Rettungsdienst in BaWü in der Krise - Mittwoch 9.7. im SWR Fernsehen

  • Sieht zumindest mal so aus als ob da mal deutlicher Ross und Reiter genannt würden. Bleibt abzuwarten ob auch auf die Folgen der Ausschreibungen für das Personal eingegangen wird.

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Bleibt abzuwarten ob auch auf die Folgen der Ausschreibungen für das Personal eingegangen wird.


    Auch wenn es eigentlich nicht zu diesem Thread passt, möchte ich zum Thema "Ausschreibungen" kurz etwas anmerken.
    Die Folgen für das Personal sind sehr stark davon abhängig, wie die Ausschreibungen gestaltet sind.
    Vor gar nicht all zu langer Zeit, war ich in einem EU-Land in dem der Rettungsdienst zur Gänze ausgeschrieben wird und hatte die Gelegenheit mit verschiedenen Personen aus den Systemen und von Seiten der ausschreibenden Stelle zu sprechen.


    Um es kurz zu machen, die Ausschreibungsparameter waren in erster Linie klinische Key Performance Indicator.
    Des Weiteren waren Anforderungen zu den Ausbildungsprofilen des Personals, den Fortbildungen, den Fahrzeugen (nicht einfach EN 1789, sondern ganz klare Aussagen zur Sicherheit, z.B. dass der Betreuer den Patienten aus dem Sitzen heraus und angeschnallt versorgen können muss, etc.), der Gehaltsstruktur (sie können auch nicht niedriger zahlen, sonst würde das Personal abwandern), Arbeitszeitrichtlinien, Equipment (auch ausserhalb der EN 1789, e.g. elektrische Fahrtrage für rückenschonendes Arbeiten), u.v.m. in den Ausschreibungen definiert.


    Also vieles von dem man in den rettungsdienstlichen Ausschreibungen hierzulande nur träumen kann.


    Und in den Gesprächen mit dem Personal war auffällig, dass sie keine wirklich Ängste hatten, da ihnen bewusst war, dass auch ein neuer Anbieter all die Anforderungen, welche sie betreffen, erfüllen muss.


    Aufgrund dieser Erfahrung und Gesprächen in anderen europäischen Ländern zu diesem Thema, stellt sich für mich zunehmend die Frage, ob bei den Ausschreibungen nicht eigentlich die ausschreibende Stelle der Grund allen Übels ist und nicht die Anbieter.

    Einmal editiert, zuletzt von Mathias Duschl ()


  • Da hast du bei allem vollkommen recht! Aber in einem Staat wo man gefühlte 50 Jahre benötigt um einen gesetzlichen Mindestlohn mit x Ausnahmen und jahrelanger "Einschleichung" zu implementieren kann man keine solchen sozialen Massnahmen seitens der Regierung/en erwarten.

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Klingt nach Dänemark.

  • Da hast du bei allem vollkommen recht! Aber in einem Staat wo man gefühlte 50 Jahre benötigt um einen gesetzlichen Mindestlohn mit x Ausnahmen und jahrelanger "Einschleichung" zu implementieren kann man keine solchen sozialen Massnahmen seitens der Regierung/en erwarten.


    Manchmal ist es ein bisschen peinlich, was du so schreibst.

  • Zitat

    Aufgrund dieser Erfahrung und Gesprächen in anderen europäischen Ländern zu diesem Thema, stellt sich für mich zunehmend die Frage, ob bei den Ausschreibungen nicht eigentlich die ausschreibende Stelle der Grund allen Übels ist und nicht die Anbieter.


    Ich unterstelle hier auch eine grundsätzlich andere Kultur. Wenn die Ausschreibung nur auf billig aus ist und andere Faktoren uninteressant sind/scheinen, kommt auch etwas anderes heraus.

  • Ich unterstelle hier auch eine grundsätzlich andere Kultur. Wenn die Ausschreibung nur auf billig aus ist und andere Faktoren uninteressant sind/scheinen, kommt auch etwas anderes heraus.

    Es gibt einen sehr einfachen Grundsatz im Management.
    Man kann 3 Dinge innerhalb eines Unternehmens bzw. Systems kontrollieren:
    1. Qualität
    2. Zeit
    3. Geld


    Wenn ich einem davon den Vorang gebe, wirkt sich das "negativ" auf die beiden anderen aus.
    Sprich wenn ich den Fokus auf "billig" lege, wird auf jeden Fall die (Ergebnis-)Qualiät darunter leiden.


    Aus meiner Sicht stellt sich daher die Frage, ob dies wirklich kulturell bedingt ist, oder nicht an der Inkompetenz der Verantwortlichen liegt.

  • Ich denke das es oft eine Mischung aus Inkompetenz und fehlender Sachkenntnis der Verantwortlichen ist. Welcher für die Ausschreibungen zu ständige Beamte/Gremium hat den schon tiefgehendere Kenntnisse( Fahrzeugtechnik, Ausrüstung, etc) ? Dazu kommen dann die Sparvorgaben von oben denn man will ja einen guten Eindruck machen beim Wähler/Vorgesetzten. Gerade in BaWü ist diese geitz ist geil Mentalität im RD weit verbreitet. Man ist ja im IM noch stolz drauf den billigsten( Pardon wirtschaftlichsten) RD bundesweit zu haben.
    Ich bin gespannt auf den Beitrag und hoffe das da mal Zahlen auf den Tisch kommen.

  • Sprich wenn ich den Fokus auf "billig" lege, wird auf jeden Fall die (Ergebnis-)Qualiät darunter leiden.


    Das finde ich ein bisschen sehr vereinfacht. "Auf jeden Fall" kann man in dem Zusammenhang nicht sagen.


    Was Ausschreibungen angeht: Sie sind dazu da, den Anbieter zu finden, der ein definiertes Leistungspaket zu den günstigsten Konditionen erbringen kann. Da ist - natürlich - der Preis ein maßgebliches Kriterium. Wenn die ausschreibende Stelle nicht willens oder nicht in der Lage ist, sich Gedanken über das von ihr gewünschte Produkt zu machen, kann das Instrument Ausschreibung nichts dafür. Gerade im Rettungsdienst scheint mir ein typisches Problem vieler Ausschreibungen (und der nachfolgenden Beschwerden) zu sein, dass niemand sich jemals mit der Frage beschäftigt hat, welche rettungsdienstliche Leistung man eigentlich aktuell hat und zukünftig haben will. Angeregt durch aufgetretene Probleme scheint mir allerdings ein Umdenken stattzufinden.

  • Das finde ich ein bisschen sehr vereinfacht. "Auf jeden Fall" kann man in dem Zusammenhang nicht sagen.

    Basierend auf der eigenen Erfahrung als Unternehmer und der einschlägigen Literatur ist es so einfach.
    Aber ich lasse mich gerne von Gegenteil überzeugen.


    Gerade im Rettungsdienst scheint mir ein typisches Problem vieler Ausschreibungen (und der nachfolgenden Beschwerden) zu sein, dass niemand sich jemals mit der Frage beschäftigt hat, welche rettungsdienstliche Leistung man eigentlich aktuell hat und zukünftig haben will. Angeregt durch aufgetretene Probleme scheint mir allerdings ein Umdenken stattzufinden.

    Da bin ich voll und ganz bei Dir.

  • Basierend auf der eigenen Erfahrung als Unternehmer und der einschlägigen Literatur ist es so einfach.


    Mit der einschlägigen Literatur kenne ich mich nicht aus, bin aber skeptisch, falls darin so zwingende Interdependenzen behauptet werden, denn aufgrund meiner eigenen Erfahrung als Unternehmer ist es nicht so einfach: Wenn ich zum Beispiel für meine Arbeitsmittel möglichst wenig Geld ausgebe, leidet darunter nicht automatisch meine Qualität. Und zwar weder die Prozessqualität noch die Ergebnisqualität. Umgekehrt trägt ein besonders teures Arbeitsmittel nicht automatisch zu besserer Qualität bei.

  • Ein klassisches Beispiel im Alltag sind typische Markenartikel, die wegen des Labels oft teurer, aber nicht zwangsläufig besser sind.

  • Die Ausschreibung geht doch trotzdem immer zu Lasten der Angestellten. Vor allem der älteren Angestellten in höheren Lohngruppen.


    Die werden doch von einem neuen Anbieter nicht zu den gleichen Bedingungen beschäftigt werden. Betriebsübergang hin oder her.


    Ein RTW kostet (fast) für alle das gleiche. Ein Verbandspäckchen auch.


    Gespart werden kann nur beim Personal. Jung und billig ist die Devise.

  • lustigerweise haben sie für den Beitrag auch einen Tag bei uns in der Pfalz gedreht... gefühlte 100mal mit dem Fahrzeug aus der Wache, in die Wache, aus der Wache, in die Wache usw

  • Schade. In der Mediathek findet sich nur ein dreiminütiger Beitrag zum Thema. SWR empfange ich hier im Norden via DVBT leider nicht :-(

  • Es dauert meistens zwei Tage, bis aktuelle Beiträge vom SWR in die Mediathek gestellt werden. Auch die Auswahl, was dort landet ist unterschiedlich, schau einfach in ein paar Tagen nochmal nach.