Region Hannover: Notaufnahmen melden sich immer öfter ab

  • Alrik


    Ich hab' nichts gegen IVENA. Ich kenn' das noch nicht mal. Von den Forenbeiträgen mal abgesehen. Ich fand das nur eine nette Vorlage in Bezug auf unseren kleinen Disput. Nix für ungut.


    Kein Ding. Und ich wollte nur mal rauskitzeln, ob dir vielleicht irgendein offensichtlicher Nachteil des Systems aufgefallen ist, der mir entgangen wäre.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Wetten dass was anderes raus käme, wenn man die Betroffenen, also Patienten und ihre Angehörigen befragen würde?
    Ganz unabhängig vom zweifellos vorhandenen Luxusdenken registriere ich oft genug, dass der Hausbesuchsdienst völlig planlos rumfährt und nicht flexibel reagiert, wenn tatsächlich mal was akuteres anliegt.

    Viele, die da anrufen, könnten auch selbst in die Notdienstzentrale kommen, vermeiden dies jedoch oft aus unterschiedlichsten Gründen (kein Auto, keine Lust Geld für ein Taxi auszugeben, zu faul etc.). Im Regelfall kommt der Hausarzt unter Tage auch nicht sofort vorbei, wenn jemand anruft, sondern erledigt die Hausbesuche gesammelt z.B. am Nachmittag. Und für wirklich akute, dringliche Fälle ist eben der Rettungsdienst da. Ich verstehe das Problem nicht.


    Unabhängig davon sollte man seine Fahrten natürlich sinnvoll planen, wobei es aber dann wieder zu längeren Wartezeiten kommen kann, wenn man erst mal die Patienten einer Ecke abarbeitet bzw. dort immer wieder neue Anrufe auflaufen.

  • Seit 3 Wochen ist das Problem bei uns nicht mehr akademischer Natur.


    Regelhaft lehnen die Krankenhäuser hier inzwischen schwerkranke und kranke Patienten ab (Sogar STEMIs hört man so!). Die Häuser sind teilweise bei -13 Betten am Tage, die Notaufnahmen sind als Bottleneck voll, die ITS und IMC überlaufen. Das soll keine apokalyptische Botschaft werden.


    Aber die Sorgen die manche haben und hatten, dass Defensivmedizin, und das ständige Einweisen von "Kleinigkeiten" zu Problemen führt, ist zumindest bei uns inzwischen Tatsache. Ich während ich während einer 25 Minütigen anfahrt in eine Landeshauptstadt versuchte ein Monitor-Platz zu finden sagte ein Arzt einer ITS eines maximalversorgers zu mir: "Wir haben keinen Platz. Aber ich weis, das nirgendwo platz ist. Wenn nix anderes geht, kommt her. Aber ich habe keine Ahnung wie ich das machen soll." Ich habe einen Platz woanders gefunden. Wenige Stunden später ist das Haus so voll, das eine intubiert und beatmete Patienten mit drei Perfusoren (Esketamin, Midazolam, Noradrenalin) einfach nicht sinnvoll dort untergebracht werden konnte. Sie fährt 40 Minuten weiter.


    In England haben wir schon oft gelesen, werden die Patienten durch RTW-Teams im KH weiter betreut, weil die so voll sind. Manchmal überlege ich, wie viele Jahre wir davon entfernt sind. Vielleicht ist es auch nur eine Phase. Im Moment jedenfalls ungewohnt stressig, Patienten los zu werden.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Im Moment jedenfalls ungewohnt stressig, Patienten los zu werden.

    Willkommen in meiner Welt. Wir haben das Problem hier bereits seit Jahren, nur die letzten Monate sind extrem schlimm und nun auch erstmals in den Medien zu finden.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Reden wir vom Gleichen? Ich meine nicht, das man mal Pech hat, und n Haus oder zwei ablehnen, oder meckern.


    Ich rede davon, NIV Patienten an 8 Häusern nicht loszuwerden, etc...

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Reden wir vom Gleichen? Ich meine nicht, das man mal Pech hat, und n Haus oder zwei ablehnen, oder meckern.


    Ich rede davon, NIV Patienten an 8 Häusern nicht loszuwerden, etc...

    Ja, ich denke schon. Interne und neurologische Betten sowie interne Intensivbetten und Stroke Betten sind hier absolute Mangelware. Patienten die entsprechende Fachdisziplinen benötigen wird man hier seit Jahren schlecht los. Die letzten Monate noch ein bissel schlimmer wie sonst...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Gibt es da keine Anweisungen? Wenn ich kein Bett gefunden habe, dann ging der Pat in die nächste Klinik, dann sollen die halt nen Bett suchen und Verlegen. Ich kann es verstehen, dass sich einige Kliniken einfach mal voll melden, aber wenn es alle sind, dann haben die Pech.

  • Gibt es da keine Anweisungen? Wenn ich kein Bett gefunden habe, dann ging der Pat in die nächste Klinik, dann sollen die halt nen Bett suchen und Verlegen. Ich kann es verstehen, dass sich einige Kliniken einfach mal voll melden, aber wenn es alle sind, dann haben die Pech.

    Na sicher gibt es die! Es wird dann halt die nächste geeignete Klinik angefahren. Das Pflegepersonal und die Ärzte versuchen trotzdem erst einmal zu blocken, zur Not wird die Leitstelle angerufen und die angemeckert. Als RTW-Besatzung wird man ohnehin angemeckert. Ich stelle da die Ohren immer auf Durchzug - egal ob in der Leitstelle oder auf´n RTW. Irgendwo müssen die Patienten nun mal hin. Mittlerweile ist es sehr in Mode gekommen, dass Patienten in Krankenhäuser anderer Landkreise verlegt werden. Wir reden hier von Fahrtstrecken jenseits der 50km-Grenze (nur hin, nicht zurück). Natürlich per RTW - geht ja schneller...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Und weiter geht es...


    Zitat

    Weil in Hannover kein Klinikbett mehr frei war, musste ein 81-jähriger
    Patient mitten in der Nacht ins 55 Kilometer entfernte Alfeld verlegt
    werden. Immer wieder hat es in den vergangenen Wochen Engpässe in den
    Notaufnahmen gegeben, weil Kliniken sich abgemeldet hatten.

    Quelle: HAZ.de 7.4.15


    Zusammenfassung des Artikels:


    Hausärztin weist 81-Jährigen mit Verdacht auf Pneumonie in das Clementinenhaus in Hannover ein. Um 16:00 kommt der Pat. dort an, um 22:00 wird im eröffnet, dass er stationär aufgenommen werden muss. Um 00:00 wurde die Ehefrau informiert, ihr Mann müsste nach Alfeld im LK Hildesheim verlegt werden, da es in der Hannover kein freies Bett mehr geben würde.


    Die Begründung des Krankenhauses: Das vorgesehene Einzelzimmer musste dann für einen Pat. mit Meningitis genommen werden. Das Clementinenhaus war voll und die Versuche einen der beiden Patienten in ein KH der Stadt oder Region zu verlegen, schlugen fehl.


    Somit war von den 7.000 Betten keines mehr frei und der Pat. ging um 03:00 ins 55 Km entfernte Alfeld.

  • Solche Verlegungen in die Nachbarlandkreise Celle (Allgemeines Krankenhaus), Hildesheim (St. Bernward Krankenhaus, Klinikum Hildesheim), Peine (AKH Klinikum Peine) und Hameln (Deister-Süntel-Klinik, Sana Hameln) sind schon längere Zeit keine Seltenheit mehr. Nur nehmen diese, i.d.R. RTW-Sekundäreinsätze (weil geht ja schneller als ein KTW), in den letzten Monaten wieder deutlich zu! Die Landkreise Nienburg (Helios Mittelweserklinik Nienburg), Schaumburg (Klinikum Stadthagen), obwohl von den RW Barsinghausen und Wunstorf gerne angefahren, sowie Heidekreis (Krankenhaus Walsrode) bisher noch selten angefahren werden. Die Krankenhäuser in Gronau (LK Hildesheim), Peine (LK Peine) und Celle (LK Celle) haben sich in den letzten Monaten auch schon öfters abgemeldet, weil diese durch die Region Hannover zugemüllt wurden. Nur das kleine Krankenhaus in Springe (Region Hannover, zum Klinikumverbund zugehörig) nimmt wacker alles auf was geht. Hier spielt wohl die Angst vor der Schließung eine bedeutende Rolle!


    Bei neurologischen Patienten habe ich mich in letzter Zeit schon öfters dabei ertappt, wie ich nach Anfrage des üblichen Bettennachweises "Neurologie = alles abgemeldet" mit meinem RTW gleich in den Nachbarlandkreis, nach Hildesheim, verabschiedet habe. Kein Bock auf die üblichen Diskussionen mit dem Arzt vom Dienst und der Notaufnahme gehabt. Dort, in Hildesheim, bin ich die letzten Monate immer freundlich empfangen worden, wie selbstverständlich wurde der Patient aufgenommen. Sowas ist man in Hannover gar nicht mehr gewohnt! Von zwei Kollegen wurde mir letzte Woche berichtet, dass diese mit dem RTW 90 Minuten in der Notaufnahme eines Schwerpunktversorgers warten mussten, bis dieser ein Bett bekam und übergeben werden konnte. In dieser Zeit haben meine Kollegen (wenn ich es richtig verstanden habe auch andere RTW-Besatzungen) in der Notaufnahme ausgeholfen, u.a. auch Blutentnahmen erledigt, damit es schneller voran geht und die RTW-Besatzungen ihre Patienten los werden. Ein Grund, warum ich im Grenzbereich der Region häufig gleich in die Nachbarlandkreise fahre...


    So richtig überraschen tut mich das auch nicht, wenn man mal bedenkt, dass durch die Zusammenlegung des hannoverschen Oststadt-Krankenhauses mit dem Siloah-Krankenhaus wieder einmal Betten flöten gegangen sind (die genaue Zahl wurde mir mal genannt, ist mir aber entfallen. Vielleicht findet sich da ja was im Landeskrankenhausplan?). Und die Rettungsdiensteinsätze werden jährlich mehr, im Durchschnitt zwischen 6.000 bis 8.000 pro Jahr. Im Jahr 2014 waren es sogar 16.000 Einsätze mehr ("Leitstelleneinsätze"! Also alles gemischt, nicht alles reine RD-Einsätze. Aber sicher ein großer Teil davon)! Aktuell wird wieder über eine Bedarfsanpassung nachgedacht, obwohl die letzte erst 12 Monate her ist und mit mehreren neuen RTW-Rollstunden einher ging. Das wäre dann die X-te Anpassung - übrigens ohne Anpassung des Personalschlüssels in der Leitstelle. Aber das ist wieder eine andere Leidensgeschichte...


    Gruß (der davon genervte Harris)

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Somit war von den 7.000 Betten keines mehr frei und der Pat. ging um 03:00 ins 55 Km entfernte Alfeld.


    Und das in der Stadt, wo der ManV planmäßig in die sog. Erstversorgungskliniken verlegt werden soll :rolleyes:

  • Naja, auf dem Papier und mit einigen Wochen Vorbereitungszeit funktioniert das bei den Übungen immer ganz gut! :popcorn:

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Man muss sich wohl daran gewöhnen, dass die Region Hannover langsam aber sicher zum Gespött wird und hinter allen anderen Landkreisen und Städten hinterher hinken wird. Stichwort in diesem Zusammenhang sicherlich auch der Digitalfunk.


    Bleibt abzuwarten was auch die Reformen bringen werden. Ich denke da nur an die angedachte Schließung der KH Lehrte und Großburgwedel zu Gunsten eines Neubaus.

  • Bleibt abzuwarten was auch die Reformen bringen werden. Ich denke da nur an die angedachte Schließung der KH Lehrte und Großburgwedel zu Gunsten eines Neubaus.

    Ich weiß es jetzt schon! Mehr Fahrzeuge im Rettungsdienst, da die Fahrtstrecken länger werden und somit die Einsätze länger dauern werden.


    Man muss sich wohl daran gewöhnen, dass die Region Hannover langsam aber sicher zum Gespött wird und hinter allen anderen Landkreisen und Städten hinterher hinken wird. Stichwort in diesem Zusammenhang sicherlich auch der Digitalfunk.

    Ich muss aber sagen, dass die einheitliche Lackierung/Beklebung aller RD-Fahrzeuge im Landkreis sehr gelungen ist. Über das Design kann man sich ja streiten, aber der sehr große leuchtrote Anteil, "Rettungsdienst" und "112" groß auf dem Fahrzeug finde ich sehr gut. Mir ist aufgefallen, dass mit der Lackierung/Beklebung ich im Straßenverkehr scheinbar besser wahrgenommen werde (mag aber auch zusätzlich an der guten LED-Technik liegen). Selbst RD-fremden Personen in meiner Verwandschaft ist aufgefallen, dass nun nicht mehr "Krankenwagen" des ASB (und andere) mit Blaulicht durch die Gegend fahren, sondern jetzt überall nur Rettungsdienst und Region Hannover drauf steht. Auch hat es mit dem Notruf vor einigen Wochen gut geklappt. Es wurde die 112 angerufen, nicht die Zentralen der HiOrg. Also das haben die, die Verwaltung der Region Hannover, gut gemacht. Ansonsten halte ich von dem (Verwaltungs-)Laden nicht besonders viel.


    Heute Mittag ist mir noch etwas aufgefallen. Ein RTW in typischer "RD Region"-Lackierung ist mir über den Weg gelaufen, allerdings mit dem Funkrufnamen 78-84-13. Wenn die Region das gleiche Funkrufnamenchaos wie in Hildesheim einführt, bekomme ich als Leitstellenfuzzi das kotzen. Überall fahren dann nur noch 78-83-xx Kisten rum, die man nur noch an den letzten zwei Ziffern unterscheiden kann (Standort,angesehen von der HiOrg-Kennziffer am Anfang). Und hier finde ich das besonders in Hildesheim sehr, sehr schlimm! Ich habe nichts gegen -82,-83,-84 oder -85 Kennungen einzuwenden, würde mir jedoch vernünftige Standortkennziffern zu Beginn des Funkrufnamens wünschen (z.B. RTW Burgwedel: Jetzt 10/41, dann 10/83-1). Wäre übersichtlicher! Daher finde ich, dass auch das Land und die Kreise (wie Hildesheim) sich hier etwas lächerlich gemacht haben.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Die einheitliche Beklebung ist definitiv ein Plus die ich mir auch wünschen würde. Dann heißt es nicht mehr, da kommt das Kreuz, oder der ASB, sondern wirklich nur, der Rettungsdienst. Zudem sind sie auffälliger als z.B. weiße RTWs mit irgendwelcher Beklebung.


    Hildesheim ist definitiv nicht zur Nachahmung empfohlen. Ich verstehe nicht, wie man sich so über die OPTA-Vorgaben hinwegsetzen konnte. Als uns das System bei der Digitalfunkfortbildung erklärt wurde gab es nur großes Kopfschütteln. Wir haben seit längerer Zeit die OPTA-FRN und kommen gut damit klar. Vor allem weil ja eigentlich wirklich alles beim alten bleibt, nur das wie du schon gesagt hast, die Fahrzeugkennung augesplittet wird auf 83-01, und vorneweg die Standortkennung. Was auch ein Graus wäre, wenn man die OPTA ausprechen müsste wie in NRW: "Florian Werkfeuerwehr Infracor HLF zwanzig eins"

  • Ich verstehe nicht, wie man sich so über die OPTA-Vorgaben hinwegsetzen konnte.


    Ich sehe da OPTAmierungsbedarf...



    Tschuldigung, den konnte ich mir nicht verkneifen. :biggrin_1:

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • Also in Pe klappt das ;)


    In Messe Ost klappt das, genau wie in BS, WF, Osterode, etc. In PE hat man eigentlich auch nie Probleme, seinen Patienten unter zu kriegen. Außer die Intensiv ist voll, CT kaputt, oder andere höhere Umstände. In BS wurde zwar öfters gemeckert, aber auch das hat sich verbessert und vor allem sagen sie jetzt von vornherein, wir müssen jeden Patienten zumindestens erstmal aufnehmen und weisen ihn nicht an der Schiebetür ab.

  • Naja eigentlich klappt das mit dem OPTA in Pe, die anderen Punkte sehe ich Gaaaaanz ,leider, anderes ;) BS 1 und 2 machen große Probleme im Moment, Pe ist an der Kapazitätsgrenze und wird zunehmende durch die Region voll "gebombt". SZ ist in der Regel immer möglich und Hi sowohl Stadt (bzw. nun Helios) und BK sind eigentlich Goldstandard wenn man das so sagen möchte, insbesondere was die Organisation /Qualität der jeweiligen ZNA und Aufnahmebereitschaft belangt, WF und Osterode kp, da keine Erfahrung.