Übernahme von Krankentransport kurz vor Dienstende verweigert - fristlos entlassen

  • Medizinisch gesehen ist das natürlich Quatsch, auch wenn oft so argumentiert wird. Krankentransporte sind nicht immer disponibel und können natürlich auch akut nötig sein (z.B. Fruchtwasserabgang bei Risikoschwangerschaft, Konsiliartransport zur urologischen Versorgung etc.). Der Unterschied zum Rettungstransport liegt beim Patientengutund und den sich daraus ergebenden Notwendigkeiten, und nicht an der Uhrzeit oder dem Dienstplan.

    Ich glaube die Meldung "Fruchtwasserabgang bei xy" würden 90% auch noch fahren. Aber "Krankenhaus XY -> Hautarzt YX, Arzttermin 15:45 Hin+Rückfahrt" bei Schichtende um 15:30 eben nicht. Oder die Dialyserückfahrt die jeden Tag um 15:15 Uhr aufläuft ins 40km entfernte Nachbardorf.


    Man kann es wohl nicht pauschal sagen und auch nicht alles ablehnen, aber verarschen lasse ich mich auch nicht :)


    In meinen Gebieten gibt es 24h KTW und zur Unterstützung Tagdienste. Es ist ja nicht so, dass es dann keine KTWs mehr gibt.

  • Oder die Dialyserückfahrt die jeden Tag um 15:15 Uhr aufläuft ins 40km entfernte Nachbardorf.


    Aber der multimorbide Dialyse Patient kann auch versterben, wenn man ihn nachts in der Dialysepraxis vergisst. ;-)


    Aber Spass beiseite:
    "Der Arbeitgeber hat kein Recht über meine Freizeit zu entscheiden (Fraglich ist ja auch, ob mit Überstunden ggf. die gesetzliche Freizeit zur nächsten Schritt unterlaufen wird!)"


    Ich behaupte einmal, dass die meisten Arbeitnehmer außerhalb des Rettungsdienstes den Sinn oder die Rechtmäßigkeit ihrer Überstunden nicht in Frage stellen, solange sie vergütet werden.
    Das unter manchen Berufen die Work-Life-Balance leidet steht dabei außer Frage. Aber ich glaube einmal, dass Überstunden im Arbeitsleben oftmals Realität sind.

  • In meinen Gebieten gibt es 24h KTW und zur Unterstützung Tagdienste. Es ist ja nicht so, dass es dann keine KTWs mehr gibt.

    woanders schon, z.B. Arztpraxis hin, absetzen wegen Feierabend und anderen KT hi-soweit klar. Mir geht es eben um die Sachen, wenn in meinen alten LK so gegen 18 Uhr die KTW Feieraben haben und der ältere Herr eben doch noch zum Katheter muss(oder was auch immer) oder die Dialyse heute länger dauert. Und da siehts hier auf dem Land schon schlecht aus.
    Und die Vorhaltung wird hier regelmäßig angepasst, auch Dienstzeitverschiebungen gibts. Aber mir will nicht in den Kopf, wie man so pauschal sagt, "Ich hab Schluß,sieh zu wie du das löst"
    Für mich reicht das dann auch an dieser Stelle.
    Grüsse

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...


  • Aber der multimorbide Dialyse Patient kann auch versterben, wenn man ihn Nachts in der Dialysepraxis vergisst. ;-)


    Aber Spass beiseite:
    "Der Arbeitgeber hat kein Recht über meine Freizeit zu entscheiden (Fraglich ist ja auch, ob mit Überstunden ggf. die gesetzliche Freizeit zur nächsten Schritt unterlaufen wird!)"


    Ich behaupte einmal, dass die meisten Arbeitnehmer außerhalb des Rettungsdienstes den Sinn oder die Rechtmäßigkeit ihrer Überstunden nicht in Frage stellen, solange sie vergütet werden.
    Das unter manchen Berufen die Work-Life-Balance leidet steht dabei außer Frage. Aber ich glaube einmal, dass Überstunden im Arbeitsleben oftmals Realität sind.

    Andere Arbeitnehmer haben aber auch keine 48 Stunden Woche........

  • @Dani:


    Helfersyndrom???


    Was Du beschreibst sind alles organisatorische Probleme Deines AGs. Falls Du seine Probleme zu Deinen machen möchtest??? Auf Dauer leidest Du darunter und auch Deine Kollegen, wenn immer alles schön kompensiert wird.


    Ich kann doch nichts dafür, dass es nachts keine KTWs gibt, weil die Kostenträger zu schlecht bezahlen und sich ein KTW erst bei Auslastung >90% rechnet.


    Das ganze System muss erst mal mit Schmackes an die Wand gefahren werden. Wenn ich lese, dass in meinem Musterländle der RD deutschlandweit pro Kopf am billigsten ist, dann weigere ich mich, dass dieser Murks auf meinem Rücken ausgetragen wird.

  • Vielen Dank! :positiv:

  • Was Du beschreibst sind alles organisatorische Probleme Deines AGs. Falls Du seine Probleme zu Deinen machen möchtest???

    eher eine Differenz zwischen zwei Parteien. Mein Arbeitgeber und der Leitstelle(Landratsamt und Vergabe-Stelle für die HiOrg)


    Helfersyndrom???

    och, wenn ich unseren Dauer-Dialyse Patienten auch morgen noch ehrlich gegenüber treten will, und vielleicht noch mal Trinkgeld bekommen möchte..
    Noch mal: es geht ja nicht um Dauerzustände und jeden Tag Überstunden.Mich stört diese pauschalen Aussagen:"mach ich nicht"

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • Weder ein (termingerechter) Fruchtwasserabgang bei Risikoschwangerschaft (z.B. Beckendlage),

    Wie schon von anderen geschrieben, in dem Fall würde wohl kaum einer auf seinen Feierabend bestehen.

    im anderen Fall ist es sicherlich ethisch nicht vertretbar und auch nicht ratsam (hygienische Aspekte), den Transport terminiert auf den nächsten Tag zu verschieben.

    Wer redet denn vom nächsten Tag? Es ist doch wohl aber legitim zu hinterfragen ob das noch von einem Rettungsmittel gefahren werden muss, wo ganz klar abzusehen ist dass die reguläre Dienstzeit überschritten wird. Du dürftest doch zustimmen das es gerade beim transurethralen DK der Patient durchaus nicht sofort gefahren werden muss, vor allem dann wenn entsprechende Patienten tlw. eh stundenlang im Pflegeheim liegen bis dies sich beim Hausarzt versichert haben dass der Patient ins Krankenhaus muss oder?


    Grundsätzlich bin auch ich der letzte der bei einem Notfall oder einem eindeutig med. indizierten Krankentransport mit eindeutiger "Dringlichkeit" auf sein Feierabend besteht! Mir fehlt aber das Verständnis, wenn für die Entlassung oder den verpennten DK Wechsel ein Rettungsmittel Überstunden schieben soll bzw. man sich durch eine sofortige Weitergabe Versorgungsengpässe schafft.
    @Ani:
    Um es mal an einem anderen Beispiel praktisch zu machen:
    Muss eine Rettungsmittelbesatzung tatsächlich 40 Minuten vor Feierabend einen Entlassung aus einem Krankenhaus fahren, vor allem dann wenn es eine Anfahrt von 14 Minuten zum Patienten hat; eine Fahrzeit von 19 Minuten; eine für die Rückfahrt 28 Minuten zu berechnen sind und somit alleine schon mal 61 Minuten reine Fahrzeit zu Buche schlagen? Ist es wirklich verwerflich, wenn die Rettungsmittelbesatzung eine solche Fahrt ablehnt und ggf. auch dann noch wenn es sich um eine Infektionsfahrt handelt?
    Mein Antwort ist ganz klar, nein! Ich kann es keinem übel nehmen, wenn er eine solche Fahrt ablehnt bzw. die Sinnhaftigkeit hinterfragt. Was ich hier viel fraglicher finde ist eine entsprechende Disposition, wo tlw. bewusst die Kollegen über ihren Feierabend hinaus beschäftigt werden und man sich ggf. regelmäßig auf diese Art und Weise über die eigentliche Vorhaltung hinaus Rettungsmittel beschafft.


  • Noch mal: es geht ja nicht um Dauerzustände und jeden Tag Überstunden.Mich stört diese pauschalen Aussagen:"mach ich nicht"

    Das ist doch das Problem: In vielen Fällen ist das inzwischen eher die Regel als die Ausnahme. U.a. weil das Fahrtenaufkommen zugenommen hat.
    Und bis ein Gutachten das dann mal anerkennt, das dauert. Da wird von Seiten der Kostenträger auf Zeit gespielt. Denen sind die Nöte der Patienten noch viel weniger wichtig als mir.

  • Mod.: Bevor die grundsätzliche Problematik hier noch einmal diskutiert wird, verweise ich mal schnell auf die 160 Beiträge, die es hier zu einem sehr ähnlichen Thema bereits gibt: Einsätze über die Dienstzeit hinaus!


    J.


    Nur mal so: Ist jemand dem Link gefolgt?


    J. :secret2:

  • In dem einen Fall ist es ratsam, die Schwangere liegend und in qualifizierter Begleitung zu transportieren


    Mami auf die Rückbank packen (Lederausstattung hat sich da bewährt) und beta-Blocker für Papi vorne links...

  • Danke Jörg, da steht fast alles schon einmal drin. Mir war auch so, als hätten wir das schoneinmal diskutiert.


    Ein Wort noch an Ani: Du hast recht, dass dies im medizinischen Sinne eher keine Notfälle sind. Du darfst den medizinischen Notfall aber nicht unangepasst auf die einsatztaktische Disposition "Notfall" übertragen. In allen mir bekannten Kreisen wäre es so disponiert worden, allerdings meist ohne SoSi Anfahrt. Ob ich das passende Stichwort nun "KBF Akut", "Notfall klein", "Notfall ohne Sondersignal", "RTW ohne" oder Röddelprömp nenne ist erstmal Wurst. Ich denke selbst bei einer unklar klingenden Einweisung würden die meisten Kollegen noch fahren. Aber es sind gerade die disponibelen Fahrten, die meist viel Zeit in Anspruch nehmen, da geht es dann gern mal ins Krankenhaus im Nachbarkreis, nach Hause in den tiefsten Nachbarlandkreis oder ins Rehazentrum am Ende der Welt. Und wenn du jetzt sagst, dass kein Disponent zehn Minuten vor Ende eine zweistündige Tour rausjagt, dann sitzt du schon viel zu lange auf dem NEF.


    Es ist nicht die Aufgabe des Arbeitnehmers ein strukturelles Defizit auszugleichen. Und obgleich ich großer Freund des patientenorientierten Arbeitens bin, muss es Grenzen geben. Wir arbeiten in einem Job, in dem Überstunden normal sind, weil es für Notfälle in der Wechselzeit keine Regelung gibt, obgleich Arbeitsgerichte dies einfordern (siehe hier), wir arbeiten in einem Job, in dem die personelle Besetzung in aller Regel so dünn ist, dass sie entweder von vorneherein nicht ausreicht oder im Krankheitsfalle nicht ausreichen kann. Wir arbeiten weiterhin in einem Job, in dem die Arbeitszeitregelungen bis an die Grenze ausgelegt werden, sodass fast immer 48h / Woche angeordnet sind, obwohl dies schon nicht mehr gerechtfertigt ist. Wir arbeiten auch in einem Bereich, wo man damit rechnen muss, dass bei großem Arbeitsaufkommen dienstfreies Personal requiriert wird um Lücken des Bedarfsplans auszugleichen. Wir arbeiten auch in einem Job, wo aufgrund der Gutachten, aus denen der Bedarfsplan erstellt wird ein Wechsel zwischen 16-15-13-12-11-8-6-4 Stunden normal ist. Und es kommt regelmäßig zu Touren im Krankentransport, bei denen die Dienstzeit deutlich zu überschreiten ist. Und wenn dann kein erkennbarer Grund für eine Dringlichkeit gegeben ist, dann tut es mir Leid, dann muss man auch als Arbeitnehmer im medizinischen Bereich mal "Nein!" sagen dürfen. Es gibt Grenzen. Dann muss halt ein Fahrzeug mehr auf den Hof oder eine Schicht verlängert werden. Denn wenn wir nicht irgendwann sagen, dass wir nicht mehr den Rücken für das System krumm machen, wird das System auch nicht angepasst. Dazu müssen sich halt die Beschwerden der Kliniken und der Hausärzte häufen, damit man sieht, dass statistische Wahrscheinlichkeiten in den Gutachten schön sind, aber nicht aufs Engste ausgelegt werden können.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Medizinisch gesehen ist das natürlich Quatsch, auch wenn oft so argumentiert wird. Krankentransporte sind nicht immer disponibel und können natürlich auch akut nötig sein (z.B. Fruchtwasserabgang bei Risikoschwangerschaft, Konsiliartransport zur urologischen Versorgung etc.). Der Unterschied zum Rettungstransport liegt beim Patientengutund und den sich daraus ergebenden Notwendigkeiten, und nicht an der Uhrzeit oder dem Dienstplan.


    Und wer fährt das dann, wenn kein KTW zur Verfügung steht? Und warum dann nicht auch, wenn der KTW Feierabend hat?

  • Ganz einfach: In den System mit nur Tages-KTW werden die Fahrten in aller Regel nicht bis zum nächsten Tag liegen gelassen, sondern auf den RTW disponiert, sobald der KTW weg ist. Das ist sicher nicht erfreulich und tragisch für die Hilfsfrist, aber das ist es egal ob es 17:30 oder 18:00 Uhr ist.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Für solche Fälle haben wir bei uns zum Glück eine Betriebsvereinbarung.
    Transporte die 15min vor Ende oder deutliche über die Schicht hinausgehen, und keine Notfälle oder Dringende Transporte sind, dürfen wir Ablehnen.


    Für den Fall von Terminen haben wir noch die möglichkeit einen "Paula" anzumelden, der vor Dienstbeginn durch die Betriebsleitung abgesegnet wird.
    Dann ist die Leitstelle angewiesen dafür zu sorgen, das wir Pünktlich Feierabend bekommen. Das kann dann nur noch ein Notfall verhindern.

  • Wer so blöde ist und einen Transport verweigert hat nichts anderes verdient. Ich komme im Monat auf mindestens 6 Überstunden. Ist halt so. Wird bezahlt und gut ist. Schon im RS RW Praktikum hab ich 1994 gelernt, das man nach Dienstende nichts plant.
    48h Woche... und?
    Bischen im Ort rumfahren und Händchen halten. Vergleicht das mal mit Leuten die wirklich arbeiten. Mir geht der Hut wenn ich sowas höre.

  • Für solche Fälle haben wir bei uns zum Glück eine Betriebsvereinbarung.
    Transporte die 15min vor Ende oder deutliche über die Schicht hinausgehen, und keine Notfälle oder Dringende Transporte sind, dürfen wir Ablehnen.


    Für den Fall von Terminen haben wir noch die möglichkeit einen "Paula" anzumelden, der vor Dienstbeginn durch die Betriebsleitung abgesegnet wird.
    Dann ist die Leitstelle angewiesen dafür zu sorgen, das wir Pünktlich Feierabend bekommen. Das kann dann nur noch ein Notfall verhindern.



    Zu meinen Zivi Zeiten in HH war das Anmelden eines Paulas eine Garantie für Überstunden.... :-)