Erfahrungsbericht: Katastrophe Krankenhaus

  • Wir reden ja auch nicht von Millionen, oder? Der Gehaltsunterschied zum gehobenen Dienst sind bei mir auch nur "noch" 30-40 Euro Netto im Monat. Aber er hat ein wenig mehr. Ein wenig mehr wird derÄrztliche Direktor doch sicher auch haben. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass nur der schicke Name des Postens jemanden ins Amt lockt. Das funktioniert eigentlich nur im Ehrenamt ganz gut... ;)


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Sie wird dennoch nicht allzu ärmlich ausfallen.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Okay, gut möglich. Aber Prestige kann durchaus auch Motivation sein.
    Egal, eh OT.

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  • Also haben Ärzte auch eine Profilneurose! :biggrin_1:

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Lies Dir noch mal meinen ersten Beitrag dazu durch. Ärztlicher Direktor entspricht in vielen Fällen von der Beliebtheit her dem Klassensprecher der Oberstufe.

  • Eigentlich hoffte ich, dass ich Dir damit ein kleines Lächeln von den Lippen zaubern kann! Der Weihnachtsmann war wohl nicht lieb zu Dir... ;)

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Bis auf den Gänsebraten könnte ich tatsächlich auch auf Weihnachten verzichten!


    So: [/offtopic]

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich bringe es noch mal auf den Punkt: Wegen des Geldes macht das keiner.


    Bösen Zungen zufolge hat man den ärztlichen Direktor der Uniklinik Heidelberg genau mit diesem Argument gekriegt, nachdem er zuerst abgesagt hatte. Aber sooo genau habe ich das nicht verfolgt.


    Aber das alles hat ja nix mit dem Thema zu tun. Die Ärztlichen Leiter der einzelnen Abteilungen bekommen ein gewisses Budget zur Vefügung. Dies wird vom Vorstand verteilt. Ich gehe davon aus, dass man sich an die Empfehlungen des Medizinischen Controllings orientiert. Und da sitzen hauptsächlich Buchhalter, oder solche, die es werden wollen. Ich habe dort vereinzelt Ärzte, ein paar Ex-Pflegekräfte und viele Verwaltungsmenschen gesehen, also allesamt Leute, die nicht mehr am Patienten arbeiten. Die aber auf der anderen Seite direkten Kontakt zum MDK der Krankenkassen haben. Und von denen Druck bekommen, sowohl finanztechnisch als auch was die Anforderungen zum Beispiel an die Dokumentation angeht.


    Um es kurz zu machen: Die Leute, die direkt "an der Front" arbeiten, also in der direkten Patientenversorgung, haben bei der Finanzierung oder der Dokumentation nicht das geringest Mitspracherecht. Und diejenigen, die solche Sachen entscheiden, haben letzendlich auch nur ein Ziel: Im allgemeinen so viel zu erwirtschaften, dass genug für die Verwaltung übrig bleibt und im speziellen so wichtig zu sein, dass der eigene Job nicht wegrationalisisert wird.


    Das perverse an der Situation: Während die Leute, die das Geld tatsächlich reinbringen, immer weiter reduziert werden, und unter Arbeitsbedingungen arbeiten, für die selbst die "einfachen" Schreibkräfte in den Verwaltungen noch nichtmal morgens aufstehen würden, werden die Stellen in der Verwaltung immer weiter aufgestockt und die Arbeitsbedingungen erleichtert.


    Gruß, Christian

    Einmal editiert, zuletzt von Christian Betgen ()

  • Bei uns waren die letzten ärztlichen Direktoren allesamt aus nicht-klinischen Fächern, mit Ausnahme eines Chefarztes, der aber das Amt nach nur einem Jahr oder so wieder abgegeben hat. Erfahrung wie es auf den Stationen so zu geht? Wahrscheinlich null.


    Wie schon angeklungen, reißen kann man da ohnehin nichts, eher im Gegenteil, das Amt kostet in erster Linie Zeit und man bekommt bei Vorstandssitzungen von der Verwaltungsseite gesagt, dass erst mal Einstellungsstopp ist. Da man gleichzeitig aber auch eigener Abteilungsleiter ist und auch bleiben möchte, wird man sich hüten, den großen Käse zu spielen, weil auch Chefärzte heute nicht mehr unkündbar sind. Das haben bei uns in den letzten Jahren schon einige erfahren müssen.


    Deswegen: Geschäftsleitung = kaufmännischer Direktor.

  • Christian
    Ich schätze deine Beiträge sehr, aber in disem vermisse Ich doch sehr die Sachlichkeit.
    Ein Ärztlicher Direktor wird wohl kaum nach Tarif bezahlt werden, und somit Gehalt und andere geldwerte Dienstleistungen selber verhandeln.


    Wie manifestieren sich denn diese erleichterten Arbeitsbedingungen ?


    Das Geld bringen übrigens die Rechnungschreiber, Geldeintreiber und Einsprucheinleger und nicht wir Leistungserbringer.

  • Vielen Dank.


    Mit meinem Beitrag zum ärztl. Direktor wollte ich zum Ausdruck bringen, dass es sehr wohl ein Job sein kann, der sich auch finanziell lohnt.


    Und die arbeitserleichterungen? kennst Du einen Kindergarten, in den pflegende oder ärtlichen Kollegen aus dem Schichtdienst ihre Kinder abgeben können? Kennst Du dauerhafte Gleitzeitregelungen auf Normalstation oder im Rettungsdienst? In den Verwaltungsabteilungen, die ich kenne, waren die Möbel neuer, die PCs moderner, die Arbeitsplätze ergonomischer, mehr Blumen, Bilder an der Wand, etc. Während Pflegekräfte bei gleisendem Neonlicht arbeiten, gibt es in Konferenzräumen indirekte Beleuchtungskonzepte mit Deckenflutern. Das und so unendlich vieles mehr, wodurch der Arbeitgeber seine Wertschätzung vermitteln könnte, meine ich mit angenehmeren Arbeitsbedingungen.


    Und dass ich nicht sachlich bin, ergibt sich vielleicht daraus, dass ich mir täglich für mein Team und meine Patienten den Ar... aufreiße, um angenehmere Bedingungen zu schaffen. Nur um zu sehen, dass bei Verwaltungsangestellten die Pause erst beginnt, wenn sie in der Mensa mit ihrem Essen am Tisch sitzen. Einem Tisch, der für Pflegekräfte unerreicht bleibt, weil man aufgrund von Arbeitsverdichtung gerade mal Zeit für ein Brötchen während dem Pflegeberichtschreiben hat. Versuch mal, 10 min vor Feierabend in der Verwaltung anzufen. O-Ton: "Wenn ich in der letzten halben Stunde vor Feierabend ans Telefon gehe, riskiere ich durch die Erledigung des Anrufs Überstunden!"


    Aber das ist hioer nicht das Thema. Wenngleich es mit <sicherheit auch ein Mosaiksteinchen darstellt, wie man seine Mitarbeiter behandelt.

  • kennst Du einen Kindergarten, in den pflegende oder ärtlichen Kollegen aus dem Schichtdienst ihre Kinder abgeben können?


    Ich kenne tatsächlichen einen Kindergarten, der auch eine Schichtdienstarbeit ermöglicht. Ein Berliner Kindergarten in der Nähe des Unfallkrankenhaus Marzahn. Meine Schwiegermutter war dort Erzieherin. Einige Jahre ist es schon her, aber der Kindergarten ermöglichte auch Nachtdienste für Krankenschwestern. Die Kinder konnten Nachts dort schlafen. Es gab eine eigene Küche, es wurde also frisch dort gekocht. Ja sogar einen Wellnessbereich hatte der Kindergarten (z.B. eine Sauna). Auch eines meiner eigenen Kinder ist dort, beim Ferienaufenthalt bei Oma, dort für die kurze Zeit der Ferien mit Oma zur "Arbeit" gegangen (und in der Sauna "geschmolzen", so die Worte meiner damals noch kleinen Tochter). So flexible Betreuungszeiten, ja sogar in der Nacht, habe ich noch von keinem westdeutschen Kindergarten erlebt. Die regelhaften Betreuungszeiten sind hier 8:00-16:00 Uhr, Frühdienst bedeutet ab 7:00 Uhr, Spätdienst bis maximal 17:00 Uhr. Die Nachtdienste mussten damals übrigens nachgewiesen werden, damit kein Schindluder damit getrieben wird. Laut meiner Schwiegermutter hat das alles gut funktioniert.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Da müsste ich jetzt lügen! Die goldene Sandschaufel gab es dort aber nicht. Ich müsste mich schlau machen!


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Hat aber nix mit Ost und West zu tun. Das Ding steht nämlich in Ostberlin. :)


    Und die Kita ist auch hier ne Ausnahme.



    Sent from my iPhone

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.


  • Kennst Du sie auch? Ist da in Hellersdorf, Gothaer Str irgendwie die Ecke war das...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • [align=justify]So flexible Betreuungszeiten, ja sogar in der Nacht, habe ich noch von keinem westdeutschen Kindergarten erlebt.


    Gibt in Hamburg gleich vier davon: http://www.elbe-wochenblatt.de…und-um-die-uhr-d8287.html


    Aus Lübeck kenne ich einen Kindergarten, der die Zeiten Früh- bis Spätdienst abbildet, lediglich Nachbetreuung wird dort nicht angeboten.

  • Das zeigt, dass sich zumindest in den Großstädten was tut. In unserem Bereich ist mir so was leider unbekannt.