Führerscheinentzug und Geldstrafe für selbstfahrenden Notarzt wegen Straßenverkehrsgefährdung

  • Im vorliegenden Fall wurde unberechtigterweise ein Strafbefehl verfasst, dieser auch aufgrund des großen Medieninteresses von der Generalstaatsanwaltschaft kassiert noch bevor sich ein Gericht unnötigerweise damit beschäftigen musste. Alles ist also den richtigen und juristisch wohl so auch korrekten Weg gegangen.


    Ja, unberechtigt vor allem für alle aus der Abteilung "Widdewiddewitt - Ich mach mir die Welt wie sie mir gefällt".
    Auch nur die sehen, dass der korrekte juristische Weg gegangen wurde.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Hier gab es einen konkreten Unrechtsfall mit konkreter Gefährdungslage für das Kind (Notruf und Notfalldisposition) und gefühlter laut dem Anzeigenden für eben diesen (Ausweichmanöver in's Kiesbett).


    Ich verstehe den Satz nicht. Das Kind war im Unrecht? Langsam geht es hier ganz schön quer.

  • Also ich versteh den Satz, würde ihn aber keinesfalls unterschreiben. Nicht weil ich vom Gegenteil überzeugt wäre, sondern weil wir hier einfach die Fakten nicht kennen. Die konkrete Gefährdung für den anzeigenden Autofahrer könnte durchaus bestanden haben.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Das ist ja das krasse. Auf der anderen Seite sollen Hilfsfristen in Bundesländern einfach mal so verlängert werden. In der verlorenen Zeit könnten (theoretisch) deutlich mehr Kinder sterben, als wenn der "rasende NA" so fährt, dass niemand ins Bankett ausweichen muss (soll nur ein Beispiel sein, die Diskussion um die Hilfsfrist hatten wir an anderer Stelle schon).
    Das interessiert aber nicht, da gibt's keine Petition, da kommt kein Aufschrei in Bild, SpOn und was auch immer...


    Ich weiß gar nicht, was du hast. Das passt doch alles wunderbar zusammen und gibt ein stimmiges Bild:


    Die Hilfsfrist für Notärzte wird verlängert. Dadurch werden sie öfters in die Situation kommen, mal schnell zu fahren wenn es wirklich eilt. Möglicherweise sogar, weil Eltern ihrem Kind Sekundenkleber überlassen. Und weil die Strecken aufgrund der erhöhten Hilfsfrist künftig noch weiter werden, der Notfall aber immer noch in kürzester Zeit bedient werden muss, weil ja ohne den Onkel Doktor alles stirbt was nicht bei drei auf den Bäumen ist, wird die Gefährdung des normalen Autoverkehrs zunehmen. Aber das macht ja nichts, weil der Doc darf das. Da kannst du jeden Feuerwehrmann aus Hintertupfingen fragen, mit Blaulicht darf man, nein: muss man sich das Recht auf freie Fahrt unter allen Umständen erkämpfen, damit Meister Wichtig auch ja früh zur lebensrettenden Tat schreiten kann. Das können Mami&Papi, Ersthelfer vor Ort, FR, RS, RettAss und NotSan nämlich nicht. Und deshalb ist es wichtig, dass nun endlich höchstrichterlich (ähm: höchstpolitisch) eine klare Entscheidung getroffen wurde, dass man mit Blaulicht alles darf. Außer Kinder totfahren. Und Hundewelpen. Und den Chef der Bildzeitung. Dann würde man nämlich morgen die Bildergalerie des Notarztes aus seinem Facebookaccount in der BILD bewundern dürfen mit so netten Überschriften wie "Der Todesraser von Hintertupfingen", "Notarzt sollte Leben retten, statt dessen starb diese Familie" (nicht vergessen: auch hier garniert mit Fotos aus sozialen Netzwerken, deren Urheberschaft natürlich total egal ist solang es nur die Neugier der Leser befriedigt) oder gar "Terrorangriff auf die BILD: salafistischer Arzt ermordet Kai Diekmann".



    :congratulate:

  • Also ich versteh den Satz, würde ihn aber keinesfalls unterschreiben. Nicht weil ich vom Gegenteil überzeugt wäre, sondern weil wir hier einfach die Fakten nicht kennen. Die konkrete Gefährdung für den anzeigenden Autofahrer könnte durchaus bestanden haben.


    Er ist schlicht Blödsinn, weil hier Dinge verknüpft werden, die nichts miteinander zu tun haben. Der Grund des Einsatzes hat mit der anzuwendenden Sorgfalt auf dem Weg dahin nichts zu tun. Punkt. Das mag man auf der emotionalen Ebene zwar verstehen, hat aber bei der rechtlichen Beurteilung zumindest in den ersten beiden Prüfschritten nichts verloren, sondern (wenn überhaupt, und da wäre es in der Konsequenz für den Arzt eigentlich noch fataler) im dritten Schritt. Oder halt in der Strafzumessung.

  • Aber wie es sich für einen mündigen Bürger gehört, muss er auf jeden Fall zu allem eine Meinung haben und sie auch unbedingt formulieren. Ob er vom Thema Ahnung hat oder nicht :greeting:

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Und deshalb ist es wichtig, dass nun endlich höchstrichterlich (ähm: höchstpolitisch) eine klare Entscheidung getroffen wurde, dass man mit Blaulicht alles darf.


    Ich will die schöne Polemik in Deinem Beitrag nicht verkennen (insbesondere betreffs der Bildzeitung). Dennoch unterstellt Dein gesamter Beitrag, dass der Notarzt sich falsch verhalten hat, obwohl wir in der argumentativen Gegenrichtung bei jeder sich bietenden Gelegenheit daran erinnern, dass wir die genauen Umstände nicht kennen und nicht dabei waren. Deshalb wundere ich mich über den vorschnellen öffentlichen Freispruch ebenso wie über die hier im Forum vorherrschende gegenteilige Überzeugung. Woher beziehen wir die Sicherheit, dass die öffentliche Aufmerksamkeit für den Ausgang ausschlaggebend war und nicht die weiteren Einlassungen von Notarzt und Verteidiger?
    Ich teile übrigens nicht die Auffassung, dass wir nun häufiger mit Unvorsichtigkeit bayerischer Rettungskräfte rechnen müssen als zuvor. In Erinnerung bleiben wird vielmehr ganz im Gegenteil, dass die Justiz auch unter diesen Ausgangsbedingungen tätig geworden ist und - Ausgang hin oder her - niemand mit einem Persilschein rechnen darf. Darum mag ich auch nicht die Niederlage der Gerechtigkeit erkennen, wie ich es hier zum Teil herauslese.

  • Dennoch unterstellt Dein gesamter Beitrag, dass der Notarzt sich falsch verhalten hat,


    Nein, das tut er nicht. Beitrag 349 ist abstrakter Natur, Beitrag 348 beschäftigt sich (bewusst polemisch) mit der öffentlichen Wahrnehmung des Ergebnisses.

  • . Deshalb wundere ich mich über den vorschnellen öffentlichen Freispruch ebenso wie über die hier im Forum vorherrschende gegenteilige Überzeugung.


    Ich finde ehrlich gesagt nicht, dass hier im Forum die "gegenteilige Überzeugung" vorherrscht. Was ich beobachte ist eher, dass sich nach diesem merkwürdigen Rückzieher der Staatsanwaltschaft ein wenig Galgenhumor breitgemacht hat. Das wiederum kann ich ganz ausgezeichnet verstehen.

    Woher beziehen wir die Sicherheit, dass die öffentliche Aufmerksamkeit für den Ausgang ausschlaggebend war und nicht die weiteren Einlassungen von Notarzt und Verteidiger?


    Woher beziehen wir die Sicherheit, dass es nicht doch so ist wie es der Dr. Alexander H. auf seiner facebook Seite verkündet hat?

    Zitat von Dr.Alexander H.

    Dieser Unterstützertsunami ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Staatsanwaltschaft letztlich über den Umweg Generalstaatsanwaltschaft einknicken musste, auch wenn dies von deren Seite so niemals zu hören sein wird.


    In Erinnerung bleiben wird vielmehr ganz im Gegenteil, dass die Justiz auch unter diesen Ausgangsbedingungen tätig geworden ist und - Ausgang hin oder her - niemand mit einem Persilschein rechnen darf.


    Das glaube ich mal nicht.

    Darum mag ich auch nicht die Niederlage der Gerechtigkeit erkennen, wie ich es hier zum Teil herauslese.


    Das glaube ich doch.

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  • Er ist schlicht Blödsinn, weil hier Dinge verknüpft werden, die nichts miteinander zu tun haben. Der Grund des Einsatzes hat mit der anzuwendenden Sorgfalt auf dem Weg dahin nichts zu tun. Punkt.

    Richtig. Genau das ist die von mir weiter oben skizzierte unzulässige Abwägung.

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  • (...) obwohl wir in der argumentativen Gegenrichtung bei jeder sich bietenden Gelegenheit daran erinnern, dass wir die genauen Umstände nicht kennen und nicht dabei waren.


    Auch die vermeintliche "Gegenseite" betont das immer wieder. Ich erkenne hier insgesamt keine (Vor-) Verurteilung, aber viele sind mit dem Vorgang sehr unzufrieden, nicht mt der Entscheidung an sich (mal unterstellt, sie orientiert sich an Fakten).

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  • damit Meister Wichtig auch ja früh zur lebensrettenden Tat schreiten kann. Das können Mami&Papi, Ersthelfer vor Ort, FR, RS, RettAss und NotSan nämlich nicht.


    Ein Kreisbrandinspektor erzählte eine Anekdote zu einer Einsatzfahrt:
    "Leute fahrt langsam!... Ok, ich habe auch einmal gesündigt. Das war bei der Einsatzmeldung: Feuer, vermutlich Personen im Dachgeschoß eingeschlossen, Kinder vermisst;
    Da war ich Maschinist auf der Drehleiter und bin gefahren wie eine gesenkte Sau."


    Der Mann war natürlich in der Situation auch Meister Wichtig. Da geb ich dir Recht vollkommen Recht, das hätten die Eltern eigentlich auch mit der Leiter aus dem Baumarkt lösen können bzw. die Jungs vom LF 16/12 mit der Steckleiter oder der Schiebeleiter.



    Um es auf den Punkt zu bringen und das enttarnt dieses ganze pseudo-intellektuelle Geeire in diesem Thread:
    Nur weil manche Leute hier Minderwertigkeitskomplexe/Aversionen etc. in ihrer rettungsdienstlichen Tätigkeit haben, brauch sie nicht pseudomoralisch und scheinheillig gegen eine Petition und die Bevölkerung argumentieren.


    Ganz ehrlich der Vergleich zwischen der Petition und der Braunwalder Erklärung war einfach zum Kopf schütteln und spricht Bände über die verzerrte Selbstwahrnehmung.
    Hauptsache man kann auf Notärzte einschlagen und noch viel besser ist es, wenns ein bayerischer Selbstfahrer ist.
    Ich schließe mit den Worten aus der Feuerzangenbowle:
    "Ba, watt habt ihr für e'ne fiese Charakter!"

  • Nur weil manche Leute hier Minderwertigkeitskomplexe/Aversionen etc. in ihrer rettungsdienstlichen Tätigkeit haben, brauch sie nicht pseudomoralisch und scheinheillig gegen eine Petition und die Bevölkerung argumentieren.


    Du liest wirklich nicht mehr was du schreibst, oder?

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  • Der Mann war natürlich in der Situation auch Meister Wichtig. Da geb ich dir Recht vollkommen Recht, das hätten die Eltern eigentlich auch mit der Leiter aus dem Baumarkt lösen können bzw. die Jungs vom LF 16/12 mit der Steckleiter oder der Schiebeleiter.



    Um es auf den Punkt zu bringen und das enttarnt dieses ganze pseudo-intellektuelle Geeire in diesem Thread:
    Nur weil manche Leute hier Minderwertigkeitskomplexe/Aversionen etc. in ihrer rettungsdienstlichen Tätigkeit haben, brauch sie nicht pseudomoralisch und scheinheillig gegen eine Petition und die Bevölkerung argumentieren.

    1. Absatz: Vielleicht Menschlich verständlich dass man viel stress hat, moralisch nicht verständlich, dass man fremde Leben riskiert, um anderes zu Retten. Das hatten wir ja schon.


    2. Ja, es geht nur um mein kleinen Penis, nicht darum, wie die Judikative funktionieren sollte. Und wenn du mal guckst was ich mir zum Beispiel für Kontrollinstanzen für RFP gewünscht habe (HPCP: http://rettungsfachpersonal.de…0&pageNo=1&highlight=HCPC ), merkst du, es geht mir nicht nur um die bösen Ärzte.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Ich lese sehr wohl, was ich schreibe.
    Aber ein Notarzt im Einsatz ist genausowenig Mr. Wichtig, wie es ein Rettungasssistent oder Notfallsanitäter im Einsatz ist.


    Das hat irgendetwas mit einem Team Gedanken zu tun.
    Ich sag auch nicht zu meinem Oberarzt, wenn die Scheiße am Dampfen ist: Mach mal langsam, ich bin schon da.

  • Fakl, ich frage mich ernsthaft, was bei dir gerade los ist. So habe ich dich noch nie wahrgenommen.

    What I cannot create, I do not understand. (Richard Feynman)


    Mein Name ist Hans, das L steht für Gefahr.

  • fakl:


    Wer hat denn hier wo gesagt, dass es nur deswegen so eine kritische Stimmung hier gibt weil es ein Notarzt war/ist?
    Warte. Ach, das bist ja du gewesen.

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  • Zitat

    damit Meister Wichtig auch ja früh zur lebensrettenden Tat schreiten kann. Das können Mami&Papi, Ersthelfer vor Ort, FR, RS, RettAss und NotSan nämlich nicht


    Der Vorwurf schien doch zu sein, dass "nur" ein Notarzt leben retten könnte. Was so garnicht sinnvoll erscheint. Nur ein Team kann leben retten und in ein gutes Team funktioniert nur durch Zusammenhalt, Solidarität und Rückhalt. Ein ausgezeichnetes Team schafft alles das ohne sich persönlich wirklich zu kennen, sondern nur aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit, einfach weil sie Profis sind.


    Das muss im Alltag auch x-beliebigen, wechselnden, ggf. unbekannten Personen klappen. Auch der Arzt aus Bayern könnte, dank Notarztbörsen, in eurem Team Notarzt sein. Deswegen ist er doch nicht Mr. Wichtig, sondern vielmehr ein potentielles Mitglied in eurem zukünftigen Team.
    Das verstehe ich einfach nicht.

  • Da sind wir uns einig.
    Aber einer im Team, der fremde Leben VIELLEICHT riskiert, sollte kritisch untersucht werden. Nicht vom Mob rein-gewaschen. So empfinde ich das überspitzt gesagt.


    Aber so schließt sich der Kreis..

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