Verfassungsbeschwerde gegen NotSanG

  • Zitat

    Also sind hundert Prozent aller Fehler im Rettungsdienst vom nichtärztlichen Personal entstanden! Statistische Untersuchungen sind Schweine...

    da hast Du recht....letztendlich kommt es aber immer drauf an, welche Schlüsse man aus der Statistik ziehen will? Da das Thema aber Patientensicherheit ist, sind die anderen Zahlen natürlich bemerkenswert und sollten nicht außer Acht gelassen werden. Zieht man die anderen Zahlen hinzu kommt man natürlich zu einer ganz anderen Schlußfolgerung. Der Rettungsdienst ist mal grade zu 4% an den tatsächlichen Patientenschädigungen beteiligt gewesen. Selbst wenn man nur die Zahlen des Rettungsdienstes betrachtet, muss man natürlich auch die Anzahl der geleisteten Einsätze im Erhebungszeitraum und -gebiet berücksichtigen. Leider sind diese Zahlen nicht bekannt, aber man kann davon ausgehen das gerade mal 2 bekannte Fehler, die zur Patientenschädigungen führten, ein unglaublich geringe Zahl eben unter Berücksichtigung aller getätigter Einsätze im Rettungsdienst sind. Der Hauptanteil (über 90%) der bekannten und bestätigten Patientenschädigungen wurde zweifellos durch Ärzte verursacht.


    Daraus resultiert, das eine höhere Qualifikation des medizinischen Personals noch lange nicht mit einer erhöhten Patientensicherheit in Verbindung gebracht werden kann. Leider wird dies aber von einem Teil der User hier im Forum aber immer behauptet.

  • Daraus resultiert, das eine höhere Qualifikation des medizinischen Personals noch lange nicht mit einer erhöhten Patientensicherheit in Verbindung gebracht werden kann.


    Nein, das kann man aus der Untersuchung nicht ablesen. Um das zu belegen, müsste man eine Vergleichsstudie anfertigen, in der unter definierten Randbedingungen die identischen Maßnahmen einmal von höher und einmal von geringer qualifiziertem Personal durchgeführt werden.


    Auf die Gesamtheit der Patientenschädigungen kann man aus der Untersuchung keine Rückschlüsse ziehen, weil die Untersuchung relativ willkürlich ausgewählte Fälle betrachtet. Das bringt zwar Erkenntnisse, aber diese erlauben nicht, allgemeine Folgerungen abzuleiten. Ich versuch´s mit einem Vergleich zu erklären: Du gehst an hundert verschiedenen Abenden in hundert verschiedene Restaurants und pickst blind jeweils eine Mahlzeit aus der jeweiligen Karte. Dann schreibst Du auf, ob es Dir geschmeckt hat und klärst, ob der Chefkoch oder der Lehrling gekocht hat. Danach bist Du sicher um einige Eindrücke reicher, aber Du könntest nicht sagen: "Es ist egal, ob man Chefkoch ist oder nicht, denn ich war in ein paar Restaurants, in denen die Lehrlinge beim Kochen was falsch gemacht haben".

  • @mütom:


    In den Jahren 2008/9 gab es inklusive der Fehleinsätze ohne Patientenkontakt und inklusive aller NA-Einsätze gut 14 Mio RD-Einsätze in D, davon waren knapp 5,5 Mio reine Krankentransporte, wobei jeder dieser Einsätze einen Patientenkontakt darstellt.
    Im gleichen Zeitraum gab es gut 280 Mio KH-Behandlungstage (mit mehren Arztkontakten pro Tag) ohne ambulante, Prä- und poststationäre Vorstellungen. Dazu kommen dann alleine bei den GKV-Versicherten in diesen beiden Jahren ca. 2,4 Mrd. ambulante Arztkontakte zusammen, wobei dabei Leistungen von Labormediziner und Pathologen nicht berücksichtig werden. (70 Mio Versicherte in der GKV, durchschnittlich 17 Arztkontakte pro Jahr.)


    Salopp gerechnet heisst das, dass der RD im besten Fall nur für 0,5% der Patientenkontakte verantwortlich ist, aber für 4% der Patientenschädigungen…..


    Und wenn man dann noch bedenkt, dass die kompliziertesten und damit risikoreicheren Behandlungen eher im KH als auf der Strasse durchgeführt werden…..


    (Im Ernst: Aus dieser von Dir zitierten Untersuchung irgendwelche allgemeingültige Schlüsse ziehen zu wollen, ist nicht möglich, da deren Datenbasis einerseits zu klein und andererseits letztendlich willkürlich ausgewählt wurde.)

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

    Einmal editiert, zuletzt von condorp4 ()

  • Zitat

    Nein, das kann man aus der Untersuchung nicht ablesen. Um das zu
    belegen, müsste man eine Vergleichsstudie anfertigen, in der unter
    definierten Randbedingungen die identischen Maßnahmen einmal von höher
    und einmal von geringer qualifiziertem Personal durchgeführt werden.

    Das war klar das Du das schreiben würdest. Natürlich kann man hunderte von Studien anfertigen und sie sich zusammenbasteln, wie man es für seine Argumentation braucht. (das betrifft mich genauso wie Dich!).


    Und persönlich denke ich doch, das man sehr wohl zu diesen Schluß kommen kann bei gerade 2 bekannten Fällen im Rettungsdienst unter Berücksichtigung der derzeitigen Rettungsdienststrukturen und natürlich unter der Berücksichtigung, das Qualifikation noch lange kein "tatsächliches Können" voraussetzt. Das letzte ist ein reiner persönlicher Erfahrungswert.

  • Habe ich jetzt als Rettungsfachpersonal einen Behandlungsfehler begangen, wenn ich jemanden zuhause lasse, der trotz medizinischer Indikation keinen Transport wünscht ?


    Dann hab ich ich nämlich vermutlich schon viele Behandlungsfehler begangen....

  • Habe ich jetzt als Rettungsfachpersonal einen Behandlungsfehler begangen, wenn ich jemanden zuhause lasse, der trotz medizinischer Indikation keinen Transport wünscht ?


    Dann hab ich ich nämlich vermutlich schon viele Behandlungsfehler begangen....


    Nicht nur Du.
    Wir können uns aber gerne eine Zelle im Knast teilen, sobald wir beide für diese Behandlungsfehler verknackt werden. :hallo:


    Im Ernst: Wenn der Patient nach adäquater Aufklärung nicht will und dabei zurechnungs- und einwilligungfähig ist, will er nicht und es ist zwar dumm, aber kein Fehler, ihn daheim zu lassen.
    Wenn aber der Patient daheim gelassen wird, obwohl es eine Indikation zur Einweisung gegeben hat ohne dass der Patient die Einweisung verweigert hat, dann kann es ein Behandlungsfehler sein, auch wenn die Situation vom Team vor Ort anders eingeschätzt wurde.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
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    James Elroy Flecker

  • Das war klar das Du das schreiben würdest. Natürlich kann man hunderte von Studien anfertigen und sie sich zusammenbasteln, wie man es für seine Argumentation braucht. (das betrifft mich genauso wie Dich!).


    Was soll denn jetzt wieder dieser persönliche Angriff? Jetzt habe ich wirklich versucht, Dir zu erklären, warum das nicht "klar" ist, dass ich das schreibe, sondern schlicht und ergreifend objektiv so, wie es ist. Ich hab wirklich keine Lust mehr darauf, mich mit Dir zu beschäftigen.



    Und persönlich denke ich doch, das man sehr wohl zu diesen Schluß kommen kann bei gerade 2 bekannten Fällen im Rettungsdienst


    Entschuldige, aber hast Du meinen Beitrag bis zu Ende gelesen?

  • da hast Du recht....


    Die Forderung hieraus müsste also lauten: keine medizinische Maßnahmen durch Nichtärzte, da die Notärzte offensichtlich keine Fehler machen.
    Ist natürlich totaler Unsinn und resultiert ausschließlich aus der Stichprobe der Untersuchung. Aber wenn man sich auf solche Argumentationen einlässt, erhält man recht schnell genau solche Ergebnisse.



    Salopp gerechnet heisst das, dass der RD im besten Fall nur für 0,5% der Patientenkontakte verantwortlich ist, aber für 4% der Patientenschädigungen…..


    Oder anders: die Gefahr einer Patientenschädigung ist achtmal höher, wenn Rettungsdienstler statt Ärzte behandeln.


    Zu solchen Anmerkungen kann man sich tatsächlich hinreißen lassen. Allerdings nur, wenn man die Grundzüge der Statistik nicht verstanden hat.


    Um nur eines der Stichworte in den Raum zu stellen: Grundgesamtheit :kaffee:

  • ...und was bleibt übrig?


    wenn man hier das Ganze zusammenstreicht?


    Das NotSanG ist da, es wird viele Kosten verursachen und tatsächlich ändert sich nichts, aber auch rein gar nichts!
    Der RettAss wird qualitativ aufgewertet, seine tatsächlichen Fähigkeiten bleiben die gleichen.
    Die Notärzte sind unersetzlicher denn je.
    Die Rettungsdienstschulen können sich zukünftig über Aufträge nicht mehr retten.


    ...und der krampfende Patient wartet bis heute noch auf das erlösende Midazolam, da ihnen suggestiert wird, das es zukünftig den Superretter gibt.


    Das nenne ich eine reife Meisterleistung!

  • worauf willst du eigentlich argumentativ hinaus? Könntest du das nicht mal irgendwo (am ehesten im Kaffeklatsch) zusammenfassen ? Dann hätt man das geklärt und muss nicht seitenlang diverse threads zerschiessen.

  • ....reden wir in ein bis zwei Jahren weiter, ich denke, dann kann man in etwa abschätzen wohin die Reise mit dem neuen NotSanG geht.


    Und ich denke, das meine Behauptung (mehr ist es nicht) bzgl. des NotSanG allesamt so eintreffen werden. Dann werden wir auch sehen, wer es tatsächlich verstanden hat. Mal sehen, ob der eine oder andere User dann immer noch so großspurig daherpostet.


    Beim Thema Falck hatten wir ja dasselbe!

  • und der krampfende Patient wartet bis heute noch auf das erlösende Midazolam, da ihnen suggestiert wird, das es zukünftig den Superretter gibt

    und wenn man Sachargumenten nix mehr entgegenzusetzen hat, versucht man es mit Panikmache... Um mal bei dem konkreten Beispiel zu bleiben, wartet der krampfende Patient wohl kaum auf das krampfdurchbrechende Midazolam, sondern relativ sicher auf eine qualifizierte medizinische Versorgung. Zu der gehört nunmal mehr als die Gabe von Midazolam... wobei die durchaus auch erlösende Wirkung haben kann. :pfeif: Und nein, ich bin nicht gegen erweiterte Kompetenzen von RettAss oder NotSan. Ich wünsche mir nur, dass diejenigen, denen erweiterte Kompetenzen zugesprochen werden sollen, auch die Fähigkeit besitzen die Entscheidungen für oder gegen eine bestimmte Therapie/Maßnahme auf einer fundierten Datenlage zu treffen sowie Für und Wider hierauf abzuwägen und nicht nach "haben wir schon immer so gemacht, geht schon" zu handeln. Ein Medikament aufzuziehen und zu applizieren ist nun wahrlich keine große Kunst. Dem richtigen Patienten, die richtige Maßnahme in der richtigen Dosis zu verpassen allerdings schon.


    Aber das Ganze dreht sich im Kreis. Anstatt die Energie auf Schreckensszenarien zu verwenden, investiert man die Zeit vielleicht besser in die Vorbereitung auf die Ergänzungsprüfungen.


    Wenn es nur eine Wahrheit gäbe, könnte man nicht hundert Bilder über das selbe Thema malen. (Pablo Picasso)

  • @ oepfae

    Zitat

    Zitat Mütom
    und der krampfende Patient wartet bis heute noch auf das erlösende Midazolam, da ihnen suggestiert wird, das es zukünftig den Superretter gibt

    Mein Post bezog sich auf die Erklärung von Schmunzel bzgl. der zukünftigen Sichtweise des Notfallsanitäters:

    Zitat

    Der Gesetzgeber sieht eigenverantwortliche heilkundliche Maßnahmen durch Rettungsfachpersonal als Ausnahme, nicht als Regel. Regelmäßig unterstützt Rettungsfachpersonal entweder Notärzte oder wickelt weniger schwere Einsätze allein ab. Dabei sind eine Reihe von Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnissen erforderlich, die mit dem, was oft als "erweiterte Kompetenzen" diskutiert wird, nichts oder nur wenig zu tun haben. Und deshalb prägen heilkundliche Maßnahmen nicht das Berufsbild eines
    Notfallsanitäters in dem Sinne, dass davon maßgeblich abhinge, was ein Notfallsanitäter ist. Notfallsanitäter sind - wie der Name schon sagt - in erster Linie Sanitäter und nicht Hilfsärzte.


    Alles das, was an Differenzen zwischen der RettAss-Ausbildung und der NotSan-Ausbildung existiert. Und nein,meine Erklärung betrifft - selbstverständlich - nicht nur die Neueinsteiger. Ich bin ziemlich sicher, dass es eine MengeRettungsassistenten gibt, die noch einiges dazulernen können, um das Niveau zu erreichen, was ein Notfallsanitäter haben soll.

    Wie soll ein neuer Notfallsanitäter bei der Vorstellung von Schmunzel es erlernen, auch sicher beim Notfall zu agieren, bis der Notarzt vor Ort ist? Was soll ein bereits jahrelang tätiger Rettungsassistent noch erlernen, wenn es sich in der Hauptsache nicht um heilkundliche Dinge in Theorie und Praxis handelt? Dies stellt bei beiden Gruppen ja laut Schmunzel definitiv den Ausnahmefall da und hat dementsprechend auch nicht die Priorität.

    Zitat

    Ein Medikament aufzuziehen und zu applizieren ist nun wahrlich keine große Kunst. Dem richtigen Patienten, die richtige Maßnahme in der richtigen Dosis zu verpassen allerdings schon.

    Beides ist absolut keine Kunst, sofern es regelmäßig geübt, gelernt und auch praktiziert wird.


    Das ist aber der Punkt, ich persönlich habe mir vor dem NotSanG wesentlich mehr erhofft. In der 3-jährigen Ausbildung gerade im Bezug auf häufig vorkommende medizinische Maßnahmen ein gutes theoretisches Wissensfundament anzulegen und an den jeweiligen Standorten einheitliche regelmäßige Fortbildungen, Übungen bzgl. dieser Maßnahmen, damit auch zukünftig, aber bundesweit diese vom Notfallsanitäter sicher beherrscht werden.


  • Doch ist es, und nennt sich ärztliche Kunst. Ausbildung, 6+x.