Ersthelfer nach Unfall mit HIV infiziert?

  • Zitat

    Die Polizei sucht dringend nach einem Mann, der in Sindelfingen erste Hilfe geleistet hat. Er versuchte am Donnerstagabend, einen 37-jährigen Fußgänger wiederzubeleben, der kurz zuvor beim Überqueren der Straße von einem Auto erfasst worden war und noch an der Unfallstelle verstarb. Das Unfallopfer war möglicherweise mit dem HI-Virus infiziert, teilt die Polizeidirektion Ludwigsburg mit.


    Der Ausführliche Bericht auf:


    Stuttgarter Zeitung

  • Laut einer aktualisierten Meldung eines Regionalsenders und der Stuttgarter Nachrichten hat sich der HIV-Verdacht beim Unfallopfer nicht bestätigt

  • Weder die Info, dass es einer der weltweit ersten Fälle wäre, noch die Entwarnung wird in den Medien aufgegriffen werden... Sicher aber, dass man sich als Ersthelfer ständig einer massiven Infektionsgefahr ausgesetzt sehen muss... Traurig, traurig...

  • Sicher aber, dass man sich als Ersthelfer ständig einer massiven Infektionsgefahr ausgesetzt sehen muss... Traurig, traurig...


    Was ist daran traurig? Kranke Menschen gab es immer, gibt es immer und wird es immer geben.
    Das Risiko bei im Straßenverkehr zu verunglücken ist auch massiv. Trotzdem findet das keiner traurig.


    Natürlich würde es mir für (je)den Ersthelfer leid tun wenn er beim Versuch anderen Menschen zu helfen sein eigenes Leben gefährdet oder im schlimmsten Fall verliert.


    Aber was du mit deinem Post sagen möchtest verstehe ich trotzdem nicht? Was ist denn für dich die Konsequenz?

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Ich will damit sagen, dass beim Durchschnittsbürger nur ankommt "oh mein Gott, da hat einer Aids bekommen, weil er nem anderen geholfen hat"- und genau solche Meinungen und Irrglauben sind es doch, die dazu führen, dass die Gesellschaft die Hemmschwelle vor dem Helfen nicht verliert- und das finde ich wiederrum traurig.
    Wir hängen in den Erste-Hilfe-Kursen noch bei "kann ich denn belangt werden, wenn ich falsch helfe", verkürzen jetzt noch noch die Erste-Hilfe-Ausbildung, ohne wirklich Inhalte zu streichen und haben entsprechend für solche Themen in Zukunft noch viel weniger Zeit und dann kommt auch noch einer daher und sagt, dass die Reanimation gefährlich sei. Klar ist das alles überzeichnet und sicherlich ist die Suche nach dem Helfer berechtigt und notwendig- trotzdem sind es aus meiner Sicht die falschen Signale, die dadurch in der Gesellschaft ankommen (ohne- und das muss ich leider zugeben- einen besseren Vorschlag zu haben)

  • Ich schließe mich der Einschätzung von Franka an. Es wird meines erachtens nach darauf hinaus laufen, dass die EH Kurse nochmehr zur Makulatur verkommen um dem Gesetze genüge zu tun und am Ende jeder sagt: "Ich habe 112 angerufen, aber zum Selbstschutz habe ich keine Maßnahmen durchgeführt, da der Verunfallte als primär infektiös anzusehen war, da mir kein gegenteiliger unzweideutiger Befund vorlag und ich als Fussgänger keine Mittel zum Selbstschutz mitzuführen habe. Somit habe ich im Sinne des § 323 c StGB dritter Halbsatz "...insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist,..." von einer Manipulation an dem Verunfallten abstand genommen um eine Selbstgefährdung zu vermeiden."
    Die Klageführung der Staatsanwaltschaft wird auch interessant werden, da Lege artis jedwede Körperflüssigkeit als infektiös anzusehen ist, selbst wenn sie auf alles getestet wurde, da es ja immer noch Erkrankungen geben kann auf welche heute noch nicht getestet werden kann.

  • Da nehme ich mich, auch als Profi, nicht von aus. Wenn ich zu Fuß in der Stadt unterwegs bin und somit auch nichts dabei habe, so werde ich mich bei ekligen, siffigen oder blutigen Patienten auf das notwendigste beschränken (Und wenn es halt der Notruf ist. Ich kann es bei vielen Anrufern nachvollziehen!). Eine Mund-zu-Nase-Beatmung gibt es erst recht nicht! Dann muss ggf. halt eine HDM reichen. So weit geht meine Nächstenliebe nicht, dass ich mich und mein privates Umfeld in Gefahr bringe. Ich habe bereits eine Nadelstichverletzung und das dazu gehörende Theater hinter mir. Noch einmal muss nicht sein.


    Im privaten Umfeld habe ich eine Notfalltasche (Beatmungsbeutel, LT, Diagnostik, Verbandzeug, VEL). Dort habe ich diese auch schon einige Male benötigt (kranke Angehörige), früher sogar als Frist Responder zur Zeiten der alten, kleinen und persönlichen Leitstelle in der Nähe zum Wohnort. Auf meinem Auto habe ich nur einen Verbandkasten mit Beatmungshilfe. Das muss reichen als Nächstenliebe und Bürgerpflicht. Und wenn ich zu Fuß unterwegs bin? Tja...man kann halt nicht jeden retten (das sagte sogar schon mal mein ehemaliger oberste Dienstherr, ein Landrat).


    Gibt es eigentlich auch AED-Stationen, die über Beatmungshilfen und Einmalhandschuhe verfügen? Das wäre doch mal was...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Eigentlich eine gute Idee. Vor allem, wenn mal Profis als Ersthelfer vor Ort sind. Bei der jährlichen Reanimationsschulung der Angehörigen unserer Herzsportmitglieder verzichten wir inzwischen auf die Beatmung.

  • Meine Erfahrung mit der Telefonreanimation ist, dass viele Anrufer/Notfallzeugen sich schwer mit der Beatmung tun. Aus Ekel und weil scheinbar zu schwer umzusetzen. Ich denke mal das liegt am Stress der Situation, auch wenn es uns scheinbar einfach vorkommt. Ich beschränke mich nach dem Versuch der Anleitung zur Beatmung meistens schnell auf die HDM. U.a. auch schon einige Male mit Erfolg. Vielleicht erinnert sich noch einer an den jungen Familienvater, von dem Notruf ich hier berichtete, der mehr als 10min recht suffizient "bedrückt" wurde und nach Eintreffen des RTW sofort nach dem ersten Zyklus und einer Defibrillation wieder ROSC hatte (und im Krankenhaus wieder wach & ansprechbar war).


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Gibt es eigentlich auch AED-Stationen, die über Beatmungshilfen und Einmalhandschuhe verfügen? Das wäre doch mal was...


    Gruß[/align]


    Gibt zu fast allen AED "First-Responder-Kits". I.d.R. mit Beatmungshilfe, Kleiderschere, Rasierer und zwei Größen Handschuhe.


    Zum Thema Hands-only-CPR:
    Finde ich für Laienhelfer gut. Ich veranstalte im Rahmen der Woche der Wiederbelebung ein HLW/AED-Training in meiner Firma. Da wird auch nur drücken geübt.

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  • Gibt zu fast allen AED "First-Responder-Kits". I.d.R. mit Beatmungshilfe, Kleiderschere, Rasierer und zwei Größen Handschuhe.

    Ich kenne zwar ein gutes Dutzend solcher Stationen in meiner Heimat, aber so richtig rein geschaut habe ich auch noch nie. Ist ein solches Set, also Handschuhe, Schere, usw., immer dabei? Ich dachte bisher, dass nur die Bruzelkisten da drin wären, ohne Schnickschnack. Toll wäre das ja, was meiner "Idee" dann ja zu genüge getan wäre...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich kenne nur Geräte mit Set.
    Ist aber eigentlich optional - fast immer zumindest.Der LIFEPAK CR Plus kommt immer mit Set, das weiß ich noch ziemlich genau.

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  • Ok, danke. Ich werde mir mal bei der nächsten Möglichkeit die Kisten mal genauer anschauen.


    Gruß

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  • Das gibt Mecker mit den Kollegen aus der Funkbutze...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Hab am Schlüsselbund so n Beatmungstuch mit Ventil. Und in einer zweiten Tasche (für ein Beatmungstuch) habe ich stattdessen 1 paar Nitrilhandschuhe). Das muss reichen.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Der AED kommt von Seiten der Hersteller nicht selten "solo", sodass man dann am besten noch ein kleines Handtuch, 2 Rasierer, Handschuhe und eine Pocket-Mask mit reinpackt. Kostenpunkt: Ca. 10€.


    Allerdings kenne ich einige Betriebe und auch öffentliche "AED-Stationen", die lediglich das Gerät vorhalten. Oftmals ist das nicht ein finanzielles Problem, sondern dass die da einfach nicht drauf gekommen sind. Schlimmer find' ich eigentlich, dass das jemand ( nicht selten eine HiOrg..) in dieser Konfiguration so verkauft, einen teuren Kurs mit dazu packt und sich auf die Wartung beschränkt...


    In einer Arztpraxis ist das ja ein wenig zu entschuldigen (die meisten Praxen mit "modernem" AED haben ja auch in Reichweite entsprechendes Notfalleuqipment, aber auch da gilt für die Hausbesuche: 10 €, und das Problem ist erledigt...


    Im Rahmen der aktuellen Leitlinien nutze ich bei der Frage nach der Beatmung meist folgende Argumente:


    1. Häufig Angehörige oder Bekannte, Freunde
    2. Weltweit kaum böse Infektionen (SARS ausgenommen, bei uns aber recht selten), sondern nur "sowas wie einen Schnupfen"
    3. "...bevor das aber jemand hindert --> Drücken,Drücken,....blabla"

  • Das wirkungsvollste Mittel gegen die durchaus berechtigten Ängste der Ersthelfer sind EH-Ausbilder die den TN diese Ängste nehmen anstatt weiter zu verunsichern. Ich erlebe in nahezu jedem Kurs TN (ganz gleich ob Laienhelfer oder angehende EH-Ausbilder), die von vorangegangenen Kursen berichten in denen sie Schauergeschichten von gesundheitlichen Schäden durch Ersthelfer sowie Warnungen vor rechtlichen Konsequenzen für Ersthelfer gehört haben.


    Ist ein solches Set, also Handschuhe, Schere, usw., immer dabei? Ich dachte bisher, dass nur die Bruzelkisten da drin wären, ohne Schnickschnack. Toll wäre das ja, was meiner "Idee" dann ja zu genüge getan wäre...

    Ich mache AED-Inbetriebnahmen. Nahezu alle Hersteller bieten diese zusätzlichen "AED-EH-Sets" mit Handschuhen, Rasierer, Vliestüchern und Beatmungshilfe (i.d.R. leider Taschenmaske) an. Standardmäßig ab Werk sind die AED aber wenn dann meist nur mit Schere bestückt. Hier ist es die Aufgabe des Medizinprodukte-Beraters den Kunden entsprechend zu beraten.


    Mein persönliches "EH-Set" besteht regulär aus Lifekey und 1 Paar Handschuhen. Wenn ich mich von der Zivilisation entferne, sprich wandern gehe, ist im Rucksack ein "Verband-Desi-Zecken-Blasen-Set".

    Em Herrgott sei schönschde Gab`isch ond bleibt dr`Schwob!