Funk Grundkurs

  • @Harris: Da bin ich voll bei dir, grade dass was im RS unter Funkausbildung läuft ist inhaltlich sehr mau, Theorie muss meiner Meinung nicht so viel sein (Analogfunk lässt sich inklusive FMS in 3 bis 4 UE abhandeln). Am wichtigsten wäre jedoch Praxis mit einzubauen.


    Und zum Offtopic: Was man da teilweise hört ist schon sehr durcheinander, da wäre zumindest ein an der DV810 orientierter Funkbetrieb gut. (Wer es schon mal gehört: Der Funkbetrieb auf dem Wacken Open Air ist zwar nicht komplett DV810-konform aber wirklich sehr effektiv und verschlankt.)

  • Zitat

    Ich weiß mit den ganzen Begriffen überhaupt nichts anzufangen und retten dennoch Menschenleben. Is ja en Ding...


    Solltest du dich mal mit befassen, gehört zu deinem Job.
    Und spätestens bei einem größeren Einsatz wird dir die Wortwahl "und rette dennoch Menschenleben" leid tun, sofern du selbst überhaupt mitkriegst, was flapsiger Umgang mit dem Funk alles anrichten kann.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:


  • Solltest du dich mal mit befassen, gehört zu deinem Job.
    Und spätestens bei einem größeren Einsatz wird dir die Wortwahl "und rette dennoch Menschenleben" leid tun, sofern du selbst überhaupt mitkriegst, was flapsiger Umgang mit dem Funk alles anrichten kann.


    Dass mir die Begriffe ad hoc nichts sagen heißt ja nicht, dass ich nicht vernünftig funken könnte. Ich sehe auch nicht wirklich einen Sinn darin, 40h lang irgendein Gedöns über Funk zu lernen, was man im Endeffekt eh nie benötigt. Da gibt es deutlich wichtigere Dinge, die einem Rettungsassistenten vermittelt werden sollten. Aber das ist ziemlich typisch, sich an irgendwelchen Vorschriften oder Gesetzen festzuklammern, anstatt drüber nachzudenken was sinnvoll ist und was nicht.

  • Pragraphenreiterei ist halt ein tolles Totschlagargument.


    Dennoch: Im Alltagsgeschäft ist das alles halb so wild bei ner Fahrt zum Katheterwechsel. Aber wer's nie gelernt hat, kann es eben nicht, wenn's mal drauf ankommt. Natürlich is da auch viel Ballast dabei, gar keine Frage. Aber wenn jemand nicht 100pro sattelfest ist mit Gerätebedienung und Betriebsworten, kann das anderen Leuten im Einsatz das Leben extrem schwer machen. Und wenn man's auf die Spitze treiben will: Wenn die Kommunikation an der Einsatzstelle (oder auf dem Weg dahin) zusammenklappt, geht das schlussendlich auch zu Lasten der Betroffenen/Patienten.


    Schick einen Standard-RD-Mensch in den Einsatz und lass ihn dabei die Verkehrsart/den Kanal (oder meinetwegen im Digitalfunk TMO/DMO + Gruppe) wechseln und sich z.B. an nem Bereitstellungsraum anmelden; ein Großteil kriegt schon das nicht hin. Und hier geht's ja nichtmal um das, was im Einsatz tatsächlich irgendeinem Patienten unmittelbar weiterhilft, sondern um ne handwerkliche Nebensächlichkeit, die aber funktionieren muss.
    Is so ähnlich wie nicht zu wissen, wie man nen RTW betankt. Ist auch nicht Medizin, macht auch mit Sonnenbrille aufm Kopp und offenen Haix mit heraushängender Hose keinen coolen Eindruck, gehört aber trotzdem zum Standardrepertoire, ohne das RD nicht funktioniert.

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  • Ich bin auch erklärter Freund von Funkdisziplin und Betriebswörtern - übertreibens muss man es deswegen aber trotzdem nicht.
    Einen echten Sinn in übertrieben langen Lehrgängen sehe ich aus diesem Grund auch nicht.
    Das wirklich wichtige Wissen für den normalen Anwender auf RTW, NEF oder Löschfahrzeug kann man bequem in 5 Stunden (wenn überhaupt) vermitteln.


    Mir würde es hin und wieder schon reichen, wenn der Adrenalinspiegel - gerade bei Freiwilliger Feuerwehr und SEG/KatS-Einheiten - unter Kontrolle gehalten werden könnte und man sich tatsächlich angewöhnt, die anderen ein Gespräch zu Ende führen zu lassen.


    Bestes Beispiel ist hier mein Landkreis. Immer wenn es mal eine mehr oder weniger große Unwetterlage gibt, bricht alles zusammen.
    Das liegt nicht daran, dass jemand die Funkbetriebswörter nicht verwendet, das liegt einfach daran, dass die Damen und Herren nach Alarm hektisch das Funkgerät anschalten und noch bevor die Röhren auf Betriebstemperatur gekommen sind muss die Sprechtaste (bzw. bei uns der Tonruf 1 als Sprechwunsch) gedrückt werden.
    Da wird nicht gewartet, bis die anderen fertig sind. Kann man auch gar nicht, weil man gar nicht mitbekommt ob jemand funkt.
    Wenn die Leidstelle dann nicht binnen 10 Sekunden auf meinen Anruf reagiert wird hektisch nochmal der Tonruf betätigt und wieder und wieder und wieder...


    DAS sind aber Sachen, die kann ich auch in einem 520-stündigen-Kurs nicht lernen.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Als Leitstellendisponent muss ich hier mal in die Bresche springen! Ich muss schon sagen, dass ein gewisses Maß an Disziplin am Funk wichtig ist. Vor allem bei Spitzenauslastung und bei Großschaden- oder Flächenlagenereignissen ist es wichtig sich an gewisse Spielregeln des BOS-Funk zu halten (das sind dann die Tage wo man als Leitstellendisponent lieber gerade Urlaub hätte - obwohl Spitzenauslastung bei uns quasi normal ist). Es passiert da schon mal recht leicht, dass Meldungen durcheinander gebracht werden (vor allem wenn mehrere sprechen ohne ihren Funkrufnamen zu nennen), wenn man genau so flapsig spricht wie man das vielleicht tut, wenn gerade auf der "Welle nix los ist".


    Ich bin vor einigen Monaten mal gefragt worden, warum ich als einer der wenigen beim Funken grundsätzlich meinen Funkrufnamen immer mit nenne, wenn doch der Leitstellendisponent weiß mit wem er redet. Genau aus dem oben genannten Gründen kann und ist es wichtig ein wenig Disziplin am Funk zu halten. Es muss ja nicht streng nach DV-810 gefunkt werden, aber die grundlegende Einhaltung dieser Regeln hilft vor allem dem Leitstellendisponenten ungemein! Eine Sprechfunkausbildung halte ich im Rahmen der rettungsdienstlichen Ausbildung schon für wichtig (Grundkenntnisse). Für Leitstellen-, Führungs- und ELW-Personal wäre dann eine weiterführende Variante von Vorteil (Vertiefung der Kenntnisse), wo dann Dinge wie Relaisstellenbetrieb, UTM-Navigation, usw., gelehrt werden können.


    Gruß



    würdest du denn vll ein paar dinge auflisten, wie man deiner meinung nach ordnetlich funkt bzw was dir wichtig ist?! ich funk auch eher "so wie man es bei uns im kreis halt macht"... vll kann der ein oder andere ja was davon übernehem?!

    "The end and aim of all medical practice is prevention; and, failing that, cure; and, failing that, amelioration." (J.W. Ballantyne, 1902)

  • Ich bin auch erklärter Freund von Funkdisziplin und Betriebswörtern - übertreibens muss man es deswegen aber trotzdem nicht.
    Einen echten Sinn in übertrieben langen Lehrgängen sehe ich aus diesem Grund auch nicht.
    Das wirklich wichtige Wissen für den normalen Anwender auf RTW, NEF oder Löschfahrzeug kann man bequem in 5 Stunden (wenn überhaupt) vermitteln.


    Yep.


    Ich habe das in der Regel an einem Tag ausgebildet, Zielgruppe allerdings mehr SanD/KatS als RD (aber bei größeren Einsätzen hat der Funk auch größere Wichtigkeit als im Regel-RD). Am Vormittag kann man in ~ 3-4 h die Theorie vermitteln: zum Funk an sich, einschließlich Betriebsarten und Co., die Bedienung der Geräte und die Betriebssprache sowie deren Wichtigkeit (mit Digitalfunk braucht das vielleicht etwas länger). Der Nachmittag gehörte dann einer mehr oder weniger (meist weniger ...) geplanten oder improvisierten Übung: die Lehrgangsteilnehmer verteilt man in Kleingruppen auf Fahrzeuge und/oder mit Handfunkgeräten in verschiedene Räume, wenn es geht, jeweils mit einem Helfer/Kursassistenten (der keiner besonderen Qualifikation bedarf), und ein oder zwei Personen übernehmen dann die Leitstelle/San-EL/..., spielen über Funk Ereignisse ein und nehmen die Meldungen der Lehrgangsteilnehmer entgegen, denen durch bei ihnen befindlichen (oder zwischen den Gruppen pendelnden) Assistenten eine Situation oder Lage geschildert wird, auf die sie dann reagieren müssen. Wenn man will, kann bereits erfahrene Teilnehmer die "Leitstelle" übernehmen lassen.


    Das ermöglicht zum einen das Einüben der Handhabung der Funkgeräte ("erst denken, dann Taste drücken, dann sprechen, und Taste wieder loslassen, wenn man fertig ist oder stockt") und das Einüben der Betriebssprache und vermittelt auf der anderen Seite die Wichtigkeit der Funkdisziplin. Und zum anderen erklärt es, wenn es hektischer wird, schlagend, warum im Ernstfall und mit routinierten Teilnehmern am Funkverkehr "Ende mit xyz" überflüssig ist und entfällt. :-)

  • Es fängt mit dem einfachsten Kleinscheiß an: konsequente
    Benutzung von Funkrufnamen, kommen und Ende. Wer das immer macht, macht es auch unter Stress.

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  • Es fängt mit dem einfachsten Kleinscheiß an: konsequente
    Benutzung von Funkrufnamen, kommen und Ende. Wer das immer macht, macht es auch unter Stress.


    Exakt. Und im Stress funktioniert Funk nur, wenn man auch im Routinefall Funkdisziplin einhält und bei aller Verschleifung in der Tagesroutine "umschalten" kann, was erfordert, dass man es zumindest einmal richtig gelernt hat und um die Wichtigkeit im Ernstfall weiß.

  • Ich habe das in der Regel an einem Tag ausgebildet, Zielgruppe allerdings mehr SanD/KatS als RD


    Erwischt!


    Dann kannst du uns sicherlich valide die Rechtsgrundlagen erkläen?
    Ich hatte damals in meinem RS-Lehrgang unter den bescheinigten Lehrgangsinhalten auch Funk.
    Wenn ich das aber mit der Ausbildung bei der Feuerwehr vergleiche, dann war das natürlich deutlich weniger. Dort hat man ein Funksprechzeugnis gemacht.


    Wie sieht es in Zukunft beim Digitalfunk aus? ?-(

  • Das du keinen hast, merkt man. Gut wäre er für dich sicher mal. Z.B. lernst du da hoffentlich, dass die Nutzung der in der PDV/DV 810 (4.3.1) vorgegebenen Betriebsworte spätestens dann nicht mehr "übrig wie ein Kropf" ist, wenn es mal richtig zur Sache geht.

    Das sind große Worte, die Du mir unterstellst. Dann mal Butter bei die Fische, bei welchen Einsätzen warst Du dabei, als es wegen dem Weglassen von "kommen" oder "Ende mit Gesprächspartner XY" ein Problem gab? Falls es so war, lasse ich mich gern belehren/überzeugen und nehme die dann berechtigte Kritik an.
    Möglicherweise spreche ich aus eigener Erfahrung. Möglicherweise hatte ich auch schon Einsätze, "bei denen es richtig zur Sache" ging. Du vielleicht auch, das will ich Dir nicht absprechen. Allerdings kenne ich im Regelrettungsdienst in Bayern kaum Bereiche, die definierte Sprechgruppen zum Ende des Spruchs verwenden, einschließlich der Rettungsleitstellen. Jedoch ist mein Einsatzgebiet durch den Radius unseres Hubschraubers begrenzt, so dass ich nicht für andere Sprechen kann und möchte. Ich habe aus meiner Erfahrung eine andere Meinung als Du. Mir mehreren Hundert Flugstunden kenne ich auch hochfrequentierten und disziplinierten Sprechfunkverkehr. Mit vielen Jahren in der Luftrettung habe ich auch die Erfahrung mit Großschadenslagen, in der Menge der Einsätze manchmal sogar mehr als Andere. Meine Ausdrucksweise ist in diesem Forum der Mehrzahl der Leser bekannt. Manchmal muss man genau lesen. Weder lehne ich den Kurs ab, noch Sprechgruppen. Lediglich den von mir angesprochenen Teil davon. Übrigens lehne ich auch einen Teil der bestimmt wichtigen PDV/DV 810 ab, der richtig gefährlich werden kann: 7.2.15, wenn mündlich übermittelt wurde. Prost!

    Speed is life!
    Es gibt 10 Arten von Menschen. Solche, die binär zählen können, und Solche, die es nicht können.

  • Das würde mich eben interessieren, was da nun wirklich relevant ist.


    Da gibts die BOS-Funkrichtlinie, erlassen vom BMI und die PDv 810.
    Das ist alles (aber auch mehr als genug) was es zum BOS-Funk gibt

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  • Erwischt!


    Dann kannst du uns sicherlich valide die Rechtsgrundlagen erkläen?


    Rechtsgrundlagen für was denn? - Ich halte eine Grundlagenschulung für Anwender im wesentlichen für ausreichend, und da genügt es m.E. zu wissen, dass man den Funk nicht - außer Dienst - mithören darf, dass man - auch im Dienst - keine "fremden" Kanäle mithören darf, dass das Mithören Unbefugter nach Möglichkeit zu vermeiden ist, und ggf. die Beantwortung konkreter Rückfragen.


    Wenn man will, kann man auf die Folgen und Inhalte der Verpflichtung nach dem Verpflichtungsgesetz eingehen, immer unter der Voraussetzung, dass die überhaupt wirksam erfolgt ...


    Das reicht m.E. völlig aus.


    Natürlich kann man technisch, rechtlich und zu den Hintergründen noch mehr erzählen, aber das muss der reine Anwender im SanD/KatS/RD nicht zwingend wissen. Ob man das Thema in einer Ausbildung wie der zum NFS ausführlicher ausbreitet, ist eine andere Frage, aber auch da fielen mir - nicht zuletzt im rechtlichen Bereich - viele andere Themen von größerer Bedeutung ein.


    Grüße,
    -thh

  • Mal andersrum, fakl.
    Wer sagt denn, dass du "juristisch gesehen" einen Lehrgang mit diesem Umfang braucht?


    Bzw. was hilft dir das Wissen, dass man das nicht braucht?
    Willst du klagen, wenn Organisation ABC deine Sprechfunkkünste nicht als ausreichend anerkennt?
    Jede Organisation bildet ihre Sprechfunker so aus, dass es für den eigenen Bedarf passt und zwar möglichst breitbandig.


    Halte ich auch für schlau.

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  • Um noch einmal auf die Beiträge von Guy F (Beitrag 25) und //stefan (Beitrag 26) Bezug zu nehmen:


    a) Emotionen und Disziplin (Bereich freiwillige Feuerwehr)
    Emotionen sind eher bei der freiwilligen Feuerwehr ein Problem! Es geht einem (als Leitstellendisponenten) quasi förmlich auf´n Sack, wenn wie bescheuert in den Hörer gebrüllt wird, nach dem Einsatzort gefragt wird während im Hintergrund die Presslufthörner einen Streßtest absolvieren (ich dabei auch eher das Gefühl habe, dass der Fahrzeugführer dabei mit dem Funkgerät direkt neben der Max-Martin-Anlage auf dem Dach sitzt). Ich frage mittlerweile dann schon reflexartig "wo fahren sie denn schon hin, wenn sie gar nicht wissen wo es hin geht?"! Am besten sind dann wirklich noch die Kameraden, die laufende Funkgespräche unterbrechen um "ihre Botschaft" sich von der Seele zu reden (besonders lieb sind mir dann die MTW-Fahrer, die mit ihrer Jugendfeuerwehr gerade zum Schwimmen fahren wollen, oder die Gerätewarte die ihr TSF innerhalb des Ortes spazieren fahren um 6,5 Liter Diesel zu tanken). Ein großer Nachteil ist dabei auch, dass die größte Teil der 211 Ortsfeuerwehren des Landkreises über kein FMS verfügen (weil der Digitalfunk kommt ja bald, erzählt man sich schon seit 15 Jahren. Das lohnt sich halt nicht mehr...). Der Bruchteil die über FMS verfügen, die können oft damit nicht umgehen (LF10 Sprechwunsch, Leitstelle=J, LF10 wir sind eingerückt, Leitstelle=dann drücken sie doch einfach die 2, LF10...*nix passiert*). Ein Problem ist auch, dass nach dem Drücken der 5 (Sprechwunsch) der Sprechwunsch im Leitrechner wieder verschwindet, wenn das Fahrzeug nach dem Drücken noch einmal die Sprechtaste drückt (z.B. um uns zu rufen wenn man nicht innerhalb von 1,8 Sekunden reagiert). Dann ist der Sprechwunsch weg, der Leitstellendisponent sieht ihn dann somit nicht mehr, und reagiert somit dann auch nicht wenn er wieder Zeit hat. U.a. auch ein Problem im Rettungsdienst, auch wenn man mehrmals die 5 drückt. Man rutscht dann in der Reihenfolge wieder nach unten. Aber da kann man sich den Mund fusselig reden! Es ist leider dem Rettungsdienst nur schwer zu vermitteln, dass man "da oben" nicht nur darauf wartet, dass irgendjemand was von einem will. Den freiwilligen Feuerwehren übrigens noch viel weniger. Die denken scheinbar immer noch, dass wir nix anderes machen wie auf die Ortsfeuerwehr Pusemuckelhausen zu warten. Mit den 17 freiwilligen Feuerwehren innerhalb der kreisfreien Stadt, für die wir auch zuständig sind, klappt es sehr gut. Haben alle FMS, können damit umgehen und haben i.d.R. eine gute Disziplin. Komisch das es da funzt und im Landkreis nicht! Die Berufsfeuerwehr ist ein echter Segen, da hier bei größeren Einsätzen nur die Führungsdienste funken (C-Dienst, B-Dienst, ELW-3). Echt schön...


    b) Großschaden- und Flächenlagen (Unwetter)
    Hier ist im Bereich Rettungsdienst häufig das Problem, dass der Funk auf der Anfahrt nicht aufmerksam verfolgt wird, z.B. Bereitstellungsräume oder Anfahrt zur Einsatzstelle nicht zur Kenntnis genommen werden. Auch die fehlende Disziplin, grundsätzlich bei Feuerwehrstichworten vom Rettungsdienstkanal auf den Feuerwehrkanal zu wechseln. Man ruft sich dann auf zwei Kanälen einen Wolf...!
    Unwettereinsätze sind bei freiwilligen Feuerwehren im Landkreis wieder ein ordentliches Problem. Denn MEIN Baum oder Keller ist nun halt mal der wichtigste Einsatz von allen, denken die Ortsfürsten. In der Primärphase (bevor die Unwetterstäbe der Städte- und Gemeinden einsatzbereit sind) werden die Wehren noch direkt alarmiert und geführt, aber auch dort wird schon drum gebeten, den Einsatz zu übernehmen und sich erst wieder zu melden wenn der Einsatz abgearbeitet ist. Aber nööö, es kommen dann mitten im Streßbetrieb Lagemeldungen (natürlich mit einem Streßruf der ein denken läßt, dass gerade eine gesamte Löschgruppe von Gorzilla gefressen wurde und man dringend die Air Force braucht) wie "Ja, also hier 16-27. Wir haben den Ast auf dem Fahrradweg zersägt, fegen noch die Straße. Melden uns wieder wenn wir fertig sind, kommen". Boah, alter krass. Echt? Lob und Anerkennung, liebe Kameraden! Während des Gespräches wurde dieses natürlich wieder durch einige 5-Ton-Folgen für die Sirenenalarmierung unterbrochen.


    c) Wünsche an den Rettungsdienst
    Wir sind eine große Leitstelle! 56 RTW, 11 NEF, 36 KTW, 2 RTH/ITH, 3 ITW, 5 BF-Wachen, 228 freiwillige Feuerwehren, diverse Werkfeuerwehren. Feuerwehr und Rettungsdienst für eine Stadt und einen Landkreis mit 1,1 Millionen Einwohner. Luftrettung (sekundär) und Intensivverlegung für das gesamte Bundesland. Diverse Verwaltungsdienste nutzen uns als Meldekopf (z.B. Asyl-/Ausländerbehörde, Jugendamt, SozPsychDienst, Wohnungsamt, Gesundheitsamt, Untere Wasserbehörde, usw.) 260.000 Einsätze im Jahr. Da kommt einiges zusammen. Nein, wir warten nicht nur auf den einen Kameraden oder Kollegen, der jetzt gerade etwas von uns will. Sprüche wie "Ach, ihr seit ja doch da" nach der Annahme des Gespräches über eine interne Amtsleitung lösen selbst unter dem Kollegenverhältnis zwischen Leitstelle und RTW Spannungen aus. Wenn niemand ans Telefon geht oder der Sprechwunsch nicht sofort bedient wird, dann wird das sicher einen Grund haben. Wir haben zu tun! Man kann ja gut auf dem Funkkanal hören, ob wir gerade viel zu tun haben oder nicht. Wenn es jedoch ruhig ist und nach 30min immer noch niemand reagiert, dann könnte tatsächlich ein technisches Problem vorliegen oder wir sind alle samt an einer CO-Vergiftung kaputt gegangen (oder anderer Ausgasungen wie Chili, Sauerkraut oder so). Ansonsten habt doch einfach mal ein wenig Geduld. Nicht ohne Grund sage ich immer, dass ein RTW-Dienst trotz Schubber-Tag für mich immer wie Urlaub ist!
    Ein wichtiger Punkt ist die Funkdisziplin. Diese fehlende Disziplin ist es schon einige Male zu verdanken gewesen, das wichtige Informationen flöten gegangen sind oder das falsche Fahrzeug einen Notarzt bekam. Trotz FMS ist es enorm von Vorteil, wenn zu Beginn des Gespräches noch einmal kurz der eigene Funkrufname genannt wird (Beispiel: Hier 1/83-1, am Kreiskrankenhaus frei, Name Müller, kommen.). Ich finde, dass der eigene Funkrufname, ein kurzes "kommen" und "verstanden, Ende" nicht wirklich nervt und Funkgespräche nicht zu sehr in die Länge zieht. Es hilft aber ungemein Fahrzeuge auseinander zu halten, gerade wenn jemand seinen eignen Funkrufnamen falsch verstanden hat und reagiert, obwohl jemand anders gemeint war (nicht einfach nur "kommen" sagen, der Leitstellenfuzzi denkt dann er spricht mit dem 32/83-1, aber der 31/83-1 ist dran, usw.). Bei Hochbetrieb stören FMS-Statis oft auch die Funkgespräche. Daher ist ein wenig Disziplin von Vorteil, damit Informationen nicht falsch verstanden werden oder verloren gehen. Außerdem ist es unhöflich ein Funkgespräch durch drücken der 8 zu stören (Beispiel). Ich weiß, am Einsatzort angekommen ist es nervig noch 2,2 Sekunden warten zu müssen, bis der andere seinen Sprechwunsch erledigt hat. Oft muss ich dann einmal (oder sogar mehrmals) nachfragen, bis ich einen Patientennamen richtig verstanden habe. Das nervt! Auch ist es peinlich, dass es immer noch Fahrzeugbesatzungen gibt, die Namen nicht vernüftig gemäß der nationalen BOS-Buchstabiertafel buchstabieren können. Gerade hier in der Großstadt sind Namen wie Müller, Meier und Schulze sehr selten geworden. Wir freuen uns ja immer schon wie ein Honigkuchenpferd, wenn mal ein rettungsdienstlicher Kollege der Y-Truppe auf einem RTW bei uns fährt, wenn die NATO-Buchstabierttafel genutzt wird (Foxtrot, Uniform, Charlie, Kilo, Trennung, Yankee, Oskar, Uniform, kommen :biggrin_1: ). Ein Problem sind auch die Navigationsgeräte. Heutzutage kann kaum noch ein junger Kollege eine Karte lesen. Wenn man da etwas auf der Karte erklären will, wirds haarig. Ich habe vor einigen Monaten einfach ein Foto von der Karte gemacht und mit meinem iPhone dem Kollegen per Whatsapp auf sein Smartphone gesendet mit dem Kommentar "Da musst Du hin"!


    d) Wünsche an die Anrufer (intere Leitungen und med. Einrichtungen)
    Es ist schon ziemlich dreist zu erwarten, dass man als Leitstellendisponent jeden kennen muss. Da kommen dann Anrufe über die Amtsleitung (oder sogar Notruf) wie:


    Anrufer: Ja, Meier hier.
    Leitstelle: Guten Tage Herr Meier.
    Anrufer: *Schweigen in der Leitung*
    Leitstelle: Herr Meier, was kann ich denn für sie tun?
    Anrufer: Ja, was ist denn da los. Sie haben doch alarmiert!
    Leitstelle: Was ist wo los? Wer sind sie denn überhaupt?
    Anrufer: Ich bin der Stadtbrandmeister von Pusemuckelhausen!
    Leitstelle: Ach herrje, das ich sie nicht gleich erkannt habe. Aber ich schaue gerne mal nach...


    Ist es denn so schwer sich neben Namen auch mit der Funktion vorzustellen? Verdammt noch mal, ich kann mir keine 422 Ortsbrandmeister und Stellvertreter, gute 80 Stadt-/Gemeindebrandmeister, Stellvertreter und Kreisfürsten merken. Gleiches gilt auch für die Fachberater San, SEG-Leiter und Kreisbereitschaftsleiter (obwohl die letztgenannten ohnehin die unwichtigsten Personen sind die man hier beim großen Knall braucht). Vor allem ändern sich durch Wahlen ständig die Personalien!
    Und auch die Arztpraxen tun sich hier häufig schwer damit, dass man sie und ihre Adresse nicht kennt. Einige davon sind nicht eingepflegt, haben ggf. neue Namen durch eine Nachfolge, usw. Außerdem dürfen bei der 19222 die Rufnummernunterdrückung nicht einfach umgangen werden, wie die Zwangsanzeige wie bei der 112. Wünschenswert wäre es, wie es früher einmal war. Aber erlaubt ist es (wohl) nicht. Und wenn keine Nummer angezeigt wird, dann kann der Leitrechner diese auch nicht automatisch einer Adresse zuordnen. Ich kenne nicht jeden hausarzt, tut mir leid. Blöde Leitstelle aber auch...


    e) Ausbildung
    Ich würde die Ausbildung tatsächlich unterteilen, wie diese hier eigentlich auch gelebt wird. Die normale Sprechfunkausbildung dauert hier 16 Stunden. Dann sind zwei Unterrichtstage. Ist ja eigentlich im Rahmen der RettAss, jetzt NotSan-Ausbildung locker zu schaffen und nicht zu viel verlangt. Erst im Rahmen der Führungs-, Stabs- und Fachberaterausbildung wird das Wissen um die Kommunikationstechnik und -taktik umfangreicher (verständlicherweise). Gleiches gilt für das Fernmeldebetriebspersonal von Stäben und Einsatzleitfahrzeugen. Das muss ja auch nicht jeder RettSan, RettAss und NotSan lernen. Aber 16 Stunden sind ja locker zu schaffen. Die Feuerwehr macht dieses hier auch (siehe Link): NBAK Celle Kreisausbildung Sprechfunk


    So, Harris Geschichtestunde ist zu Ende. Wer bis hier hin tapfer durchgehalten hat dem sei gedankt.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

    4 Mal editiert, zuletzt von Harris NRÜ ()