Als Internist Notarzt fahren?

  • Ich gehe davon aus, dass eine Hospitation noch vor der NA-Ausbildung gemeint ist. Es schadet nicht mehr zu tun als man müsste.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ein großer Anteil (auch) der (Notarzt-) Einsätze sind absolute Banalitäten, die jeder Niedergelassene adäquat behandeln kann und der Rettungsdienst gar nicht erforderlich ist.


    Moment. Ich kenne auch einige Niedergelassene, die echt guten Notarztdienst hinlegen. Ich glaube, das ist vor allem eine Routinefrage.


    An den TO: Willkommen in einem der schönsten Berufsfelder, in denen man sich bewegen kann. Mach dir nen Plan, wie du mit bestimmten Situationen umgehen willst, dann bleibst du auch funktionsfähig wenn es mal klemmt. Und 50% der Kunst besteht nun mal darin, ruhig zu bleiben und Kompetenz auszustrahlen.

  • Nils, daran zweifele ich gar nicht. Es war der Niedergelassene in seiner Praxis, wenn sie das nächste mal öffnet, gemeint. Ich implizierte also, dass ein großer Anteil der Notarzteinsätze eigentlich hausärztliche Probleme sind.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Ich implizierte also, dass ein großer Anteil der Notarzteinsätze eigentlich hausärztliche Probleme sind.


    Ein Großteil der Einsätze könnte auch im Rahmen der hausärztlichen Versorgung versorgt werden. Das stimmt!
    Ein Asthmaanfall kann auch durch einen Hausarzt behandelt werden. Es kommt auf die Schwere an.
    Der Notarzteinsatz als solcher ist und bleibt aber ein Notarzteinsatz und kein Hausarzteinsatz. Die Intubation samt Narkose entspricht nicht dem Repertoire des Hausarztes.


    Hieraus allerdings den Schluss zu ziehen, dass hausärztliche Erfahrung für den Notarztdienst reicht, halte ich persönlich für falsch bzw. es würde nicht meinem persönlichen Anspruch an diese Tätigkeit entsprechen.


    Allerdings:
    Wer auf einer Intensivstation fachlich richtig mit Patienten umgehen kann und wer innerklinische Notfallsituationen meistert (innerklinisches Notfallteam, oftmals von Intensiv),
    der hat meiner Meinung nach die Grundkenntnisse, die man für "schwierige" Situationen braucht.

  • Diese Fähigkeiten sind klar gefordert und dem wird von mir auch nicht widersprochen. Allerdings ließt sich dieses Thema hier so, als würde des NEF durch ein Meer von Blut warten und der Tubus müsste schon im Schnellziehholster sitzen. Und die Region wäre mir noch nicht begegnet, da ist der NA-Einsatz wegen schlimmen Husten gefühlt deutlich häufiger!

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Vieles ist schon gesagt worden, ein paar kurze Anmerkungen meinerseits.


    Zusätzlich rotiere ich als nächstes noch für 6 Monate auf die internistische ITS und hoffe da dann gerade auch die Kenntnisse im Kreislaufmanagement weiter vertiefen zu können.

    Ich weiß nicht, wie viele schwerwiegend Erkrankte bei euch in der Notaufnahme behandelt werden. Mit persönlich hat die Intensivzeit sehr viel für die Tätigkeit als NA gebracht. Wenn du hier einigermaßen sicher bist, wird dir die Behandlung von Notfallpatienten außerklinisch auch gelingen. Schwere Polytraumata sind trotz häufiger Berichterstattung selten. Angst resultiert eigentlich immer aus mangelndem Wissen oder Erfahrung/ Routine. Hier nützt alles nichts, man muss es einfach tun, sonst besteht diese Angst immer weiter. Falls dahingend wirklich zu große Lücken sein sollten, lohnt es sich vielleicht tatsächlich einen Traumakurs zu besuchen. Möglich ist aber auch, wenn du Kontakte zu einer HiOrg hast, dort ein paar traumatologische Fallbeispiele zu üben oder Fälle mit NA-Kollegen durchzusprechen.


    Nun ist meine aktuelle Weiterbildungsstelle eigentlich (für internistische Verhältnisse) sehr gut organisiert und entsprechend unter Absolventen recht beliebt, sodass ich sie wenn möglich nicht aufgeben möchte.

    Dann gib sie auch bloß nicht auf. Die Facharztweiterbildung sollte immer an oberster Stelle stehen und eine sehr gute Organisation ist leider noch immer die Ausnahme als die Regel.


    Ist man als Internist für die Tätigkeit Notarzt geeignet?

    Ja. (Das einzige mal, wo ich das hier schreibe :-D )


    Wie kann man am besten Erfahrungen im Bereich der Atemwegssicherung sammeln?

    Kann mich da den Vorschreibern nur anschließen: Wenn es im eigenen Haus nicht möglich ist, in der Freizeit woanders in der Anästhesie hospitieren. Und es gilt: Komplikationen können auftreten, das ist immer möglich, man muss mit ihnen umgehen können. D.h. sich wirklich alternative Dinge im Voraus überlegen und diese anwenden können.

  • Ich gehe davon aus, dass eine Hospitation noch vor der NA-Ausbildung gemeint ist. Es schadet nicht mehr zu tun als man müsste.


    Gruß


    Ich glaube es war noch vor Ausbildungsbeginn gemeint, um zu entscheiden ob überhaupt.

    So war's gemeint. Lesen kann man das natürlich auch anders. :)


    Dann habe ich das mißverstanden.

    Siehe oben, war nicht so ganz eindeutig formuliert von mir.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Auch ich möchte mich den meisten hier anschließen und das "Mach's einfach!" würde ich auch übernehmen. In der Intensivzeit lernt man erfahrungsgemäß nochmal sehr viel und bekommt Sicherheit. Ja, intubieren sollte man können, aber da hast Du schon nach Deinen Ausführungen einen besseren Hintergrund als viele und es kommt wirklich selten vor, dass man das akut und sofort vor Ort machen muss. Wenn Du Dir unsicher bist was da Dein Stand ist, dann wirst Du tatsächlich nochmal üben gehen müssen und das notfalls in Deiner Freizeit. Aber nochmal: es ist wirklich eine seltene Angelegenheit und die häufigste Indikation ist der Kreislaufstillstand, bei dem Du meist zumindest wenig durch andere Maßnahmen wie Medikamentendosierungen und Monitoring abgelenkt wirst. Auch wenn ihr eine Autobahn in der Nähe habt, wird das Polytrauma nicht ganz täglich bei euch vorkommen. Außerdem ist da durch das gesamte Team bereits das meiste getan und man kann sich meist ganz auf die eigenen paar Handgriffe konzentrieren. Meine Erfahrung zeigt mir, dass bei Unfällen etc. eigentlich das wichtigste ist, den Überblick nicht zu verlieren und dass die Ansagen klar kommen, was wann aus medizinischer Sicht gemacht werden muss -also Chef sein. Hier würde ich v.a. erstmal empfehlen, den einwöchigen Notarztkurs zu machen und Einsätze mitzufahren. Wenn dann noch Unklarheiten bestehen, dann gibt es genug Kurse und Veranstaltungen zum Festigen des Theoretischen und Geübten.
    Wirklich sicher wird man erst mit der Einsatzerfahrung und jeder hat immer mal wieder neue Situationen vor sich. Der Wille, die Motivation sind wichtig und eben, dass man sich nicht selbst überschätzt, immer einen Plan B im Hinterkopf hat. Anfangs ist jede neue Situation eine Herausforderung, aber daran wächst man. Ich habe in meiner ersten Schicht auch mit nichts Großartigem gerechnet und dann kam es doch sehr hart als richtige Feuertaufe, seitdem hat man bald alles gesehen und der Adrenalinspiegel bleibt fast immer bei "Ruhe". Nach fast 300 Einsätzen in den gerade mal fast 7 Monaten meiner noch jungen selbstverantwortlichen Karriere als Notarzt kann ich nur sagen, es macht mir viel Spaß, die Arbeit mit den anderen Einsatzkräften läuft meist gut und reibungsarm ab und es werden immer weniger Notfälle, bei denen die Knie noch etwas weicher werden oder der Puls in extreme Höhen ansteigt. Irgendwann hat man auch ein gewisses Repertoire an Präzedenzfällen unterbewusst abrufbar erlebt. Es ist eigentlich wie in jedem Job und es ist genau wie in der Weiterbildung innerklinisch. Und noch was: man wächst unglaublich an den Aufgaben, auch für die klinische Tätigkeit. Also mein ganz klares Votum auch: Mach's! Überleg nicht zuviel, aber bleib Dir der Risiken und der Verantwortung immer bewusst! Schaff Dir die Voraussetzungen, mach Deinen Schein und wie oft und ob überhaupt Du Dich dann im Notarztdienst einsetzen lässt, bleibt in erster Linie ja immer noch Dir selbst überlassen.

  • Ich würde die Atemwegsproblematik eh nicht überbewerten. In der Initialphase ein paar Mal intubieren im OP und die weitere Übung kommt im ITS-Teil der Weiterbildung und in den Diensten. Damit kommt man schon recht weit. Und dann im Einsatz sich ruhig auch mal was trauen.


    Darf ich diesen Satz zitieren, wenn ich das nächste Mal im Innenministerium bei der Arbeitsgruppe "Notfallsanitäterusbildung" Argumente gegen die Ärzte brauche, die meinen, der NotSan solle mangels Ausbildungs- und Trainingsmöglichkeiten nicht intubieren?
    :P

  • Gerne, ich habe nichts gegen intubierende Retter. Entscheidend ist, daß sie aufhören es zu versuchen und einen Plan B in der Tasche haben. Wie bei Ärzten auch.

  • Zitat

    Darf ich diesen Satz zitieren, wenn ich das nächste Mal im Innenministerium bei der Arbeitsgruppe "Notfallsanitäterusbildung" Argumente gegen die Ärzte brauche, die meinen, der NotSan solle mangels Ausbildungs- und Trainingsmöglichkeiten nicht intubieren?
    :P


    NotSan, die - wie der OP schildert - ca. 250 Intubationen unter Aufsicht absolviert haben, dürfte selten mangelnde Ausbildung vorgeworfen werden. ;-)

  • Zitat

    NotSan, die - wie der OP schildert - ca. 250 Intubationen unter Aufsicht absolviert haben, dürfte selten mangelnde Ausbildung vorgeworfen werden. ;-)


    Welcher Notsan kommt denn auf da. 250 Intubationen unter Aufsicht?


    Ich komme auf ca. 150 aus Ausbildung, 8Wochen Hospitationen, 3 Monaten Famulatur in der Anästhesie und 2 Wochen Blockpraktikum. Denke das ist schon recht viel und trotzdem ist die Routine noch nicht immer da.





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