Fünf Schwerverletzte bei Verpuffung in Restaurant in Heidelberg

  • Das einzige Brandverletzten-Zentrum bei mir in der Nähe ist die BG Unfallklinik in Mahrzahn (AIAK auch "Supra-"Maximalversorger).


    In der Nähe heist 60 - 90min Anfahrt, je nachdem wo ich stecke. Da ich fast nie einen Heli parallel zum Alarm bekomme, würde ich lieber zügig in den nächsten Maximalversorger (im Süd-Westen Berlins) fahren. Dort kann man dann weiter verlegen.


    Ist halt immer der Örtlichkeit geschuldet. 3 Schwer(st)Brandverletzte auf einmal wäre aber auch etwas viel für die...



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    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Nach Stuttgart und Mainz biste schon nen Stück unterwegs und Mannheim hat nur Kinder-Betten. Natürlich muss jeder Maximalversorger ne Verbrennung behandeln können, aber wenn ich mich als Verbrennungszentrum bezeichne muss ich auch aufnehmen können...


    Nach MZ ist es von HD aus mit dem RTH (LU + MA) nur ein Katzensprung von wenigen Minuten.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Es gibt auch Chirurgen die mit einem Skalpell umgehen können. ;-)


    Ich weiß, das der Ruf von Dermas nicht gut ist, aber in der Hinsicht sind sie wirklich Klasse. Auch schon weil es um eine mögliche Narbenbildung geht.

  • Mit dem Hubschrauber hast du recht... Mit dem Auto sind es gute 50 Minuten... Nach Stuttgart wohl eher 1,25 Stunden...

  • Meinst du alle Dermatologen sind mit dem Skalpell versiert? Oder nur die, die in einem Brandverletztenzentrum arbeiten?

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Die Versorgung von Schwerbrandverletzten ist, vergleichbar mit gynäkologischen Notfällen, im Rettungsdienst immer noch von großen Unsicherheiten und Glauben geprägt. Sieht man sehr schön an der aufkommenden Diskussion. Um es einfach und übersichtlich zu machen:


    Bei Verbrennungen gibt es folgende Probleme:


    - die Verbrennung selber stellt meistens ein vor allem kosmetisches und funktionelles Problem dar. Hier kann eine Verlegung bei fehlender vitaler Indikation und überschaubarem Verberennungsmuster in eine Verbrennungszentrum durchaus noch nach 24 Stunden erfolgen.


    - die Verbrennungskrankheit ist ein intensivmedizinisches Problem und tritt erst im Verlauf (Tagen) auf. Für den Rettungsdienst und die Erstversorgung hat sie keine Bedeutung


    - eine Escharatomie ist selten und wenn dann meistens zeitnah nötig. Dafür ist aber prinzipiell kein Verbrennungszentrum nötig, das kann man im RTW machen.


    - Begleitverletzungen (Trauma, Strom, Inhalationtrauma)


    Aus diesen Fakten kann man folgern, daß ein Load & go eines Schwerverbrannten in's nächste Krankenhaus nicht nötig ist. Außer es sind zeitkritische Begleitverletzungen vorhanden (z.B. Blutung). Ansonsten ist das Vorgehen einfach: das nächste Verbrennungsbett suchen lassen und bei größerer Entfernung die Luftrettung anfordern.


    Was Verbrennungen angeht, muß man sich gedanklich vom omnipotenten universitären Maximalversorger freimachen. Verbrennungsbetten sind sehr speziell und ebenso wie eine HBO nur an den wenigsten Universitäten zu finden. Ich selber verlege mehrfach aus Uni-Kliniken in Spezialkliniken (z.B. Herz-Tx, Anlage eines Kunstherzens etc.). Im Sommer letzten Jahres haben wir, passend zum Thema eine Frau mit einem Lyell-Syndrom aus der Uni Göttingen ins Brandverletztenzentrum nach Dortmund verlegt.


    In der Regel ist die Verbrennungsmedizin eine Domäne der (plastischen Chirurgie) und nicht der Dermatologen.

  • Meinst du alle Dermatologen sind mit dem Skalpell versiert?


    Die die den Facharzt haben sicherlich.


    In der Regel ist die Verbrennungsmedizin eine Domäne der (plastischen Chirurgie) und nicht der Dermatologen.


    ...wobei die plastische Chirurgie aus der Derma entstanden ist. :pardon:

  • ...wobei die plastische Chirurgie aus der Derma entstanden ist.


    Ohne Quellen zu kennen wage ich das zu bestreiten. Und daß dermatologische Fachärzte versiert sind, bestreite ich besseren Wissens. Dermatologische Operationen beziehen sich weitestgehend auf kleine chirurgische Eingriffe wie Biopsien, oberflächliche Effloreszenzen und Hautanhangsgebilde in Lokalanästhesie. Sobald Nerven oder Blutgefäße ins Spiel kommen, übernehmen das typischerweise die entsprechenden Fachgebiete der betroffenen Region (HNO, Urologie etc.) oder die Chirurgie.

  • Meine Tante ist Dermatologin. Zu ihrem Facharzt gehörten u.a. Schwenklappen (auch im Gesicht), Narbenkorrekturen und Assistenz bei Mammareduktion. Ihrer Aussage nach ist dies auch heute noch so, da die Dermatologie sich ebenso wie die plastische Chirurgie wehrt gegen den Kunstbegriff "Schönheitschirurgie", den es ja als Bezeichnung so nicht gibt. Genau aus dem Grunde sind die chirurgischen Anforderungen konstant und nicht herabgesetzt worden. Auch heute noch soll es beliebt sein den Facharzt "Plastische Chirurgie" und den Facharzt "Haut- und Geschlechtskrankheiten" gemeinsam zu erwerben, da sich hier sehr viel anrechnen lassen kann, wohl weit mehr als von "Allgemeinchirurg" in Plastische Chirurgie. Mir fallen spontan zwei Ärzte ein die dies gemacht haben.
    Beim schnellen Googlen habe ich nur die allgemeinen Rahmenbedingungen gefunden, wo won "schweren chirurischen Eingriffen" geredet wird. Eine feinere Gliederung hab ich nicht gefunden.

  • Lassen wir den Begriff "Schönheitschirurgie" mal außen vor, der verwässert die Diskussion nur.


    Zu Deiner Tante: es mag durchaus sein, daß für den Facharzt "Dermatologie" die Teilnahme an den von dir genannten Operationen gefordert wird. Das wird sie in den entsprechenden chirurgischen Abteilungen abgeleistet haben. In der Tat gibt es den Teil der "chirurgischen Dermatologie" für die Facharztausbildung (z.B. Varizen-OP's, Ulcus-OP etc.). Das bedeutet aber nicht, daß das Ableisten nicht in anderen Abteilungen erfolgen kann. Zum Vergleich: ich mußte für meinen Facharzt die Teilnahme an 25 kardioanästhesiologische Eingriffen nachweisen. Ich war damals und bin selbstverständlich meilenweit davon entfernt, anästhesiologisch Operationen am offenen Herzen zu begleiten.
    Es mag im Einzelfall sein, daß Dermatologen oder dermatologische Abteilungen an der Therapie von Schwerverbrannten beteiligt sind, aber Du dürftest in Deutschland wahrscheinlich kein Verbrennungszentrum finden, daß unter dermatologischer Leitung steht. Dafür ist die Behandlung einfach zum komplex. Ich kenne auch keine dermatologische Abteilung, die größere Operationen (z.B. größere Lappenplastiken) durchführt. Du kannst dir gerne die Mühe machen, welche zu suchen, aber es wird sehr mühselig werden.


    Der Facharzt für Plastische und ästhestische Chirurgie ist ein eigenständiger Facharzt mit umfassenden chirurgischen Kenntnissen in Neurochirurgie, Gefäßchirurgie, Unfallchirurgie, HNO und MKG-Chirurgie. Bisher die spannendste Abteilung, für die ich Narkosen gemacht habe. Bei Kindern wird der Part überwiegend von Kinderchirurgen übernommen.


    Die Dermatologie hat in der Schwerverbranntenmedizin einen geringen Stellenwert.

  • Der Aspekt der Wiederherstellungschirurgie nimmt abseits ästhetischer Operationen einen großen Stellenwert bei plastischen Chirurgen ein.
    Die Narbenbildung bei schweren Verbrennungen im Bereich von Gelenken stellt im Rahmen der Rehabilitation ein großes Problem dar. Sie kann dazu führen, dass die Beweglichkeit ganzer Extremitäten nicht mehr gewährleistet ist und so der Betroffene, neben seinen ästhetischen Beschwerden, auch funktionelle Einschränkungen hat.


    Am anspruchsvollsten ist übrigens die Versorgung der Hände, da hier die Narbenbildung bereits auf kleinstem Raum viel Funktionalität einschränken kann.