenaussagen viele Fragen aufgeworfen, etwa ob der zuständige Notarzt bereits im Einsatz war, weshalb ein Notarzt aus Bingen angefordert wurde, der erst nach 20 Minuten eintraf. Auch die Entscheidung des Notarztes für die Zielklinik sowie die Behandlungsmöglichkeiten der Zielklinik selbst - dem Diakonkie-Krankenhaus - stehen in Frage. So konnte eine den Verletzungen des Opfers entsprechende Versorgung durch das Krankenhaus nicht durchgeführt werden, da dort die notwendige materielle und personelle Ausstattung nicht vorhanden ist. Der Notarzt erklärte die Wahl der Zielklinik mit dem kritischen Zustand des Patienten, der vor Transportbeginn mehrfach reanimiert werden musste. Das Diakonie-Krankenhaus war demnach die nächst erreichbare Klinik, offensichtlich jedoch nicht die geeignete Klinik.


  • Klar kann man und sollte dies auch hinterfragen, verblüffend finde ich jedoch wie hier versucht wird den Fokus auf den Rettungsdienst zu legen, schließlich waren es jene wohl kaum, die zugestochen haben.

  • Ein kurzer Blick auf die Landkarte zeigt die Nachteile von "Gegenden" auf, in denen das Bauland noch erschwinglich bzw. die Mietpreise bezahlbar sind.


    Bad Kreuznach ist im Vergl. zu Bingen mit Kliniken noch gut versorgt.
    Als Traumazentrum ist eben Mainz mit seiner Uniklinik am nächten.
    Dies bedeuten gute 40km, wobei es von den Kliniken in Bad Kreuznach bis zum Autobahnanschluss auf eine nicht unerhebliche Wegstrecke zurückgelegt werden muß.
    Mit Einführung der ITW in RLP ist zudem die Verfügung des RTH aus MZ (Chr. 77) auch nicht mehr im 24-Std.-Dienst möglich.


    Summasummarum:
    es gibt nun einmal Gegenden, die landschaftlich reizvoll sind - aber ein gewisses Risiko zur notfallmed. Minderversorgung haben.
    Das verrät einem nur kein immobilienmakler.
    Alles hat eben seinen Preis.


    Das meine ich im übrigen nicht überheblich/arrogant usw. - das ist einfach das pralle Leben.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Also auf diese Ergebnisse bin ich mal gespannt. Allerdings nicht unter dem Aspekt, einen Schuldigen zu finden, sondern unter dem Aspekt der Optimierung. Das Problem bei derartigen Notfällein ist eben, daß sie im Nachhinein immer anders beurteilt werden, als in der konkreten Lage. Und wer dann alles noch mitbeurteilen darf bzw. sich dazu berufen fühlt... :mauer:

  • Hätte er den Patienten ohne Erstversorgung im KH transpkrtiert und der Patient wäre auf der Fahrt verstorben, würde in der Presse jetzt das diskutiert.
    Sometimes, the only options left, are bad ones.

  • Bin mal gespannt was rauskommt.... ich kann durchaus verstehen einen Patienten der 3 mal reanimationspflichtig wird bei längeren Fahrtstrecken erstmal in ein kleineres Haus zu bringen...


    Ein offensichtliches Fehlverhalten ist aus den Schilderungen meiner Meinung nach nicht zu erkennen...

  • Meine Erfahrung ist, dass man zwar oft den Drang hat bei solchen Sachen das nächste Haus anzufahren, das aber meist kein Benefit für den Pat bringt. Ich meine, im Ernst, für so einen Patienten brauche ich mindestens eine Intensivstation, eine Blutbank, bzw Gerinnungsprodukte und einen Intensivmediziner, der damit umgehen kann und auch bei solchen Patienten die Ruhe behält. Von einem Chirugen + Team, der sofort zumindest Damage Controll Surgery betreiben kann und z.B. einen Bauch tamponiert oder ein Becken verschraubt ganz abgesehen. Was also genau soll/kann dem Patienten in einem kleinen Haus Gutes getan werden? Das ist wohl die entscheidende Frage.
    In Einzelfällen kann sie wohl positiv beantwortet werden, im Regelfall aber wohl nicht.

  • Ich ging mal davon aus, dass eine Intensivstation und die Möglichkeit der Transfusion sowie ein Notfall-OP (wenn auch ohne Thoraxchirurgie) in dem KH möglich sein sollte.

  • Ich ging mal davon aus, dass eine Intensivstation und die Möglichkeit der Transfusion sowie ein Notfall-OP (wenn auch ohne Thoraxchirurgie) in dem KH möglich sein sollte.


    Ohne die entsprechende Region, bzw. das entsprechende Krankenhaus zu kennen.
    Die wenisgten Nicht-Maximalversorger haben die Kapazitäten selbst während der normalen Dienstzeiten SOFORT eine Not-OP durchführen zu können.
    Und die wenigsten Intensivmediziner (und ich rede nicht von den armen Assis, die im ersten oder zweiten Jahr Dienst auf der ITS schieben müssen dürfen) außerhalb der Zentren haben Erfahrung mit solchen Patienten im hämorrhoagischen Schock - woher auch?)
    Und bei den meisten kleineren Häusern dürfte es auch an den Blutprodukten scheitern. Die vorhzuhalten ist nämlich teuer und in den Haöusern mangels Einsatz auch unrentabel.
    Und ich rede jetzt nicht von 4 0er EKs...


  • Bad Kreuznach ist nicht so billig, wie du vlt meinen magst und auch ist die Autobahn nicht mehr soweit entfernt, es gibt eine gute ausgebaute Schnellstrasse dorthin. Und 20 Min von Bingen ist nicht gerade langsam.

  • Ich weiss; schliesslich wohne ich nicht allzu weit weg.
    Aber Bad Kreuznach hat durchaus ländliche Anteile - und keiner von uns weiss, ob der Einsatz in der Kernstadt war oder ausserhalb.
    Das der Immobilienmarkt auch dort angezogen hat (Hinterland von MZ) ist auch eine Tatsache.
    Dennoch ist es mit MZ, WI, F, OF, HG, RÜD nicht zu vergleichen.


    Da Deine Wurzeln ja auch in HE liegen, können wir wohl beide mit Überzeugung sagen, daß die rettungsdienstlichen Vorgaben dank "besserem" Gesetz im Vergleich zu RLP günstiger liegen :prost: .

    raphael-wiesbaden


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    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Meine Erfahrung ist, dass man zwar oft den Drang hat bei solchen Sachen das nächste Haus anzufahren, das aber meist kein Benefit für den Pat bringt. Ich meine, im Ernst, für so einen Patienten brauche ich mindestens eine Intensivstation, eine Blutbank, bzw Gerinnungsprodukte und einen Intensivmediziner, der damit umgehen kann und auch bei solchen Patienten die Ruhe behält. Von einem Chirugen + Team, der sofort zumindest Damage Controll Surgery betreiben kann und z.B. einen Bauch tamponiert oder ein Becken verschraubt ganz abgesehen. Was also genau soll/kann dem Patienten in einem kleinen Haus Gutes getan werden? Das ist wohl die entscheidende Frage.
    In Einzelfällen kann sie wohl positiv beantwortet werden, im Regelfall aber wohl nicht.

    Ich glaube auch, der Gedanke "abgeben" spielt eine größere Rolle als manche zugeben wollen. Ein kleines Haus leistet in den ersten 20 min oft nicht viel mehr als RTW/NEF. Dann doch lieber weiterziehen, wo er stirbt ist mir egal, aber ich möchte das er die beste Chance hatte NICHT zu sterben.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Bad Kreuznach ist übrigens hinsichtlich der Versorgung mit EKs ein ziemlich schlechtes Beispiel. Da steht nämlich ein Zentraldepot des BSD West, mehr EKs wird es weit und breit nicht geben.

  • Bad Kreuznach ist übrigens hinsichtlich der Versorgung mit EKs ein ziemlich schlechtes Beispiel. Da steht nämlich ein Zentraldepot des BSD West, mehr EKs wird es weit und breit nicht geben.

    Und kann das KH darauf direkt zugreifen und diese dann auch zeitnah erwärmen?

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Und kann das KH darauf direkt zugreifen und diese dann auch zeitnah erwärmen?


    Insbesondere werktäglich ab 16:00 Uhr bzw. an Wochenenden/Feiertagen...

    raphael-wiesbaden


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    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • der BSD versorgt rund um die Uhr die Kliniken mit Blut.
    Wäre ja noch schöner wenn man sich an bestimmte Öffnungszeiten halten müsste.

    "Glück ists wenn man sich dort kratzen kann wos einen juckt" - L. Hirsch
    »Das Problem der Welt ist, dass intelligente Menschen voller Zweifel und Dumme voller Selbstvertrauen sind!« – Charles Bukowski

  • der BSD versorgt rund um die Uhr die Kliniken mit Blut.
    Wäre ja noch schöner wenn man sich an bestimmte Öffnungszeiten halten müsste.


    Ich kenne bzw. kannte das auch vom BSD in Frankfurt/Main.
    Doch ist das überall so?

    raphael-wiesbaden


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    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Bei den mir bekannten "großen" Blutspendediensten ja. Dazu gehört auch der in Bad Kreuznach.

    "Glück ists wenn man sich dort kratzen kann wos einen juckt" - L. Hirsch
    »Das Problem der Welt ist, dass intelligente Menschen voller Zweifel und Dumme voller Selbstvertrauen sind!« – Charles Bukowski