London: Kameras an Rettungsdienstpersonal und in Rettungswagen sollen Übergriffe reduzieren

  • Völlig wertfrei: aus der Sicht des (hilflosen) Patienten ein extrem schützenwerter Raum seiner Privat- und Intimsphäre.

  • So ist es. Im medizinischen Bereich geht es primär um hilfsbedürftige Menschen, die sich in einer Lage befinden, die den meisten äußerst unangenehm oder auch peinlich ist. Das man sich in dieser Situation auch noch filmen lassen muss, trägt nicht dem notwendigen Vertrauensaufbau bei. Die Patienten wenden sich an den Rettungsdienst bzw. an medizinisches Personal, weil sie um Hilfe ersuchen.


    Tritt die Polizei in Erscheinung herrscht von vorneherein ein großes Gewaltrisiko von beiden Seiten ausgehend. Übergriffe in beide Richtungen sind eher möglich.


    Nach wie vor ist Gewalt gegen (wenn auch zunehmend) und vor allem von medizinischen Personal ausgehend die Ausnahme. Deswegen Fahrzeuge mit Kameras auszustatten halte ich daher für absolut übertrieben.

  • Ich fand die Kamera über dem Apothekerschrank damals in dem einen RTW sehr beruhigend. In der Stadt in der ich gefahren bin, hatten wir häufiger renitente Patienten. Dort hab ich meine Ausbildung gemacht. Es gab mehrere Situationen in denen ich sehr froh über die Kamera war, als dann der Kollege schnell anhalten und eingreifen konnte. Eigentlich war der Monitor für die Rechtsabbiegekamera unter dem rechten Blinker. Man konnte auch auf die Rückfahrkamera und die Innenraumkamera umschalten. Letztere war aber immer nur bei genau solchen Patienten an, wie ich sie oben beschrieben habe.


    Getarnt war die Kamera hinter den Löchern für die Absaugkatherer. Ob man jetzt den Kollegen mit dem Patienten durch den Rückspiegel mit offenem Fenster oder mit Kamera beobachtet bzw. absichert, ist eigentlich nur über den besseren Blickwinkel der Kamera verschieden. Aufgezeichnet wird nix. Und Popeln kann man den Kollegen auch durch den Rückspiegel sehen :)

  • Wenn nichts aufgezeichnet wird, ist eine Kamera ja noch sinnfreier. Mit was für Fahrzeugen fahrt ihr denn, dass der Kollege nicht mitbekommt, dass 20cm hinter ihm gerade Rambazamba ist? ?-( Ein kurzes Rufen sollte doch auch genügen.


    Außerdem sollte der Fahrer sich auf den Straßenverkehr konzentrieren und nicht "Fernsehen schauen".

  • Ich lese immer wieder von "bei uns in der Stadt, da gehts halt heftiger zu", und ähnliches.


    Ich weis nicht aus welchem Slums ihr alle schreibt (Respekt das ihr dann hier in einem deutschen Forum schreibt!!), aber ich konnte das noch nicht erleben.


    Ich bin in Berlin aufgewachsen, und habe Ehrenamtliche Dienste sowohl in Zelten (seitdem ich 16 bin :eyeroll: ) wie auch auf Fahrzeugen (als RS und dann RA) gemacht zu vielen Zeiten. 1. Mai (Bekanntermaßen ruhig in Berlin), Fanmeilen, Silvester(Mehrzahl), Marathon, Wachverstärkung usw. Ich habe auch auf Festivals (unter anderem Force Attack) dienst machen dürfen. Ich habe noch nie Angst um mich gehabt. Klar, man kann Glück haben, und vielleicht habe ich einfach immer Glück.


    Mir drängt sich der Verdacht auf, das aber auch das generelle Benehmen der Mannschaft, und der Ton eine riesen Rolle spielt.


    Jeder hat mal Stress und einen kurzen Geduldsfaden, aber das muss der Patient nicht merken. Freundlich sein, lächeln, die Hand geben, Respekt zeigen, und schon klappt das. Ich spiele niemals Polizist, drohe keinem Patienten, und lass mich auch mal beleidigen wenns denn hilft. Dafür habe ich einen Dienst ohne Prügelei, ohne Waffen am Holster (Pfefferspray, "Rettungs"Messer, Teleskopschläger), ohne Anzeigen ausfüllen, ohne Polizei usw.




    Ein letztes mal: Ja, es gibt immer die, die streit wollen, und die streit suchen. Ich bin der Meinungen das merkt man zügig, und hält entsprechend Abstand. Man kann Pech haben. Aber wer in 5 Diensten 2x erzählt das er sich wieder (fast) gekeilt hätte, der macht was falsch in meinen Augen.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Man stelle sich folgendes Schild in einem Hotel vor: "Da ein Großteil häuslicher Gewalt im Badezimmer verübt wird, werden diese Räume von uns videoüberwacht. Es dient zu Ihrer eigenen Sicherheit. Das Bildmaterial wird natürlich streng vertraulich behandelt.".


    Wer würde da noch einchecken?

  • Komisch das es keinen zu stören scheint. In den Jahren in denen wir hier den Innenraum aufzeichnen hat auch nicht eine Person Bedenken angemeldet. Ein Patient fragte mich wie mit den Daten umgegangen wird, viele kommentierten das sie es gut finden.
    Erstens, mal wieder Datenschutzwahn und zweitens wohl unterschiedliche Gewaltbereitschaft. In London werden 4 Angestellte pro Tag Opfer einer KV. Vieleicht würden hier einige zynische Kommentare nicht fallen wenn 4 eurer Kollegen jeden Tag einen auf die Fresse kriegen. :kaffee:

  • Erstens, mal wieder Datenschutzwahn und zweitens wohl unterschiedliche Gewaltbereitschaft. In London werden 4 Angestellte pro Tag Opfer einer KV. Vieleicht würden hier einige zynische Kommentare nicht fallen wenn 4 eurer Kollegen jeden Tag einen auf die Fresse kriegen. :kaffee:


    Und wo finden die meisten Übergriffe gegen das RD-Personal statt? Tatsächlich im RTW?


  • Erstens, mal wieder Datenschutzwahn und zweitens wohl unterschiedliche Gewaltbereitschaft. In London werden 4 Angestellte pro Tag Opfer einer KV. Vieleicht würden hier einige zynische Kommentare nicht fallen wenn 4 eurer Kollegen jeden Tag einen auf die Fresse kriegen. :kaffee:

    KV? Oder Beleidigt worden?
    Soweit ich weis gilt das nämlich schon als "abuse". Und das ist nicht schön, aber wird durch eine stumme Kamera wohl kaum dokumentiert. Und ist ehrlicherweise auch kein Drama. Wer wegen Beleidigungen nicht mehr kann, der muss eben sich einen Job suchen ohne Menschen in Ausnahmesituationen.


    Davon abgesehen, verhindern Kameras eben keine Straftaten, sie geben nur das trügerische Gefühl der Sicherheit. Ich fühle mich wohler wenn ich eine gute Beziehung zu meinem Patienten habe (sei der noch so dumm und scheiße), als wenn ich ne Kamera habe die Filmt während ich auf die Fresse kriege.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Ich möchte noch einmal anmerken, dass es im Artikel eingangs nicht nur um Kameras in den RTW, sondern um Kameras an der Uniform des Rettungsdienstpersonals geht. Das ist noch einmal ein ganz anderer Sachverhalt. Die Kameras sollen jedoch Übergriffe von insbesondere alkoholisierten Patienten verringern. Da hätte ich doch erhebliche Zweifel...
    Weiterer Artikel zum Thema: http://www.ilfordrecorder.co.u…assembly_member_1_3516150

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Wenn besoffene Rational handeln würden, wären sie ja kein Problem. Dann bräuchte man aber auch keine Kameras..

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.


  • Davon abgesehen, verhindern Kameras eben keine Straftaten, sie geben nur das trügerische Gefühl der Sicherheit. Ich fühle mich wohler wenn ich eine gute Beziehung zu meinem Patienten habe (sei der noch so dumm und scheiße), als wenn ich ne Kamera habe die Filmt während ich auf die Fresse kriege.


    Ich wiederhole mich gern nochmal, weil ich das Gefühl habe dass mein Beitrag nicht gelesen wurde:
    Eine Kamera verhindert keine Straftaten, deshalb ist es Blödsinn, das als Maßstab zu nehmen!
    Eine Kamera erleichtert Strafverfolgung und Opferentschädigung, die für das Opfer psychisch wichtig sind.
    Wenn die Abschreckung durch die Kamera im Einzelfall doch mal den Unterschied macht, ist das ein netter Nebeneffekt.

  • Unsere Polizei hat in ihrer Statistik von 2013 angegeben, dass Angriffe auf Polizisten im Jahr 2012 um 17 % zugenommen haben, gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dies scheint auch in etwa auf Rettungsdienstpersonal zuzutreffen.
    Nun geht es mir nicht um Kameras, Pfeffersprays und sonstige Devices. Vielmehr frage ich mich aber, wieso trotz - vermutlich - steigendem Risiko, so viele sich gegen Neuerungen in diesem Bereich stören und lieber am Althergebrachten festhalten.
    Aber eine Lösung habe ich auch nicht.

  • Ich störe mich nicht an Neuerungen per se, sondern an diese Neuerung. Weil ich überzeugt bin das die Nachteile überwiegen.



    Sent from my iPhone

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Mike gemeint ist KV, die Statistik betrifft assault.... nicht abuse, das kann keiner zählen.


    Der Rtw ist nunmal der Ort an dem man keine Rückzugsmöglichkeit hat und deshalb hat die Kamera dort einen wichtigen Effekt. Auf der Strasse haben wir ja fast űberall cctv. Unsere neuen RTW haben auch 360° rundum Kameras dadurch wird auch die nahe Umgebung aufgenommen sollte das vom Licht her gehen.


    Abschreckung aber auch Aufklärung sind wichtig. Ist doch gut wenn in euren Kreisen kein Bedarf besteht,aber sich heraus zu nehmen das andere es nicht brauchen ohne die Umstände zu kennen ist etwas vermessen.

  • Die Innenraumkamera ist auf den RTW Landesmodell Schleswig-Holstein zwar optional, aber lange keine Neuerung und seit einigen Fahrzeuggenerationen verbreitet. Sie ist auch nicht versteckt, sondern als schwarze Kamera in Webcam-Gestalt gut an der weißen Wand erkennbar. Ich wurde bisher ein einziges mal danach gefragt und noch von keinem Kollegen gehört, der deswegen in irgendeiner Weise ein Problem hatte. Die Patienten scheinen sie also entweder nicht wahrzunehmen oder sich nicht daran zu stören. Allerdings ist der Gedankengang dahinter wohl auch eher der Aspekt der Verbindung der Fahrerkabine mit dem Patientenraum, als eine Gewaltprävention. Aber das steht ja auch nicht dran..

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Mike gemeint ist KV, die Statistik betrifft assault.... nicht abuse, das kann keiner zählen.


    Der Rtw ist nunmal der Ort an dem man keine Rückzugsmöglichkeit hat und deshalb hat die Kamera dort einen wichtigen Effekt. Auf der Strasse haben wir ja fast űberall cctv. Unsere neuen RTW haben auch 360° rundum Kameras dadurch wird auch die nahe Umgebung aufgenommen sollte das vom Licht her gehen.


    Abschreckung aber auch Aufklärung sind wichtig. Ist doch gut wenn in euren Kreisen kein Bedarf besteht,aber sich heraus zu nehmen das andere es nicht brauchen ohne die Umstände zu kennen ist etwas vermessen.


    Ersatunlich, dass gerade in den angelsächsischen Ländern mit ihren sehr restriktiven Überwachungs- und Strafpolitik, die immer weiter ausgedehnt wird, sowohl die Quantität als Qualität an Straftaten und Verbrechen deutlich höher ist als z.B. in Deutschland.

  • Nicht komisch, sondern eine recht bekannte soziologisch-demographische Entwicklung der Gesellschaften Hilope.

  • Entwicklungen, die bei offensichtlich anhaltender Erfolglosigkeit aber mit den falschen Maßnahmen bekämpft werden.


    Oh, ein weltverbessernder Experte. Viele Staatschefs der Welt wären sicher gerne so schlau und weitblickend wie du. :-)