Leiter Rettungsdienst mit 22 Jahren

  • Ein noch recht junger Rettungsassistent und Kaufmann im Gesundheitswesen ist nun Leiter Rettungsdienst im BRK Kreisverband Dachau (Oberbayern). Ein 22 Jahre junger Mann hat sich nach der Trennung des vorherigen Abteilungsleiters erfolgreich auf die Stelle beworben und führt nun 56 hauptamtliche Kräfte.
    Ich kenne [Klarname entfernt] persönlich und finde es toll, was er in so kurzer Zeit geschafft hat. Allerdings stelle ich es mir durchaus schwierig vor, diese Abteilung zu führen mit Kollegen, die länger im Rettungsdienst arbeiten, als ihr Chef alt ist und seine Kollegen nun von seinen Qualitäten überzeugen muss, mit denen er sich von drei weiteren internen Bewerbern durchsetzte. Die Fluktuation in Dachau ist überdurchschnittlich hoch und die Ehrenamtlichen haben sich auch zunehmend verabschiedet. Gewöhnlich sammelt man für so einen Posten über Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte, Erfahrung, die man dann an seine Mitarbeiter weitergeben kann. Hoffen wir das Beste für ihn.


    Pressemeldung: Süddeutsche

    ...der in der stabilen Seitenlage schläft!

    2 Mal editiert, zuletzt von GuyFawkes () aus folgendem Grund: Klarnamen auf Wunsch des Betroffenen entfernt.

  • Das wäre ja mal was ganz Neues, wenn so ein Posten bei einer HiOrg nach Qualifikation besetzt würde statt nach "Erfahrung" oder dem Faktor "Das war der einzige Bewerber, der den Job für das Geld machen wollte".
    An fehlender Akzeptanz durch die Mitarbeiter wird das eher nicht scheitern, das klappt ja sonst auch vielerorts...


    J. :diablo:

  • Ich finde, dass jungen Menschen im Berufsleben oft zu Unrecht "Unfähigkeit" durch mangelnde Erfahrung unterstellt wird. Gerne auch unterschwellig.


    Ein Freund von mir ist 31 und seit dem 1.8. Chef von 80 (!) Pflegeeinrichtungen mit knapp 8000(!) Mitarbeitern. Warum? Weil er es kann.


    Warum sollte also ein 22 Jahre alter Mann nicht in der Lage sein 56 Retter zu führen?
    Wenn denen das nicht passt: Da ist die Tür.


    Führungsposten sollten nicht nach "Ach na gut du bist schon so lange hier" vergeben werden...

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Das wäre ja mal was ganz Neues, wenn so ein Posten bei einer HiOrg nach Qualifikation besetzt würde statt nach "Erfahrung" oder dem Faktor "Das war der einzige Bewerber, der den Job für das Geld machen wollte".
    An fehlender Akzeptanz durch die Mitarbeiter wird das eher nicht scheitern, das klappt ja sonst auch vielerorts...


    J. :diablo:

    Ich finde nicht, dass die Ausbildung zum Kaufmann oder zum Rettungsassistenten in irgendeiner Form eine Qualifikation für eine Führungstätigkeit im Bereich des mittleren Managements darstellt, ganz ungeachtet des jungen Alters und der sehr geringen Berufserfahrung.

  • Ich wünsche es ihm ja, dass alles klappt, aber der Vorgänger wurde ziemlich unschön rausgemobbt. Und wenn auch nur zehn Leute gegen dich als Chef sind, wird es für den jungen Mann ganz eng, wo er dann vielleicht eher den Hut zieht. Die Zusammenarbeit mit seinen Mitarbeitern, den anderen Abteilungen im Kreisverband oder auch Absprachen mit Notärzten, Leitstelle und anderen BOS-Organisationen erfordern ein großes Rückgrat, Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl.

  • Ich finde nicht, dass die Ausbildung zum Kaufmann oder zum Rettungsassistenten in irgendeiner Form eine Qualifikation für eine Führungstätigkeit im Bereich des mittleren Managements darstellt, ganz ungeachtet des jungen Alters und der sehr geringen Berufserfahrung.


    Erstens meinte ich das ganz allgemein und nicht nur auf den konkreten Fall bezogen, zweitens kenne ich genügend Rettungsdienstleiter, die einfach nur Rettungsassistent und alt sind. Da ist die kaufmännische Ausbildung doch schonmal ein guter Anfang.

  • Ich finde nicht, dass die Ausbildung zum Kaufmann oder zum Rettungsassistenten in irgendeiner Form eine Qualifikation für eine Führungstätigkeit im Bereich des mittleren Managements darstellt, ganz ungeachtet des jungen Alters und der sehr geringen Berufserfahrung.


    Was ist denn deiner Meinung nach eine geeignete Qualifikation um im mittleren Management führen zu dürfen?

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Ich wünsch ihm viel Glück, aber ich habe es in der Pflege und im Rettungsdienst mit sehr jungen Leitungskräften erlebt. Im Besten Fall ist nur er verbrannt worden, im schlechtesten das ganze Team.

  • Was ist denn deiner Meinung nach eine geeignete Qualifikation um im mittleren Management führen zu dürfen?


    Ich kann es mir gut vorstellen, dass ein Wachenleiter einer kleinen Wache aus den "eigenen Reihen" kommt und nur eine Führungsfortbildung besucht.


    Bei größeren Wachen wünsche ich mir idealerweise schon einen Studienabschluss. Ich muss ehrlich sagen, dass ich über keine Erfahrung verfüge, in wie weit die aktuellen FH-Studiengänge, z.B. Management im Gesundheitswesen für die Führungsarbeit geeignet sind, da auch unsere Führungskräfte in dieser Ebene allesamt nur Rettungsassistenten sind.


    Für den Posten des Rettungsdienstleiter mit Verantwortung für 60 Mitarbeiter halte ich einen Abschluss im Personalwesen für erforderlich.
    Abgesehen davon sollte der Bewerber über Erfahrung mit Führungsaufgaben im kleineren Umfang haben.
    Auch das bietet meine aktuelle Firma nicht.
    Ob die Ausbildung zum Rettungsassistenten für eine Rettungsdienstleiter wirklich erforderlich ist könnt ihr vermutlich besser beurteilen als ich.



    Die Kombination aus kein Studium und keine Erfahrung halte ich für denkbar ungünstig und auf dem Papier für nicht qualifiziert, das wollte ich nur als Einwand zu Jörgs optimistischem Post festhalten.

  • Ich kann dir deine Illusionen zwar nicht nehmen, aber weder irgendein Studienabschluss noch ein Abschluss im Bereich Personalwesen machen jemanden zur (guten/geeigneten) Führungskraft.


    Übrigens, mein Freund (mein 1.Beitrag in diesem Thema) hat auch nichts studiert.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Es ist ja hinlänglich bekannt, dass es gute und weniger gute Führungspersönlichkeiten gibt, und dass jede Urkunde nur das Papier wert ist, auf dem sie gedruckt ist. :ironie:


    Edit: Jetzt deutlicher? (Man kann doch nicht ernsthaft in einem Forum, dessen wesentlicher Inhalt es ist, sich für mehr Professionalität im Rettungsdienst einzusetzen behaupten, dass harte Qualifizierungskriterien wie ein erfolgreiches Studium keine Aussagekraft haben. Das Zeugnis zum Notfallsanitäter macht auch keinen guten Rettungsdienstler)


    Trotzdem wird es gute Gründe haben, warum quasi jedes Unternehmen in der Wirtschaft auf richtige Führungskräfte setzt, während man im Rettungsdienst durch Handauflegen zum Chef wird.
    Ich muss dir sicher nicht erzählen, dass sich das sehr oft im Betriebsklima wiederspiegelt, oder?


    Ich möchte hier um Gottes Willen niemandem ohne Studienabschluss die Fähigkeit zur Menschenführung absprechen, aber eine fundierte Ausbildung und ein Fachwissen, dass über das Handwerk Rettungsdienst hinaus geht ist doch von immensem Vorteil, oder siehst du das wirklich so groß anders?


    Das mit deinem Freund ist eine sicherlich beeindruckende und ungewöhnliche Karriere, aber eben sicher auch ein Einzelbeispiel.
    Der Anteil an guten Führungskräften unter denen mit Abschluss in diesem Bereich dürfte signifikant höher sein als der Anteil an guten Führungskräften unter Rettungsdienstmitarbeitern

    3 Mal editiert, zuletzt von olleHoop ()

  • Es ist ja hinlänglich bekannt, [...] dass jede Urkunde nur das Papier wert ist, auf dem sie gedruckt ist.


    Das ist erstens Unsinn und widerspricht zweitens dem Rest deines Beitrages.


    Ich habe übrigens ein paar Urkunden, die deutlich mehr Wert als ihren Papierwert haben.


    :cool_1:

  • Hi!

    Ich wünsche es ihm ja, dass alles klappt, aber der Vorgänger wurde ziemlich unschön rausgemobbt. Und wenn auch nur zehn Leute gegen dich als Chef sind, wird es für den jungen Mann ganz eng, wo er dann vielleicht eher den Hut zieht. Die Zusammenarbeit mit seinen Mitarbeitern, den anderen Abteilungen im Kreisverband oder auch Absprachen mit Notärzten, Leitstelle und anderen BOS-Organisationen erfordern ein großes Rückgrat, Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl

    ich denke viel wird an seinen Kollegen liegen.Bekommt er eine Chance von Ihnen,wie tritt er auf, kann er sich in den Führungsebenen durchsetzten usw...
    Mein Chef kommuniziert mit uns sehr gut, so kann ich eben seinen Arbeits-und Führungsstil verstehen und weiß auch wo was scheitert.
    Grüße

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • Ich kann dir deine Illusionen zwar nicht nehmen, aber weder irgendein Studienabschluss noch ein Abschluss im Bereich Personalwesen machen jemanden zur (guten/geeigneten) Führungskraft.


    Übrigens, mein Freund (mein 1.Beitrag in diesem Thema) hat auch nichts studiert.


    Ein Abschluss im Personalwesen ist übrigens rein fachlich der falsche Bereich. Hier wäre Gesundheitsmanagement weitaus sinnvoller. Das nur anbei.


    Als junge Führungskraft muss ich natürlich sagen: Es geht, und zwar gut. Mein Chef ist knapp über 30, ich werde grade erst 30. Letzterer ist für zwei Bundesländer zuständig, ich für einen Fachbereich eines gesamten Bundeslandes.

    Es ist mitunter für viele ein Kulturschock wenn der Chef plötzlich jünger ist - Aber viel größer war der Kulturschock für viele als auf einmal die Behörden-Mentalität die geherrscht hat abgeschafft wurde.
    Sicherlich gibt es immer wieder Mitarbeiter die es partout nicht akzeptieren können, dass Stellen mittlerweile nicht mehr nur nach "Dienstalter" und aus den eigenen Reihen besetzt werden.
    Diese mitzunehmen stellt aber tatsächlich nur eine kleinere Herausforderung dar und ist durchaus machbar.
    Schwieriger ist eher eine andere Situation: Grade als junge Führungskraft wird man oft mit der Erwartung und Aufgabenstellung einen Wandel und eine Modernisierung des Aufgabenbereiches durchzusetzen. Hier kommt wieder das berühmte Change-Management ins Spiel - Selbiges ist aber in Deutschland in unserer Branche leider oftmals noch eher unbekannt.


    Zum konkreten Fall gesagt: Ich wundere mich ein wenig, dass man für einen derart großen KV (Dachau ist nicht klein) niemanden finden konnte der über eine gewisse Führungserfahrung verfügt. Der Text klingt nicht so als ob der neue LRD vorher in ähnlicher aber kleinerer Rolle gearbeitet hat.
    Ich persönlich würde nicht als Neueinsteiger (unabhängig vom Alter) direkt mit einem großen KV anfangen wollen, hier hängt es aber vielleicht auch vom Charakter ab - Es gibt einfach Führungspersönlichkeiten die selbst das können.
    Bleibt dem jungen Kollegen nur viel Erfolg zu wünschen. :-)

  • Ausbildungshintergrund fraglich und nur wenig Berufserfahrung im Kerngeschäft..... Dem Kollegen ist nicht nur Erfolg, sondern vor allem Glück zu wünschen.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Dass Führungspositionen im Rettungsdienst mittlerweile ein Studium vorweisen, ist meiner Meinung nach eher eine "neumodische Erscheinung". Sicherlich ist das hilfreich, aber eine abgeschlossene Ausbildung wie der Kaufmann im Gesundheitswesen steht wahrscheinlich fast auf gleicher Höhe mit dem Studium. Auf alle Fälle werden es dank der vielen neuen Studienmöglichkeiten zukünftig "nur"-Rettungsassistenten schwierig haben, diese Führungspositionen zu bekleiden. Meine Chefs waren schon Krankenpfleger, Bierfahrer, Krankenkassensachbearbeiter und abgebrochene Medizinstudenten. Wie man sich dann die betriebswirtschaftlichen Kenntnisse aneignet, bleibt natürlich jedem selbst überlassen.
    P.S.: auch ich überlege ein Fernstudium anzugehen, um meine Chancen für die Zukunft zu verbessern.

  • Ich wünsche es ihm ja, dass alles klappt, aber der Vorgänger wurde ziemlich unschön rausgemobbt. Und wenn auch nur zehn Leute gegen dich als Chef sind, wird es für den jungen Mann ganz eng, wo er dann vielleicht eher den Hut zieht.


    Da hilft dann nur friss oder stirb. Wenn aus dem Kreis der Mobber jemand deinen Posten will kannst nur du oder der Mobber gewinnen.


    Bossing ist hierzu das Gegenstück.


    --> Als Chef muss man manchmal ein "Arsch" sein...



    (Hierbei handelt es sich allerdings nur um meine laienhafte Darstellung meiner Meinung von Personalführung. Der Beitrag stellt auch nur meine persönliche Meinung dar.)

  • Ich hab mal ne blöde Frage am Rande: Der man ist doch Leiter RD geworden, bei uns ist das der (Fach-)Vorgesetzte der Rettungswachenleiter.
    Das meiste sind doch eher Probleme die einem Rettungswachenleiter begenen würden.


    Oder ist beim BRK der Leiter RD gleichzeitig ein Wachenleiter ?

  • Beim BRK gibt es einen eigenen Lehrgang (>100h) für Wachleiter und Rettungsdienstleiter, der die entsprechenden Inhalte vermittelt (such ich später am PC raus).
    Das Wach- und Rettungsdienstleiter in Personalunion vorhanden sind kann ich mir nur bei sehr kleinen Kreisverbänden vorstellen, hätte es aber bisher nicht erlebt.