Stuttgarter Nachrichten: Rettungsdienst in Baden Württemberg an der Belastungsgrenze

  • Man darf ja auch nicht vergessen - es ist nicht der NotSan schuld, sondern vor allem die Erhöhung der Rettungsmittelvorhaltung.

    Es ist sicherlich keine einzelne Ursache, welche in BaWü zu den aktuellen Herausforderungen geführt hat.

    Views and opinions are my own.


    “The electric light did not come from the continuous improvement of candles.” - Oren Harari

  • Bereichsausschüsse hinter verschlossenen Türen tagend.
    Mafiöse Strukturen zwischen HiOrgs und Kostenträgern.
    Personalpolitik, die aus dem letzten Jahrhundert anmutet.
    Miserable Bezahlung, bescheidene Tarifverträge.

  • Der ASB hat doch keinen kirchlichen Träger, oder irre ich mich da? Das betrifft doch nur MHD und JUH.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Zitat

    Besser wärs vielleicht. Ansonsten ist es halt ziemlich substanzlos.


    Also wenn der AVR-J so angewendet wird wie es auf dem Papier steht ist es auch nicht schlechter als beim Kreuz. Beim ASB in BaWü gilt der TV-L und für die Retter die Eingruppierungsregelungen des DR RTV. Man sei sich aber nach den aktuellen Verhandlungsergebnissen beim DRK, am überlegen ob man nicht die des TVÖD übernimmt.




    Gesendet von iPhone mit Tapatalk

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Das stimmt. Welche fallen dir denn neben dem NotSan und der Fahrzeugvorhaltung noch ein?

    Persönlich denke ich, dass ein wesentlicher Grund ist, dass man das Vertrauen der Mitarbeitenden zu grossen Teilen verloren hat.


    Man ignoriert weitestgehend die Bedürfnisse neuer Arbeitnehmergenerationen und versucht diesen tradierte Strukturen und Führungsformen überzustülpen. Viele Organisationen und Unternehmen in unserem Sektor stecken in dieser "Traditionsfalle" fest und je größer und schwerer das "Schiff" ist, desto länger dauert es den Kurs zu ändern. Leider wird oftmals noch nicht einmal das Ruder eingeschlagen bzw. nur so leicht, dass es für die Mitarbeitenden nicht genügend spürbar ist.


    Leider haben viele Organisationen und Unternehmen in den letzten 20 bis 30 Jahren versäumt Rahmenbedingungen zu schaffen, welche die intrinsische Motivation der Mitarbeitenden, nämlich Menschen zu helfen und einer Sinn erfüllenden Aufgabe nachzugehen, fördern und fordern.
    Leider ist eher das Gegenteil der Fall und man hat vieles unternommen, möglicherweise unwissentlich, um diese "Bestimmung" zu eliminieren. Das Resultat sind oftmals "Arbeitszombies" und keine Säulen, welche das Unternehmen tragen.


    Rein auf den Personalmangel bezogen, hat man sicherlich auf die lange abzusehenden Herausforderungen aus strategischer und taktischer Sicht nicht optimal reagiert bzw. nicht rechtzeitig agiert. Aus meiner Sicht wurden die Auswirkungen durch den Wegfall des Zivildienstes seit 2012 vollkommen unterschätzt, vor allem in Hinblick auf die Gewinnung von hauptamtlichem Personal. Die Einführung des NotSan macht dies aktuell nur erstmals wirklich sichtbar. Denn um Mitarbeitende weiterzuentwickeln, brauch ich erst einmal genug. Und ich sollte mir als Organisation oder Unternehmen schon längstens Gedanken machen, wie ich diese weiterentwickelten Mitarbeiter motiviere zu bleiben. Denn wie wir in der Schweiz sehen, ist ein vernünftiges Gehalt, gute Fortbildungsmöglichkeiten, faire Arbeitsbedingungen, etc. scheinbar nicht ausreichend.


    Ich bin auch davon überzeugt, dass es ein Fehler ist immer wieder darauf hinzuweisen, dass die Bevölkerung wegen "Bagatellen" den Rettungsdienst ruft. Man darf hierbei nicht vergessen, dass man in den letzten zwei Jahrzehnten immer wieder gefordert hat, dass die Bevölkerung genau dies macht ("Im Notfall 112"). Wir können nicht erwarten, dass Laien einschätzen was ein "wirklicher" Notfall ist, denn dies ist oftmals sehr subjektiv. Man darf auch nicht vergessen, dass der Zugang zum System Rettungsdienst massiv vereinfacht wurde. Im Jahr 1992 gab es 1 Million Mobilfunkteilnehmer in Deutschland und im Jahr 2011 waren es 140 Millionen. Wie hat man seitens der Rettungsdienst-Systeme, -Organisationen und -Unternehmen darauf reagiert? Man hat einfach zugesehen und es geschehen lassen.
    Es wäre aber notwendig gewesen hier sich als Organisation oder Unternehmen proaktiv einzubringen.


    Die ganzen Themen rund um die demographische Entwicklung lasse ich jetzt mal außen vor, da ich sonst ein Buch schreiben müsste.


    Meine persönliche Überzeugung ist, dass die aktuellen außerklinischen Versorgungssysteme nicht mehr den Bedürfnissen der Gegenwart und der Zukunft entsprechen und dass nicht nur die notfallmedizinische Versorgung in vielen europäischen Ländern in Gefahr ist, sondern die medizinische Grundversorgung generell.
    Und ich bin davon überzeugt, dass die aktuellen sichtbaren Herausforderungen nur die Spitze des Eisbergs sind.


    Leider gibt es bei diesen sehr komplexen Herausforderungen, keine einfachen und schnellen Lösungen.


    Wenn man wirklich eine nachhaltige Lösung erzielen möchte, muss man anerkennen, dass die jetzigen Systeme, Organisationen und Unternehmen für ein anderes Zeitalter designed und konzipiert worden sind, und man eine nahezu disruptive Veränderung anstreben muss, um sich zukunftsfähig zu machen. Hierzu gehört neben den entsprechenden Investitionen vor allem viel Mut, Know-how und auch ein bisschen Verrücktheit.


    Aber gerade im Bereich der ausserklinischen Versorgung gibt es tolle Beispiele, dass so etwas funktionieren kann.


    Views and opinions are my own.


    “The electric light did not come from the continuous improvement of candles.” - Oren Harari

    3 Mal editiert, zuletzt von hpcpr ()