NA zu Geldstrafe verurteilt/fahrlässige Tötung

  • Dann gibt es ein KH welche Ärzte stellt, wo ausschließlich Thoraxchirurgen die Thoraxdrainagen legen. Auch dieses Haus stellt Ärzte (Internisten, Kardiologen, Pneumologen, Anästhesisten) für den NEF Dienst. Die Ärzte sagen ehrlich, dass sie vielleicht höchstens 2mal eine Thoraxdrainage gelegt hätten in ihrem Leben.


    Das haben wir auch schon ganz kollegial gelöst das Problem... Der Patient braucht Ihrer Meinung nach (Thx-Chirurg) eine Thoraxdrainage?
    Gut, danke, dass Sie die Indikation gestellt haben. Wir machen das dann.
    Sollte es ein Problem geben, melden wir uns.
    Ihnen noch eine ruhigen Dienst!


    --> Der Kollege ist auch froh, dass er das jetzt nicht machen muss. Wir können es machen und in Übung bleiben. Das ist für alle Beteiligten eine gute Situation und dient unserer "In-Übungshaltung".



    Wenn das in dem einen Haus so ist, dann vermutlich deswegen, weil die jeweiligen Chefärzte (Innere et al.) selbst keine legen können und froh sind, diese Maßnahme an die ThxCh zu turfen...
    sonst müsste der Assistent sie anrufen, wenn es nicht klappt...


    Zur Schwierigkeit der Anlage:
    Wichtig sind entsprechende Kenntnis der Anatomie und ein Mindestmaß an Geschick.
    Der Rest (50%) besteht allerdings aus der (psychischen) Überwindung da jetzt ein Loch rein zu machen. Das überwindet man nur dadurch, dass es eine "normale" Routinemaßnahme wird.

  • Damit habe Ich mir mehr Konkretisierung gewünscht.
    Das die eine Grundlagen-Woche zuwenig ist damit gehe Ich d'accord. Die Frage ist nun, welche Inhalte in welchem Umfang schweben dir vor. Sind diese vielleicht auch in zwei Wochen oder anderhalb Monaten zu schaffen ?

  • Aches, jetzt verstehe ich. Ich habe wie gesagt kein Curriculum fertig, aber ich habe tatsächlich ein Konzept im Kopf. Je präziser ich jedoch werde, desto mehr werden Einzelne einzelne Aspekte zerpflücken, und dieses oder jenes als nicht so wichtig ansehen. Darauf habe ich keine Lust, und da sich auch nach Veröffentlichung meiner Ideen nix ändern wird, werde ich es hier nicht posten. :)


    Wenns dich brennen interessiert, dann gerne per PN. 2 Monate reichen definitiv nicht. :)

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Hier wird schon wieder über Dinge diskutiert, die erstens nichts mit dem Ausgangsthema zu tun haben und zweitens von anderen diskutiert gehören. Meiner Meinung nach ist z.B. gerade die Thoraxdrainage ein ganz schlechtes Beispiel, um die Kompetenz eines jungen, minimal aber eben als ausreichend angesehen, ausgebildeten Notarztes in Frage zu stellen. Das schwierige wird in jedem Fall weiterhin die richtige Diagnose und Indikationsstellung sein. Das sollte der Arzt korrekt können. Zur Thoraxdrainage gibt es präklinisch auch fast immer die weniger invasive Punktion oder auch einfach mal konservatives Beobachten als mögliche Alternative. Ja, ein guter Notarzt sollte sie sicher beherrschen, aber bei Rettungsassistenten muss man sich heute noch manchmal wundern, ob sie nicht auch mal eine Vene punktiert bekommen, geschweige denn, einen stabilen von einem gefährdeten Patienten unterscheiden können. Und auch das sind keine Ausnahmen. Von dem her, warum sollte das heterogene Bild des Rettungsdienstes insgesamt vor der Notärzteschaft Halt machen?
    Eine Notarztausbildung wie sie heute stattfinden soll halte ich für mehr als ausreichend. Insgesamt steht am Ende ja die Bewertung des Chefs, der einem die benötigte Kompetenz zuschreibt und eine zu bestehende Prüfung der Landesärztekammer. Warum das manchmal auch in nicht ganz nachvollziehbaren Fällen bestanden wird, hat teilweise ökonomische, teilweise auch andere Gründe. Egal. Das geforderte Pensum zu erfüllen ist normalerweise genug für den Regelrettungsdienst als Notarzt. Wünschenswert wäre eine bessere charakterliche Eignung und regelmäßige Selbstkontrolle sowie stetige Aktualisierung des eigenen Könnens und Wissens. An Punkte, an denen man selbst überfordert ist, wird man immer mal kommen. der Eine früher, der Andere später. das liegt aber in der Aufgabe selbst, denn als Notarzt ist man letzte Wiese, letzte Instanz. Wenn etwas schief geht, kann es das letzte Mal für den Patienten sein. Aber umsonst gerufen wird man nicht immer.
    Dass ein Notarzt bis zu seinem ersten aktiven, eigenverantwortlichen Dienst mindestens 8 Jahre Ausbildung hat, davon 2 Jahre als Arzt und 6 Monate auf der Intensivstation (meiste Bundesländer, große Ausnahme Berlin) sollte man nicht immer so unter den Teppich kehren, als würde das nichts bedeuten. Die meisten der nichtärztlichen Rettungsdienstmitarbeiter haben noch nicht mal so eine lange Zeit überhaupt etwas mit der Medizin zu tun oder waren noch minderjährig als diese jungen Notärzte ihre Kariere begonnen haben. Ja, zusätzliche Ausbildung wäre wünschenswert, aber nein, für nicht ausreichend halte ich das definitiv nicht. Es ist eher das Problem, dass sich zu viele berufen fühlen, die es definitiv nicht sind oder sein sollten.


    Die beschriebene Fehlintubation kann man aus der Ferne schlecht beurteilen, wenn man nicht selbst dabei war. Normalerweise meint man, dass man so etwas problemlos feststellen kann. Aber die Lage präklinisch mag für viele eben nicht so nachvollziehbar sein.

  • Und die Diskussion, ob ein erfahrener Anästhesist, der täglich intubiert und Tubuslagen und -fehllagen sieht, dieses Problem sofort erkannt hätte, könnte man natürlich auch führen. Ich behaupte ja mal, dass da sicher die Chance um einiges größer gewesen wäre, auch ohne Kapnographie. Ich halte tatsächlich naturgemäß auch den Anästhesisten für die wirklich beste Besetzung eines Notarztes. Aber selbst da wird man mal an den Punkt kommen, wo plötzlich argumentiert würde, warum er eine Fraktur nicht so schön versorgt hat oder ein internistisches Krankheitsbild verkannt oder nur minimal behandelt hat. Es wird immer ein "besser" geben. Das liegt aber nicht an der fehlenden Grundausbildung sondern am Berufsbild an sich. Und darüber urteilen sollten - pardon - nicht die verhaältnismäßig reduziert ausgebildeten nichtärztlichen Mitarbeiter im Rettungsdienst. Wobei ich durchaus schätze, dass die sich auch ihre Gedanken machen und sich viele der Herausforderung der eigenen Defizite stellen, was man tatsächlich manchmal in der (Not)Ärzteschaft aus verschiedensten Gründen vermisst.
    In dem hier diskutierten Beispiel wird nichts von den anderen mit beteiligten Rettungsdienstlern gesagt. Auch denen ist wohl keine Tubusfehllage aufgefallen, zumindest wird es an keiner Stelle erwähnt. Klar, die Verantwortung trägt der Notarzt, aber im besten Fall hätten auch die Mitarbeiter eine Chance gehabt, hier der Patienten potentiell zu retten.

  • Das Folgende fasst die Einstellung Vieler ganz gut zusammen:

    Egal.


    Ergänzend sei gesagt: Weil das RFP grottig ist (sein kann?), kann der NA auch grottig sein? Ich hoffe, meine Mutter wird mal von besserem Personal behandelt.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Passt dir nicht dass true_Phoenix dich nicht für kompetent genug erachtet die Ausbildung der Notärzte zu beurteilen oder zu reformieren, hmm? :empathy:


    Ergänzend sei gesagt: Weil das RFP grottig ist (sein kann?), kann der NA auch grottig sein? Ich hoffe, meine Mutter wird mal von besserem Personal behandelt.


    Hat Wer Wo behauptet?


    Sofern du deine Ideen nicht veröffentlichst, werden sie nicht diskutiert, geschweige denn auch nur in Teilen umgesetzt. Mich würden sie interessieren.

  • Meine Idee ist nicht so bahnbrechend. Mehr Inhalt, viel mehr Training.


    Und ja, ich finde das Argument: "du bist x nicht, also kannst du keine Meinung haben" schon schwach.


    Zuletzt: ich lese true_phoenix' Text so, als stelle er RFP und NA gegenüber. Vielleicht irre ich mich da.



    Sent from my iPhone using Tapatalk

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Nun, eine gewisse Gegenüberstellung sehe ich in Phoenix' Text auch. Kann man ja auch. Die Frage ist nur, was man daran zeigen will.


    Ich habe es bereits geschrieben : unterm Strich kann man natürlich auch ein Teamversagen in besagtem Fall unterstellen, nützt aber sowohl dem Patienten als auch dem Kollegen eben nicht weiter. Der Patient hat seinen zusätzlichen Schaden davongetragen, den der Kollege letztendlich verantworten muss.


    Grundsätzlich finde ich auch immer noch, dass bei Unterlassen einfacher Maßnahmen wie der Etablierung einer Kapnometrie trotz vorhandener Möglichkeit, Vorwürfe und Bestrafungen bei Patientenschäden gerechtfertigt sind.


    Ob das immer durch eine verbesserte Ausbildung zu verhindern ist, ist natürlich auch mehr als fraglich , allerdings kann es dadurch deutlich seltener werden!


    Ich finde die Ausbildung der Notärzte in D auch nicht schlecht- durch die Einführung der Zusatzbezeichnung hat sie sicherlich gewonnen.
    Alle Eventualitäten können auch in einer längeren Ausbildung nicht 100% erfasst werden.


    Zu sagen dass die Ausbildung ausreichend ist,hängt aber vom Standpunkt und der Erwartung an dieses Teammitglied ab.
    Mir persönlich -und da folge ich M1k3 in großen Teilen- fehlen verbindliche Ausbildungsinhalte v.a. aus dem Bereich des CRM inkl. des Übernehmens der Führungsrolle im Team . Inhaltlich könnte man mit etwas mehr zur Verfügung stehender Zeit sicher auch das eine oder andere , strukturiertere Vorgehen bei typischen Notfallbildern und Situationen lehren. Aus dem Stehgreif gibt es sicher einiges , was man da machen könnte.


    Das viel größere Problem sehe ich jedoch in der Zeit danach. In den meisten Bundesländern gibt es keine Voraussetzungen , die ZB zu erhalten. Gerade wenn man nicht so häufig als NA unterwegs ist, ist es meiner Meinung nach verpflichtend notwendig, sich im notfallmedizinischen Bereich fortzubilden. Profitieren dürften aber sicher alle. Wer das nicht macht, sollte einfach nicht fahren bzw fliegen dürfen.


    Ohne da persönlich Erfahrung zu haben, aber zB Hessen macht das doch so, oder?


    Wäre das kein Vorbild vom Grundsatzgedanken?


    Fraglos würde aber vor aller Verbesserung jedoch der Widerstand der BWLer sowie der Chefärzte und Personalverantwortlichen stehen und überwunden werden müssen. Weil finanziert muss das Ganze ja auch sein. Und hier sehe ich eigentlich kein Interesse und somit die größte Schwierigkeit...

  • In den meisten Bundesländern gibt es keine Voraussetzungen , die ZB zu erhalten. Gerade wenn man nicht so häufig als NA unterwegs ist, ist es meiner Meinung nach verpflichtend notwendig, sich im notfallmedizinischen Bereich fortzubilden. Profitieren dürften aber sicher alle. Wer das nicht macht, sollte einfach nicht fahren bzw fliegen dürfen.


    Für den Süden des Landes:
    In B-W RD-Gesetz:


    BY:
    RD-Gesetz:

    Zitat


    Fortbildung
    (1) 1Die Tätigkeit im Rettungsdienst setzt voraus, dass das nichtärztliche Personal regelmäßig fortgebildet wird.2Durchführende und Unternehmer sind verpflichtet, für eine regelmäßige angemessene Fortbildung zu sorgen.3Die Fortbildung muss dem Personal die jeweils aktuellen medizinischen, organisatorischen und technischen Anforderungen vermitteln.
    (2) 1Die Mitwirkung von Ärzten im Rettungsdienst setzt voraus, dass diese regelmäßig an entsprechenden Fortbildungen teilnehmen.2Mindestumfang und Inhalte der notwendigen Fortbildungen werden durch die Bayerische Landesärztekammer geregelt.3Die Teilnahme an Fortbildungen ist bei Notärzten gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, bei Notärzten im Luftrettungsdienst, bei Ärzten, die in der Berg- und Höhlenrettung sowie der Wasserrettung mitwirken, gegenüber dem jeweiligen Durchführenden nachzuweisen.4Bei Verlegungsärzten ist der Nachweis gegenüber dem mit der Sicherstellung der Mitwirkung von Verlegungsärzten jeweils Beauftragten zu führen.
    (3) 1Die Tätigkeit als Leitende Notärztin oder Leitender Notarzt und Organisatorische Leiterin oder Organisatorischer Leiter setzt die regelmäßige Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen voraus.2Mindestumfang und Inhalte der notwendigen Fortbildungen regelt für Leitende Notärztinnen und Leitende Notärzte die Bayerische Landesärztekammer in Abstimmung mit der obersten Rettungsdienstbehörde und für die Organisatorischen Leiterinnen und Organisatorischen Leiter die oberste Rettungsdienstbehörde.3Der Nachweis der Fortbildung ist gegenüber dem Zweckverband für Rettungsdienst- und Feuerwehralarmierung, der die Bestellung vorgenommen hat, zu führen.


    An Rechtsgrundlagen mangelt es nicht...

  • Ich glaube, die Qualität der Notärzte ist (wie alles im Rettungsdienst) regional extrem heterogen. In meinem RD-Bereich zum Beispiel fällt mir ad hoc kein inkompetenter Notarzt ein. Klar gibt es gute und bessere, aber wirklich schlechte kenne ich persönlich nicht und halte die Qualifikation (in diesem RD-Bereich) daher auch für ausreichend. Aber: Bei uns fahren als Notärzte auch nur Anästhesisten.



    In einer meiner letzten Famulaturen habe ich mitbekommen, wie ein Notarzt einen intubierten Patient nur mit Ambubeutel, mit Raumluft beatmet, ohne O2, ohne Kapno, dafür aber mit einer katastrophalen Sättigung, schlechtem Blutdruck und den Worten "äh, keine Ahnung was der jetzt genau zur Narkose bekommen hat, da ist was schief gelaufen" übergeben hat. Ganz ehrlich, so eine Vorstellung hätte ich bis zu dem Moment im deutschen Rettungsdienst nicht für möglich gehalten.


    Was ich sagen will: Ich glaube, dass in vielen Bereichen das Niveau der Notärzte sehr, sehr gut ist. Die Ausreißer nach unten werden aber (leider) nicht aussortiert.

  • Danke fakl


    Hat man dich schonmal gefragt wann du deine letzte Rettungsdienstlich relevante FoBi hattest? Mich nicht...


    Die vom RDG BW zitierte Passage bezieht sich aber auf nicht ärztliches Personal, oder?


    Wer soll das überprüfen und vor allem, wer sortiert dann mit den entsprechenden Konsequenzen aus?

  • Hat man dich schonmal gefragt wann du deine letzte Rettungsdienstlich relevante FoBi hattest? Mich nicht...


    Da bin ich mir nicht so ganz sicher...



    Es ist ja die allgemeine Rede vom Personal.


    Liebe Juristen! :blush:

  • Vielleicht nerve ich den einen oder anderen damit ja schon, aber hier würden sich mal wieder Checklisten gut machen. Und wieder schreibe ich: Nicht als Arbeitsanweisung oder feststehende Algorythmus, sodern als Prüfung hinterher, ob man an alles gedacht hat.


    Wenn man dann denkt: So alles erledigt: Blick auf die Liste: Tubus fixiert? Check! Auskultiert? Check! Capno? Oh ... Moment.


    Die erfahrensten Piloten vergessen manchmal, dass Fahrwerg auszufahren. Checklisten sorgen dafür, dass das ganze ohne Folgen bleibt und man den Fehler behebt!


    Eine kleine Liste, die beim Intubationsbesteck beiliegt, hübsch eingeschweißt und gut ist. Der Sani aus der dritten Reihe kann dann die Checkliste am Ende der Intubation laut vorlesen und alle gucken, ob es passt. Wenn sich sowas etabliert, dauert das nur ein paar Sekunden.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Oder man macht vorher ein kurzes Briefing. "Wir intubieren jetzt gleich mit nem 8er Tubus, 0,3 Fenta, 300mg Propofol und 50 Esmeron, ich brauch ne laufende Absaugung, und die Kapnometrie. Wenn ich ihn nicht intubiert bekomme, nehme ich ne Larynxmaske Größe 4. Ist alles vorhanden bzw. vorbereitet, hat jemand Fragen?" Das dauert keine 30 Sekunden und hilft ungemein, die Situation zu strukturieren.

  • Und darüber urteilen sollten - pardon - nicht die verhaältnismäßig reduziert ausgebildeten nichtärztlichen Mitarbeiter im Rettungsdienst. Wobei ich durchaus schätze, dass die sich auch ihre Gedanken machen und sich viele der Herausforderung der eigenen Defizite stellen, was man tatsächlich manchmal in der (Not)Ärzteschaft aus verschiedensten Gründen vermisst.
    In dem hier diskutierten Beispiel wird nichts von den anderen mit beteiligten Rettungsdienstlern gesagt. Auch denen ist wohl keine Tubusfehllage aufgefallen, zumindest wird es an keiner Stelle erwähnt. Klar, die Verantwortung trägt der Notarzt, aber im besten Fall hätten auch die Mitarbeiter eine Chance gehabt, hier der Patienten potentiell zu retten.

    Ich würde meine Worte nicht als Urteil bezeichnen. Eher, dass ich potential erkenne zur Verbesserung. Und das sehen ja viele, nicht nur ich. Und warum nun ich darüber nicht sprechen darf, erschließt sich mir nicht.
    Ich habe diesen Fall mit Freunden (Notärzten, Schwestern und Rettern. Eigentlich egal, aber anscheinend doch wichtig hier) besprochen. Da waren wir uns alle einig, dass das ganze Team hier mist gebaut hat.
    Wenn ich den "verhältnismäßig reduziert ausgebildeten nichtärztlichen Mitarbeiter im Rettungsdienst" (diese Bezeichnung ist auf so vielen Ebenen albern) ausbilde oder fortbilde, gibts beim CRM Tag eine Folie zur Verantwortung. Erarbeitet wird, dass die juristische Verantwortung beim Teamchef liegt, die moralische Verantwortung aber bei allen Teammitgliedern gleichermaßen. Genau damit versuche ich, dem Rettungsfachpersonal klar zu machen, dass sie sich beteiligen möchten. Im CRM Tag wird aber auch beleuchtet, dass steile Hierarchien, und gewisse Charakterzüge oder Verhaltensarten eine Teamarbeit schwierig bis unmöglich machen.
    (Es gibt eine spannende Studie, dass Unhöflichkeit der effizienten Arbeit mehr schadet als übermüdetes Personal).


    Von dem her, warum sollte das heterogene Bild des Rettungsdienstes insgesamt vor der Notärzteschaft Halt machen?

    Also mein Traum wäre, dass weder das RFP, noch die NA sonderlich heterogen sind. In diesem Thread thematisiere ich die NA Ausbildung. Wenn du aber andere Beiträge von mir liest, wirst du feststellen, dass ich auch mit der aus und Fortbildung des RFP nicht zufrieden bin.

    Eine Notarztausbildung wie sie heute stattfinden soll halte ich für mehr als ausreichend. Insgesamt steht am Ende ja die Bewertung des Chefs, der einem die benötigte Kompetenz zuschreibt und eine zu bestehende Prüfung der Landesärztekammer. Warum das manchmal auch in nicht ganz nachvollziehbaren Fällen bestanden wird, hat teilweise ökonomische, teilweise auch andere Gründe. Egal. Das geforderte Pensum zu erfüllen ist normalerweise genug für den Regelrettungsdienst als Notarzt. Wünschenswert wäre eine bessere charakterliche Eignung und regelmäßige Selbstkontrolle sowie stetige Aktualisierung des eigenen Könnens und Wissens. An Punkte, an denen man selbst überfordert ist, wird man immer mal kommen. der Eine früher, der Andere später. das liegt aber in der Aufgabe selbst, denn als Notarzt ist man letzte Wiese, letzte Instanz. Wenn etwas schief geht, kann es das letzte Mal für den Patienten sein.

    Irgendwie ist das für mich widersprüchlich. Wenn die Ausbildung und Prüfung gut ist (mehr als ausreichend), dann dürften da nicht so viele faule Eier dabei sein. Wenn man einsieht, dass es immer wieder mal faule Eier gibt, dann muss man vielleicht irgendwas ändern, um das zu verhindern?

    Dass ein Notarzt bis zu seinem ersten aktiven, eigenverantwortlichen Dienst mindestens 8 Jahre Ausbildung hat, davon 2 Jahre als Arzt und 6 Monate auf der Intensivstation (meiste Bundesländer, große Ausnahme Berlin) sollte man nicht immer so unter den Teppich kehren, als würde das nichts bedeuten.

    Ich kehre gar nix unter den Teppich. Ich spreche mit den Studenten, Ärzten, Notärzten. Die sind sich einig, für präklinische Notfallmedizin sind sie schlecht vorbereitet gewesen. Da ist es für mich einleuchtend, das man da nach einer besseren Vorbereitung suchen sollte.

    Es ist eher das Problem, dass sich zu viele berufen fühlen, die es definitiv nicht sind oder sein sollten.

    Auch hier könnte ja eine längere Weiterbildung helfen, entweder diese Menschen eher zu formen, oder eben auszusieben.


    Monkeyface: Danke für diese Schilderung. Mich hat sie nicht sonderlich überrascht, so unterschiedlich sind unsere Rettungsdienstwelten. Du bist herzlich eingeladen mal hier ne runde mitzufahren, wenn du "was anderes" kennen lernen willst.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Oder man macht vorher ein kurzes Briefing. "Wir intubieren jetzt gleich mit nem 8er Tubus, 0,3 Fenta, 300mg Propofol und 50 Esmeron, ich brauch ne laufende Absaugung, und die Kapnometrie. Wenn ich ihn nicht intubiert bekomme, nehme ich ne Larynxmaske Größe 4. Ist alles vorhanden bzw. vorbereitet, hat jemand Fragen?" Das dauert keine 30 Sekunden und hilft ungemein, die Situation zu strukturieren.


    Wenn du es wie in jedem Cockpit machen möchtest, nimmst du beides: Vorher ein ordentliches Briefing, hinterher der Checkup, ob auch an alles, was gebrieft, gedacht wurde.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers