Zwei Sanitäter vom Vorwurf der unterlassenen Hilfeleistung freigesprochen

Ich war ja mal RettSan, und habe dann den inhaltlich extrem umfangreichen und wertvollen Ergänzungslehrgang zum Assistenten gemacht. Der ging immerhin ganze 4 Monate. Die Schule eine Katastrophe, die Inhalte lächerlich. ABER: Wir waren in der KH-Pathologie in Bad Saarow, und dort gab es sehr spannende Exponate, und einen Vortrag eines engagierten Pathologen.

Dieser Berichtete, dass in der DDR jeder verstorbene obduziert wurde. Vom Staat verlangt und bezahlt. Nach der Wiedervereinigung verfiel dieses Vorgehen. Die Mordrate sank in der ehem. DDR. Wie er so so schon sagte (paraphrasiert): Entweder alle wurden grundzufrieden und sahen plötzlich vom Morden ab, oder wir haben es nicht mehr erkannt.

Hast du nähere Zahlen zu den Mordraten?
Oder waren es nur planwirtschaftliche Vorgaben?

Zitat von Hilope

Die unentdeckte Tötungsrate soll erschreckend hoch sein. Das sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man vermeintlich im Sinne des Verstorbenen handelt.

Korrekt. - Andererseits bedeutet "nicht-natürlicher" oder "unklarer" Tod zunächst auch nur "polizeiliche Ermittlungen", nicht "Obduktion". Deren Rate ist unterschiedlich, je nach örtlicher Vorgehensweise der Staatsanwaltschaft, aber vermutlich selten über 10% und manchmal auch unter 5% (der nicht-natürlichen und klaren Todesfälle).

Zitat von Sequoiadendron

Hast du nähere Zahlen zu den Mordraten?
Oder waren es nur planwirtschaftliche Vorgaben?

Planwirtschaftliche Zahlen wieviele Leute ermordet werden sollten?

ich hatte jetzt im letzten semester rechtsmedizin mit einem sehr motiviertern und didaktisch guten prof aus der rechtsmedizin köln. nach einem der seminare bin ich zu ihm hin und habe mich ihm über die problematik der todesfeststellung im RD ausgetuascht. er hat es auf folgende aussage runtergebrochen: "das system will es so. bevor sie sich also selber in die nesseln setzen, macht man sein kreuzchen bei unklarer todesursache, der rest erledigen dann die weiteren glieder der kette".

ich sehe auch nicht ein, warum ich mich aufgrund dünner indizien dazu verleiten lassen sollte eine urkunde auszustellen, welche mir im schlimmsten falle vom gericht in der luft zerissen wird und ich mich selber strafbar mache. :unknown:

Zitat von dens

Die Feststellung "unklar" finde ich rein inhaltlich unproblematischer als "unnatürlich"...

Es beschreibt halt zwei unterschiedliche Situationen.
Und es gibt durchaus Todesfeststellungen, bei denen die Bezeichnung "unnatürlich" keinesfalls problematisch (und auch nicht unklar) ist, zum Beispiel nach einem schweren Trauma nach Sturz aus großer Höhe oder bei einem im Thorax steckenden Messer.

Zitat von fakl

Zum Thema Leichenschau gibt es aktuell einige Artikel (in Summe 6) in der KVB Zeitschrift:

Ich empfehle auch immer gerne die Zusammenstellung der LÄK BW.

Ich bin gestern in einer Facebook-Gruppe auf eine aktuell laufende Studie von der Universitätsmedizin Göttingen gestoßen, die untersucht, ob und wenn, wann Rettungsassistenten und Notfallsanitäter eigenverantwortlich eine Therapiereduktion vornehmen (können sollten).

Ich finde die Umfrage durchaus gelungen und hinreichend differenziert, um an der einen oder anderen Stelle auch Probleme erkennbar macht.

http://www.minuten-ohne-arzt.de

Ja, Karins Projekt finde ich auch sehr interessant. Vielleicht sollte man die Umfrage hier nochmal an anderer Stelle einfügen, damit sie mehr User erreicht?