Sind achtzig Prozent der Krankenhäuser überflüssig?

  • Ein Paar Verbesserungsvorschläge von mir:


    Präklinik:


    - NEF könnten in der Zeit, wo keine Notfälle anliegen auch Hausbesuche machen, z. B. als Unterstützung für den KV-Dienst, als Triage von KT oder Notfällen ohne Sonderrechte und könnten in jedem Fall die richtige Versorgung einleiten (KH-Einweisung, Verweis an HA/ Facharzt, ggf. eigene Behandlung) und insbesondere Transporte ablehnen, die nicht erforderlich sind.


    - Notfallsanitäter sollten regelmäßig in Notaufnahme und Anästhesie tätig sein, um die Krankenhaus-Routinen aus der Ausbildung zu erhalten.


    - Telemetrie halte ich für sinnvoll, in vollem Umfang aber für vermutlich zu teuer. Angemessen wäre es, für die RTW-Besatzungen Callback-Ärzte vorzuhalten, die per Telefon beraten können.


    - jedes Mitglied auf einem Notfallrettungsmittel sollte intensiv im CRM ausgebildet und trainiert sein.


    - die Notfallrettung sollte in staatlicher Hand sein, als Folge dessen sollte es nur noch einen Leistungserbringer pro Landkreis geben.


    - Notärzte müssen sich definitiv gut mit Intubation, Narkose und Beatmung auskennen.


    - beim Eintreffen des NEF sollte der RTW-Führer wenigstens bei schwierigen Einsätzen die Teamführerposition einnehmen und damit den Überblick über die Situation behalten, Informationen bündeln, Aufgaben delegieren und in erforderlichem Maße dokumentieren (angelehnt an ACLS). Dadurch hat der Arzt einen Ansprechpartner für alle Informationen und kann sich auf medizinische Maßnahmen konzentrieren.



    Klinik:


    - den Thesen des Papiers schließe ich mich zu großen Teilen an. Weniger kleine KH, dafür mehr gute Maximalversorger


    - Bündelung medizinischer und pflegerischer Einrichtungen. An Krankenhäusern sollten normale Arztpraxen mit langen Öffnungszeiten liegen. So kann der Bürger wirklich nix mehr falsch machen, wenn er mit Bagatellen im Krankenhaus aufschlägt. Ebenso sollte es an jedem Krankenhaus ein Pflegeheim geben. Das vereinfacht die Versorgung der Bewohner erheblich und erspart alten ggf. kranken Menschen den anstrengenden Transport in einem muffigen KTW. Dialyseeinrichtungen sollte ebenfalls an Krankenhäusern liegen.

    "Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein. "

  • Das ist doch alles ziemlich utopisch, also der Dänemarkvergleich. Ein Beispiel: In Essen gab es Anfang der 90er Jahre 14 Krankenhäuser. Eines wurde Mitte der 90er geschlossen, ein zweites Anfang der 2000er Jahre. Durch Fusionen, Übernahmen und Verbundbildungen gibt es in Essen nun nur noch fünf Krankenhäuser aber mit insgesamt zwölf Standorten. Ich kenne jetzt die Kliniklandschaft in Dänemark nicht, aber vielleicht hat irgendein Experte da auch Zahlen missinterpretiert. Anstelle der Anzahl der Kliniken, wäre die Bettenanzahl die interessantere Zahl. In Essen ist die Bettenanzahl im Vergleich zum Zeitpunkt vor den Schließungen nämlich nicht signifikant gesunken.


    Ansonsten ist das Grundproblem des deutschen Gesundheitswesens, dass die Beteiligten gezwungen sind Geld zu verdienen. So lange kein Umdenken stattfindet, dass Gesundheit nunmal Geld kostet bringen alle denkbaren Reformen exakt nichts.

  • Durch Fusionen, Übernahmen und Verbundbildungen gibt es in Essen nun nur noch fünf Krankenhäuser aber mit insgesamt zwölf Standorten. Ich kenne jetzt die Kliniklandschaft in Dänemark nicht, aber vielleicht hat irgendein Experte da auch Zahlen missinterpretiert. Anstelle der Anzahl der Kliniken, wäre die Bettenanzahl die interessantere Zahl. In Essen ist die Bettenanzahl im Vergleich zum Zeitpunkt vor den Schließungen nämlich nicht signifikant gesunken.


    Ich stimme dir zu dass die reine Anzahl der Krankenhäuser, im Sinne der Zulassungen, nur bedingt aussagefähig ist, wobei auch bei den zunehmenden Krankenhausverbünden eine Konzentration und Zusammenlegung gleichartiger Abteilungen zu erwarten ist. Aber auch nach Betten liegen die Dänen weit unter unserem Niveau, laut Eurostat hatte Deutschland 2014 "starke" 822,8 KH-Betten je 100.000 Einwohner, während die Dänen mit 268,9 auskamen (Quelle: http://ec.europa.eu/eurostat/t…ode=tps00046&plugin=1</a>)! Auch wenn ich dazu auf die schnelle keine saubere Quelle/genaue Daten habe, die bekommen das u.a. mit einer deutlich geringeren durchschnittlichen Verweildauer und mutmaßlich mehr ambulanten Behandlungen hin.

  • Die GKV ist da schon wesentlich weiter:


    https://www.gkv-kliniksimulator.de/


    Man kann sicherlich keinen Vergleich 1:1 mit Dänemark machen aber eine Reform wäre schon sehr nötig, in unserem Gebiet werden die Fachgebiete auf 2 Kliniken verteilt und es gibt immer ein rumgezanke bei der Anmeldung, wer denn nun zuständig ist, verschärft wird das gabze dann noch bei psychiatrischen Patienten, (wie alt, wieviel Alkohol, organische Ursache etc.) Eine Bündelung dieser Kliniken in einem Standort wäre bei uns ein absoluter Fortschritt. Wichtiger ist für mich jedoch, dass die Patienten gefiltert werden und es eine präklinische Anlaufstelle gibt, die Husten Schnupfen Heiserkeit abfängt und die Bevölkerung muss aufgeklärt werden dass nicht jedes Zipperlein einer ärztlichen Behandlung bedarf.

  • Das ist doch alles ziemlich utopisch, also der Dänemarkvergleich. Ein Beispiel: In Essen gab es Anfang der 90er Jahre 14 Krankenhäuser. Eines wurde Mitte der 90er geschlossen, ein zweites Anfang der 2000er Jahre. Durch Fusionen, Übernahmen und Verbundbildungen gibt es in Essen nun nur noch fünf Krankenhäuser aber mit insgesamt zwölf Standorten. Ich kenne jetzt die Kliniklandschaft in Dänemark nicht, aber vielleicht hat irgendein Experte da auch Zahlen missinterpretiert. Anstelle der Anzahl der Kliniken, wäre die Bettenanzahl die interessantere Zahl. In Essen ist die Bettenanzahl im Vergleich zum Zeitpunkt vor den Schließungen nämlich nicht signifikant gesunken.


    Ansonsten ist das Grundproblem des deutschen Gesundheitswesens, dass die Beteiligten gezwungen sind Geld zu verdienen. So lange kein Umdenken stattfindet, dass Gesundheit nunmal Geld kostet bringen alle denkbaren Reformen exakt nichts.


    Ich stimme dir zu dass die reine Anzahl der Krankenhäuser, im Sinne der Zulassungen, nur bedingt aussagefähig ist, wobei auch bei den zunehmenden Krankenhausverbünden eine Konzentration und Zusammenlegung gleichartiger Abteilungen zu erwarten ist. Aber auch nach Betten liegen die Dänen weit unter unserem Niveau, laut Eurostat hatte Deutschland 2014 "starke" 822,8 KH-Betten je 100.000 Einwohner, während die Dänen mit 268,9 auskamen (Quelle:http://ec.europa.eu/eurostat/t…e&pcode=tps00046&plugin=1)! Auch wenn ich dazu auf die schnelle keine saubere Quelle/genaue Daten habe, die bekommen das u.a. mit einer deutlich geringeren durchschnittlichen Verweildauer und mutmaßlich mehr ambulanten Behandlungen hin.


    Es geht doch nicht nur um Geld. Sondern auch darum, wie es eingesetzt und was damit erreicht wird. Ich würde die Bettenzahlen so interpretieren, dass die Dänen einfach deutlich effizienter oder vielleicht auch gesünder sind. Weniger Krankenhäuser bedeuten für mich vor Allem einen Gewinn an Qualität durch Bündelung von Ressourcen und eine bessere Ausnutzung von Betten. Die müssen dadurch ja nicht unbedingt weniger werden als vorher. Darum geht es glaube ich auch gar nicht.

    "Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein. "

  • Neben der reinen Anzahl an Krankenhäusern und Krankenhausbetten sind da aber noch andere Faktoren, die berücksichtigt werden müssen.
    Wenn ich das aus den Urlauben in Skandinavien noch richtig im Hinterkopf habe, dann hat z. B. in Schweden jede Gemeinde eine eigene Krankenschwester für z. B. Hausbesuche.
    Auch spannend ist die Wartezeit auf Operationen. indizierte Hüft-OP lag nach Aussage von örtlichen Ärzten ca. 6 bis 9 Monate über der durchschnittlichen Wartezeit in Deutschland. Aussage von einem deutschen Arzt in Schweden war, dass das Arbeiten ganz ok ist, aber für die Rente gerne wieder die Krankenversorgung in Deutschland gewünscht wird.

  • Ich würde die Bettenzahlen so interpretieren, dass die Dänen einfach deutlich effizienter oder vielleicht auch gesünder sind.


    Nicht unbedingt, eigentlich sagt es nur aus, dass es in den Akutkliniken weniger Betten gibt. Das - alleine - sagt nichts über die Effizienz aus. Vielleicht wird die niedrige Bettenzahl in den Kliniken durch Betten in externen Einrichtungen, wie z.B. Langzeitpflege, kompensiert, zumindest wäre dies eine Möglichkeit.

  • (...) in Schweden jede Gemeinde eine eigene Krankenschwester für z. B. Hausbesuche.


    Nicht nur, es gibt auch in abgelegenen Gemeinden Gesundheitszentren, die ein recht breites Angebot haben, ich bin mir nicht sicher, ob es nicht so etwas wie einer stationären Aufnahme gibt.


    Auch spannend ist die Wartezeit auf Operationen. indizierte Hüft-OP lag nach Aussage von örtlichen Ärzten ca. 6 bis 9 Monate über der durchschnittlichen Wartezeit in Deutschland.


    In fast allen Ländern Europas liegt die Wartezeit für ein solches Ersatzteil in diesem Bereich.

  • Die Gesundheitszentren (die ich kenne) würde ich eher als bessere Hausarztpraxis bezeichnen. Alle Facharztuntersuchungen werden an die Krankenhäuser überwiesen. Niedergelassene Fachärzte gibt es da wohl so gut wie gar nicht. Liegt wohl an der Struktur des dortigen Gesundheitswesens.

  • Nicht unbedingt. Das Gesundheitswesen in Schweden wird in großen Teilen durch eine eigene Art Steuer finanziert. Daher kann es in den einzelnen "Bundesländer" zu unterschieden kommen, was die Gesundheitszentren leisten können.
    Je weiter man in den Norden rutscht, desto mehr muss man vor Ort als Arzt können. So bekommt der Arzt im Gesundheitszentrum eine Ausbildung, die eine große Bandbreite der Medizin abdeckt. Neben den Aufgabengebieten Innere und Chirurgie z. B. auch Augenheilkunde etc. mit entsprechenden Untersuchungsmöglichkeiten. Alles was für die Behandlung dann einen "richtigen" Facharzt benötigt geht dann in Richtung Krankenhaus.

  • Erinnert mich bei durchlesen irgendwie an Pulp Fiction.......Vincent Vega,unser Mann in Amsterdam. :rofl:

  • Ein saumäßig interessantes Thema. Mir fällt da wieder auf wie viele Facetten jede Gegebenheit hat. Was den Einen stört, kann der Andere toll finden. Oft auch nur perspektivisch bedingt. Ich bin da grad doch skeptisch, ob mein forscher Einfall da was zu Papier zu bringen umsetzbar ist. :unknown:
    Aber muss ja auch nicht unbedingt sein. Bin auf jedenfall gespannt was SaHa erzählen kann (und obs auch Dinge gibt, um die uns die Dänen beneiden).


    Das Gesundheit als Errungenschaft einer Wohlstandsgesellschaft gesehen werden muss und einfach Geld kostet, sehe ich wie bodo. :good2: