Sani-Praktikum

  • Hallo Leute


    Ich stecke gerade im Rettungswachen-Praktikum meiner RS-Ausbildung, hab nun ca 5 Dienste gemacht, darunter auch 24-Stunden-Schichten, die ich besonders anstrengend fand.
    Ich wollte einfach mal fragen, wie es euch so als Anfänger ergangen ist? Ich selbst habe ein paarmal Blackouts gehabt, hätte das von mir gar nicht gedacht. Ich wußte die einfachsten Dinge nicht mehr, wie zB das Anlegen eines Stifnecks oder dass pathologische Laborbefunde fett gedruckt werden. Einfach aus Nervosität und angesichts der Masse an Input. Außerdem hab ich meine erste Rea miterlebt, sehr dramatisch, und leider ist die junge Patientin verstorben. Diese Bilder spuken mir nun seit Tagen durch den Kopf.
    Wie lange hat das bei Euch gedauert, bis Ihr Euch an sowas gewöhnt habt und gelassener geworden seid? Passiert das überhaupt?


    Und noch eine Fachfrage: Bezogen auf den niedrigen RR eines Patienten sagte mir ein RA: " 80 macht sich, 70 gibt sich, 60 rächt sich" und wollte damit sagen, dass ein 80er Blutdruck noch lange kein Grund zu Bedenken wäre. Gibts hierzu Meinungen?


    Danke und liebe Grüße. :hallo:
    Zen

  • Die Ruhe kommt mit der Zeit. Wenn du mal 100 mal ein Stifneck angelegt hast, kannst du nebenbei auch locker über die pathophysiologie des kardiogenen Schocks referrieren :D Grade als RS sind ja viele Sachen einfach noch Neuland, vorallem da man es "draußen" ja doch wieder anderst macht als in der Schule ;)
    Zum 80er Blutdruck kann man pauschal nichts sagen, da es auf die Situation ankommt. Wobei man bei 80 evtl schonmal ein paar Inverventionsmöglichkeiten im Kopf durchgehen sollte.


    Ich war vor rund einem Jahr auch in deiner Situation. Wenn du mal die ganzen Handgriffe (Blutdruck messen, Infusion richten, Medis aufziehen...) verinnerlicht hast, wird auch alles leichter und übersichtlicher. Nach einem Monat hat man auch viele Standartsituationen schonmal gesehen und hat eine Vorstellung davon, was jetzt ungefähr abläuft.

  • Wie lange hat das bei Euch gedauert, bis Ihr Euch an sowas gewöhnt habt und gelassener geworden seid? Passiert das überhaupt?


    Die Dinge, die du schilderst, erscheinen mir recht normal. Die Masse an Eindrücken kann sicher erst mal beeindruckend sein, ich würde mich dadurch nicht verunsichern lassen. Auch darfst du als RS-Praktikant Unsicherheiten zeigen und Fehler machen - umso besser, wenn du sie selbst erkennst.
    Und ja, man gewöhnt sich an vieles und wird definitiv gelassener. Aber das dauert länger als ein RS-Praktikum.


    Und noch eine Fachfrage: Bezogen auf den niedrigen RR eines Patienten sagte mir ein RA: " 80 macht sich, 70 gibt sich, 60 rächt sich" und wollte damit sagen, dass ein 80er Blutdruck noch lange kein Grund zu Bedenken wäre. Gibts hierzu Meinungen?


    Gewöhn dich an coole Typen und schlaue Sprüche und lerne, dir dein eigenes Bild zu machen und deine Meinungen nicht unkrititisch von anderen (Einzel)Personen zu übernehmen. Dieses Forum ist übrigens ganz gut dazu geeignet zu lernen, dass es immer verschiedene Perspektiven geben kann und nicht immer der im Recht ist, der am lautesten schreit.


    Viel Spaß weiterhin hier und im Praktikum!
    J.

  • Moin Zen,
    die erste Frage, die mir nach Lesen deines Beitrages spontan in den Sinn kam, war: hast du einen dir für diese 4 Wochen fest zugeteilten Ansprechpartner/LRA? Dieser hat die Aufgabe, Erlebtes mit dir aufzuarbeiten und sich genau diesen hier von dir gestellten Fragen zu stellen.
    Ansonsten schließe ich mich den Vorrednern an. Irgendwann ist es einfach nur noch ein Job wie fast jeder andere auch. das braucht halt Zeit.
    Dir noch viel Spaß bei deinem weiteren Werdegang!
    Gruß ausm hohen Norden!

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • Zitat

    hast du einen dir für diese 4 Wochen fest zugeteilten Ansprechpartner/LRA?


    nee, hab ich leider nicht, wohl auch durch das ständig wechselnde Team.


    Danke für eure Ratschläge, bin gespannt, wie´s weitergeht.


    Viele Grüße!

  • Jetzt muss auch ich mal ein wenig Promotion für das RD-Buch betreiben, dass aus Sicht zweier mittlerweile sehr erfahrener Rett.ass. geschrieben wurde, es verfolgt den Weg eines jungen Mannes, der als Zivi anfängt und dann den RD "richtig" kennenlernt, mit all seinen Vor- und Nachteilen.


    Hier der Link zum Thread: "Rettungsdienstdrama": "...und ein bißchen stirbt man doch". Der Kollege Mowl wird bestimmt (wenn er möchte), auch einiges dazu sagen können. Ich kann Dir nur raten: lies es.



    Zitat

    Und noch eine Fachfrage: Bezogen auf den niedrigen RR eines Patienten
    sagte mir ein RA: " 80 macht sich, 70 gibt sich, 60 rächt sich" und
    wollte damit sagen, dass ein 80er Blutdruck noch lange kein Grund zu
    Bedenken wäre. Gibts hierzu Meinungen?

    Bezugnehmend auf dieses Zitat...grenzwertig. Da gibt es einige Ausnahmen, die man nicht in so einen simplen Reim zusammen fassen kann.
    Beschäftige Dich mit der Patophysiologie des RR, dann wirst Du mit einem so einfachen Sprüchlein nicht mehr davonkommen.


    Du bist seit fünf Tagen in Deinem RS-Praktikum, das ist nicht viel. Du bist wahrscheinlich voll mit theoretischem Wissen, das ist gut und wichtig, aber das wirkliche Wissen, die Patientenbeobachtung ect wirst Du erst in den Einsätzen lernen,auch in den 24-Std.-Einsätzen,die sicherlich anstrengend sind je nach Einsatzaufkommen. Und das am sinnvollsten mit ein und demselben Mentor, zumindest in der Anfangszeit. Wenn das nicht möglich ist, dann versuche trotzdem von den RA mit denen Du zugeteilt bist, das Wichtigste mitzunehmen. Frag viel, hinterfrag die Maßnahmen; jeder RA hat eine andere Arbeitsweise.
    Und vor allem: scheu Dich nicht davor zu sagen, "das kann ich nicht". Bevor Du an irgendetwas rumwurstelst, wobei Du Dir nicht sicher bist, gib es offen zu und sag: "Kannst Du mir das bitte nochmal zeigen?". Keiner wird Dir böse sein deswegen, jeder hat mal klein angefangen. (Wo ist das Phrasenschwein?)

    "You are one of God's mistakes" --->(Placebo - Song to say Goodbye)

    Einmal editiert, zuletzt von Coco ()

  • Huhu Leute.


    Die ersten 120 Stunden RTW liegen hinter mir, da taucht ein ganz anderes Problem auf (nicht lachen!): mein armer Rücken! :-(
    Klar, das war mir eigentlich schon vorher klar, dass man Adipöse aus dem 4. Stock irgendwie in den Wagen kriegen muss, auch ohne Fahrstuhl. Hab mir irgendwie eingebildet, dass das schon klappen wird. :hmm:
    Wenn man diesen Job ein paar Jahre machen will, muss man wohl im Fitnessstudio dem Bandscheibenvorfall entgegenwirken, oder?


    Liebe Grüße,


    zen

  • Schaden wird ein entsprechendes Muskelaufbautraining sicherlich nicht. Neben teurem Fitnessstudio (was sicherlich sehr effektiv sein kann) ist aber schon ein wenig körperliche Bewegung und eine kräftigende Sportart (z.B. klettern) eine brauchbare Alternative.


    Und natürlich schadet ein Kinästhetik-Seminar auch nicht,...

  • wie verbreitet sind denn die Raupenstühle bei Euch?


    Raupenstuhl stelle ich mir furchtbar unangenehm vor. Soll aber mit diversen Abführmitteln gut therapierbar sein.
    Kommt hauptsächlich dann vor, wenn man frisch verliebt ist und Schmetterlinge im Bauch hat.
    Die genaue Verbreitung ist mir allerdings auch nicht bekannt.

    Speed is life!
    Es gibt 10 Arten von Menschen. Solche, die binär zählen können, und Solche, die es nicht können.

  • Raupenstuhl stelle ich mir furchtbar unangenehm vor. Soll aber mit diversen Abführmitteln gut therapierbar sein.
    Kommt hauptsächlich dann vor, wenn man frisch verliebt ist und Schmetterlinge im Bauch hat.
    Die genaue Verbreitung ist mir allerdings auch nicht bekannt.


    Du meinst also nicht den...



    ...sondern den hier:



    :popcorn: J.

  • Nach dem Praktikum schon Rückenschmerzen? Das klingt wohl eher nach falscher Arbeitstechnik. Ich hatte früher in der Schulzeit oft Rückenschmerzen, weshalb ich penibelst drauf geachtet hab, rückenschonend zu arbeiten. Das hat dann sogar ein bisschen meine Rückenmuskulatur trainiert, sodass ich heute garkeine Probleme mehr habe. :thumbup:
    D.h. du solltest versuchen mit rückenschonenden Bewegungen zu arbeiten. Begleitende Rücken-Fit-Kurse im Fitnessstudio sind sicher noch effektiver.

  • da Arbeitsschutz und Erhalt der Arbeitskraft doch auch eine Mitpflicht des AG ist, warum gibt´s die bei Euch nicht?


    sogar unsere HAW hat sich erst gegen diese ausgesprochen (2002, 1. Generation) und nun sind sie seit ein paar Jahren (ca.2008?) auf den Autos


    Nils kannst Du da was zu erläutern (Pflichten des AG?)


    dann auch eine Frage von mir:
    wegen 3 Vorfällen an einer Einsatzstelle, bei 3 Einsätzen dort, darf nach Dienstanweisung der Stuhl dort nicht mehr benutzt werden
    ist dies zulässig? darf das die Stadt verbieten?
    warum soll ich tragen, wenn ich den Stuhl habe? Wenn dann Lackabschürfungen an der Treppe sind, dann zahlt halt die Stadtkasse (hatte sie bisher, daher nun die DA, seitens "StA 37")

  • da Arbeitsschutz und Erhalt der Arbeitskraft doch auch eine Mitpflicht des AG ist, warum gibt´s die bei Euch nicht?


    Ich glaube nicht, dass man einen Arbeitgeber aufgrund dieser allgemeinen Pflicht zur Anschaffung dieses Tragestuhls verpflichten kann. Das ist an den Haaren herbeigezogen.


    J.

  • Ich glaube nicht, dass man einen Arbeitgeber aufgrund dieser allgemeinen Pflicht zur Anschaffung dieses Tragestuhls verpflichten kann. Das ist an den Haaren herbeigezogen.


    J.

    ...das sehe ich mal genauso wie uns old Jörg!


    Allerdings wenn der Stuhl wirklich so gut ist, sein Bekanntheitsgrad steigt, der Preis im Rahmen des Möglichen liegt, bin ich sicher das sich sehr viele AG diesen Stuhl anschaffen werden.
    Glaube vielmehr, das einfach aufgrund von Unwissenheit dieser Stuhl noch nicht so gehäuft im RD zum Einsatz kommt.

  • Allerdings wenn der Stuhl wirklich so gut ist, sein Bekanntheitsgrad steigt, der Preis im Rahmen des Möglichen liegt, bin ich sicher das sich sehr viele AG diesen Stuhl anschaffen werden.
    Glaube vielmehr, das einfach aufgrund von Unwissenheit dieser Stuhl noch nicht so gehäuft im RD zum Einsatz kommt.


    Es gibt aber auch durchaus schlechte Erfahrungen mit der "Raupe".
    Ich kenne einige Kollegen von der "befreundeten HiOrg", die von dem Stuhl genervt sind, weil der Transport über die Treppe ewig dauert und der Stuhl auf vielen Treppen gar nicht einsetzbar ist. Diese Kollegen hätten den Stryker-Stuhl lieber ohne "Raupe".


    J.

  • Es gibt aber auch durchaus schlechte Erfahrungen mit der "Raupe".
    Ich kenne einige Kollegen von der "befreundeten HiOrg", die von dem Stuhl genervt sind, weil der Transport über die Treppe ewig dauert und der Stuhl auf vielen Treppen gar nicht einsetzbar ist. Diese Kollegen hätten den Stryker-Stuhl lieber ohne "Raupe".


    Die Raupe hat einiges für sich. Ich habe einige Monate gebraucht, um mich an den Stuhl zu gewöhnen, mittlerweile vermisse ich ihn in Bereichen, die ihn nicht angeschafft haben.


    Man muss halt mit ihren Einschränkungen leben: man braucht relativ viel Platz am Ende des jeweiligen Treppenabschnitts, man kann ihn nur auf geraden Treppen einsetzen, Wendeltreppen etc. braucht man erst gar nicht zu probieren. Dort trägt man halt, würde man mit einem anderen Stuhl ja auch machen. Unter den Klappstühlen fürs Seitenfach ist der Raupenstuhl nach meiner Meinung eines der besten Modelle auf dem Markt. Und er entlastet, wenn er eingesetzt werden kann, den Rücken enorm. Im Rettungsdienst geht es ja meist nur abwärts, dafür reicht er völlig aus.


    Problematisch ist der Stuhl in MZF-Systemen. Dort bräuchte man einerseits einen Tragestuhl, den man direkt im RTW befestigen kann, ohne den Patienten umzusetzen. Andererseits vertragen sich aber alle mir bekannten Lösungen nicht mit der Anforderung, im RTW anständigen Platz zum Arbeiten durch einklappbare Sitzmöglichkeiten zu schaffen. In städtischen MZF-Systemen mit ihren vielen KH-Entlassungen ein Punkt, der gegen MZF spricht.

  • Wenn es darum geht, den denkbar schlechtesten Tragestuhl für MZF zu küren, schlage ich diesen Stuhl vor, den wir übrigens nach wie vor in neuen Fahrzeugen eingebaut bekommen. Soviel zum Thema "Arbeitsschutz und Erhalt der Arbeitskraft".

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Wenn es darum geht, den denkbar schlechtesten Tragestuhl für MZF zu küren, schlage ich diesen Stuhl vor, den wir übrigens nach wie vor in neuen Fahrzeugen eingebaut bekommen. Soviel zum Thema "Arbeitsschutz und Erhalt der Arbeitskraft".


    Mensch Daniel, du verstehst das nicht, er hat sich doch bewährt: War schon immer zu schwer und unhandlich und hat sich in dieser Beziehung auch nicht verschlechtert :ironie:


    Warum kann kein Hersteller einen Raupenstuhl produzieren, den man auch während der Fahrt als vollwertigen Sitz nutzen kann?


    Eddy