Wenn's weh tut! 1450 (Österreich)

  • Zitat

    „Das Angebot soll den Anrufern helfen, die Dringlichkeit ihres Gesundheitsproblems abzuschätzen und einzustufen“, sagt Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner. „Und sie werden beraten, wo sie auch am besten versorgt werden können – als Wegweiser durch das Gesundheitssystem.“ Es sei aber "keine Ferndiagnosestelle und kein Ferndiagnoseservice."


    kurier.at


    Mehr auch auf http://www.1450.at

  • Mein Traum wäre es, diese Serviceleistung direkt über die Nummer abzudecken, über die auch die Anrufe kommen. Also der klassische Calltaker übernimmt die Ersteinschätzung/ Einstufung und leitet dann an Kassenärztlichen Notdienst, Krankentransport, Rettung oder wasauchimmer weiter. Wozu eine zusätzliche Nummer, wenn die eh in der selben Leitstelle sitzen?


    Wenn man dann auch noch garantieren könnte (KÖNNTE!), dass der Kassenärztliche Notdienst innerhalb von zwei bis vier Stunden beim Schnupfen vor Ort ist, dann wäre das Rettungsdienstleben einem Himmelreich gleich :congratulate:

  • Wenn man dann auch noch garantieren könnte (KÖNNTE!), dass der Kassenärztliche Notdienst innerhalb von zwei bis vier Stunden beim Schnupfen vor Ort ist

    Ganz im Gegenteil, man muss dem Anrufer mitteilen, dass das eben nicht der Fall sein könnte. Wenn er morgens beim HA anruft, bekommt er vielleicht auch erst nachmittags einen Termin. Und in den KH ist die Wartezeit bei seinem Problem vermutlich noch länger. Kann man gleich so weitergeben.

  • Es ging mir nicht ausschließlich um die Zeit, es geht darum, dass der ÄND nicht auflegt und direkt einen KTW für eine Einweisung bestellt. Es muss verlässlicher werden, was den ÄND angeht, meinetwegen muss halt auch wieder aus- statt abgebaut werden. Mehr Personal, mehr Fahrzeuge und nicht ein Arzt für einen Landkreis mit 450.000 Einwohnern. Wie oft sind wir mit dem RTW angekommen und die Patienten sagten, dass sie doch nur die 116117 angerufen haben und nicht ins KH wollten - das geht einfach nicht.

  • Der Verlierer im Patienten-Ping-Pong wird aber schlussendlich immer wieder der RD und dann auch die ZNA sein, solange wir dem Patienten nicht sagen dürfen "Nein, du bekommst keine Hilfe geschickt, du MUSST bis zur Öffnung deines Hausarztes warten.


    Was will der Leitstellendisponent denn machen, wenn der Anrufer immer wieder anruft, oder einfach behauptet, die Situation wäre jetzt kritisch geworden. Alle Gedankenspiele gehen doch davon aus, dass eine gewisse Einsicht und Vernunft existiert. Gibt es diese aber nicht ...... kommt halt der Rettungsdienst. Oder wie hört man es so schön "Stell es halt schlimmer da, als es ist, dann kommt sofort jemand".


    Meiner Mwinung nach bräuchte es eine rechtlich abgesicherte Triage. Und das klare Bekenntnis, dass dies auch mal zu Fehlern führen wird und das man in Summe damit aber mehr Leuten hilft, als man schadet. Solange wir Vollkaskomentalität anpreisen, solange werden wir damit leben müssen, dass diese angenommen wird.


    Eddy

  • Zitat

    Was will der Leitstellendisponent denn machen, wenn der Anrufer immer wieder anruft, oder einfach behauptet, die Situation wäre jetzt kritisch geworden. Alle Gedankenspiele gehen doch davon aus, dass eine gewisse Einsicht und Vernunft existiert. Gibt es diese aber nicht ...... kommt halt der Rettungsdienst. Oder wie hört man es so schön "Stell es halt schlimmer da, als es ist, dann kommt sofort jemand".


    Das ließe sich über eine Kostenüberbürdung, § 145 StGB *und* das Abrücken des nicht benötigten Rettungsmittels vermutlich minimieren.

  • Ja die Intention hinter der Einführung ist die Reduktion der Betreuungen in den Spitalsambulanzen. Weil der Rettungstransport ist in Österreich eine zu vernachlässigende Größe von 30 - 40 € je Fahrt ob Krankentransport oder Rettungswagen.
    Das Problem ist nur wenn es zum Eintritt einer schwerwiegenden Folge kommt wer haftet? Der DGKP darf auch nach der Novelle des GuKG (Gesundheits und Krankenpflegegesetz) von 2016 keine Diagnose stellen, ist aber bevorzugt am Telefon eingesetzt. Nur um den Patienten eine zeitverzögerte Versorgung zukommen zu lassen muss er dies tuhen.
    Wenn also jetzt der DGKP am Telefon sagt, legen sie sich ins Bett mit Abgeschlagenheit und keinen weiteren angegebenen Symptomen und gehen Morgen zum Hausarzt und es war am Ende eine gedeckte Milzruptur und im Schlaf verstirbt der Patient, ist die Frage was hätte man machen müssen. Im Übrigen schreibt auch das österreichische Ärzterecht zur Diagnosestellung die persönliche in Augenscheinnahme des Patienten vor, also müssen da noch einige Gesetze angepasst werden.

  • Mein Traum wäre es, diese Serviceleistung direkt über die Nummer abzudecken, über die auch die Anrufe kommen. Also der klassische Calltaker übernimmt die Ersteinschätzung/ Einstufung und leitet dann an Kassenärztlichen Notdienst, Krankentransport, Rettung oder wasauchimmer weiter. Wozu eine zusätzliche Nummer, wenn die eh in der selben Leitstelle sitzen?


    Wenn man dann auch noch garantieren könnte (KÖNNTE!), dass der Kassenärztliche Notdienst innerhalb von zwei bis vier Stunden beim Schnupfen vor Ort ist, dann wäre das Rettungsdienstleben einem Himmelreich gleich :congratulate:

    Aus meiner Sicht ist die Kombination beider Ansätze interessant.


    Auf der einen Seite hat man eine "Beratungsnummer" und auf der anderen eine Möglichkeit, eine spezielle Ressource, welche für eine detailliertere Triage qualifiziert ist, der Erst-Triage durch einen Call Taker nachzuschalten.


    Je nach Ergebnis dieser erweiterten Triage kann dann eine entsprechende mobile Ressource (z.B. der ABD) entsendet oder ein anderer "Behandlungspfad" eingeleitet werden.


    Insgesamt ist ein deutlich integrierterer Ansatz nötig, um die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zu meistern.


    Mit der derzeit vorherrschenden Silomentalität wird die Belastung der Systeme weiter eskalieren.
    Es ist nur eine Frage der Zeit bis auch im deutschsprachigen Raum, die Notfallrettungsmittel zwei Stunden vor der Notaufnahme warten müssen, bis sie einen Patienten übergeben können.

    Views and opinions are my own.


    “The electric light did not come from the continuous improvement of candles.” - Oren Harari

  • Der eigentlich logische Ansatz wäre eine Bündelung der einzelnen Sektoren des Gesundheitsbereichs unter einer Führung, nur das ist in Österreich noch unwahrscheinlicher als in Deutschland und da ist es schon unwahrscheinlich.
    Im Prinzip bedürfte es eines zentralen Leit und Koordinierungsstelle, wo als erstes entschieden wird Rettungsdienst oder nicht Rettungsdienst und wenn Rettungsdienst dann Krankentransport oder Notfallrettung. Bzw. wenn es kein Notfall ist und auch kein Krankentransport muss der Hausärztliche Notdienst mal vorbei sehen oder beispielsweise das was füher die Gemeindeschwester gemacht hat oder reicht es wirklich auf die Diensthabende Hausarztambulanz oder den nächsten Tag bei seinem Hausarzt zu verweisen.
    Nur derzeit hat man in Österreich
    112 (Euronotruf wird kaum genutzt)
    144 Rettungsdienst
    141 Ärztlicher Notdienst
    14844 Sanitätseinsätze = Krankentransport
    und jetzt noch die
    1450 als medizinische Helpline
    sorry bisher lief schon alles aud die 144 hinaus und das ändert sich glaube ich auch kaum. Also wäre es sinnvoller unter einer Nummer alles anzubieten. In Niederösterreich läuft das Projekt glaube ich auch aufgehängt bei der 144 Niederösterreich Gesellschaft.

  • Das ließe sich über eine Kostenüberbürdung, § 145 StGB *und* das Abrücken des nicht benötigten Rettungsmittels vermutlich minimieren.


    Das Abrücken muss dann aber auch haftungstechnisch sauber gelöst sein. Und es wird in einzelnen Fällen auch zu Fehlern führen, dazu muss man dann aber auch stehen.


    Solange wir aber noch immer "Lieber 20 x zu viel anrufen, als einmal zu wenig" oder "Es geht doch um Leben, da darf doch Geld keine Rolle spielen" propagieren, solange werden die Bürger genau dies auch in Anspruch nehmen.


    Was meint ihr, was für Schlangen vor den Autohäusern wären, wenn ich mir da kostenlos eine Birne tauschen, oder den Ölstand nachsehen lassen könnte. Dass wir diesen Service im Gesundheitswesen über unsere KK-Beiträge bezahlen, dass merkt man halt nicht unmittelbar. Und bei den Beitragssummen jeden Monat sagt sich der eine oder andere halt auch, dass er für sein Geld jetzt dann halt auch mal Leistung will.


    Eddy


  • So funktioniert es auch. Egal wo und wie man anruft, am Ende kommt nach einer rechtssicheren Triage das raus was der Patient benötigt.


    Und es funktioniert sogar. Die Patienten freuen sich wenn man z.B. den Notruf wählt weil man keine Hilfe in der Hausarztpraxis bekommt und dann in einer ausführlichen Triage (bis zu 15 Minuten Gesprächzeit) am Notruf, der Hotline oder was auch immer, sich aufgehoben und verstanden fühlt. Es kann dann immer noch alles rauskommen. Rettungsdienst, ÄBD, Hausarzttermin, Wiederanruf oder ähnlich. Und die Menschen sind dankbar für die Hilfe. In welcher Form auch immer.


    Es gab ja erst Bedenken zur längeren Gesprächszeit. Bislang ist das eher ein positiver Effekt. Im Sinne von, endlich jemand der sich mal Zeit für mich nimmt. Wie schnell wird man oft beim Hausarzt durchgeschleust?


    Und ja klar gibt es auch die, welche alles dramatisieren. Dazu braucht es eine Wasserdichte Abfrage. Und ja klar, es gibt einen anderen Personalbedarf (z.B. Personal das nicht den mit der rettungsdienstlichen Brille Patienten anschaut) und eine Personalansatz der längere Gesprächzeiten berücksichtigt.


    Man muss natürlich immer alles im Zusammenhang sehen. Wie steht der Rettungsdienst incl. Notärzte, die Krankenhausdichte, die Arztpraxenverfügbarkeit in zehn Jahren aus? Damit muss man rechnen und arbeiten. Wenn wir jetzt wissen wie viele Ärzte in 10 Jahren aus Altersgründen ausscheiden und wie viele aktuell studieren kann man sich einfach ausrechnen, wie viele in 10 Jahren zur Verfügung stehen. Manche Länder haben das erkannt und handeln entsprechend. Manche leider nicht. Wie ist es bei euch? :-)

  • Hat Deine (deutsche) Leitstelle diesen Mehrbedarf an Personal für längere Gesprächszeiten berücksichtigt? Wenn ja, wie wurden da die Kosten aufgeteilt (im Regelfall in Deutschland 70 RD zu 30 FW bei der Kostenverteilung)? Und wenn ja, wie wurde das den Kostenträgern, für den Teil des RD, verkauft?

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Hat Deine (deutsche) Leitstelle diesen Mehrbedarf an Personal für längere Gesprächszeiten berücksichtigt? Wenn ja, wie wurden da die Kosten aufgeteilt (im Regelfall in Deutschland 70 RD zu 30 FW bei der Kostenverteilung)? Und wenn ja, wie wurde das den Kostenträgern, für den Teil des RD, verkauft?


    Ja, für die Abfrage ÄBD.


    Low Code (niederschwelige Triage) ist in Deutschland nicht im Einsatz. In Österreich gibt es Pilotprojekte hierzu. Daraus sind die obigen Informationen. Siehe https://www.144.at/1450/


    Infos zu Low Code
    https://prioritydispatch.net/low-code/
    https://prioritydispatch.net/m…e/ASSETS/WEB/LOWCODE.html


    Die Kostenaufteilung wird vielerorts diskutiert und ggf. angepasst. Wie das bei den einzelnen aussieht, weiß ich nicht. Viele Rechnen zum Beispiel Stellen die für den ÄBD und dessen Abfrage vorhanden sind, direkt mit der Kassenärztlichen Vereinigung ab. Was die am Ende real machen (auch Notrufabfrage ?), ist ebenso vielerorts unterschiedlich.


    Sicher Bedarf es auch Neuberechnungen der Finanzierungen.

  • Schade.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Views and opinions are my own.


    “The electric light did not come from the continuous improvement of candles.” - Oren Harari