USA: Modellprojekt "Rapid-Organ-Recovery Ambulance" sorgt für Aufsehen

  • Ein Modellprojekt sorgt derzeit in den USA für Gesprächsstoff: die "Rapid-Organ-Recovery Ambulance", ein Rettungswagen des NY Fire Department, welcher zusätzlich zu einem regulären Rettungswagen zu Notfalleinsätzen ausrückt, hat einzig die Aufgabe, bei frisch verstorbenen Patienten Organe zu retten und für eine Transplantation vorzubereiten.


    Das New Yorker Modellprojekt wird finanziell durch das US-Gesundheitsministerium unterstützt. Die Organisation "Donate Life America" hat herausgefunden, dass 90 Prozent der US-Bürger bereit wären, nach ihrem Ableben Organe zu spenden, nur 30 Prozent haben allerdings Vorkehrungen dafür getroffen.
    Hier kommt der Spezial-Rettungswagen zum Einsatz: wird ein Patient vor Ort für tot erklärt, wird ihm durch das Team des Wagens Heparin injiziert sowie eine automatische Herzdruckmassage und Beatmung durchgeführt, um die Organe zu erhalten. Der Körper wird dann schnellstmöglich in ein Krankenhaus gebracht und auf die Transplantation vorbereitet, während sich Mitarbeiter um die Einwilligung der Hinterbliebenen kümmern.


    Kritiker halten das Projekt für geschmacklos und weisen auf die Schwierigkeit hin, vor Ort jemanden für tot zu erklären.


    Quellen: http://www.krone.at/index.php?…__104001/hxcms/index.html
    http://www.washingtonpost.com/…5/23/AR2008052302747.html

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Uff, was soll man da sagen?
    Ich finde es einen guten Ansatz (es müssen mehr Organe her)... aber Hirntoddiagnostik auf der Straße... Ich habe leider keine Ahnung ob das in den USA auch nur annähernd so ist wir Hierzulande.

  • Zitat

    Original von Daniel Grein
    Angesicht solcher Meldungen


    USA: Erneut Patientin irrtümlich für tot erklärt
    ?Doc, atmet er etwa??
    USA: Baby nach Verkehrsunfall irrtümlich für tot erklärt


    muss man das Projekt schon infrage stellen...


    Andererseits kommt eine falsche Todesfeststellung in der BRD auch oft genug vor:
    http://www.cirs-notfallmedizin…uer_tot_erklaert_630.html


    In dem Projekt würde der Patient wenigstens unter CPR-Bedinungen ins KH gefahren zu Personal, dass dann hoffentlich nochmal den Tod feststellt.


    Grüße aus Ghana

    ...mit Legenden ist das so eine Sache...
    ...manche sind wahr... 8)

  • Zitat

    während sich Mitarbeiter um die Einwilligung der Hinterbliebenen kümmern.


    Wie viele werden denn dann wohl auch nach ihrem "Tode" maximal therapiert, ohne dass diese es eigentlich so wollten, bevor die (Nicht-)Zustimmung dann kommt?


    Ethisch ist das ganze meiner Meinung nach ein bisschen verwerflich.

  • Zitat

    Original von Weltreisender
    ...In dem Projekt würde der Patient wenigstens unter CPR-Bedinungen ins KH gefahren zu Personal, dass dann hoffentlich nochmal den Tod feststellt...


    Und wie macht man das "unter Reanimation"?

  • Zitat

    Und wie macht man das "unter Reanimation"?


    So wie bisher bekannt mit Beatmungsgerät und den Händen?

    Einmal editiert, zuletzt von lumberjack ()

  • Zitat

    Original von lumberjack


    Mit einem AutoPulse und einem Beatmungsgerät, denke ich.


    Ich denke, dass Alan sich fragt (tue ich übrigens auch grade), wie man den Tod feststellen kann, wenn man den Patienten die ganze Zeit reanimiert, damit man die Organe noch gebrauchen kann.

  • Zitat

    Original von Snoopy
    EEG?


    Unter mechanischer Reanimation schwierig abzuleiten (Artefakte). Medizinisch kann ich dieses Procedere und die Strategie dafür nicht nachvollziehen...

  • Ich denke mal, dass man mim Primary Survey ganz gut nen klinischen Tot feststellen kann. Dazu noch mit nem EKG....


    Grüße aus Ghana

    ...mit Legenden ist das so eine Sache...
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  • Gibt's in den USA eigentlich Institutionen analog einer Ethikkommission?


    Grundsätzlich ist die Idee, die Schnittstelle zwischen Rettungsdienst und Organspende zu verbessern, ja nichts Schlimmes. Zu einer Frage nach einer Patientenverfügung könnte die Frage nach einem Organspendeausweis kommen.
    Aber eine Leiche zu entführen und auf ihr rumzudrücken, bis man von den betroffenen Angehörigen eine Erlaubnis zur Organentnahme hat: wer, wenn nicht eine Ethikkommission könnte das klären (oder zu klären versuchen)?

    Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und trotzdem den Mund halten. [Karl Valentin]

  • Zitat

    Original von Weltreisender
    Ich denke mal, dass man mim Primary Survey ganz gut nen klinischen Tot feststellen kann. Dazu noch mit nem EKG....



    Entscheidend für eine Organspende ist der biologische Tod, nicht der klinische...

  • Zitat

    Original von Ani



    Entscheidend für eine Organspende ist der biologische Tod, nicht der klinische...


    Ja, schon klar....
    Mir gings um die Feststellung des klinischen Todes, da man ja hier immer wieder den Ton bekommt, dass praeklinisch arbeitendes Personal anscheinend net in der Lage einen klinischen Tot zu diagnostizieren.


    Drum meine ich eben: sichere klinische Todesfeststellung "drausen" -> unter CPR ins KH ->dort weitere Diagnostik zur biologischen Todesfestellung für die Explantation.



    Grüße aus Ghana

    ...mit Legenden ist das so eine Sache...
    ...manche sind wahr... 8)

    Einmal editiert, zuletzt von Weltreisender ()

  • Unter CPR dürfte ein biologischer Tod kaum feststellbar sein. Es sei denn, die Reanimation wird begonnen, wenn der Patient bereits biologisch tot ist. Und dann stellt sich mir die Frage, wie man einen suffizienten Kreislauf für die Organe aufrechterhalten will? HLM? Denn in Deutschland dauert das Procedere bis zur eigentlichen Organentnahme mehrere Stunden. Alles in allem sehr fragwürdig. Auch aus ethischer Sicht (s. HSH' Beitrag).

  • Mal ein wenig Polemik in die Sache einbringen ?


    Du erwartest eine ethische Würdigung bei einer Nation


    - die ohne jede Gerichtsverhandlung Gefangene über Jahre festhält ?


    - eine "demokratische" Politikerin nicht aufgeben will, weil man ja u.U. den Präsidentschaftskandidaten (nur rein zufällig einSchwarzer - ein Schelm, wer Böses dabei denkt) ermorden will ?


    - BewohnerInnen aus ärmeren Bundesstaaten nach Hochwasser über Jahre keine angemessene Hilfe bekommen ?


    - die Todesstrafe auch weiterhin Gültigkeit hat, obwohl ständig nachgewiesen wird, dass bei Prozessen entlastendes Material zurückgehalten wird ?


    - religiöse Fanatiker minderjährige Frauen schwängern und Bigamie betreiben, wenn sie nicht gerade Einrichtungen abfackeln, in denen Schwangerschaftsunterbrechungen vorgenommen werden ?


    Die Reihe lässt sich beliebig fortsetzen.


    Sind die Amerikaner unsere Freunde oder Brüder ?
    Sie sind unsere Brüder.
    Freund kann man sich aussuchen !


    Und bevor jetzt die Schelte über mich hereinbricht, weil ich antiamerikanische Parolen vorbringe -
    auch bei uns ist nicht alles Gold, was glänzt -
    auch in diesem Land wird ständig gelogen,. die Wahrheit vorenthalten,
    betroen u.v.m.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Zitat

    Original von Ani
    Unter CPR dürfte ein biologischer Tod kaum feststellbar sein. Es sei denn, die Reanimation wird begonnen, wenn der Patient bereits biologisch tot ist. Und dann stellt sich mir die Frage, wie man einen suffizienten Kreislauf für die Organe aufrechterhalten will? HLM? ).


    Soweit ich weiß ist die Anlage eines EEGs/andere apperative Untersuchung nicht immer von Nöten, sondern nur bei dem Tot zugrunde liegender primärere Hirn/Hirnstammläsion.
    Sonst reicht eine klinische Feststellung des Hirntotes aus.
    Meines Wissens nach sind zwingen nötig der Ausfall von Bewustsein, der Spontanatmung und das Vorliegen von Areflexie der Hirnstammes.


    Auch muss ja nicht zwingende eine EEG-Diagnostik gefahren werden (auch wenn dies weitgehend der Standart ist), sondern ne Doppleruntersuchung oder Untersuchung der Ausfall von evozierten Potentialen.


    Da der Tot dann sicherlich auch in den USA wie in der BRD von mehreren "Ärzten" festgestellt werden muss, kann dies nur in der Klinik erfolgen.
    Unter Voranmeldung und Bereitstellung dieser kann der Vorgang sicherlich beschleunigt werden.
    Klappt ja auch in der Traumaversorgung dort, wo zügig gearbeitet wird, während in der BRD die Sanduhr noch sehr, sehr langsam rinnt.


    Persönlich finde ich ein Projekt gut, wo versucht wird mehr Organe auf kontrollierten Weg zur Transplatation zur Verfügung gebracht werden können, als wenn aufm Schwarzmarkt/Organmarkt welche von chinesischen Hingerichteten auftauchen...



    Grüße aus Ghana

    ...mit Legenden ist das so eine Sache...
    ...manche sind wahr... 8)

  • Weltreisender


    Es gibt verschiedene Methoden zur Hirntoddiagnostik. Unabhängig ob apperativ oder klinisch, eine Hirntoddiagnostik unter laufender Reanimation festzustellen ist sicherlich kein einfaches Unterfangen und in meinen Augen fraglich aussagekräftig. Zumal bei rein klinischer Hirntodfeststellung die Untersuchung nach einer vorgegebenen Zeit ( in der Regel 24 Stunden) wiederholt werden muß.


    Ich habe bereits mehrfach Hirntodfeststellungen durchgeführt, mir ist die Problematik hier in Deutschland auch aus der Praxis bekannt.

  • Na das passt doch: [URL=http://magazine.web.de/sidbabhdfe.1213876974.2868.zyqoiva8wg.76.mvl/de/themen/nachrichten/panorama/6134906-27-Jahre-Haft-wegen-illegalen-Organhandels,cc=0000055079000613490616o58H.html]27 Jahre Haft wegen illegalen Organhandels[/URL]


    Zitat

    Mit einem harten Urteil hat ein New Yorker Gericht einen beispiellosen Fall von illegalem Organhandel bestraft, der der Staatsanwaltschaft zufolge an einen "billigen Horrorfilm" erinnerte.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • ohne jetzt pingelig erscheinen zu wollen:


    Adjektiv: tot (mit t am Ende)
    Nomen: der Tod (mit d am Ende, so wie Standard)


    Dann wirkt so ein Beitrag gleich noch viel elaborierter!


    J. ;)