ADAC-Luftrettung steigt ins Telenotarztgeschäft ein

  • Kling, kling, klingelling. Da rollt der Rubel... :D

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Die Ausschreibung um den ersten TNA-Standort in Bayern hatte der ADAC verloren.

    Um welchen Standort ging es da?

    Die Ausschreibung um den ersten TNA-Standort in Bayern hatte der ADAC verloren.

    ...mit Legenden ist das so eine Sache...
    ...manche sind wahr... 8)

  • Wie ist denn das bei den bisherigen TNA Standorten? Ich dachte bisher immer, dass die TNA Teil der Leitstelle wären. Also physisch dort auch anwesend sind. Wenn sich Unternehmen wie der ADAC auf mehrere Standorte bewerben, befürchte ich, dass diese eigene Zentralen betreiben. Somit hätten die Leitstellen keinen direkten Zugriff auf diese, sondern es würde eine räumliche und organisatorische Trennung geben. Da ich bereits (oft negative) Erfahrungen mit virtuellen Verbünden auf Leitstellenebene habe, sowie zukünftig eine ganzheitliche Gesundheitsleitstelle mehrere Ebenen der ambulanten/präklinischen Hilfeersuchen lenken soll, habe ich hier so meine Bedenken. Besser wären größere Leitstellen, dafür aber mit sehr guter Infrastruktur, guter Personalausstattung und guter Aus- und Fortbildung, hoher Vernetzung mit benachbarten (Regional-) Leitstellen, dafür aber mit einem anwesenden TNA (der nicht in München sitzt, wenn ich ihn brauche).


    Mal davon abgesehen, dass ich einen TeleNOTarzt persönlich gar nicht brauche. Für den Bereich des Ärztlichen Notdienstes, in Verbindung mit einer elektronischen Patientenakte und E-Rezepten würde ich diesen für sinnvoller halten. Aber gut, der politische Wille ist da groß. Das kommt ...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Für Offshore gibt es zwei Teemedizin-Anbieter, die beide nicht in der LST sind, sondern Ärzte aus der Klinik dann vor den Rechner rufen.
    Für die Seefahrt gibt es TMAS, dort wird ein Arzt in der Klinik telefonisch angerufen, und gibt eine Empfehlung raus.


    Es gibt viel Wildwuchs.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Es gibt viel Wildwuchs.

    Und genau das mag ich im Job gar nicht.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • In AC sitzt der TNA in der LST, allerdings gibt es auch einen Arbeitsplatz, der nicht an der LST angesiedelt ist.

    Grundsätzlich ist es natürlich schön einen Raum weiter gehen zu können, aber notwendig ist es nicht, insbesondere deshalb weil man eh diverse RD-Bereiche versorgt, die nicht auf die LST aufgeschaltet sind. Dh man telefoniert eh viel mit "fremden" Leitstellen. Ich persönlich wäre auch dafür die TNA-Zentralen (Leitstellen) in öffentlicher/ kommunaler Hand zu halten, aber ich denke das wird ein frommer Wunsch bleiben.. Dafür sind die entsprechenden Firmen zu interessiert und die öffentliche Hand zu pleite..

    Ein weiterer Punkt, der für die physische Angliederung an öffentliche LSTs spricht, ist die Sicherung als kritische Infrastruktur. Zugang, Stromversorgung, Redundanzen, etc.. Alles völlig unklar und meines Wissens nach auch nicht fix geregelt, wenn es in privater Hand liegt.

  • Ein weiterer Punkt, der für die physische Angliederung an öffentliche LSTs spricht, ist die Sicherung als kritische Infrastruktur. Zugang, Stromversorgung, Redundanzen, etc.. Alles völlig unklar und meines Wissens nach auch nicht fix geregelt, wenn es in privater Hand liegt.

    Das ist durchaus ein sehr wichtiger Punkt, wie ich finde!

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Eine totale Sicherheit gibt es nicht und auch wenn die Leitstellen abgesichert sind, sind es die Teams draussen nicht. Viele Dinge kann man „von zu Hause“ regeln.

  • ...

    Mal davon abgesehen, dass ich einen TeleNOTarzt persönlich gar nicht brauche. Für den Bereich des Ärztlichen Notdienstes, in Verbindung mit einer elektronischen Patientenakte und E-Rezepten würde ich diesen für sinnvoller halten. Aber gut, der politische Wille ist da groß. Das kommt ...

    Ich gebe dir recht, die Bezeichnung "TeleNOTarzt" ist irreführend. Aber auch im Bereich Rettungsdienst macht die Etablierung Sinn - wenn die Voraussetzungen stimmen.
    Hier in DK haben wir tagsüber einen solchen Arzt in der Leitstelle sitzen, die Vorhaltung soll aber erweitert werden. (aktuell diskutiert man auf politischer Ebene über die Stilllegung mehrere NEFs). Die diensthabenden Ärzte freuen sich wenn man sie kontaktiert und stehen uns beratend zur Seite. Sie können die komplette Patientenakte aufrufen, incl. Arztbriefe von KH-Aufenthalten, Behandlungen beim Hausarzt, Dauermedikation, Befunde (EKG z.B.). Als RD-Personal haben wir nur Zugriff auf die Rettungsdienstprotokolle des Patienten, daher stellt der Austausch mit dem Arzt oft eine Hilfe dar. Sie werden auch kontaktiert, wenn man die eigenen Kompetenzen überschreiten möchte, z.B. Überschreitung der max. Dosis Fentanyl zur Analgesie, oder wenn wir einen Patienten zu Hause lassen und den Rücken frei haben wollen. Der ärztliche Bereitschaftsdienst hat ebenfalls Zugriff auf o.g. Daten - das erleichtert die Zusammenarbeit ungemein.

    Ich hatte nie das Gefühl, dass wir vom Diensthabenden bevormundet werden bzw. unsere Entscheidungen angezweifelt werden. Es war bisher immer eine angenehme, respektvolle Zusammenarbeit und ich möchte ungerne auf dieses Backup verzichten (auch wenn ich es nicht allzu oft nutze)

  • Eine totale Sicherheit gibt es nicht und auch wenn die Leitstellen abgesichert sind, sind es die Teams draussen nicht. Viele Dinge kann man „von zu Hause“ regeln.

    Ohne das Sicherheitsempfinden einer RTW-Besatzung in Abrede stellen zu wollen, ist es jedoch schon ein Unterschied, ob ein RTW angegriffen wird, oder das Herzstück eines Hilfeleistungssystems. Sicher gibt es die totale Sicherheit nicht. Vor dem 11. September hatte meine erste Leitstelle nur eine geschlossene Tür mit Klingel und Summer sowie ein Netzersatzaggregat. Heute gibt es einen Sicherheitszaun sowie eine externe und interne Zugangskontrolle, Besucherausweise, Personenschleusen, Sicherheitsverglasung sowie mehr als nur ein Netzersatzaggregat und mehr als nur ein Stromübergabepunkt ins Objekt. Das war der Gedanke dahinter, da der Telenotarzt als Teil des Systems eben auch ein Teil einer kritischen Infrastruktur ist. Daher ist die Frage berechtigt, ob der in irgendeiner HiOrg-Hinterhof-Telefonzentrale sitzen sollte.

    Sie können die komplette Patientenakte aufrufen, incl. Arztbriefe von KH-Aufenthalten, Behandlungen beim Hausarzt, Dauermedikation, Befunde (EKG z.B.). Als RD-Personal haben wir nur Zugriff auf die Rettungsdienstprotokolle des Patienten, daher stellt der Austausch mit dem Arzt oft eine Hilfe dar. Sie werden auch kontaktiert, wenn man die eigenen Kompetenzen überschreiten möchte, z.B. Überschreitung der max. Dosis Fentanyl zur Analgesie, oder wenn wir einen Patienten zu Hause lassen und den Rücken frei haben wollen. Der ärztliche Bereitschaftsdienst hat ebenfalls Zugriff auf o.g. Daten - das erleichtert die Zusammenarbeit ungemein.

    Genau das ist das Problem. In Deutschland gibt es seit dem 01.01.2022 den digitalen Mutterpass. Nun rate mal was man vergessen hat? Selbst die Hebammen hatten bzw. haben bis aktuell häufig noch keinen Zugriff darauf. Man sollte sich eher darum Gedanken machen, wie sämtliche Akteure im Gesundheitswesen Zugriff auf eine elektronische Patientenakte bekommen können (mal davon abgesehen, dass das in .de noch Zukunftsmusik ist). Auch ich habe im Alltag bei nahezu jedem Einsatz, vor allem bei alten Patienten, das Problem, eine möglichst umfassende Anamnese zu erheben. Was nehmen sie denn für Medikamente? Ja, so eine kleine gelbe und zwei große weiße Pillen, Herr Doktor. Haben sie einen alten Arztbrief oder einen Medikamentenplan? Und schon geht das Gesuche los für die nächsten 15 Minuten. Kennen wir sicher alle. Aber eine Ressource Arzt dafür vorzuhalten, damit ich Zugriff auf eine elektronische Patientenakte bekomme, halte ich für Verschwendung. Ich möchte den Tele(not)arzt auch gar nicht kaputt reden. Einige Dinge könnte ich mir da auch vorstellen. Wenn ich einen Notarzt brauche, benötige ich diesen aufgrund bestimmter Fertigkeiten, die ich nicht kann. Eine Thoraxdrainage wird mir der Telenotarzt nicht legen können. Für eine Analgesie, für mehr als 6 Liter Sauerstoff oder bei einer Transportverweigerung brauche ich ihn nicht. Ich bin zwar offen für neue Konzepte, aber deutlich skeptisch über den Sinn. Denn vermisst habe ich ihn bisher nicht. Andere Dinge dafür umso mehr.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Harris NRÜ - du hast mich da vielleicht missverstanden, mit der Sicherheit meinte ich keinen physischen Angriff, sondern ein Versagen der technischen Infrastruktur. Da sind die Leitstellen besser abgesichert, als die Teams draussen (Redundanz).

  • Ach so, na gut ...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Da es in Deutschland bisher weitestgehend keinen TNA gibt, weiß ich nicht, ob er nach seiner Etablierung eine so kritische Infrastruktureinrichtung darstellt, bei der es dramatische Ausmaße annehmen könnte, wenn sein Rechner plötzlich ausgeht.

  • Mir ist bisher nur dieser bekannt:


    https://www.telenotarzt.bayern/

    Korrekt. RKT betreibt (min.) einen der zukünftig 3 TNA-Standorte in Bayern.
    Die Ausschreibung für das System an sich ist aber noch nicht entschieden. Beide Ausschreibungen haben sich durch Rechtsstreitikeiten sehr verzögert bzw. verzögern sich noch.

  • Mal davon abgesehen, dass ich einen TeleNOTarzt persönlich gar nicht brauche. Für den Bereich des Ärztlichen Notdienstes, in Verbindung mit einer elektronischen Patientenakte und E-Rezepten würde ich diesen für sinnvoller halten. Aber gut, der politische Wille ist da groß. Das kommt ...

    Was stört dich denn an dieser Funktion/Rolle/"virtuellen Person"?

    Ohne das Sicherheitsempfinden einer RTW-Besatzung in Abrede stellen zu wollen ...

    Da kommt ja gerade der Charme der "Digitalität" zum Tragen. Der TNA kann überall sitzen, auch auf Hawaii am Strand. Solang der einen Internetzugang hat, läuft das. Ob das jetzt am Strand eine professionelle Umgegung ist, sei dahin gestellt.

    Und ein TNA sollte immer nur als Ergänzung zum NA gesehen werden und nicht als Ersatz - jedenfalls solange die Ärzteschaft noch so sehr die Maßnahmen und Kompetenzen der NFS beschneiden. Dann könnte man beide Funktionen stark zurückfahren.

    In AC sitzt der TNA in der LST, allerdings gibt es auch einen Arbeitsplatz, der nicht an der LST angesiedelt ist.

    Grundsätzlich ist es natürlich schön einen Raum weiter gehen zu können, aber notwendig ist es nicht, insbesondere deshalb weil man eh diverse RD-Bereiche versorgt, die nicht auf die LST aufgeschaltet sind. Dh man telefoniert eh viel mit "fremden" Leitstellen. Ich persönlich wäre auch dafür die TNA-Zentralen (Leitstellen) in öffentlicher/ kommunaler Hand zu halten, aber ich denke das wird ein frommer Wunsch bleiben.. Dafür sind die entsprechenden Firmen zu interessiert und die öffentliche Hand zu pleite..

    Ein weiterer Punkt, der für die physische Angliederung an öffentliche LSTs spricht, ist die Sicherung als kritische Infrastruktur. Zugang, Stromversorgung, Redundanzen, etc.. Alles völlig unklar und meines Wissens nach auch nicht fix geregelt, wenn es in privater Hand liegt.

    Korrekt. In Aachen ist der Arbeitsplatz in der LSt, in Greifswald ist es ein räumlich gänzlich getrennter Arbeitsplatz. In Goslar sitzt er ebenso in der LSt. Bayern schafft jebenso wie der LK Gelnhausen eigene Zentren. Jeder hat halt seine Wahrheit.

    Was aber in Aachen bereits bzw. zukünftig auch in Goslar passiert, ist dass gänzlich fremde Bereich disponiert werden. So bildet die LSt. Aachen bzw. der Arbeitplatz bei Umlaut Redundanz für alle andere TNA-Bereiche, in denen Umlaut das System installiert hat. Selbes wird auch dort passieren, wo die Wettbewerbssystem zu Umlaut zum Zuge kommen.

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  • Was stört dich denn an dieser Funktion/Rolle/"virtuellen Person"?

    Mich stört nichts am Telenotarzt. Ich habe ihn bisher nur nicht vermisst und denke daher, dass es für den Rettungsdienst eine Ressourcenverschwendung wäre (ist). Auch (Not-) Ärzte sind eine knappe Personalressource. In den Situationen, wo ich an meine fachlichen Grenzen gekommen war, brauchte ich den Notarzt physisch anwesend. Die digitale Anwesendheit hätte mir da nicht helfen können. Grundsätzlich will ich mich diesen auch gar nicht verweigern (das habe ich auch schon gesagt). Besser haben als brauchen. Ich glaube jedoch, dass die Ressource Telearzt (ohne "Not-") im Bereich des ärztlichen Notdienstes, zusammen mit der elektronischen Patientenakte und einem E-Rezept, besser aufgehoben wäre.

    Da kommt ja gerade der Charme der "Digitalität" zum Tragen. Der TNA kann überall sitzen, auch auf Hawaii am Strand.

    Klar kann er das. Ob er es sollte ist die Frage.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.