Naumburg: Rettungsdienst künftig mit Wail-Signal unterwegs

  • Fahrzeuge des Rettungsdienstes in Naumburg (Sachsen-Anhalt) sind künftig mit dem vor allem aus den USA bekannten "Wail-Signal" unterwegs. Damit ist Naumburg nach Weimar und Erfurt bundesweit die dritte Stadt, welche dieses Signal für ihre Einsatzfahrzeuge einsetzt.

    Die Entscheidung für dieses - bereits aus DDR-Zeiten bekannte - Signal fiel, weil das in Deutschland üblicherweise verwendete, akustische Signal durch Verkehrsteilnehmer immer schlechter wahrgenommen wurde. Mit Einführung des "Wail-Signals" würden die Einsatzfahrzeuge viel besser beachtet, wie die Fahrer der Fahrzeuge in Naumurg berichten.


  • Eine m.E. wegweisende und richtige Entscheidung. Auch ich mache auf meinen zahlreichen Auslandsreisen regelmäßig die Erfahrung, dass die (nicht nur) in den USA verwendete Tonfolge wesentlich besser und vor allem deutlich frühzeitiger wahrnehmbar ist.

  • Ich finde den Ton zwar auch angenehmer, aber das Argument mit der Gewöhnung geht mir nicht ein. In den USA kümmert sich kein Mensch um das Gejaule,da man sich daran gewöhnt hat und es extensiv für jeden Schmarrn genutzt wird. Deswegen gibt es dann zuzätzlich extreme Brummtöne zum Kreuzungsräumen. Irgendwann muss man einmal im Jahr die Töne ändern...


  • In den USA kümmert sich kein Mensch um das Gejaule, da man sich daran gewöhnt hat und es extensiv für jeden Schmarrn genutzt wird.

    Da habe ich gegenteilige Erfahrungen gemacht. Sobald ein entsprechendes Geräusch wahrgenommen wurde und man die Quelle geortet hat wurde konsequent an den Straßenrand gefahren - bei Landstraßen auf beiden Fahrstreifen. Das mag allerdings von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich sein.

    What I cannot create, I do not understand. (Richard Feynman)


    Mein Name ist Hans, das L steht für Gefahr.

  • Da wir in Ghana versch. akustische "Signalarten" hatten, kann ich im Vergleich sagen, dass das gemischte "Amigejaule" sehr gute Wirkung zeigt. Auch in den völlig verstopften Straßen einer afrikanischen Großstadt in der Rusch-hour mit all ihren Besonderheiten ;-)

    ...mit Legenden ist das so eine Sache...
    ...manche sind wahr... 8)

  • Das Argument der "Gewöhnung" ist in der Tat alles andere als schlagkräftig. Viel interessanter finde ich jedoch die häufig geäußerte und m.W. in zumindest einer (nicht unbedingt wissenschaftlichen Ansprüchen genügenden) Studie unter Beweis gestellte These, dass sich die DIN-Tonfolge hinsichtlich Ihrer Richtung besser "orten" lässt. Ich persönlich tue mich da schwer mit einer Bewertung - allerdings: Trotz einer nachgewiesenermaßen nicht eingeschränkten Hörfähigkeit nehme ich das DIN-Signal bei zügiger Fahrt (und zugegebenermaßen nicht immer leiser Hintergrundbeschallung...) meistens erst in Entfernungen deutlich unter 200m wahr, während das in vielen Staaten Osteuropas, Afrikas und im Middle East-Bereich genutzte Wail-Signal die "Wahrnehmungsschwelle" deutlich früher erreicht...subjektive Empfindung...


    Nach meinen Informationen wird das Wail-Signal in Erfurt und Weimar jedoch nur "zusätzlich" zur DIN-Tonfolge genutzt, zudem handelt es sich wohl um entsprechend genehmigte "Feldversuche". Weiß jemand, wie die Rechtslage hier aussieht? In der StVZO ist zwar von "mindestens einer" akustischen Wanreinrichtung die Rede, gleichzeitig ist allerdings der Einbau von "Sirenen" untersagt...

  • Man kann seine Fahrzeuge auch einfach mit Pressluft-Fanfaren ausstatten. Soll auch helfen... ich hatte heute erst wieder ein LF mit Elektrohörnchen an der Hinteren Stoßstange kleben, ohne die LED-Frontblitzer im Rückspiegel hätte ich es wohl gar nicht bemerkt.


    Gruß, TT

    NEU: Jetzt auch mit elektrohydraulischer Trage sowie Beladesystem!

  • Hallo!!



    Das Argument der "Gewöhnung" ist in der Tat alles andere als schlagkräftig.


    ich glaube da ist schon was dran....
    unser "Verkehrs-Rechts-Experte", ( auch im deutschen Verkehrssicherheitsrat tätig )ist der Meinung ,SoSI in Deutschland gehört mittlerweile zu den Alltagsgeräuschen, und wird deswegen später oder unzureichend wahr genommen...(hab leider keine genaueren Quellen)
    dies empfinde ich auch so...anderes Geräusch-erst mal bessere Wahrnehmung.
    Meine persönliche und nicht beweisbare Meinung ;)

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • Man kann seine Fahrzeuge auch einfach mit Pressluft-Fanfaren ausstatten. Soll auch helfen... ich hatte heute erst wieder ein LF mit Elektrohörnchen an der Hinteren Stoßstange kleben, ohne die LED-Frontblitzer im Rückspiegel hätte ich es wohl gar nicht bemerkt.


    Gruß, TT


    Wir hier haben sowohl Pressluft als auch E-Horn und die meisten hier (mich inclusive) fahren fast ausschließlich mit E-Horn, da die Pressluft selbst in der Fahrerkabine extrem laut ist. Zudem reicht im Stadtverkehr das leisere E-Horn meiner Meinung nach von der Lautstärke her aus.

  • Dann sind die Pressluftfanfaren aber halt nicht mit Köpfchen verbaut.
    Unser RTW wurde mit Bosch Starktonhörnern (!!!) und Pressluftfanfaren ausgeliefert ... Könnt mal raten auf welcher Position der Umschalter mittlerweile festgewachsen ist.

  • hmm ...


    empfindet ihr das Presslufthorn lauter oder die Leute draußen? ;)


    Weil nur mal so zum Vergleich:

    • Hella RTK 6: 116 dB(A)
    • Martin 2297 GM: 116 dB(A)
    • Starktonhorn: 115 db(A) (z.B. Bosch)

    "genormt" gemessen in 3,5 m Entfernung


    Interessant in dem Zusammenhang auch diese Präsentation, spannend wird es ab Folie 44.


    Das Problem der Wahrnehmbarkeit liegt IMHO an der Tatsache, das gerade bei "modernen" Fahrzeugen mit optimierter Schallisolierung die Wahrnehmbarkeit von Sondersignal im Innenraum teilweise deutlich eingeschränkt ist. Wenn dann noch so nette Sachen wie Musik etc. dazu kommen, ist eine frühzeitige Wahrnehmung wohl kaum möglich.
    Eine Erhöhung der "Lautstärke" des Signalhorns ist aus Gesundheitsschutzgründen (Fußgänger!) nicht mehr drin, wir sind bereits jetzt an der Grenze des Erträglichen und damit Verantwortbaren.
    Das "WAIL"-Signal wird aufgrund der Ungewöhnlichkeit vielleicht besser wahr genommen - mehr nicht. Ich habe als normaler Verkehrsteilnehmer in der Vergangenheit praktisch keinen Unterschied in der Wahrnehmung bemerkt (beides gleich früh oder gleich spät, einmal fast auch zu spät - LKW vor dem SoSi-Fahrzeug).


    Wir brauchen für die Zukunft IMHO andere technische Signalisierungsmöglichkeiten (z.B. über entsprechende Empfänger im Fahrzeug).

    Grüße, 0-85-1


    Sapere aude! (Horaz)
    Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart!
    Der Anfang einer jeden Katastrophe beginnt mit den Worten: "Ich dachte ...", "Ich wollte...", "Ich glaube ...", "Ich kann ...", "... mal eben ..." !

  • Wir brauchen für die Zukunft IMHO andere technische Signalisierungsmöglichkeiten (z.B. über entsprechende Empfänger im Fahrzeug).


    Gibt es schon und ist sogar älter als die gute alte Martin-Anlage. Nennt man Stalinorgel. :-D


  • Die Betonung muss hier auf "erst mal" liegen - denn natürlich werden sich die Verkehrsteilnehmer früher oder später dann auch an das Wail-Signal gewöhnt haben...und was dann?
    Ich persönlich finde eine europaweite Harmonisierung sinnvoll - welches Signal schlussendlich das "bessere" bzw. effektivere ist, sollten Experten entscheiden. Basierend auf meinen bisherigen, sicherlich subjektiv gefärbten Eindrücken, würde ich dem Wail-Signal den Vorzug geben; zumal Varianten dieser Tonfolge bereits in nahezu allen europäischen Ländern Verwendung finden.

  • Nennt man Stalinorgel. :-D

    Auch englische Geheimagenten nutzen ähnliche Systeme:


    Getreu dem Motto: "Wie genau definieren Sie den Begriff Sonderrechte?" :D


    Nee, im Ernst.
    Wir werden früher oder später um eine technische Lösung nicht drum rum kommen.
    UKW- oder Bluetooth-Ankopplung mit Signalisierung ist bereits heute problemlos möglich, man müsste sich auf europäischer Ebene nur auf ein System einigen (und in dem Zusammenhang natürlich auch die Thematik Wegerecht vereinheitlichen).
    Denkbar wäre sogar, das sich Wegerechtsfahrzeuge die Ampelphase passend schalten.


    Aber ... naja ... ob so etwas politisch gewollt ist, steht auf einem anderen Blatt.

    Grüße, 0-85-1


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  • Guten Morgen!!


    Die Betonung muss hier auf "erst mal" liegen - denn natürlich werden sich die Verkehrsteilnehmer früher oder später dann auch an das Wail-Signal gewöhnt haben...und was dann?


    vollkommen richtig! der DVR geht da andere Wege...dort gibt es seit längeren eine Testphase, wo die Ansatzpunkte in der Fahrschule beginnen-sprich richtiges Verhalten bei SoSi(z.B. das vorsichtige einfahren in eine rote Ampel) -und eine deutliche Reaktion des normalen Verkehrsteilnehmers wenn er das SoSI-Fzg. bemerkt hat-d.h. rechts blinken.
    Dies hat natürlich nur sekundär was mit der eigentlichen Wahrnehmung-hören- zu tun.


    Grüsse

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • Denkbar wäre sogar, das sich Wegerechtsfahrzeuge die Ampelphase passend schalten.


    Auch diese Möglichkeit gibt es technisch bereits und wird m. E. auch in den USA schon eingesetzt.
    Die Alternative, dass die Leitstelle die Ampelphasen schaltet, wie in einer benachbarten Stadt teilweise praktiziert, erscheint mir als zu Fehleranfällig.

  • Nicht nur USA, auch hier in DE können einzelne Leitstellen in unmittelbarer Nähe liegende Ampelanlagen schalten. Wobei je nach Gegend unterschiedliche Möglichkeiten genutzt werden, entweder "Grün für Einsatzfahrzeug" oder "Rot für Alle".
    Letzteres finde ich persönlich rein subjektiv besser und sicherer.

    Grüße, 0-85-1


    Sapere aude! (Horaz)
    Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart!
    Der Anfang einer jeden Katastrophe beginnt mit den Worten: "Ich dachte ...", "Ich wollte...", "Ich glaube ...", "Ich kann ...", "... mal eben ..." !

  • Klar, gibt es bei uns auch.
    Ich meinte, im Bezug auf die USA, dass es auch Schaltungen für Ampeln gibt, die unmittelbar vom Fahrzeug aus aktiviert werden.