Baden-Württemberg: Ist die Abholung eines Notarztes im Dienst von Zuhause rechtens?

  • Moin!
    Die meisten NA wohnen im Ort der RW, können so praktisch innerhalb von wenigen Minuten abgeholt werden. Bei der grösse des Einsatzgebietes interessieren niemand die paar Minuten...


    ich persönlich sehe das auch relativ entspannt. aber die beiden zitierten sätze: was da steht, beißt sich damit, dass man das ganze mit sondersignal macht. wenn die paar minuten tatsächlich nicht relevant sind, kann auch keine höchste eile geboten sein, um leben zu retten oder schwere gesundheitliche schäden abzuwenden.


    übrigens finde ich 4 einsätze in 12 stunden jetzt nicht sooooo wenig für ein NEF.


  • übrigens finde ich 4 einsätze in 12 stunden jetzt nicht sooooo wenig für ein NEF.

    In der Stadt oder auf dem Land? In Berlin macht ein NEF zu Beispiel 8 - 14 Einsätze in 12 Stunden.


    (Ich hatte grade 12 Einsätze in 24 Stunden. Für unsere Wache ist das schon viel. Viel mehr geht auch nicht Zeitlich).

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Fakt ist und das gilt dagegen für überall: es steigert die Bereitschaft, am Notarztdienst teilzunehmen. Und in einer Zeit, in der es immer schwieriger wird, Notärzte zu gewinnen und wir an diesem System, sollten wir solche Softskills nutzen. Es hat zu deutlich weniger Problemen in der Dienstplangestaltung geführt und wenn ein Notarzt mal unerwartet ausgefallen ist, war die Bereitschaft deutlich größer, "mal eben" von zu Hause aus einzuspringen.


    Man muss einfach das Wort Notarzt mit dem Wort Rettungsassistent oder Notfallsanitäter ersetzen; dann wäre das für mich auch eine tolle Regelung. :biggrin_1:
    Besonders lustig ist es, wenn man einen Notfallort großräumig umfahren muss, da man ansonsten beim Abholen an der Einsatzstelle vorbeifahren würde. :blush:
    Professionallisierung des Rettungsdienstes, Einhalten von Regelungen (Hilfsfristen, Ausrückezeiten usw.) findet da ein Ende wo der Notarzt seine Komfortzone verlassen muss.

    • "Alle Tiere sind gleich. Aber manche sind gleicher als die anderen." - Farm der Tiere - Animal Farm, 1945

    (Original engl.: "All animals are equal, but some are more equal than others.")

  • Man muss einfach das Wort Notarzt mit dem Wort Rettungsassistent oder Notfallsanitäter ersetzen; dann wäre das für mich auch eine tolle Regelung. :biggrin_1:

    ich arbeite aber nicht in meiner Freizeit noch zusätzlich.
    (Bzw. gibts in den meisten RD Ländergesetzen ja nur ne Hilfsfrist für RTW usw..)

    Besonders lustig ist es, wenn man einen Notfallort großräumig umfahren muss, da man ansonsten beim Abholen an der Einsatzstelle vorbeifahren würde. :blush:

    kommt vor, bei den Wohnorten der NÄ und der Topographie hier-so ein mal in 2 Jahren..

    Professionallisierung des Rettungsdienstes, Einhalten von Regelungen (Hilfsfristen, Ausrückezeiten usw.) findet da ein Ende wo der Notarzt seine Komfortzone verlassen muss.

    Sobald die wirklich wichtigen Dinge in unserer Rettungsdienstwelt geregelt sind-können wir über Komforzonen für Notärzte oder so was reden...
    :rolleyes_1:

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • Nur weil es schon immer so war, muss dieses System nicht gut war. Man könnte mit der gleichen Argumentation einfach die Einführung eines Paramedic-Systems fordern. Der Aufschrei wäre groß - zurecht. Genauso groß sollte aber der Aufschrei gegen solchen Unsinn sein. Früher gab es das im RD für nicht Ärzte übrigens auch, ältere Kollegen berichten noch von den Problemen (und Vorzügen) dieser Zeit. Das würde heute niemand mehr für akzeptabel halten.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Ich habe dazu ein interessantes Beispiel. Früher hat ein NA direkt neben mir gewohnt und wurde Zuhause abgeholt (Anfahrt ca. 5 Minuten). Ich hatte eine Garage ( mit sehr guter Sicherung und Strom). Arbeitsdienst auf der Wache fiel nicht an. Ratet mal, wer nicht von Zuhause fahren durfte, obwohl NA X auch fuhr :D

  • Man sagt ja oft über Deutsche, sie seien missgünstig. Wenn man diesen Thread liest, kommt man zum Ergebnis: stimmt!

  • Ich hab bisher keine wirklich durchschlagende Argumente der Kontra-Fraktion gehört. Rausgehört habe ich lediglich, dass es ihnen nicht gefällt und sie es auch gerne so hätten. Das klingt für mich: "Warum soll der es besser haben als ich?". Wurde ja teilweise auch wörtlich so formuliert. Wie würdest Du so was nennen?

  • Das Phänomen kenne ich übrigens auch aus ITS-Diensten, wenn ich mich mal hinlege. Da heißt es dann in der Pflege: "Warum darf der sich hinlegen und ich nicht?". Auf der anderen Seite kenne ich kein Ärzteforum, in dem man sich über das geforderte frühere Rentenalter für Sanis aufregt. Man könnte da durchaus den Begriff des Sozialneids in den Raum werfen.

  • Die Zeitverzögerung ist eigentlich ein recht schwer widerlegbares, sachliches Argument. Und "früher war es genauso, man hat es aus gutem Grund abgeschafft" ist ein bisschen was anderes, als "ich hätte es gern auch so". Wenn es aber so schwer ist in diesen Regionen, den Notarztdienst noch aufrecht zu erhalten, sollte man vielleicht wirklich nochmal die Diskussion führen, ob man auf Gedeih und Verderb daran festhalten muss. Es gibt ja auch andere Lösungen, denen bisher soweit ich weiß wissenschaftlich kein Nachteil nachgewiesen wurde.


    Es sei nochmal angemerkt, ich glaube nicht, dass das Problem wirklich so groß ist, deswegen befürworte ich ein Festhalten am Notarztsystem. Ich halte es für ein vorgeschobenes Argument um die eigene Bequemlichkeit zu schützen. Das Aufgreifen des Themas in der Presse wird die Debatte aber vermutlich mittelfristig klären. Es ist am Ende schwer zu vermitteln, dass die Patienten länger auf den Arzt warten müssen, weil dieser lieber im eigenen Bett schläft.

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  • Wenn der Zuhause-NA Selbstfahrer ist, kann er sich ja bei Bedarf einen RA/NFS an der Wache abholen. Ich stimme Res Cog. zu, die SoSifahrerei hat bei der notwendigen Extrarunde einen faden Beigeschmack. Was kostet ein Arzt an der Wache gegenüber einem Unfall? Egal. Blöder Vergleich.

    Speed is life!
    Es gibt 10 Arten von Menschen. Solche, die binär zählen können, und Solche, die es nicht können.

  • Die Zeitverzögerung ist eigentlich ein recht schwer widerlegbares, sachliches Argument.


    Diese ominöse Zeitverzögerung ist doch ein völlig subjektiver und mit wenig Inhalt und Nachhaltigkeit gefüllter Begriff. Würde es tatsächlich danach gehen, müsste man wahrscheinlich in vielen Städten Notarztstandorte abreissen und woanders wieder aufbauen. Wie gesagt, ich bin selber in so einem System gefahren und kann subjektiv nicht feststellen, dass dadurch irgendwelche Patienten zu Schaden gekommen sind, bzw. das RTW-Team hätte ungebührlich lang auf mich warten müssen. Es muss natürlich in einem gefühlsmässig sinnvollen Rahmen bleiben.

  • Tja, dann steht das bequemlichkeitsbedingte Gefühl eben gegen ein sachliches Argument, das mag schon so sein. Wenn du allen ernstes behauptest, es würde keine Zeit kosten, wenn der Fahrer zum Fahrzeug geht und losfährt, statt zum Einsatzort aber erstmal zum Arzt fährt und dann mit diesem zur Einsatzstelle, dass dies nicht mehr Zeit benötige als eine direkte Anfahrt, dann beschwere dich doch bitte nicht über fehlende Sachlichkeit dieser Diskussion. Dann bist du derjenige der unsachlich schreibt und sich lächerlich macht. Aber wenn du mal wieder in so einem Bereich fährst, frag doch mal einen Patienten, was er davon, dass er 5 Minuten länger warten durfte, weil du im eigenen Bett schlafen wolltest. Der müsste deiner Logik nach ja vollstes Verständnis haben. :mauer:

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  • Du musst schon richtig lesen, was ich schreibe: ich habe nie gesagt, dass das Argument "Zeitverzögerung" unsachlich ist. Ich habe nur gesagt, dass dieser Begriff, so wie er verwendet wird, zu wenig harte Fakten liefert, um daran den Vorteil eines Heimfahrer-Notarztes zu mindern. Trink noch ne Milch, dann geht das wieder, mein kleiner Stier.



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  • Was irgendwie hier vergessen wird ist, dass bei solchen Konstrukten oftmals nebenberufliche Notärzte tätig sind.
    Je nach Standort und je nach Vergütung ist es so, dass ein Facharzt im Krankenhaus einen höheren Stundensatz hat als ein Notarzt.


    Jetzt sucht man für diesen Standort Fachärzte der Anästhesie bzw. mit Zusatzbezeichnung Intensivmedizin (= der gute Notarzt, aus den Erfahrungen hier im Forum), d.h. Leute zwischen 35-50 Jahren.
    Die haben meistens ein Sozialleben in Form einer Familie.


    Nun steht der Notarzt vor der Entscheidung:
    Also ich fahre an meinen freien Tagen neben den mindestens 45 h pro Woche in der Klinik Notarzt (niedergelassene Ärzte wollen wir ja nicht).
    Jetzt kann ich hier an meinem einzigen freien Wochenende auf einer Rettungswache abgammeln oder ich nehme den Piepser mit nach Hause und habe wenigstens etwas von meiner Frau und den Kindern.
    Ich kann zwar sonst keinen Freizeitbeschäftigungen nachgehen (Joggen, Radfahren, Saufen ;-) ) aber ich bin wenigstens daheim.
    Oder ich sage: Ne, das darfste nicht.
    Dann sagt der "Ach, leck mich doch am *rsch, dann mache ich halt einen zusätzlichen Dienst in der Klinik. Das gibt eh mehr Geld, wenn ich das Geld brauche.


    Das Blaulicht reizt die Leute irgendwann auch nicht mehr.