Bizarrer Rat vom Rettungsdienst - Kamillentee statt Krankenhaus

  • Müssen wir wirklich bei jedem strittigen Bericht erst einen Disclaimer posten der darauf hinweist, dass wir natürlich niemanden vorverurteilen und sich Aussagen hier nur darauf beziehen, was man aus den zugänglichen Quellen entnehmen kann?!


    Es ist hier im Forum - behaupte ich - gute Sitte kontroverse Diskussionen zu führen, aber im Gegensatz zu anderen Plattformen, wird hier auch mal die rosarote Rettungsdienstloyalitätsbrille abgesetzt, wohlwissend, dass dies nicht immer gut ankommt.


    Übrigens habe ich hier auch keine Anfeindungen/Beschuldigungen gelesen.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Eine Vorverurteilung des RD-Personales habe ich hier im Forum nicht gelesen, dafür aber Versuche des whitewashings.


    Leider ist es im RD gerne so, bei Kritik an RD-Personal gerne die rosarote Brille aufzusetzen, und das Geschehene zu relativieren bzw. zu negieren und die "Schuld" beim Kritiker zu suchen, anstelle darüber nachzudenken, dass auch vom Personal des RD, unabhängig von der Ausbildung, der Tageszeit, den vorhergehenden Einsätzen und sonstigem allzeit und gegenüber jedem ein professionelles Verhalten an den Tag zu legen und sich so zu benehmen, wie man selbst gerne behandelt werden würde. So etwas nennt man auch Professionalität.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Es ist aber eine einseitige Faktenlage. Wir kennen nur die Meinung des Herren. Da ich bei uns auf der WA auch die Beschwerden bearbeite, weiß ich, dass es immer eine gefühlte Wahrheit gibt. Es müssen immer beide Parteien gehört werden. Und ich denke, viele von uns haben selbst schonmal Beschwerden bekommen wo man hinterher aus allen Wolken gefallen ist, wie es dazu kommen konnte. Ich will mich da jedenfalls nicht ausnehmen. Und der genialste Grund finde ich ist immer Unfreundlichkeit!


    Wenn, ja wenn es wirklich so geschehen ist, kann man tatsächlich an der beruflichen Eignung zweifeln....

  • Ne, klar, hier wird niemand vorverurteilt und in der Zeitung auch nicht. In so einer Situation würde ich mir von Kollegen und vom Chef eine Stellungnahme wünschen, in der deutlich gemacht wird, dass man zum konkreten Fall nichts, aber auch gar nichts sagen kann, solange man diesen nicht geprüft hat. Und ich würde mir wünschen, dass deutlich gemacht wird, dass niemand in eine "noch schlimmere Lage kommt", der sich nicht wehren kann. Sondern, dass der Rettungsdienst ausgebildet und ausgerüstet ist um (insbesondere lebensbedrohliche) Notfälle zu erkennen und zu behandeln und der durchschnittliche Mitarbeiter genau das auch sehr gerne macht.


    Mir geht halt in allererster Linie auf den Zeiger, dass hier wegen eines Einsatzes, der für den Patienten keinerlei negative Folgen hatte, das Personal dargestellt wird, als hätte es nicht alle Latten am Zaun. Und das in einer Stadt die rettungsdienstlich wahrlich andere Probleme hat ;)

  • In der Zeitung ist (und das auch noch nicht zwingend wörtlich) die Darstellung einer Partei zu lesen, die Andere wird, ohne sie anzuhören, als unfähig dargestellt und das wird hier im Forum genau so weiter geführt. Tut mir leid, aber das finde ich kacke!


    So sehr ich dir bis hierhin zustimmen würde, so wenig passt dein erster Beitrag zum Thema zu dieser ehrbaren Haltung:


    Mein Gott was für ein Drama. Sicherlich war das nicht allererste Sahne, im Endeffekt ist es aber, wenn er die Schmerzen Nachts nicht mehr aushält, auch einem Stadtseniorenrat (geiler Titel übrigens!) zuzumuten, mit dem Auto oder Taxi ins Krankenhaus zu fahren. So lange sich der Großteil der Beschwerden im Bereich von 1. nicht outcome-relevanten Einsätzen und 2. "die waren nicht suuuuper nett obwohl ich aua hatte" bewegen, mache ich mir um den Rettungsdienst keine Sorgen. Und vielleicht dürfte man auch mal offener kommunizieren, dass die Lage von Krankenhäusern kein dem Rettungsdienst vorbehaltenes Staatsgeheimnis ist, sondern man da auch einfach selber hinfahren kann. Damit hat das RD-Personal wenigstens die Chance Routine mit echten Notfällen zu behalten.


    Du hättest dich vielleicht weniger in die Schusslinie gebracht, wenn du verbal weniger auf den Pudding gehauen hättest.


    Darüber hinaus bin ich in jedem Falle der Meinung, dass man für eine akute Gallenkolik (auch nachts) durchaus den Rettungsdienst bemühen darf. Davon abgesehen darf man immer, also selbst bei nicht indizierten Einsätzen, ein professionelles Auftreten des Fachpersonals erwarten. Gegebenenfalls gerne auch mit einer Beratung über verschiedene altenative Optionen.


    Auch hilflose, überforderte Senioren im Schlafanzug besitzen Würde und verdienen es nicht, von arroganten Sanitätern herablassend abgekanzelt zu werden, völlig unabhängig davon, wie unnötig diesen ein Einsatz erscheint.
    Da ich im konkreten Fall nicht anwesend war und daher den tatsächlichen Sachverhalt nicht beurteilen kann, soll der letzte Absatz ganz allgemein verstanden werden.


    J.

  • Mir geht halt in allererster Linie auf den Zeiger, dass hier wegen eines Einsatzes, der für den Patienten keinerlei negative Folgen hatte, das Personal dargestellt wird, als hätte es nicht alle Latten am Zaun. Und das in einer Stadt die rettungsdienstlich wahrlich andere Probleme hat


    Das ist doch für die Bewertung dieses Falles völlig unerheblich.
    Man wird sich wohl gegen eine Schlechtleistung auch wehren dürfen, wenn man sie überlebt hat und es noch größere Probleme auf der Welt gibt.


    Stell dir mal vor, du kaufst eine Uhr, die einen Sprung im Glas hat. Du reklamierst das und der Verkäufer empfiehlt dir, dich nicht so aufzuregen, weil du doch trotzdem die Zeit ablesen kannst und andere Leute schließlich gar keine Uhr haben...


  • Mir geht halt in allererster Linie auf den Zeiger, dass hier wegen eines Einsatzes, der für den Patienten keinerlei negative Folgen hatte, das Personal dargestellt wird, als hätte es nicht alle Latten am Zaun. Und das in einer Stadt die rettungsdienstlich wahrlich andere Probleme hat ;)


    Das es am Ende keine Folgen hatte (ausser evtl. einer verlängerten Zeit mit Schmerzen *1)) ist kein Grund, sich über eine eventuelle Fehlleistung nicht zu beschweren....



    *1) Hier mal wieder folgende Fußnote: Ich habe mich in den Diskussionen der letzten Jahre des Gefühls nicht erwehren können, dass die frühestmögliche Analgesie mit höchstpotenten Mittel erste, oberste und z.T. Auch einzigste Pflicht des (nichtärztlichen) RD-Personals sei....

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    James Elroy Flecker

    Einmal editiert, zuletzt von condorp4 ()

  • Es ist aber eine einseitige Faktenlage. Wir kennen nur die Meinung des Herren. Da ich bei uns auf der WA auch die Beschwerden bearbeite, weiß ich, dass es immer eine gefühlte Wahrheit gibt. Es müssen immer beide Parteien gehört werden. Und ich denke, viele von uns haben selbst schonmal Beschwerden bekommen wo man hinterher aus allen Wolken gefallen ist, wie es dazu kommen konnte. Ich will mich da jedenfalls nicht ausnehmen. Und der genialste Grund finde ich ist immer Unfreundlichkeit!


    Wenn, ja wenn es wirklich so geschehen ist, kann man tatsächlich an der beruflichen Eignung zweifeln....


    Ich habe auch die "Ehre", mich mit Beschwerden im Bereich des RD beschäftigen zu müssen, so dass mit sehr wohl bewusst ist, dass es dabei immer zwei Wahrheiten in Bezug auf das Geschehen gibt und am Ende keine Seite absolut um Recht bzw. im Unrecht ist, sondern dass die Wahrheit (wie so häufig) irgendwo in der Mitte liegt.
    Auffällig ist dabei nur (zumindest bei uns), dass, bei ingesamt sehr wenigen Beschwerden in Bezug auf die Einsatzzahlen, nicht mal 10 RD'ler (egal ob NA oder RA) für über 70% der eingegangen Beschwerden "verantwortlich" sind....
    Und das immer wieder geforderte "Mauern" (ich nenne es jetzt mal so) führt nicht notwendigerweise dazu, dass sich die Wogen glätten, sondern bewirken eher das Gegenteil. Hier sind dann gute kommunikative Skills des Vorgesetzten (bzw. dessen, der die Beschwerde bearbeite) in beide Richtungen gefragt.


    Und gerade "Unfreundlichkeit" ist etwas sehr subjektives, so dass vieles, was im Bereich der Kommunikation fehlschlagen kann, darunter subsumiert wird, angefangen mit dem Duzen eines Patienten oder dem vergessen "Guten Tag" beim Betreten der Wohnung. Und hier sind letztendlich wieder wir als RD'ler (und damit als die "Profs") gefragt, durch entsprechendes Auftreten und durch entsprechende kommunikative Skills eine professionelle Verbindlichkeit und Kommunikation mit dem Patienten (und evtl. weiteren Anwesenden) herzustellen. Leider habe ich das Gefühl, dass das weder in der Ausbildung noch in der Weiterbildung gelehrt wird, so dass es am Ende jedem selbst überlassen bleibt, wie der sich verhält. Meistens geht es ja gut...

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    James Elroy Flecker

  • Müssen wir wirklich bei jedem strittigen Bericht erst einen Disclaimer posten der darauf hinweist, dass wir natürlich niemanden vorverurteilen und sich Aussagen hier nur darauf beziehen, was man aus den zugänglichen Quellen entnehmen kann?!


    nein, müssen wir nicht. nichtsdestotrotz ist quellenkritik eine wichtiger und etablierter prozess in der praxis des wissenschaftlichen und auch journalistischen arbeitens. und vom journalistischen standpunkt aus betrachtet ist der artikel eben genau das: einseitig, und zwar nahezu vollkommen, denn der einzige vertreter der gegenpartei (leiter der rettungsleitstelle), der die gelegenheit zur stellungnahme hatte, war ja selbst auch nicht dabei. meiner ansicht nach hätte der artikel erst geschrieben werden dürfen, nachdem die beiden rettungsdienstmitarbeiter, die selbst vor ort waren, hinreichend gelegenheit gehabt haben, sich zu den vorwürfen zu äußern. solange das nicht passiert ist, muss ich monkeyface zustimmen - der artikel ist genau nichts wert, und man sollte aufgrund dessen keine allzu drastischen schlussfolgerungen auf das tatsächliche verhalten der RTW-besatzung ziehen. dass laien situationen vollkommen anders einschätzen als fachpersonal, ist hinreichend bekannt. und was die diagnose betrifft: hinterher ist man immer klüger. ich denke, wenn die leitstelle und die RTW-besatzung die diagnose im vorfeld gewusst hätten, wäre der fall sicher ganz anders bearbeitet worden. man weiß es vorher aber nicht. was die durchaus fragwürdigen behandlungsvorschläge (therapeutische defäkation, treppensteigen, kamillentee und massage) betrifft: es ist eher nicht die aufgabe einer RTW-besatzung, omas hausmittel vorzuschlagen. aber auch da stellt sich die frage, wie das ganz genau abgelaufen ist. zuerst einmal die info, dass der patient die beschwerden schon seit mehreren stunden hat. das ist natürlich - genau wie der rest dieses threads - ziemlich spekulativ, aber: wenn ich etwas seit mehreren stunden habe, dann ist es eins wahrscheinlich nicht: stärkste schmerzen. und ich gebe zu: auch ich schalte von der es-geht-um-sekunden-ABCDE-schnellrettungsmethode einen gang zurück, wenn ich höre, dass dasselbe beschwerdebild bereits seit stunden vorliegt. das heißt natürlich nicht, dass es sich nicht um einen akuten notfall handelt. ein herzinfarkt ist nach stunden immernoch genau so ein notfall wie nach zehn minuten. aber eine gewisse relativierung ist das schon - jedenfalls bei bauchschmerzen. und wenn man sich nach mehreren stunden darüber beschwert, dass sich 22 minuten angefühlt haben wie mehr als eine halbe stunde: der trick wäre, früher anzurufen. was den weiteren zeitlichen verlauf betrifft: hier wird behauptet, dass es altkluge tipps anstatt einer effektiven hilfeleistung gegeben habe, und das ist auch wieder nur etwas, was ein laie so wahrgenomen hat. niemand weiß, ob nicht der eine kollege den transport vorbereitet hat, während der andere seine tipps vom stapel gelassen hat und es insofern vielleicht sogar überhaupt zu garkeiner zeitlichen verzögerung gekommen ist. hier wäre es dem journalisten mit einem rest-berufsethos angeraten, sich das leitstellen-protokoll zu besorgen und nachzusehen, wie lange die vor-ort-versorgungszeit war, und ich wette: viel länger als zehn minuten waren die jungs da nicht vor ort. was ich für wahrscheinlich halte: EINER der beiden jungs (und dem anderen tut man wahrscheinlich unrecht) hat ein paar unpassende tipps abgelassen, was man bei bauchschmerzen so macht und sich dabei wohl im ton vergriffen. mehr kann man aus diesem artikel wirklich nicht entnehmen. und jetzt ein beispiel aus meiner eigenen vergangenheit.


    wenn man damals aus den aussagen eines ordnungsamtes einen artikel gemacht hätte, hätte der wahrscheinlich so ausgesehen:


    KRANKENWAGEN-BESATZUNG LÄSST BEWUSSTLOSEN OBDACHLOSEN STERBEN - WEIL ER STANK!


    "die haben sich garnicht um den gekümmert und wollten wegfahren", sagt xy vom ordnungsamt. "wir konnten die nur mit hilfe der polizei zwingen, den überhaupt mitzunehmen. und dass der in lebensgefahr war, das haben sogar wir gesehen." tatsächlich starb der mann an einer weit fortgeschrittenen lungenentzündung, und die frage, die sich jetzt alle stellen, lautet: hätte er eine halbe stunde früher, also bei sofortigem transport in ein krankenhaus, noch gerettet werden können? durch die beiden krankenwagenfahrer wohl nicht, denn die waren der ansicht: "in der großstadt haben wir das jeden tag dreimal, und wenn wir den fahn, steht der in drei stunden sowieso wieder hier."


    was kam am ende dabei heraus:


    1) der patient hat den transport verweigert, dreimal, ausdrücklich und in ganzen sätzen.
    2) offensichtlich war dieser patient insofern nicht bewusstlos
    3) die polizei wurde durch den RTW alarmiert und nicht durch das ordnungsamt - die haben nur das telefonat für uns geführt
    4) wenn man das mit der halben stunde geglaubt hätte, hätten wir den transport beginnen müssen - ca. zehn minuten, bevor wir an der einsatzsele angekommen waren.
    5) die unpassende kommunikation kam nur von einem der beiden, nicht von beiden krankenwagenfahrern. der andere wurde pauschal mitbeschuldigt weil mitgefangen mitgehangen.
    6) die lungenentzündung wurde auch nicht von dem nachalarmierten notarzt erkannt, sondern erst in der obduktion festgestellt.


    meine schlussfolgerung aus dieser erfahrung: wenn laien die arbeit von rettungsdienstpersonal beurteilen, kommt oft ausschließlich unfug heraus. deshalb würde ich diesen thread persönlich folgendermaßen bewerten:


    a) condorp4 hat recht. die wahrheit wird in der mitte liegen.
    b) monkeyfce hat damit recht, dass man aufgrund der einseitigen schilderung eines laien keine allzu weitreichenden schlüsse ziehen sollte.
    c) recherche scheint für den schreiber des artikels ein fremdwort zu sein
    d) viel lärm um nichts - denn weil ein rettungsdienstmitarbeiter von 2 dumme sprüche beim patienten gemacht hat, muss man keinen artikel schreiben. sonst hätte man viel zu tun.
    e) situation falsch eingeschätzt? vielleicht. passiert, hinterher ist man immer klüger.


    fazit: die nichtexistenz dieses artikels wäre vorzuziehen.

    Einmal editiert, zuletzt von res cogitans ()

  • Zitat

    und vom journalistischen standpunkt aus betrachtet ist der artikel eben genau das: einseitig, und zwar nahezu vollkommen, denn der einzige vertreter der gegenpartei (leiter der rettungsleitstelle), der die gelegenheit zur stellungnahme hatte, war ja selbst auch nicht dabei. meiner ansicht nach hätte der artikel erst geschrieben werden dürfen, nachdem die beiden rettungsdienstmitarbeiter, die selbst vor ort waren, hinreichend gelegenheit gehabt haben, sich zu den vorwürfen zu äußern.


    Oft trifft der Vorwurf der einseitigen Berichterstattung zu, hier aber nicht. Die Presse hat beiden Seiten Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben. Mehr kann man nicht verlangen, und mehr kann sie auch gar nicht tun: sie weiß ja gar nicht, wer die beiden RA vor Ort waren und wie sie diese erreicht. Sie kann nur der Leitstelle und dem Betreiber des RTW Gelegenheit geben, sich zu äußern. Ob der seine Mitarbeiter benennt - was er Helligkeit regelmäßig nicht dürfen wird und auch nicht will - und diese sich äußern wollen - was sie regelmäßig nicht wollen und was man ihnen normalerweise auch nicht empfehlen kann -, ist dessen oder deren Sache.


    Zitat


    hier wäre es dem journalisten mit einem rest-berufsethos angeraten, sich das leitstellen-protokoll zu besorgen und nachzusehen, wie lange die vor-ort-versorgungszeit war, und ich wette: viel länger als zehn minuten waren die jungs da nicht vor ort.


    Das darf er nicht, das kann er zumeist auch nicht, und vor allem ist das nicht seine Aufgabe. Er muss alle Seiten anhören. Wenn eine Seite nichts zu den zeitlichen Verläufen sagt, ist das deren Sache.


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  • ich erwarte von ernstzunehmendem journalismus wesentlich mehr. er sollte vor allem der wahrheit verpflichtet sein - der materiellen wahrheit und nicht der formalen. vielleicht stelle ich überzogene ansprüche an die berichterstattung einer deutschen durchschnitsszeitung - man darf aber auch nicht vergessen, dass man dort zwei richtige personen mit menschenrechten und so öffentlich der lächerlichkeit preisgibt. außerdem lässt der artikel doch auch wesentliche objektive fragen offen, die für eine fundierte beurteilung wesentlich sind, wie zB die, wieviel zeit durch das unangemessene verhalten tatsächlich vergeudet wurde. es kann ja sein, dass BEIDE neben dem bett standen und dumme sprüche gemacht haben - oder dass es nur EINER war, während der andere das tragetuch geholt hat. diese information ist für einen wertvollen artikel einfach unabdingbar. das wäre bei einer rechtlichen beurteilung ja auch nicht anders. wenn sich aus den unadäquaten hinweisen keinerlei zeitverzögerung ergeben hat, ist der ganze vorgang strafrechtlich unerheblich, da die dummen sprüche kaum strafbar sein dürften - wenn doch, könnte man diverse unterlassungsdelikte prüfen. das kann einem journalisten doch nicht egal sein.


    und was den erhalt des leitstellenprotokolls betrifft: journalisten könnten da durchaus drankommen, und wenns über die beiden beschuldigten wäre. klar dürfen die das nicht. aber den pulitzerpreis räumt man so auch nicht ab. wenn man böse wäre, könnte man sogar annehmen, dass da eine zeitung auf einen zug aufspringt, der da heißt: rettungsdienst ba-wü kriegt haue, und wenn das feuer schonmal brennt, dann kann man es auch mit minderwertigem öl unterhalten.


  • Naja, was kann die Zeitung dafür, dass auch diese Rettungsdienstorganisation eine eher umprofessionelles System zur Bearbeitung von (kritischen) Presseanfrage und Beschwerden hat und entweder keine sinnvolle Antwort geben will (vulgo: mauert) oder kann... Lobhudeleien sind gerne gesehen und gelesen und werden entsprechend von den Organisationen unterstützt, Kritik dagegen nicht, hier wird dann gemauert. Das kommt am Ende nicht gut an.



    Und wie ich schon oben geschrieben habe: Auch wenn sich die Behandlung nicht verzögert hat, dumme Sprüche gegenüber Patienten oder deren Angehörigen bzw. auch nur in deren Gegenwart, haben mit professionellem Verhalten nichts, aber auch wirklich nichts zu tun.

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    James Elroy Flecker



  • keine frage. dass ich das genauso sehe, habe ich ja mehrfach geschrieben. aber wenn's das war, dann frage ich mich wirklich, ob das eine zeitungsmeldung wert ist. mir ist jedenfalls auch schonmal ein dummer spruch entglitten. vielleicht wäre das ganze mit viel weniger lärm befriedigender zu ende gegangen, wenn sich der beschwerdeführer nicht an eine zeitung, sondern an den dienstgeber der beiden RAs gewandt hätte, wer weiß, vielleicht hatten die eine ganz furchtbare schicht, zahnschmerzen oder geldsorgen? und hätten sich im anschluss bei dem mann entschuldigt? ich jedenfalls bleibe bis jetzt dabei: der artikel ist überflüssig.

  • Zitat

    Und wie ich schon oben geschrieben habe: Auch wenn sich die Behandlung nicht verzögert hat, dumme Sprüche gegenüber Patienten oder deren Angehörigen bzw. auch nur in deren Gegenwart, haben mit professionellem Verhalten nichts, aber auch wirklich nichts zu tun.

    Das ist durchaus richtig, trotzdem sollte man einfach nicht vergessen, das wir alle nur Menschen sind, die hin und wieder auch mal Fehler machen. Gerade im Bezug auf den geschilderten Vorfall kann eine Überlastung der Einsatzkräfte solche Fehler natürlich auch noch begünstigen.

  • um meinen anspruch an journalistische arbeit zu untermauern hier der ethik-kodex des DFJV:


    ethik-kodex DFJV


    man beachte im vorliegenden zusammenhang insbesondere:


    - die präambel
    - § 1 absatz 1, 2, 7 und 10
    - § 2 absatz 1

  • ...naja, sicherlich mag man den Anspruch haben, ob dieser aber immer den Ansprüchen gerecht wird wage ich mal schwer zu bezweifeln. Papier ist geduldig. Und ich denke, mittlerweile erleben wir es sehr häufig, das eine breite Presselandschaft den Usern zumindest wesentliche Informationen vorenthält manchmal sogar die User bewußt anlügt um eine andere Wertungslage entstehen zu lassen.

  • Aus der ersten Quelle:

    Zitat

    Der Altstadtrat ist im Stadtseniorenrat aktiv und fragt sich nach dieser Erfahrung laut, wie kompetent manche Retter in der Stadt sind – in medizinischer wie menschlicher Hinsicht. „Ich möchte den Verantwortlichen dringend empfehlen, die Mitarbeiter besser zu schulen“, sagt er. Und er wolle ­verhindern, dass gerade ältere Mitbürger in Zukunft ebenfalls nicht ernst genommen würden: „Es darf nicht sein, dass andere in eine noch schlimmere Lage kommen, weil sie vielleicht allein sind oder sich nicht wehren können.“ Sein Eindruck: Hätte seine Frau nicht massiv eingegriffen, hätte er in dieser Nacht keine Hilfe bekommen. Über die ­Folgen ließe sich nur spekulieren.


    Ich finde das schon reisserisch. Wenn die Frau die nächsten 8 Tage nix trinkt lässt sich auch nur spekulieren.
    Genauso, wie wenn er nach einer Stunde schmerzen sich mit einem Taxi ins Krankenhaus hätte bringen lassen.


    Nichtsdestotrotz klingt das Benehmen des Personals nicht akzeptabel.



    Was ich aber schade finde:
    Hieraus wird doch keiner eine Systemänderung fordern. Sondern zwei rollende Köpfe.
    Statt mehr Geld für Aus und Fortbildung, statt mehr Geld und Zeit für Auswertung von Einsätzen, wird es doch nur mehr Ärger geben.
    Name and Shame in einer Zeitung. Herzlichen Glückwunsch.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Es sagt ja auch niemand, dass der Herr sich nicht auch hätte anders ins KH bringen lassen können.
    Aber diese "alternative Transportfähigkeit" ist mindestens genauso spekulativ, wie das typische Verhalten des Rettungsfachpersonals die rosarote Brille aufzusetzen.


    Ich finde es auch unnötig, solche Dinge in die Presse zu bringen, aber vielleicht sollten wir froh über unsere deutsche Presse sein, im gelobten Land - mit Milch und Honig in den rettungsdienstlichen Flüssen - wäre der Artikel nicht anonym, sondern das Kamerateam hätte die RettAss im Visier... just sayin'


    Ich bleibe dabei, bislang kam mir die Diskussion hier nicht wie ein Spießrutenlaufen des betroffenen Personals vor, sondern es war die - übliche - "wenn es so gewesen wäre" Diskussion auf Grundlage eines mittelmäßigen Artikels.


    Wollen wir solche Diskussionen nicht mehr? Gut. Posten wir einfach solche Artikel nicht mehr.
    Dann können wir uns das echte Geschwafel von Experten auf anderen Plattformen durchlesen.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin


  • Wollen wir solche Diskussionen nicht mehr?


    doch. quellenwürdigung und inhaltliche diskussion schließen sich ja gegenseitig auch keineswegs aus. wenn man nicht vergisst, dass menschen nur in perspektiven sehen, kann man (fast) alles schreiben.