Nach der OP: "Wussten Sie das denn nicht?"

  • Vielleicht nicht mit diesen Worten erfolgt die Hilfsmittelübergabe.
    Doch alleine, wenn diese Übergabe von einem Auszubildenden gemacht wird, besteht ein gewisses Risiko, daß die Einweisung ungenau erfolgt.
    Nicht immer steht dafür eine Physiotherapeutin zur Verfügung oder eine exam.Pflegekraft, die sich wirklich auskennt (also keine Aushilfe von irgendeiner Agentur, die heute hier und morgen da arbeitet).


    Wenn die Einweisung durch die Putzfrau oder den Hausmeister erfolgt, wird das Ergebnis noch schlechter aussehen. Natürlich.
    Was du aufzählst sind Annahmen, Vermutungen, etc.

  • Die mir unterstellten Annahmen und Vermutungen sind grösstenteils eigene Erfahrungen bzw. selbstgemachte Beobachtungen in ca. 20 Jahren.


    Was für das Fachpersonal eine Alltagssituation ist für den Patienten eine Ausnahmesituation.
    Das gilt auch für terminierte Wahleingriffe.
    Bei allem Vertrauen dem System "Klinik" gegenüber kommt es als ganz normale menschl. Reaktion zu einer gewissen Überempfindlichkeit, weil ein Teil der eigenen Kontrolle vorübergehend verloren geht.


    Das sich der Patient in einer Ausnahmesituation befindet, sollte mittlerweile erlerntes Wissen beim Fachpersonal sein.
    Nach meiner subjektiven Beobachtung ist hingegen die Verinnerlichung dieses Gedankens wesentlich schwieriger - sie verlangsamt ggf. "bewährte" Prozesse, erfordert mehr Individualität bei Entscheidungen + Massnahmen.
    Der Individualitätsgedanke steht zwar oft fettgedruckt im Hausprospekt - in der Realität hingegen steht er oft hintenan, weil "Zufriedenheit + Wohlbefinden" sich nicht in einer kostenrelevanten Skala ausdrücken lassen.


    Was ist für den Patienten wichtig?
    Seine Wiedererlangung der Gesundheit.
    Dies leistet ein KH primär durch die Erbringung einer Behandlungsmassnahme.
    Diese Behandlungsmassnahme erfolgt grösstenteils durch medizinische Handlungen.
    Deren Erfolg wird honoriert - im wahrsten Sinne des Wortes.
    Das bedeutet aber noch nicht, daß der Patient aufgrund seines vorübergehenden Kontrollverlustes ein Gefühl des Wohlbefindens hat.
    Die Schwierigkeit bestimmter med. Massnahmen kann der Patient aufgrund seiner Unkenntnis gar nicht richtig einschätzen.
    Also nimmt er sich andere, für ihn sicht- und greifbare Faktoren, mit denen er seinen individuellen Maßstab an Zufriedenheit und Wohlbefinden bewerten kann.
    Da sind wir wieder beim Bsp. der Unteramgehstützen u.a.m.
    Diese Maßstäbe mögen insbesondere für die Ärzteschaft nicht einfach verstehbar und auch nur schwer beeinflussbar sein.
    Das bedeutet aber nicht, daß es sie nicht gibt.


    Wer sich an meinen Begrifflichkeiten "Zufriedenheit" und "Wohlbefinden" stört, dem sei empfohlen, sich einmal die WHO-Definition von "Gesundheit" anzuschauen.
    Das dies im etablierten Gesundheitsbetrieb nicht leicht impletierbar ist, weiss auch ich.
    Das bedeutet aber nicht, es zumindest zu versuchen.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Zitat

    @ ra-wi:


    Ohne verletzend sein zu willen. Aber das ist jetzt absoluter Käse, was d schreibst. Mit Sicherheit bekommt in Deutschland keiner einfach 2 Krücken ans Bett gestellt und gesagt, schau mal, wie du zurecht kommst.


    Genau das ist mir passiert. 2 Krücken, viel Spaß. Meiner Physiotherapeutin fiel auf das die falsch eingestellt sind.


    Wie man clexane spritzt hat mir eine Pflegekraft gezeigt.


    Ob wie und wann ich ohne Krücken gehen soll hat keiner gesagt.





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  • Um es ganz deutlich zu sagen:
    es geht mir hier NICHT darum, bestimmte Berufsgruppen (Ärzte, Pflegepersonal...) zu verunglimpfen.
    Diese leisten tgl. gute bis sehr gute Arbeit.
    Der KH-Alltag bringt auch diesen Berufsgruppen viele Hürden, die irrsinnig sind - Begründung oft genug: "isso".


    Der Patient erwartet schlicht und einfach eine gute bis sehr gute Leistung - das ist sein Recht.
    Bewerten kann er diese Leistung aber im Regelfall nur sehr subjektiv.
    Er versucht GUT und SCHLECHT aufgrund seiner Lebenserfahrung in allen anderen Bereichen auch hier anzuwenden.
    Das kann man ihm nicht zum Vorwurf machen.


    Ein Erklärungsversuch:
    Auch die gewieften Autoschrauber hier im Forum werden für bestimmte Arbeiten (Wahleingriff) eine Fachwerkstatt (geeignete Klinik) aufsuchen müssen.
    Aufgrund einer Ortsveränderung haben sie noch keine eigene Kenntnis (und subjektive) Bewertung der vorhandenen Werkstatt(Klinik)Landschaft getroffen.


    Sie verlassen sich also auf persönliche Empfehlungen, Fachliteratur mit Werkstättenvergleichen u.a.m.
    Vom Ergebnis her haben sie jetzt bspw. die Wahl zwischen einer Hinterhofwerkstatt, wo der Meister noch persönlich Öl an den Händen hat.
    Am anderen Ende der Skala steht die Fachwerkstatt für die PKW-Marke; die Wartezeit wird mit kalten und warmen Getränken erleichtert und das Auto ist nach der Reparatur auch noch frisch gewaschen.
    Der Kunde wird sogar vorher gefragt, welche Ölinfusion es denn bitte-schön sein soll.
    Da der Werkstattkunde immer Selbstzahler ist, kann der Preis womöglich das entscheidende Kriterium sein.
    Vielleicht aber auch nicht...


    Im KH sind die allerwenigsten Patienten Selbstzahler; dieses Argument entfällt daher.
    Ähnlich wie in der Autowerkstatt fehlen oft Fachkenntnisse über Art und Schwierigkeitsgrad des Eingriffs (der Reparatur).
    Eine Bewertung (wie gesagt, oft sehr subjektiv) macht sich daher an "Kleinigkeiten" fest.
    Diese Kleinigkeiten kennt der Kunde, Verzeihung der Patient aus seinem Alltag.
    Damit trifft er eine Bewertung.
    Diese Bewertung führt dann ggf. dazu, daß beim nächsten Wahleingriff erneut diese Werkstatt/dieses KH aufgesucht wird oder eine andere Einrichtung.
    Diese Bewertung wird im persönlichen Umfeld auch gerne weitergetragen, sie sind also durchaus geschäftsförderlich als auch geschäftsschädigend.


    Von der Reparatur von Unfallschäden alleine kann eine Autowerkstatt nicht leben.
    Die Art der vorgenommenen Wartungen (Wahleingriff) bzw. das, was wir durchaus "Service" nennen entscheidet über den Geschäftserfolg.

    raphael-wiesbaden


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  • Mit Sicherheit bekommt in Deutschland keiner einfach 2 Krücken ans Bett gestellt und gesagt, schau mal, wie du zurecht kommst.

    Das passiert bei Gehhilfen geauso wie bei Verschreibungen tagtäglich. Wer`s nicht glaubt hat meines Erachtens nach ein deutlich zu idealisiertes Bild des Arztes allgemein. Allerdings muß man ehrlicherweise sagen, daß zumindest in den Kliniken die ich kenne auch nicht der Akademiker die Gehhlifen liefert.


    Ich werde allerdings nie verstehen warum der Durchschnittspatient sich das bieten lässt, während er sobald er im Elektromarkt einen Fernseher o.ä. kauft sich jedes Detail genau beschreiben lässt.

    Nicht immer steht dafür eine Physiotherapeutin zur Verfügung oder eine exam.Pflegekraft, die sich wirklich auskennt (also keine Aushilfe von irgendeiner Agentur, die heute hier und morgen da arbeitet).

    Sorry, aber bei dieser Aussage bekomme ich Bluthochdruck! Was qualifiziert Dich über Pflegefachkräfte, die bei Personaldienstleistern arbeiten pauschal so herzuziehen?

    Em Herrgott sei schönschde Gab`isch ond bleibt dr`Schwob!

  • Zitat

    Ich werde allerdings nie verstehen warum der Durchschnittspatient sich das bieten lässt, während er sobald er im Elektromarkt einen Fernseher o.ä. kauft sich jedes Detail genau beschreiben lässt.


    Den zahlt man aber auch selbst aus eigener Tasche........


    Im Übrigen kenne ich das so, dass z.B. Gehhilfen und sonstige Immobilisationsgerätschaften, Hilfsmittel etc. durch eine/n Fachmann/-frau angepasst und erklärt werden. Das kann der Mitarbeiter des Sanitätshauses sein, der Physio-/Ergotherapeut, die zusätzlich qualifizierte Krankenschwester oder eben (und das kenne ich eher in Ausnahmefällen) ein behandelnder Arzt.
    Jedenfalls geschieht ja Krankengymnastik und Mobilisation bereits stationär, da wundert mich schon solch ein Heulen hinterher. Ich meine die typische Frage am Ende vor Entlassung "Haben sie noch Fragen? Möchten Sie noch etwas wissen?" stellt man doch immer und eine Telefonnummer oder das Angebot zu weiterer Hilfe bekommt auch jeder Patient mit, da ist dann eben die Frage, was der Einzelne damit anstellt. So habe ich das zumindest bislang erlebt... ich würde da nicht die Hand für jede Einrichtung und jeden Kollegen in's Feuer legen. Aber ich halte solche Extreme entweder für die persönliche Ansicht der Dinge, das persönliche Erleben der Situation oder für negative Einzelbeispiele.

  • Sargnagel:
    Nicht ohne Grund kennt der Arztberuf die Spezialisierung.
    Ein Kardiologe repariert keinen Schenkelhalsbruch und der HNO-Arzt macht kein psych. Gutachten.


    Auch im pflegerischen Bereich sind Spezialisierungen sinnvoll - zumindest aber eine gewisse Routine bei den tgl. Abläufen.
    Dies kann durch Personaldienstleiter nicht grundsätzlich gewährleistet werden - ihr Geschäftsmodell beruht ja auf der raschen Personalstellung.
    Im Pflegeberuf gibt es leider keinerlei Verpflichtung zur Fortbildung; das einmal erlangte Krankenpflegeexamen reicht bis zur Altersberentung.


    Das bedeutet dann im Einzelfall -vor einigen Monaten selbst erlebt - daß auf einer neurochirurgischen Station mit einem in den letzten Jahren immer höher gestiegenen
    Altersdurchschnii der Patienten viele Füsse rumlaufen, die "keinen Plan" haben.

    raphael-wiesbaden


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  • Stimmt und im Falle eines nicht erklärten Hilfs- oder Arzneimittels geht`s ja nur um die eigene Gesundheit


    Ironie oder nicht ist da die Frage. Jedenfalls: erzähl das doch mal den Patienten, die nicht mal alle 10 Jahre zur Impfung oder jedes Jahr einmal zum Check-Up beim Hausarzt oder Zahnarzt antreten. Alles wertvolle und bezahlte Leistungen, die nicht billig sind und nachweislich der Volks- sowie der eigenen Gesundheit dienen. Oder erzähl es den Rauchern... ----oder Schichtarbeitern ;-) :rofl:


  • Da darf ich doch mal nachfragen, wo du das erste Mal mit den Krücken laufen solltest? Noch im Krankenhaus oder bereits zu Hause?


    Sollte dir ein Arzt zeigen, wie man Clexane spritzt oder wie verstehe ich deinen Beitrag?

  • Im Krankenhaus.


    Ne, ich wollte nur sagen das es statt fand.


    Ich habe 3x einen Arzt gesehen im 2. Haus.
    - Aufklärungsgespräch mit Chirurg (das ich nicht knien könnte wurde nicht erwähnt.)
    - Aufklärungsgespräch mit Anästhesie
    - Gespräch nach OP mit Chirurg.


    Ich war vom menschlichen nicht beeindruckt was die Ärzte anging. Dabei kannte ich die alle, und weis das es motivierte, freundliche Menschen sind.


    Ich empfehle das Buch "Die verlorene Kunst des Heilens"...



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  • Keine Visiten? Eher ungewöhnlich.


    Vielleicht sollte man sich mal klar machen, dass Ärzte nicht für alles zuständig sind. :rolleyes_1:

  • Wo habe diese Erwartungshaltung hingeschrieben?



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  • Deine Aussagen sind leider nur sehr uneindeutig.


    Weiter oben schreibst du, es wurden nur 2 Krücken vors Bett gestellt, ohne Anweisung oder Hilfe. Dann jetzt aber doch?


    Wenn du etwas ausführlicher schreiben würdest, könnte ich auch besser auf deine Aussagen eingehen.


    Und gab es täglich ärztliche Visiten?


  • Krankenhäuser und das zugehörige Personal sind aber nicht für die kognitive Leistungsfähigkeit ihrer Patienten verantwortlich und irgendwann endet auch deren Verantwortung.


    Und wenn man sich dann daran erinnert, dass auch bei komplett richtiger Aufklärung ein Patient sich im Schnitt gerade mal an 30% des aufgeklärten erinnert.....

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Sorry. 2 Krücken waren am Bett. Dazu wurde nix gesagt. (Wo schreibe ich das es doch welche gab?)


    Ich lag mit einem gebrochenen Bein auf der Viszeralstation (war grade Glatteis in Berlin, Unfallchirurgie war voll), es gab keine Visite. Das es eine Röntgenkontrolle nach der OP vor der Entlassung gab, war mir geschuldet. Weil ich fragte ob ich ohne Röntgen entlassen werden kann. Dann gabs beschämte Gesichter, und ein "Röntgen gibts heute, aber wann ist unklar, ich dachte das war schon" (war am Entlassungstag).

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