Hochfranken: Notarzt-Versorung durch neues Rettungsdienstgesetz in Gefahr?

  • So hier ein kleiner Einblich in das NA-System von Stadt und Landkreis HO:


    Also zunächst einmal darf ich sagen, dass es in letzter Zeit echt manchmal schwierig ist, die NA-Dienste zu besetzen.
    Aber bisher eben immernoch kein drastisches Problem.


    Doch eines ist eben real, man braucht in diesen RD-Bereich, also nur Hof Stadt und Landkreis, eben 3 NEF um das Gebiet auch nur halbwegs abzudecken. 1 davon ist in der Stadt und bei diesem gibt es tagsüber weniger Probleme, auch die Einsatzzahlen sind ok. Das NEF wird mit Fahrer besetzt und steht normal an der Klinik. Der NA wird tagsüber von der Klinik gestellt
    Nachts und am WE fahren entweder die NA selbst (auf eigenen Wunsch, immer seltener werdend) oder werden meist vom Fahrer zuhause abgeholt (da ist es schon ein Problem die Zeit einzuhalten).


    Doch dann gibt es eben noch die 2 weiteren NEF-Standorte und bei denen ist es nicht immer so einfach. In dem einen Standort gibt es erst seit kurzem ein NEF, davon war es entweder so, dass der RTW den NA mitgenommen hat oder er hinterher gefahren ist (entweder privat oder durch KTW, sonstiges), An diesem Standort wird der NA seitdem meist von der Klinik gestellt und hat immer einen NEF-Fahrer. Leider gibt es eben in dem sehr großen Gebiet unterdurchschnittlich viele Einsätze, oft nur 1-2 in 24 h.


    Am dritten Standort hingegen gibt es nur bedingt NEF-Fahrer, da hier das Klinikum eher selten den NA stellt und deshalb eben oft niedergelassene Ärzte aus dem ganzen Gebiet fahren (neben ihrem Alltag). Hier sind zwar durchschnittlich so ca. 4-5 Einsätze in 24 h, doch es ist echt sehr schwer, das NEF mit NA und Fahrer irgendwo fest zu stationieren, denn welcher Arzt würde sich denn freiwillig den ganzen Tag auf die Rettungswache setzen. Eben deshalb fahren die NA lieber selbst und können sich frei in ihren NA-Bereich aufhalten.

  • Und genau das ist doch das Problem bei der Sache. Wenn der NA auf dem NEF Dienst schiebt, hat er sich auf der RW oder meinetwegen an einem festen Ort wo auch Platz genug für NEF und RA ist aufzuhalten.

  • Am dritten Standort hingegen gibt es nur bedingt NEF-Fahrer, da hier das Klinikum eher selten den NA stellt und deshalb eben oft niedergelassene Ärzte aus dem ganzen Gebiet fahren (neben ihrem Alltag).

    Und da könnte doch ganz einfach ein Vertrag mit der Klinik her, wie er in dutzenden anderer Landkreisen mit geringer Einsatzdichte auch super funktioniert: Pauschalbetrag x vom Kreis ans KH und dafür ist einer der KH-Ärzte permanent als Notarzt für den RD abkömmlich.
    Mit den allseits bekannten Vorteilen: solange nix anliegt, hat das KH nen zusätzlichen Arzt im Haus, der anteilig vom Kreis bezahlt wird. Solange nix anliegt, braucht der Arzt keine Langeweile schieben und kann nachts sein gewohntes Arztzimmer zum Ruhen benutzen. Keine sinnlosen Nullschichten auf Rettungswachen. Sobald aber mal etwas anliegt, steht der Arzt immer am selben Aufnahmepunkt bereit und der Kreis/ der RD kann sich (auch standortmäßig) darauf einstellen. Edit: Obendrein sind die KH-Ärzte in den wirklich relevanten Notfällen aus dem Klinikalltag geübter. Und weniger NA mit mehr Diensten bedeuten noch mehr Übung.

  • @Carolin:
    Ich sehe auch absolut nicht warum es diese Notarztdichte braucht. Vergleichbare Regionen kommen mit wesentlich weniger NA Mitteln aus, diese haben auch keine andere (bzw. oftmals noch "erschwerendere") Topographie.

  • Und da könnte doch ganz einfach ein Vertrag mit der Klinik her, wie er in dutzenden anderer Landkreisen mit geringer Einsatzdichte auch super funktioniert: Pauschalbetrag x vom Kreis ans KH und dafür ist einer der KH-Ärzte permanent als Notarzt für den RD abkömmlich.
    Mit den allseits bekannten Vorteilen: solange nix anliegt, hat das KH nen zusätzlichen Arzt im Haus, der anteilig vom Kreis bezahlt wird. Solange nix anliegt, braucht der Arzt keine Langeweile schieben und kann nachts sein gewohntes Arztzimmer zum Ruhen benutzen.


    Aber da wird die Bezahlung zum Problem, denke ich. Immerhin fällt der nachts diensthabende Notarzt auch für den folgenden Tag aus. Das KH müsste also, wenn es zumindest null auf null aufgehen sollte, jede Nachtschicht doppelt bezahlen lassen müssen. Welcher Kreis kann sich das leisten?
    Desweiteren wird es sich kaum ein KH leisten können, mehr Ärzte als es unbedingt braucht (auch nur anteilig) zu bezahlen.


    Die wenigsten Krankenhäuser, die ich kenne. bzw. einzelne Fachabteilungen darin, reißen sich darum, zusätzlich zum normalen Betrieb noch Ärzte für den NEF-Dienst zu stellen. Also wird zumindest von dieser Seite die Unterstützung für ein solches Vorhaben nicht alllzu groß sein.

    "Glück ists wenn man sich dort kratzen kann wos einen juckt" - L. Hirsch
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  • Welcher Kreis kann sich das leisten?

    In den ländlichen Gebieten von NRW ist das, soviel ich weiß, das allgemein übliche Verfahren. (Ich lasse mich gern korrigieren.) Bei Interesse, googel mal nach "Rettungsdienstbedarfsplan Kreis Borken", in den Anhängen findest Du entsprechende Bereitstellungsverträge mit Krankenhäusern.

  • Die wenigsten Krankenhäuser, die ich kenne. bzw. einzelne Fachabteilungen darin, reißen sich darum, zusätzlich zum normalen Betrieb noch Ärzte für den NEF-Dienst zu stellen.


    Ich kenne einige Krankenhäuser die genau das sogar sehr gerne tun! Und auch eines das sich quasi fast "krakenförmig" die NEF-Stützpunkte an sich reißen möchte. Ich weiß aber auch das dieses (leider) nicht überall so ist.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Die Notarztpauschale beträgt pro Stunde Bereitschaft tagsüber 4 Euro, nachts 8 Euro. Dieser Betrag muss dann noch versteuert werden. Muss mann wissen, dann versteht man auch die Personalprobleme an einsatzarmen Notarztstandorten.

  • Wenn die Bezahlung nach Zeit erfolgt, sollten die Einsatzzahlen doch egal sein? Bzw dann wären niedrige Einsatzzahlen doch sogar angenehmer.

  • Das dort die Ärzte nicht vernünftig bezahlt werden, ist einfach ein weiteres Unding. Es gibt gesetzliche Vorgaben, die einzuhalten sind. Was macht denn hier ein RTW, der nur 2-3 Einsätze in 24h hat? Da wird das Personal ganz normal bezahlt. Ein normaler Stundenlohn für den Arzt und das Problem hat sich erledigt. Im Gegenteil, es würde sich um die Dienste gestritten. Normal verdienen und kaum Einsätze. Aber das muss mal in die Köpfe, das ich für nen Stück Kuchen und ein belegtes Brötchen keine qualifizierten Ärzte kriege.

  • Wenn die Bezahlung nach Zeit erfolgt, sollten die Einsatzzahlen doch egal sein? Bzw dann wären niedrige Einsatzzahlen doch sogar angenehmer.

    So sehe ich das auch. Sonst ist ein Notarztdienst wie ein Lotteriespiel. Und an bestimmten Standorten verliert man regelmäßig.

  • Das dort die Ärzte nicht vernünftig bezahlt werden, ist einfach ein weiteres Unding. Es gibt gesetzliche Vorgaben, die einzuhalten sind. Was macht denn hier ein RTW, der nur 2-3 Einsätze in 24h hat? Da wird das Personal ganz normal bezahlt. Ein normaler Stundenlohn für den Arzt und das Problem hat sich erledigt. Im Gegenteil, es würde sich um die Dienste gestritten. Normal verdienen und kaum Einsätze. Aber das muss mal in die Köpfe, das ich für nen Stück Kuchen und ein belegtes Brötchen keine qualifizierten Ärzte kriege.


    Das ist gar nicht so einfach. Denn: Ich kenne einen NA Standort der auf genau dieses System umgestellt werden sollte. Zwar gab es an dem Standort einen extrem Notarztmangel (der Fortbestand des Standorts war ernsthaft gefährdet), aber die wenigen verbliebenen Notärzte gingen auf die Barrikaden, da sie ja dann a) dazu gezwungen werden könnten auch auf der Rettungswache zu bleiben und nicht nebenher Praxisdienst, Hausbesuche, usw. zu machen und ja dem Weisungsrecht des Arbeitgebers unterliegen würden (was als Untergang der westlichen Medizin dargestellt wurde) b) sie ja dann ggf. nicht mehr selber entscheiden können "da mache ich Dienst" wenn da ggf. schon jemand anderes Dienst macht (und dafür bezahlt wird) c) es ja auf einmal mehr Notärzte gäbe (ja darum ging es ja....)....
    Das wurde über knapp ein Jahr in der Lokalpresse breit getreten während der NA Standort zunehmend vor die Hunde ging..Im Endeffekt wurde es irgendwann (nach der Wahl) dem Landrat zu bunt und er hat sich massiv unbeliebt gemacht und der Standort wird jetzt durch die Klinik besetzt.... Dafür wird er noch heute angefeindet...