Bei Notfallversorgung in Baden-Württemberg besteht noch Verbesserungspotenzial

  • Gerade den SWR Beitrag bei "Zur Sache Baden Württemberg" zu Ende geschaut mit dem sehr interessanten Interviewpartner von Clemens Pratzler Dr. Eduard Kehrberger vom Paracelsius Krankenhaus Ruit und Landesvorsitzender der AGSWN, der in diesem Interview sinngemäß sagte:


    " ein Finanzierungssystem das nach 7-8 Jahren bekanntermaßen schlechten Hilfsfristen nicht geeignet ist diese zu verbessern kann man berechtigt als gescheitert bezeichnen. "



    http://www.swr.de/zur-sache-ba…3477354/gpis8y/index.html



    So das zum einen. Gerade habe ich nochmals die Innenministerium Seite aufgerufen und entdecke eine weitere Stellungnahme des Innenministers Gall von heute zu dem Thema. Und da ist mir dann doch etwas die Spucke weggeblieben!


    Auszug: "...


    Nach ersten Ergebnissen der vom Ministerium angestoßenen „Stelle zur trägerübergreifenden Qualitätssicherung im Rettungsdienst Baden-Württemberg“ haben die Beteiligten im Rettungsdienst aktuell beschlossen, dass die Leitstellen bis Ende des Jahres technisch ertüchtigt werden, um eine vergleichbare und vollständige Berechnung der Hilfsfristen zu ermöglichen. Die Kostenträger haben die Finanzierung genehmigt. Von der Qualitätssicherungsstelle werde bis Herbst auch eine Weiterentwicklung der Hilfsfrist geprüft. Grundlage dafür sei die Umsetzung des neuen Notfallsanitätergesetzes, wonach die bisherigen Rettungsassistenten durch Nachschulung beziehungsweise künftig eine neue dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter mehr Kompetenzen erhalten.


    Ein Modell gehe dahin, eine zweistufige Hilfsfrist einzuführen. Demnach wäre das erste Eintreffen des Rettungsmittels, in der Regel des Rettungswagens, in zwölf Minuten am Unfallort verbindlich, um lebenserhaltende Maßnahmen zu ergreifen. In weiteren sechs bis acht Minuten solle dann gegebenenfalls ein Notarzt eintreffen, um weitere medizinische Maßnahmen einzuleiten. Am Beispiel von mindestens drei Leitstellen sollen die Konsequenzen daraus untersucht werden. Nicht auf die Berechnung der Hilfsfristen durchschlagen würde die Überlegung, in ländlich strukturierten Bereichen mit langen Anfahrtswegen die Versorgung durch ein System von Vor-Ort-Helfern der Rettungsorganisationen und der Feuerwehren zu verbessern...."


    http://www.im.baden-wuerttembe…min_meldung_html&_min=_im


    Hier jetzt auch die aktuellen Hilfsfriststatistik:


    http://www.im.baden-wuerttembe…ten%202009%20-%202013.pdf

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

    Einmal editiert, zuletzt von Manne ()

  • Hier noch einmal die aktuelle Übersicht über die Hilfsfristen sowie der Rettungsdienstplan 2014 für Baden-Württemberg

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Auf jeden Fall bedeutet es die strikte Abkehr vom Mehrzweckfahrzeugsystem, wie sie im neuen Rettungsdienstplan auch forciert wird. Dann braucht es auch nicht so viele zusätzliche Fahrzeuge.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • 12 Minuten für den RTW bedeutet jede Menge neuer Fahrzeuge in Ba-Wü. Wir halten ja die 15 Minuten schon nicht gesetzeskonform ein. Siehe Daniels Tabelle.


    Nun bei den RTW sieht`s ja momentan nicht ganz so schlecht aus. Wenn man dann noch GPS Unterstützung hat und Navi kann man sicherlich noch etwas rausholen. Allerdings benötigt man sicherlich in der Fläche so ca. 15 % mehr Fahrzeuge bei einer 12 Minuten Frist. Wenn man jetzt noch die bestehenden NA Systeme auf 18 Minuten streckt benötigt man sicherlich keine so hohen Aufstockungen mehr wie wenn man an den 15 Minuten fest hält.


    Die Frage ist nur, würden wir Baden Württemberger RA`s/ zukünftige NotSan`s das gut finden? :unknown:

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Auf jeden Fall bedeutet es die strikte Abkehr vom Mehrzweckfahrzeugsystem, wie sie im neuen Rettungsdienstplan auch forciert wird. Dann braucht es auch nicht so viele zusätzliche Fahrzeuge.



    Vorausgesetzt es gibt entsprechend mehr KTWs.

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Bei uns will man momentan dennoch an den seitherigen RTW/ KTW Tragestühlen in neuen RTWs festhalten. :sad:

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Das ist die zwangsläufige Voraussetzung, ja. Und damit verbunden endlich kostendeckende Transportentgelte für einen Krankentransport. Das wiederum würde auch dem einen oder anderen privaten Krankentransport ein Auskommen mit dem Einkommen ermöglichen. Dann sollte es an ausreichend KTW nicht mangeln.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Das ist die zwangsläufige Voraussetzung, ja. Und damit verbunden endlich kostendeckende Transportentgelte für einen Krankentransport. Das wiederum würde auch dem einen oder anderen privaten Krankentransport ein Auskommen mit dem Einkommen ermöglichen. Dann sollte es an ausreichend KTW nicht mangeln.


    Der Witz ist gut. Krankentransport ist privatisiert, da kann man für das angebotenen Geld fahren, oder auch nicht. Hat mit Bevölkerungsschutz ja nichts zu tun.


    Und die Mehrzweck-RTWs aus Monnem und Kalsruuuuuh kannste ja nicht nach Lörrach oder Waldshut stecken. Da wirds einige neue RTWs geben müssen außerhalb der Ballungszentren.


    Ich befürchte nur, dass die Diskussion um die Zukunft das Handeln im hier und jetzt zum völligen Stillstand bringen wird. Diese Totgeburten an Bereichsausschüssen werden erst mal abwarten wollen.

  • Also ich glaube in den Bereichen wo ich unterwegs bin bedeutet das mit den 12 Minuten auch eine massive Erhöhung der RTW Vorhaltung. Allerdings finde ich eine 18 Minuten Hilfsfrist für den NA durchaus nicht ohne. Scha

  • Also ich glaube in den Bereichen wo ich unterwegs bin bedeutet das mit den 12 Minuten auch eine massive Erhöhung der RTW Vorhaltung. Allerdings finde ich eine 18 Minuten Hilfsfrist für den NA durchaus nicht ohne. Scha

    Aber ist das jetzt nicht genau die Position aus der man für eine höhere Eingruppierung für den Not San argumentieren könnte?

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Aber ist das jetzt nicht genau die Position aus der man für eine höhere Eingruppierung für den Not San argumentieren könnte?



    Sehe ich nicht. Aber du kannst mich gerne überzeugen: wie argumentiert man denn da deiner Meinung nach?

  • Also ich glaube in den Bereichen wo ich unterwegs bin bedeutet das mit den 12 Minuten auch eine massive Erhöhung der RTW Vorhaltung. Allerdings finde ich eine 18 Minuten Hilfsfrist für den NA durchaus nicht ohne. Scha


    Irgendwie hat das Forum ein Teil meines Posts gefressen. Der Satz sollte weiter gehen:


    Schade, aber es würde in vielen Bereichen den heute üblichen Zeiten entsprechen.

  • Zitat

    Sehe ich nicht. Aber du kannst mich gerne überzeugen: wie argumentiert man denn da deiner Meinung nach?


    Diese Überlegungen werde ich zu gegebener Zeit mit den Kollegen der ver.di Landestarifkomission besprechen.

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Wie ist eure Meinung dazu, die Situation mittels hauptamlichen First Respondern zu verbessern? Ich komme aus einem ländl. Rettungsdienst, der keine FR hat. Daher weiß ich nicht, wie erfolgreich und nützlich sowas ist.


    Ein hauptamlicher Kollege könnte z.B. statt 5 Tage RTW/NEF Dienst am fünften Tag für 24h FR Dienst übernehmen. Das Fahrzeug kann er mit nach Hause nehmen und er muss sich in einem bestimmten Radius aufhalten. Er kann wunderbar erste Maßnahmen und Untersuchungen übernehmen. Bis RR, Sp02, EKG und BZ erhoben sind, sollte ja spätestens ein RTW/NEF vor Ort sein und der Kollege steht wieder zur Verfügung.


    Es ist sicherlich nicht das wünschenswerteste Szenario, aber so könnte man halbwegs günstig die Hilfsfristen verbessern.


    Auf der anderen Seite sehe ich es aber auch so, dass es in ganz entlegenen Gebieten einfach schwer sein wird, Hilfsfristen zuverlässig einhalten zu können. Letztlich gehört sowas auch zu einer Überlegung, wenn man 'aufs Land' zieht.


    LG,
    Hauke

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Auf der anderen Seite sehe ich es aber auch so, dass es in ganz entlegenen Gebieten einfach schwer sein wird, Hilfsfristen zuverlässig einhalten zu können. Letztlich gehört sowas auch zu einer Überlegung, wenn man 'aufs Land' zieht.


    Meine Eltern haben ihr Haus vor 30 Jahren gebaut. Da war der RTW/NEF 5 km weg und genau neben der Wache war ein Krankenhaus. Damals rückte der NA 0,4 in 24 Stunden und der RTW 1,2 mal aus. Die durchschnittliche Einsatzzeit unter einer Stunde. Jetzt ist das Krankenhaus zu, der RTW macht 12 Fahrten in 24/h, der NA 6 in 24h und der durchschnittliche Einsatz dauert nun 1,5-2 Stunden. Dadurch sind die Autos öfter weg und dann muss das Auto aus 12 km Entfernung kommen. Somit hat sich die Absicherung seit dem Zeitpunkt der Entscheidung dort hin zu ziehen massiv verschlechtert. Was nun?

  • Ein hauptamlicher Kollege könnte z.B. statt 5 Tage RTW/NEF Dienst am fünften Tag für 24h FR Dienst übernehmen. Das Fahrzeug kann er mit nach Hause nehmen und er muss sich in einem bestimmten Radius aufhalten. Er kann wunderbar erste Maßnahmen und Untersuchungen übernehmen. Bis RR, Sp02, EKG und BZ erhoben sind, sollte ja spätestens ein RTW/NEF vor Ort sein und der Kollege steht wieder zur Verfügung.


    Es ist sicherlich nicht das wünschenswerteste Szenario, aber so könnte man halbwegs günstig die Hilfsfristen verbessern.


    :positiv: :positiv:


    Warum nicht?? deutlich billiger als an jeder Ecke einen kompletten RTW vorzuhalten.


    Grüsse

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • Meine Eltern haben ihr Haus vor 30 Jahren gebaut. Da war der RTW/NEF 5 km weg und genau neben der Wache war ein Krankenhaus. Damals rückte der NA 0,4 in 24 Stunden und der RTW 1,2 mal aus. Die durchschnittliche Einsatzzeit unter einer Stunde. Jetzt ist das Krankenhaus zu, der RTW macht 12 Fahrten in 24/h, der NA 6 in 24h und der durchschnittliche Einsatz dauert nun 1,5-2 Stunden. Dadurch sind die Autos öfter weg und dann muss das Auto aus 12 km Entfernung kommen. Somit hat sich die Absicherung seit dem Zeitpunkt der Entscheidung dort hin zu ziehen massiv verschlechtert. Was nun?


    Das sind nunmal Dinge, die sich im Leben ändern. Ich kann hier im Rhein Main Gebiet nicht absehen, ob vllt in den nächsten 10-20 Jahren Flugzeuge über mein Dach fliegen oder die Bahnlinie, an der ich wohne, für Güterverkehr ausgebaut wird. Man muss sich selbstverständlich nicht alles gefallen lassen (Gerade im im Rhein Main Gebiet Stichwort Fluglärm), aber ich kann beim Hauskauf/bau auch nicht erwarten, in 30 Jahren noch genau die gleichen Rahmenbedingungen zu haben. Nicht zuletzt kommt ja in jedem Fall ein Rettungsmittel. Ich sage ja nicht, dass sie auf einen Anspruch auf gewisse Hilfsfristen haben. Ich sage nur, dass es in ländlichen Gebieten nunmal immer schwierig sein wird, den getzlichen Bestimmungen gerecht zu werden. Ich kann nicht erwarten, in schönster Ruhe und Einsamkeit zu Leben, aber trotzdem alles bequem zu Fuß erreichen zu können, Krankenhaus und Rettungswache, am besten noch Feuerwehr und Polizei direkt um die Ecke.


    Sollten sich die Rahmenbedingungen so verändert haben, dass ich sie für meine Lebensqualität nicht mehr akzeptieren kann und meine Möglichkeiten, das zu ändern, sind erschöpft, dann muss man eben darüber nachdenken, wo anders hinzuziehen.


    LG,
    Hauke

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers