Streikender Arzt verweigert Notfallbehandlung

  • Streikender Arzt verweigert Notfallbehandlung


    Ein Notfallpatient musste eine kleine Odyssee absolvieren, bis er Hilfe in einem Krankenhaus bekam. Denn unter Hinweis auf den anhaltenden Ärztestreik wurde dem Rentner, der unter Atemnot litt, im Dortmunder Stadtklinikum die Aufnahme verweigert.


    Quelle:
    Mehr unter: http://www.handelsblatt.com/ne…p=204493&_t=ft&_b=1119238

    Der Inhalt des Textes, möchte keine Lehrmeinung vertreten er stellt eine rein persönliche Ansicht des Autors da. Die Nutzung ausserhalb des Forums ist nicht gestattet.
    * 150 Jahre Deutsches Rotes Kreuz, Aus Liebe zum Menschen * :rtw:

  • Zitat

    Original von Klaus
    Genauso Kundenorientiert war die Uni-Klinik Heidelberg beim Streik auch


    Hallo Klaus,


    das "Kudenorientiert" ist ja wohl etwas sehr kuschelig ausgedrückt! Ich finde so etwas eigentlich schon fast "skandalös" :mauer:

    Der Inhalt des Textes, möchte keine Lehrmeinung vertreten er stellt eine rein persönliche Ansicht des Autors da. Die Nutzung ausserhalb des Forums ist nicht gestattet.
    * 150 Jahre Deutsches Rotes Kreuz, Aus Liebe zum Menschen * :rtw:

  • Diesen Fall gabs diese Woche wohl bei uns in München auch, allerdings haben die Kollegen sich nix geschiXXen und einfach mal den Hauseigenen NA über die Leitstelle in die Aufnahme alarmiert :P

    :rtw: "Rettungsdienst" sind die Typen, die zu einem kommen, wenn man etwas getan hat, wofür man eigentlich zu dämlich ist. :rtw:

  • Dabei stellt sich mir die Frage, hat er den Patienten abgelehnt, weil er wegen knapper Personalressourcen (Streik) keine Behandlugskapazität für den Patienten hatte, da die verbliebene Mannschaft schon mit anderen Patienten, evtl. Notfällen beschäftigt war? Dann könnte ich es durchaus nachvollziehen.
    Falls die Ablehnung des Patienten allerdings eine Art "Druckmittel" der Streikenden sein sollte, dann wäre das ein handfester Skandal, der Konsequenzen, nicht nur für den "unerfahrenen Assistenzarzt" haben muss.

  • Zitat

    Original von SanSold
    Diesen Fall gabs diese Woche wohl bei uns in München auch, allerdings haben die Kollegen sich nix geschiXXen und einfach mal den Hauseigenen NA über die Leitstelle in die Aufnahme alarmiert :P


    Kommt das nicht öfters vor...besonders beim Drehtürspiel der internistischen Notaufnahmen VS. den Chirurgischen....
    Schwabing, Halching, früher Bogenhausen?!?!
    Getreu dem alten Motto: Friesieren und abschieben...


    Noch besser ist es, wenn ein fremdes Notarzt-besetztes Rettungsmittel in das entsprechende KH alamiert wird...


    Eigendlich ziemlich traurig....
    Solch Aktionen sind mir aber auch nur in Muc untergekommen...



    Zum Thema:
    Vorrausgesetzt das mit dem Patienten und dem Doc stimmt so, ist es schon ein ganz schön hartes Stück, wobei dies sicherlich nur Ausnahmen des Streikgeschehens sind.
    Wie ich allerdings schon an anderer Stelle geschrieben haben finde ich die Aktionen der ärztlichen Kollegen gut, besonders mit ihrere Rücksicht auf die ethische Seite...
    Perönlich hab ich in einem anderen Land ein großes Uniklinikum kennen gelernt, in dem das gesammte ärztliche und pflegerische Personal wirklich "gestreikt" (!!!!!!!!) haben.
    Die Leichen der unbehandelten Patienten mussten nach kurzer Zeit in Massengräbern bestatten werden, da die krankenhauseigene und auch die städtischen Leichenhallen kein Platz mehr hatten....
    Und der Sreik ging dort über Monate....


    Grüße aus München

    ...mit Legenden ist das so eine Sache...
    ...manche sind wahr... 8)

  • Zitat

    Original von Weltreisender
    Perönlich hab ich in einem anderen Land ein großes Uniklinikum kennen gelernt, in dem das gesammte ärztliche und pflegerische Personal wirklich "gestreikt" (!!!!!!!!) haben.
    Die Leichen der unbehandelten Patienten mussten nach kurzer Zeit in Massengräbern bestatten werden, da die krankenhauseigene und auch die städtischen Leichenhallen kein Platz mehr hatten....
    Und der Sreik ging dort über Monate....


    Grüße aus München


    Wo ist denn sowas möglich?

  • HM ganz pauschal würde ich sagen Frankreich die nehmen es ziemlich genau wenn sie streiken dann tun sie es richtig (nicht so halbherzig wie hier).
    DAS IN KLAMMERN IST MEINE PERSÖNLICHE MEINUNG
    gruß
    gepard

  • Manche Ärzte haben doch echt einen Schlag!
    Ein Streik in allen Ehren, aber einen Notfallpatienten muss man behandeln!
    Genau wie bei der einen schwangeren Frau, die von ihrem Gynäkologen in eine Klinik eingewiesen wurde, weil dieser keine Herztöne mehr bei ihrem Ungebohrenen feststellen konnte...

  • In unserer Örtlichen Tageszeitung war heute ein Artikel, über den weiteren Verlauf der Geschichte.


    Der Arzt wurde durch das Krankenhaus abgemahnt und die Staatsanwaltschaft hat Ermittelungen wegen unterlassener Hilfeleistung ausgenommen.


    Der Schlag hat mich getroffen, als ein Ärztefunktionär folgenden Satz im Interview geäußert hat, ich zitiere:" Der Patient ist doch in einem anderen Krankenhaus behandelt worden. Außerdem war es doch gar nicht lebensbedrohlich, da die Rettungssanitäter keinen Notarzt nachgefordert habe." Jetzt sieht es wieder so aus, als ob der RD wieder schuld an allem ist.


    http://www.westline.de/nachric…chline=do/%/ln&szm_flag=1

  • Achso, jetzt sind wieder die RD'ler Schuld :(
    Irgendwo hört's doch echt auf mit dem Verständnis! :rolleyes:
    Traurig genug, dass man einen solchen Vorfall so herunter spielt, aber noch viel schlimmer ist die Schuld bei Anderen zu suchen.
    Ob sich der Mann nicht vielleicht doch einen weniger anspruchsvollen Job suchen sollte ?(

  • Mit diesem Satz wird nicht die Schuld in andere Schuhe geschoben, sondern soll lediglich verdeutlicht werden, daß es sich wohl nicht um einen akut vital bedrohten Patienten gehandelt hat. Auch wenn diese Aussage natürlich der Situation nicht unbedingt angemessen erscheint, ist sie doch kein direktes Abwälzen der Schuld auf den Rettungsdienst, dies ist auch garnicht möglich. Zugegeben: man kann - wie man sieht - den Satz auch für den Rettungsdienst negativ interpretieren.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Zitat

    Original von LiebeGrisumaus
    Manche Ärzte haben doch echt einen Schlag!
    Ein Streik in allen Ehren, aber einen Notfallpatienten muss man behandeln!
    Genau wie bei der einen schwangeren Frau, die von ihrem Gynäkologen in eine Klinik eingewiesen wurde, weil dieser keine Herztöne mehr bei ihrem Ungebohrenen feststellen konnte...


    Naja... Nicht jeder Patient ist gleich ein Notfallpatient. Schwierig ist wo man die Grenze zieht. Sind Knieschmerzen die seit 2Tagen bestehen jetzt ein akuter Notfall? Ist eine elektive Abrasio nach einem Abort ein Notfalleingriff der sofort in der Nacht durchgeführt werden muß? Ist die Berichterstattung nicht von vornherein gegen den Klassenfeind Arzt gerichtet?


    Fakt ist, nicht jeder Pat. der meint ein Notfall zu sein ist auch einer!

  • Zitat

    Original von LiebeGrisumaus
    Genau wie bei der einen schwangeren Frau, die von ihrem Gynäkologen in eine Klinik eingewiesen wurde, weil dieser keine Herztöne mehr bei ihrem Ungebohrenen feststellen konnte...



    Danke 007, daß Du mich durch Deinen Beitrag wieder auf diesen Thread aufmerksam gemacht hast.



    @LGM


    Wenn eine Schwangere in's Krankenhaus kommt und man dort einen Abort diagnostiziert, wird man sie nach Hause schicken und für den nächsten oder sogar übernächsten Tag wieder nüchtern zur Abortcurretage einbestellen.
    Um Deiner in diesem Fall an den Tag gelegten ungerechten Emotionalität gegenüber Kollegen gerecht zu werden, zitiere ich ansatzweise den Comedian Dieter Nuhr:


    "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal..."


    Den politisch korrekten Beitrag hat 007 ja bereits abgeliefert...



    Gruß,


    Ani

  • Zitat

    "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal..."


    Das habe ich hier im Forum dieser Tage in ähnlichem Zusammenhang doch schon irgendwo gelesen, oder...?


    J. ;)

  • Hallo Ani !


    Aus rein somatischer und finanzieller Sicht (DRG's lassen grüssen...) Sicht ist es sicherlich sinnvoll, eine Schwangere wieder nach Hause zu schicken, wenn keine Herztöne mehr hörbar sind um dann für den nächsten bis übernächsten Tag einen "ordentlichen" Eingriff durchzuführen.


    Aus psychischer Sicht ist das bedenklich - aus ethischer oder humanistischer Sicht ist es eine Katastrophe, die mich an der geistigen Reife des dafür verantwortlichen Akademikers zweifeln lässt.


    Genau so ein Fall stand dieser Tage in der Zeitung, ich meine mich zu erinnern, dass sich so etwas im süddeutschen Raum abgespielt hat.
    Die Schwangere hatte nämlich keine Bezugspersonen an der hand, die sich um sie hätten kümmern können.
    Der Gedanke: "in meinem Leib ist ein totes Kind" ist eine Erfahrung, die ich dank meines Geschlechtes nie werde machen müssen.


    Medizin ist kein reiner Reparaturbetrieb, wo Ersatzteile ausgetauscht werden oder nicht mehr benötigtes auf den Schrott geworfen wird.
    Im Arzt-Patientengespräch sollte neben dem Ultraschallbefund auch die Psyche der Patientin berücksichtigt werden.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

    Einmal editiert, zuletzt von raphael-wiesbaden ()

  • @r-w


    Es gibt keinen medizinschen Grund, eine Patientin mit einem unkomplizierten Abort nachts oder im Bereitschaftsdienst aufzunehmen.


    Zumal auch ein Krankenhaus eine angemessene psychosoziale Betreuung zu bestimmten Zeiten nicht gewährleisten kann. Oder soll die Nachtschwester oder der Gynäkologe die ganze Nacht am Bett der Patientin sitzen und Händchen halten?
    Wenn die Gefahr besteht, daß sich die Patientin nicht alleine versorgen kann oder eine sonstige medizinische Notlage besteht, wird der diensthabende Gynäkologe das in seinem (hoffentlich) einfühlsamen Gespräch im Rahmen seiner Untersuchung und Diagnosestellung festtellen und die Patientin aufnehmen. Die Tatsache, sich "alleine zu fühlen" ist dafür nicht ausreichend.


    Ein Krankenhaus ist mit seinen diensthabenden Ärzten nicht dazu da, die sozialen Löcher unserer Gesellschaft zu stopfen. Dafür stehen andere caritative Institutionen (Telefonseelsorge, Frauenhäuser etc.) zur Verfügung. Rund um die Uhr.


    Ich bitte, das zu bedenken, bevor einem Kollegen von mir geistige Unreife unterstellt wird. Danke.



    Gruß,


    Ani

  • Hallo Ani !


    Der Artikel, auf den ich mich bezog und den ich dank konsequenter Altpapiersammlung jetzt nicht mehr vorliegen habe...) hat genau diesen Umstand beschrieben:
    Untersuchung, Feststellung des Befundes, "sie können jetzt nach Hause gehen..."


    Ich hoffe sehr, dass der überwiegende Anteil der Mediziner die psychosoziale Komponente abklärt.
    "Händchen halten" ist sicher immer mal wieder notwendig - in der Notfallmedizin genauso wie im regulären stationären Ablauf.
    Nach meiner Krankenhauserfahrung reicht es den betroffenen Personen durchaus, dass die Möglichkeit besteht, einen Ansprechpartner vor Ort zu haben, ob Nachtschwester oder diensth. Arzt ist völlig egal.
    Deshalb sind pflegerische und ärztliche MitarbeiterInnen nicht die ganze Nacht an eine solche Person gebunden.


    Psychosoziale Versorgung lässt sich halt nicht tropfenweise dosieren - und ich denke, dies ist der Grund warum viele davor zurückschrecken.


    Frauenhäuser sind übrigens nicht für das von mir beschriebene Beispiel geeignet

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Zitat

    Original von raphael-wiesbaden
    Nach meiner Krankenhauserfahrung reicht es den betroffenen Personen durchaus, dass die Möglichkeit besteht, einen Ansprechpartner vor Ort zu haben, ob Nachtschwester oder diensth. Arzt ist völlig egal.



    Kann es vielleicht sein, daß Deine Krankenhauserfahrungen etwas älter sind? Damals gab es noch den Aufnahmegrund "Soziale Indikation". Heute zahlen die Kassen dafür 0 ?! Stationäre Aufnahmen werden den Patienten nicht mehr hinterhergeschmissen. Das ist aufgrund der derzeitigen Situation im Gesundheitswesen auch nachvollziehbar.
    Und nur, weil sich eine Patientin subjektiv nicht richtig behandelt gefühlt hat, rechtfertigt das noch lange nicht, einen Arzt, der in seinen Möglichkeiten völlig richtig gehandelt hat, abzuurteilen. Da hätte ich gerade von Dir etwas differenziertere Reaktionen erwartet.


    Wir (Ärzte) würden auch manchmal gerne anders handeln, wenn wir könnten...



    Gruß,


    Ani

  • Hallo Ani !


    JA, ich bin ein Fossil !


    Zu meinen Zeiten gab es tatsächlich noch die "soziale Indikation"
    Heute haben wir dank des ICD sicher die Möglichkeit, das eigene Fachgebiet einmal zu verlassen und bei den seelischen Kranheitsbildern herumzustöbern.


    Ich gebe Dir recht:
    nicht jede Frau muss primär stationär aufgenommen werden.
    Aber: für eine fachkompetente Weiterleitung muss gesorgt werden.
    Das verlangt eine genaue Kenntnis der örtlichen Struktruren, also ein Denken und Wissen über den eigenen Fachbereich bzw. die eigene Klinik hinaus.


    Die Telefonseelsorge, die Du erwähnt hast, ist durchaus eine Möglichkeit. Sie hat jedoch den Nachteil der ausschliesslich telefonischen Erreichbarkeit - es fehlt der mensch, der sich dem Probanden von Angesicht zu Angesicht annimmt.
    Frauenhäuser leiden mindestens genauso unter den finanziellen Kürzungen wie der stationäre Gesundheitsbereich.
    Hier fände sich durchaus fachkompetentes Personal; in den Nachtzeiten jedoch sind die Frauenhäuser oft nur mit ehrenamtlichen Frauen besetzt, bei denen ein Fachwissen auf Sozialarbeiterniveau o.ä. nicht immer vorhanden ist.


    Kommunale Kliniken, private Gesundheitsfabriken und nicht zuletzt die freigemeinnützigen Krankenhäuser schreiben sich seitenlange Ergüsse über das ach so tolle Leitbild des Hauses, welches stolz im Klinkblättchen oder der web-site verbreitet wird.
    Im konkreten Einzelfall steht der PR-Berater allerdings nicht zur Verfügung: die Nachtschicht egal welcher fachlicher Qualifiaktion muss selbst das Leitbild des Hauses mit Leben erfüllen.
    Neben dem "Heilen" gibt es ja noch den Grundsatz des "Linderns".


    Für eine Tasse Tee und ein kurzes Gespräch, ggf. mit vorsichtigem Hautkontakt sollte auch im Nachtdienst noch Zeit sein - wenn nicht:
    ruft den Klinikseelsorger - der kann mehr tun, als Sonntags die Hostien austeilen...

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?