Zwischenfall bei der Schwimm-EM: Polin Charlos muss aus dem Wasser gerettet werden

  • Schreckmoment zum Start der Schwimm-EM in Berlin: Die Polin Natalie Charlos musste entkräftet aus dem Wasser gezogen werden. Mittlerweile ist ihr Zustand stabil. Kritik gab es am Einsatz der Retter.


    ...


    Der deutsche Bundestrainer Stefan Lurz schrie am Streckenrand "wie am Spieß", um das Rettungsboot auf das Schicksal der Polin aufmerksam zu machen. Er kritisierte die Rettungskräfte: "So ein Dreck von der DLRG. Erst die Sonnenbrille abnehmen und dann erst ins Wasser."



    Quelle: http://www.spiegel.de/sport/so…er-gerettet-a-985922.html

  • Der deutsche Bundestrainer Stefan Lurz schrie am Streckenrand "wie am Spieß", um das Rettungsboot auf das Schicksal der Polin aufmerksam zu machen. Er kritisierte die Rettungskräfte: "So ein Dreck von der DLRG. Erst die Sonnenbrille abnehmen und dann erst ins Wasser."


    Klingt wie der typische ahnungslose Laie, der seine eigenen Emotionen nicht im Griff hat. Das sollte man weder in die eine, noch in die andere Richtung überbewerten. Erst recht nicht auf der dünnen Grundlage.


    Mit etwas Abstand kann sich der Herr Bundestrainer ja nochmal erkundigen, was der DLRG-Helfer für den Dienst bekommt, bei dem er anderer Leute Hobby absichert. Vielleicht entschuldigt er sich dann für die Wortwahl.


    J.

  • Klingt wie der typische ahnungslose Laie, der seine eigenen Emotionen nicht im Griff hat. Das sollte man weder in die eine, noch in die andere Richtung überbewerten. Erst recht nicht auf der dünnen Grundlage.


    Mit etwas Abstand kann sich der Herr Bundestrainer ja nochmal erkundigen, was der DLRG-Helfer für den Dienst bekommt, bei dem er anderer Leute Hobby absichert. Vielleicht entschuldigt er sich dann für die Wortwahl.

    Derzeit ist wohl nicht wirklich klar ob sich der Bundestrainer wirklich dahingehend geäussert hat. Das Hamburger Abendblatt zitiert den Bundestrainer "Das war einfach unglaublich. Ich habe wie am Spieß geschrien, aber die fahren 50 Meter nur nebenher. Die haben nur zugeschaut"



    Was der Lohn des DLRG-Helfers damit zu tun hat, daß er angeblich zu spät reagiert hat erschließt sich mir nicht. Darf man schnelle, professionelle Hilfe nur von (gut) bezahlten Rettern erwarten?

    Em Herrgott sei schönschde Gab`isch ond bleibt dr`Schwob!

  • Was der Lohn des DLRG-Helfers damit zu tun hat, daß er angeblich zu spät reagiert hat erschließt sich mir nicht. Darf man schnelle, professionelle Hilfe nur von (gut) bezahlten Rettern erwarten?


    Man sollte professionelle und andere Helfer mit einem gewissen Respekt behandeln, selbst dann, wenn sie Fehler machen sollten. Das gilt meiner Meinung in besonderem Maße dann, wenn sie ihren Dienst aus idealistischen Gründen leisten. Die Wortwahl "So ein Dreck von der DLRG. Erst die Sonnenbrille abnehmen und dann erst ins Wasser", sollte das Zitat echt sein, entspricht dem meiner Meinung nach nicht. Erst recht nicht von einem Verbandsrepräsentanten, dem man ein Mikrofon unter die Nase hält.


    Ich selbst musste mir als jugendlicher Rot-Kreuz-Helfer viel zu lange das dumme Geschwätz von Dorffußball-Funktionären anhören, während ich an der Seitenlinie von Dorffußballplätzen Dorffußballspiele (für ne Cola und ne Wurst) sanitätsdienstlich absicherte, während mein Wochenende an mir vorbeistrich. Gleichzeitig war ich lange genug ehrenamtliche Einsatzkraft in einem Wasserrettungsdienst, um zu wissen, dass bei Regatta- und anderen Wassersportveranstaltungen für alles Mögliche mehr Geld zur Verfügung steht als für die Absicherung, die immer wieder nur als lästige Pflicht angesehen und behandelt wird - bis hin zum "kleinen Helfer".
    Irgendwann kommt dann einfach der Punkt, an dem man geneigt ist zu sagen: "Macht euren Scheiß doch selbst!"


    Und dafür, dass die DLRG meines Wissens ihre Dienste fast durchgehend ehrenamtlich leistet, ist deren Niveau vergleichsweise professionell. Das bedeutet aber nicht, dass man Unfehlbarkeit erwarten kann.


    J.

    Einmal editiert, zuletzt von Jörg Holzmann ()

  • "Macht euren Scheiß doch selbst!"


    Ich erinnere mich noch an eine hochkarätige Motorsportveranstaltung, bei der ich mir genau das gleiche gedacht habe, nachdem man dort, wie der letzte Dreck behandelt worden ist.
    Daher verstehe ich deine Meinung Jörg und kann deiner Aussage bezüglich des Trainers zu 100% zustimmen.

  • Gerade bei wasserseitigen Absicherungen kommt ein besonderer Umstand hinzu:
    Man ist in der Regel angehalten, erst bei aktiver Anforderung eines Hilfeersuchenden oder wie in diesem Fall "angemessen spät" einzugreifen. Der Grund dafür ist, dass der Segler, Kanute, Schwimmer oder was auch immer in dem Moment, in dem ich ihn unterstütze disqualifiziert ist. Man wird also gerne von vornherein auf spätes Eingreifen getrimmt. Sowohl von Veranstaltern, als auch von Sportlern.
    Hinzu kommt die Tatsache, dass ich mit einem Boot oder einem Rettungsschwimmer auf dem Weg zu einem vermeintlichen Einsatz schnell ein komplettes Rennen sprengen kann, wenn das Rettungsmittel dazu andere Sportler behindern muss.
    Echte Einsätze im Rahmen wasserseitiger Absicherungen sind in der Summe deutlich schwerer zu erkennen und einzuordnen, als das an Land der Fall ist. Zudem stellen sich harmlose Situationen für den Laien mitunter deutlich spektakulärer dar, als echte Notsituationen. Spätestens seit "Baywatch" ist die Bewertung solcher Situationen umso mehr an Ausbildung und Erfahrung gekoppelt.

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • Klingt wie der typische ahnungslose Laie, der seine eigenen Emotionen nicht im Griff hat. Das sollte man weder in die eine, noch in die andere Richtung überbewerten. Erst recht nicht auf der dünnen Grundlage.


    Mit etwas Abstand kann sich der Herr Bundestrainer ja nochmal erkundigen, was der DLRG-Helfer für den Dienst bekommt, bei dem er anderer Leute Hobby absichert. Vielleicht entschuldigt er sich dann für die Wortwahl.


    J.


    Ein Bundestrainer dieses Sports, der zudem in der Nähe war, ist nicht in der Lage, selbst einen Rettungsversuch zu machen?
    Die Strömungsverhältnisse dort müssen wirklich extrem sein - oder hatte er Angst, daß die Frisur dann nicht mehr sitzt?

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Gerade bei wasserseitigen Absicherungen kommt ein besonderer Umstand hinzu:
    Man ist in der Regel angehalten, erst bei aktiver Anforderung eines Hilfeersuchenden oder wie in diesem Fall "angemessen spät" einzugreifen. Der Grund dafür ist, dass der Segler, Kanute, Schwimmer oder was auch immer in dem Moment, in dem ich ihn unterstütze disqualifiziert ist. Man wird also gerne von vornherein auf spätes Eingreifen getrimmt. Sowohl von Veranstaltern, als auch von Sportlern.
    Hinzu kommt die Tatsache, dass ich mit einem Boot oder einem Rettungsschwimmer auf dem Weg zu einem vermeintlichen Einsatz schnell ein komplettes Rennen sprengen kann, wenn das Rettungsmittel dazu andere Sportler behindern muss.
    Echte Einsätze im Rahmen wasserseitiger Absicherungen sind in der Summe deutlich schwerer zu erkennen und einzuordnen, als das an Land der Fall ist. Zudem stellen sich harmlose Situationen für den Laien mitunter deutlich spektakulärer dar, als echte Notsituationen. Spätestens seit "Baywatch" ist die Bewertung solcher Situationen umso mehr an Ausbildung und Erfahrung gekoppelt.


    Genau das Problem gab es hier kürzlich bei der Auftakt Etappe der tour de france. Da haben sich manche Sportler schwerst auf den Asphalt gelegt, wenn man sich denen näherte wurde man angezischt die blos nicht anzufassen, wegen der Gefahr des Rennausschlusses. Man stelle sich den Fall umgekehrt vor, kurz vor dem Ziel, die Schwimmerin hat Probleme, die DLRG geht sofort zu Wasser und unterstützt, die Schwimmerin wird ausgeschlossen und hetzt dann das sie die 100 Meter auch noch geschaft hätte. Der Bundestrainer hetzt dann gegen hypertrophe Retter die die Lage nicht einschätzen konnten....

  • Um so mehr ist es die Aufgabe der "Rennleitung" zu entscheiden wann und vor allem rechtzeitig eingegriffen werden muss.



  • Ich habe, als ich noch in Deutschland war, auch so wie du auch am Ende gedacht. Für ne Cola und nen Würstchen stelle ich mich doch nirgends hin, wenn die anderen damit dicken Reibach machen. Und wir waren sehr oft, der lästige kleine Helfer, der sich erdreistet noch was dafür zu verlangen. Heute stehe ich auf den Standpunkt, wer mich braucht, der muss dafür gut zahlen.

  • Heute stehe ich auf den Standpunkt, wer mich braucht, der muss dafür gut zahlen.

    So sehe ich das auch! Ehrenamtlich mache ich keinen Finger mehr krumm...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich habe, als ich noch in Deutschland war, auch so wie du auch am Ende gedacht. Für ne Cola und nen Würstchen stelle ich mich doch nirgends hin, wenn die anderen damit dicken Reibach machen. Und wir waren sehr oft, der lästige kleine Helfer, der sich erdreistet noch was dafür zu verlangen. Heute stehe ich auf den Standpunkt, wer mich braucht, der muss dafür gut zahlen.


    Ich will nicht pingelig erscheinen, aber so habe ich das nicht gesagt.
    Ich finde schon, dass es gewisse Sanitätsdienste gibt, die man als Helfer auch für ne Cola und ne Wurst zufrieden und motiviert leisten kann. Man möchte dann nur respektvoll behandelt werden.
    Ich habe ein paar Hundert Sanitätsdienste hinter mir, die meisten davon ehrenamtlich, und meistens hat es Spaß gemacht. Sonst hätte ich das nicht so lange und so oft gemacht.
    Richtig ist, dass das immer eine gewisse Gratwanderung ist. Wenn der Helfer keine Motivation mehr aus der Tätigkeit ziehen kann (und damit meine ich kein Geld), dann wird er damit aufhören, falls er ein wenig Selbstachtung hat. Ehrenamt ist in ziemlich vielen Bereichen des öffentlichen Lebens wichtig und wertvoll, genau deshalb muss es auch wertschätzend behandelt werden und darf nicht auf den Dienstleistungsaspekt reduziert werden. Nicht mehr, nicht weniger.


    J.

  • Ich will nicht pingelig erscheinen, aber so habe ich das nicht gesagt.
    Ich finde schon, dass es gewisse Sanitätsdienste gibt, die man als Helfer auch für ne Cola und ne Wurst zufrieden und motiviert leisten kann. Man möchte dann nur respektvoll behandelt werden.
    Ich habe ein paar Hundert Sanitätsdienste hinter mir, die meisten davon ehrenamtlich, und meistens hat es Spaß gemacht. Sonst hätte ich das nicht so lange und so oft gemacht.
    Richtig ist, dass das immer eine gewisse Gratwanderung ist. Wenn der Helfer keine Motivation mehr aus der Tätigkeit ziehen kann (und damit meine ich kein Geld), dann wird er damit aufhören, falls er ein wenig Selbstachtung hat. Ehrenamt ist in ziemlich vielen Bereichen des öffentlichen Lebens wichtig und wertvoll, genau deshalb muss es auch wertschätzend behandelt werden und darf nicht auf den Dienstleistungsaspekt reduziert werden. Nicht mehr, nicht weniger.


    J.


    ich hatte das auch so verstanden Jörg. Ich mache auch gerne mal was ehrenamtlich.

  • Warum ist mein Zitat da jetzt mit drin?

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ach so, nicht schlimm. Dachte nur, dass das vielleicht einen Grund hatte...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • So sehe ich das auch! Ehrenamtlich mache ich keinen Finger mehr krumm...


    Ich schon. Aber wenn es sich um eine kommerzielle Veranstaltung handelt, dann zahlt der Veranstalter entsprechend an meine Organisation. Wenn das nicht der Fall ist, bin ich raus.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • DSV reagiert:


    "Nach der dramatischen Rettungsaktion der polnischen Freiwasserschwimmerin Natalie Charlos zum Europameisterschafts-Auftakt in Berlin hat DSV-Präsidentin Christa Thiel eine Regeländerung gefordert. "Man sollte den Sicherheitskräften ermöglichen, sofort einzugreifen", sagte die Chefin des Deutschen Schwimm-Verbandes. Beim Zehn-Kilometer-Rennen am Mittwoch war Charlos erst aus dem Wasser gezogen worden, nachdem sie bereits das Bewusstsein verloren hatte.
    Die Regeln des Weltverbandes Fina sehen vor, dass Schwimmer ein Handzeichen geben müssen, ehe die Helfer eingreifen dürfen."

    SPON


    Ertrinkende sind nur leider seltenst noch in der Lage, einen Arm aus dem Wasser zu bekommen. So oder so läuft es hier gerade eher auf blinden Aktionismus hinaus.


    Außerdem zeigen auch Erfahrungen aus anderen Sportveranstaltungen, dass Absprachen mit Handzeichen in den seltensten Fällen von Sportlern umgesetzt werden. Ein Beispiel dazu ist eine Veranstaltung eines bekannten Energy-Drink-Herstellers. Dabei sollten die Sportler mittels einer im Wasser gelegenen Rampe spektakuläre Sprünge zeigen. Vereinbart war ein Handzeichen nach der Landung als Zeichen, dass alles in Ordnung sei. In den Trainingsläufen war dieses nicht ein einziges mal zu sehen. Beim ersten "scharfen" Sprung brach sich der betreffende Teilnehmer dann leider das Schlüsselbein. Die -wenn auch marginale- Zeitverzögerung bei der Rettung kann meines Erachtens nur teilweise den eingesetzten Kräften des Wasserrettungsdienstes angelastet werden.

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • Ich würde es ja sehr begrüßen wenn der Herr Bundestrainer mal Stellung zu seiner Aussage nimmt bzw sollte die Aussage ("So ein Dreck...") stimmen, wäre wohl eine Entschuldigung fällig. Ansonsten ist der Herr Trainer wohl ein kleines, armes Würstchen.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin