Ampullen verwechselt: Patient mit Anaphylaxie erhielt versehentlich Succinylcholin

  • Nach dem Vorfall (der sich - wie ich gestern erfahren habe - wohl im Kreis Erding ereignet haben soll) hat man beim "Christoph München" die Succi-Ampullen mit einem orangenen "Lebensgefahr"-Aufkleber versehen.


    Vielleicht waren auch lediglich die Succi-Ampullen aufgrund von Label, Beschaffenheit, etc. mit einem anderem Präparat verwechselbar und sind es durch den oragenen Aufkleber nicht mehr.


    Vielleicht lasst ihr mir auch einfach meine Hoffnung, dass nicht überall nur Schlnellschüsse gemacht werden und man manchmal Probleme in ihrer Gesamtheit angeht. :blush:

  • Die Idee mit der möglichst eindeutigen und einheitlichen Kennzeichnung gibt es im Anästhesiebereich schon länger.
    Kennzeichnung von Medis DGAI
    Einige Hersteller haben mitgemacht, andere nicht. Die Aufkleber gibt's auch so.


    Der Nutzen ist kleiner als ich 2012 dachte, denn es erfordert einen relativen Aufwand.
    In den mir bekannten Anästhesieabteilungen wird es nicht nicht oder nicht vollständig umgesetzt. In meiner aktuellen Wirkstätte wird mit den mitgelieferten Klebern und mit Edding gearbeitet.


    Ich finde es ein wichtiges Thema und habe mir folgende Arbeitsweise überlegt bzw. verfahre danach:


    Im Rettungsdienst lasse ich mir immer die Ampullen zeigen und lasse immer beschriften. Im OP wird die Narkose meistens vorgerichtet, sodass ich davon ausgehen muss, dass das was draufsteht auch drin ist. Unbeschriftete Spritzen schmeiße ich in Müll.
    Als Kontrolle reicht mir das. Die Kollegen um mich herum haben sich daran gewöhnt-wenn ich das sogar das o.g. Rückmeldungsprinzip "bekomme", freue ich mich und mache gerne mit.


    Sowohl im OP als auch im RD ( hier mache ich es tatsächlich von den situativen Umständen und von meinem Eindruck das jeweilige Team betreffend abhängig) ziehe ich mir nicht zeitkritische Medis oft selbst auf. Dafür bin ich mir auch nicht zu schade und ich beschrifte die Medis, die ich dann nicht sofort komplett gebe. Dazu zwinge ich mich tatsächlich. Zeitkritische Medis lass ich mir aufziehen und die Ampullen zeigen. Die Gabe deligiere ich auch, mit mg- Angabe. Mir nicht bekannte RA's/NfS/Pflegepersonal mit mg- und ml-Angabe. Wenn ich die Injektion nicht sehe, frage ich ob sie stattgefunden hat.
    Wenn es die Situation im RD zuläßt, wird einer im Team (meist "mein" RA/NfS vom NEF/RTH ) ausschließlich Medikamente vorbereiten und verabreichen.


    Mit den geschilderten Maßnahmen halte ich den Prozess für relativ sicher, wobei natürlich Verbesserungspotiential (richtig "geschlossene Kommunikation" immer egal mit wem z.B.) vorhanden ist...


    Alle Maßnahmen ersetzen aber Fokus und Konzentration nicht...

  • Die Idee mit der möglichst eindeutigen und einheitlichen Kennzeichnung gibt es im Anästhesiebereich schon länger.
    Kennzeichnung von Medis DGAI
    Einige Hersteller haben mitgemacht, andere nicht. Die Aufkleber gibt's auch so.

    Tja, dann sollte man mal eine Verpflichtung aller Hersteller zu einer einheitlichen und eindeutigen Kennzeichnung bringen. Sonst kann man im Land der Normen und Regeln auch alles reglementieren. Ideen allein bringen herzlich wenig, wenn man sie nicht konsequent und einheitlich umsetzt.

  • Wo wir wieder bei meiner Idee wären (EN/DIN)...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • ich finde es erschreckend das es noch anästhesieabteilungen gibt die hanschriftlich markierte sritzen verwenden. und meiner meinung nach ist das klebchen-system überhaupt kein mehraufwand... wenn man sich einmal auf die entsprechenden kleber geeinigt hat (es gibt ja welche, wo die dosierung fest drauf ist oder nur welche, wo der medi-name und ein freifeld für die konzentration ist) ist es eine sache von 3 sekunden, die klebchen von der rolle abzuziehen und auf die spritze zu kleben. da kommt kein edding hinterher (mal ganz zu schweigen von gruseliger handschrift bei der die 1 so aussieht wie die 7 oder so).


    ich such die tage mal ein bild, wie ein normaler narkose-arbeitsplatz bei mir aussah. :bye:

    "The end and aim of all medical practice is prevention; and, failing that, cure; and, failing that, amelioration." (J.W. Ballantyne, 1902)

  • anmerkung: die nadel im propofol-fässchen ist nich standard und war allerhöchstens nur kurz zum aufziehen (vll waren die spikes alle :D ). und ja, wir haben noch einige eingriffe mit etomidate gemacht (ist jetzt mindestens 4 jahre her; vor allem carotis-teas oder eingriffe bei hochgradigen pAVKlern)

    "The end and aim of all medical practice is prevention; and, failing that, cure; and, failing that, amelioration." (J.W. Ballantyne, 1902)

  • Die Kennzeichnung von Spritzen ist meiner Meinung nach ein Thema, welches auch heute noch im Rettungsdienst viel zu stiefmütterlich behandelt wird. Optimal sind hier natürlich farblich kodierte Aufkleber mit Standardverdünnungen. Aber auch eine mit einem Permanentmarker beschriftete Spritze ist in meinen Augen okay, Hauptsache man erkennt zweifelsfrei was drin ist.
    Inzwischen habe ich es mir übrigens angewohnt sämtliche unbeschriftete Spritzen, die irgendwo rumliegen kommentarlos wegzuwerfen.


    Wo ich allerdings ein Problem mit habe, wenn das Assistenzpersonal nichtmehr in der Lage ist einfache Maßnahmen wie das Aufziehen von Medikamenten eigenverantwortlich bewerkstelligen zu können. Wir können nicht auf der einen Seite unser Berufsbild aufwerten, mehr Kompetenzen zugeschrieben bekommen und von Ärzten als Teamkollegen auf Augenhöhe wahrgenommen werden wollen und auf der anderen Seite dann bei solch simplen Maßnahmen abkacken. Beziehungsweise vorschlagen der Notarzt solle sich seinen Kram einfach selbst aufziehen.


    Unterm Strich finde ich der letzte Satz von Docjojo in Beitrag #42 absolut treffend.

  • Hier werden Sie geholfen: http://www.normungsantrag.din.…el=tpl-home&languageid=de
    Reicht ja erstmal wenn die ISO zu DIN ISO wird.

    Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt! Das ist ja wie mit den Online-Petitionen. Hoffentlich bekommt das die normale Bevölkerung nicht mit. Also psst... :secret:

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Oder man packt gleich die Succi-Trockensubstanz ein, dann kann sowas nicht passieren.

    Welche Farbe haben die Trockensubstanzverschlüsse von Prednisolut und Succy?

    Speed is life!
    Es gibt 10 Arten von Menschen. Solche, die binär zählen können, und Solche, die es nicht können.

  • ich glaube prednisolon hat nen blauen oder grünen deckel (iwas "buntes) und succi hat nen grauen (lysthenon siccum zumindest, welches bei uns im RD vorghalten wird). thiopental hat ebenfalls nen ("bunten") blauen deckel.


    bei der schnellsuche per google hab ich aber auch cortison mit grünem deckel gefunden (passend zum aspirin). ist also wirklich alles völlig vogelfrei...

    "The end and aim of all medical practice is prevention; and, failing that, cure; and, failing that, amelioration." (J.W. Ballantyne, 1902)

  • Welche Farbe haben die Trockensubstanzverschlüsse von Prednisolut und Succy?


    Kortison blau, Succi grau; Mir gings aber eher darum, dass bei Vorhaltung der Trockensubstanz(Lysthenon siccum) selbige nicht mehr als Lösungsmittel für das Kortison in Frage kommt. ;-)


    Stefan: Warum ziehst du/zieht ihr die 10 ml Sufenta-Ampulle in einer 5 ml Spritze auf?

  • ich finde es erschreckend das es noch anästhesieabteilungen gibt die hanschriftlich markierte sritzen verwenden. und meiner meinung nach ist das klebchen-system überhaupt kein mehraufwand... wenn man sich einmal auf die entsprechenden kleber geeinigt hat (es gibt ja welche, wo die dosierung fest drauf ist oder nur welche, wo der medi-name und ein freifeld für die konzentration ist) ist es eine sache von 3 sekunden, die klebchen von der rolle abzuziehen und auf die spritze zu kleben. da kommt kein edding hinterher (mal ganz zu schweigen von gruseliger handschrift bei der die 1 so aussieht wie die 7 oder so).


    ich such die tage mal ein bild, wie ein normaler narkose-arbeitsplatz bei mir aussah. :bye:


    Ich gebe Dir Recht. Natürlich mag ich das so aufgeräumt und sauber auch lieber. So passiert sicher weniger, es ist hygienischer und man kann ruhiger arbeiten.


    Die Realität sieht aber leider nicht überall so aus- auch 2016 nicht. Und wenn ihr sowas auch im Stress im Notfall hinbekommt, dann Chapeau :hi:


    Stefan: Warum ziehst du/zieht ihr die 10 ml Sufenta-Ampulle in einer 5 ml Spritze auf?


    Hier wurde die Ampulle Sufenta mite vermutlich aus ökonomischen Gründen geteilt in zwei Spritzen à 5 ml. Das kenne ich von früher auch noch. Unglücklicherweise ist das nicht BtMG- konform...

  • Keine Ahnung ob ich das schonmal gepostet habe: Die Malteser haben 2015 für alle Rettungswachen verbindlich Spritzenaufkleber eingeführt. Eigentlich ohne Ausnahme. Wie die tatsächliche bundesweite Umsetzung aussieht, kann ich aber nicht beurteilen.

  • von Ärzten als Teamkollegen auf Augenhöhe wahrgenommen werden wollen und auf der anderen Seite dann bei solch simplen Maßnahmen abkacken.


    Übrigens eine Erfahrung aus der Praxis, die vermutlich jeder teilt:
    Kompetenz, d.h. Wissen und Routine schaffen Augenhöhe.
    Aufkleber, Berufsbezeichnungen, Titel und Urkunden tun das im Übrigen nicht zwangsläufig oder nur bis zu dem Moment bis man sich fragt: "WTF, macht der/die da???"


    Das gilt übrigens auch für Ärzte. :-)

  • vll ist es wem aufgefallen... akrinor 1:4 verdünnt.


    bei einem (damaligen) preis von bis zu 3,60€ pro ampulle kann man bei 6 op-sälen á 5 tagen/woche mal hochrechnen was es kosten würde, jeweils eine ampulle pro patient der es braucht, aufzuwenden.
    meist genügen 2-5ml um zB hypotonien nach einleitung abzufangen, der ein oder andere hat auch mal ne ganze ampulle bekommen.
    wir haben jährlich die medikamentkosten-auftstellung aus der apotheke bekommen. erstaunlich was so an akrinor, dipidolr, remifentanil und narkosegasen (desfluran!!!) anfällt und mit was für kosten das verbunden ist... (rettungsdienstlich aufgrund kleiner fallzahlen natürlich irrelevant)

    "The end and aim of all medical practice is prevention; and, failing that, cure; and, failing that, amelioration." (J.W. Ballantyne, 1902)

  • Das Aufteilen von Propofol würde ich nicht machen, zum einen nicht zulässig und zum anderen auch hygienisch fragwürdig, weil dadurch ja längere Liegezeiten generiert werden.


    Zitat

    vll ist es wem aufgefallen... akrinor 1:4 verdünnt.


    Naja, pur gespritzt macht es einen Brennschmerz (hoher Alkoholgehalt), daher ist Verdünnen bei wachen Patienten sinnvoll.


    Allerdings ist der Aufkleber da ziemlich aus der Art geschlagen (Markenname statt Wirkstoff, keine mg-Angaben, sondern nur das Verdünnungsverhältnis von der Originalampulle ausgehend).
    Inkonsequent, aber griffiger als Cafedrin 20 mg/ml Theodrenalin 1 mg/ml (und lt. DIVI Empfehlung auch möglich)


    (wir teilen keine Ampullen auf mehrere Patienten, außer Remifentanil, beschriften auch extrem konsequent mit DIVI-konformen Klebeetiketten (Jeder Narkosearbeitsplatz enthält entsprechende Klebeetikett-Rollen, Notfallwagen enthält Bögen mit diversesten Etiketten für typische Notfallmedikamente. Akrinor wird auch verdünnt, Etikett aber mit Cafedrin/Theodrenalin benannt, in der zweiten Zeile haben wir auch nur das Verdünnungsverhältnis 2 auf 10 ml)