Anamnese - Abfrageschema

  • Schadet es?

    Nö, hat ja auch niemand behauptet. :beer:

    Zitat

    Des weiteren geht es ja nicht um einen x-bliebigen GCS bei einem "normalen" Patienten, sondern eben um einen Patienten wo ein präzieser GCS + Verlauf durchaus Konsequenzen haben kann (z.B. was neurochirurgische Interventionen angeht).

    Und wie hilft mir da jetzt AVPU bzw. wo ist der Vorteil gegenüber der GCS? Versteh mich nicht falsch, ich sehe den Vorteil wirklich nicht. :)

    What I cannot create, I do not understand. (Richard Feynman)


    Mein Name ist Hans, das L steht für Gefahr.

  • Vorteil ? Nööö... Denke einfach das man schnell einen gemeinsamen Nenner hat. GCS interessiert auch bei uns in der Neuro niemand ( Teil der Kolleginnen und Kollegen kennen die Bedeutung nicht mal ). Ebenso wird auch in diversen GuK Schulen gelehrt, das GCS veraltet ist ( finde ich nicht, hin und wieder wünsche ich mir einen adäquaten GCS Verlauf, damit man weiss, woran man ist ). Aber unterm Strich dominiert ja die Klinik und nicht irgendein Wert. Wenns schnell gehen muss, hält AVPU her, wenns bissl länger Zeit hat GCS :-D

  • quote]Und wie hilft mir da jetzt AVPU bzw. wo ist der Vorteil gegenüber der GCS? Versteh mich nicht falsch, ich sehe den Vorteil wirklich nicht. :)[/quote]


    DIe GCS ist nunmal komplizierter zu merken und des Weiteren hin und wieder ungenau. Bei Intoxikierten, Kindern, neurologisch/motorisch/verbal eingeschränkten Patienten und sicherlich ein paar weiteren Patienten ist die GCS nicht im vollen Umfang einsetzbar.


    Zudem zeigt die Erfahrung, dass der GCS häufig falsch niedrig eingeschätzt wird, wenn sich der Patient initial dramatisch darstellt.


    Zudem schließt das Eine ja das Andere nicht aus.

  • Ich denke, dass viele der hier genannten Methoden doch sehr unterbewusst ablaufen und durch das Eintreffen am Einsatzort dementsprechend auch ablaufen. Ich persönlich finde das zu Anfang genannte BAK-Schema ebenso gelungen für den Erstangriff, genauso wie das AVPU-Schema.


    Im Grunde versuche ich mir innerhalb der ersten 30 Sekunden einen Überblick zu verschaffen, wenn die Einsatzindikation nicht 100% klar ist.
    Das fängt beim vorstellen meienr Person selbst an. Habe ich das B schon geklärt. Ob jemand ein akutes Atemproblem hat, sehe bzw. höre ich, A auch abgearbeitet. Kann mir der Patient seine Hand zur Begrüßung geben, geht meine zweite Hand schon automatisch an den Radialispuls. Aussagekraft über Frequenz, Tastbarkeit und Qualität geben auch schon Aufschluss über Blutdruckverhältnisse, die im weiteren Anlauf dokumentiert werden.
    Es folgt die Kategorisierung in eine medizinische Fachabteilung und die Abfrage zur Indikation einer NA-Nachforderung.
    D und E erfolgen im Anschluss, häufig zu hause als "stay and play", bis die Diagnostik abgeschlossen wurde bzw. bis mit Hilfe des NAs die Transportfähigkeit hergestellt wurde.


    Ähnlich sehe ich es mit dem AVPU-Schema, das mir ohne viel "Schnick Schnack" ein Algorithmus an die Hand legt, mit dem ich schnell und effizient eine Erstdiagnose treffen kann, die ich im weiteren Verlauf dann auch noch durch z.B. die GCS erweitern könnte, wenn ich einen präklinischen Verlauf skizzieren möchte. Zudem brauche ich zur Einschätzung der GCS viel Erfahrung. So wie VK-Retter auch schreibt, gibt es viele Interpretationsmöglichkeiten eines Pat., wenn man ihn nach GCS scoren will.


    Bei Übergaben im Krankenhaus will das Personal Fakten. Klar, präzise und möglichst ohne Zweideutigkeit. Bei dieser Schnittstelle zwischen RD-Personal und Klinikpersonal "auftrumpfen" zu wollen, auch wenn man es selbst gut meint, kann bei vielen Menschen sehr leicht falsch verstanden werden.


    Leider Gottes sind die meisten Protokolle, die ich bisher sehe und z.T. selber ausfülle, Gedächtnisprotokolle, da im Akutverlauf keine Zeit ist, die erhobenen Daten zu dokumentieren. Mittlerweile gibt es div. Handhelds, mit denen man auch im Notfall schnell und präzise dokumentieren können soll, auch mit Schittstellen zum EKG.
    Ich habe es mir mittlerweile angewöhnt, dass ich mein digitales Diktiergerät mitführe, um Werte, Diagnosen und wichtige Uhrzeiten kurz aufs "Band" zu sprechen und später dann abrufbereit am Krankenhaus zu haben.


    Finde die Ansätze hier allesamt sehr hilfreich. Warum nicht auch modernes Vokabular einflechten, wenn möglich.

    Einmal editiert, zuletzt von Red Rabbit ()

  • Bei Übergaben im Krankenhaus will das Personal Fakten. Klar, präzise und möglichst ohne Zweideutigkeit. Bei dieser Schnittstelle zwischen RD-Personal und Klinikpersonal "auftrumpfen" zu wollen, auch wenn man es selbst gut meint, kann bei vielen Menschen sehr leicht falsch verstanden werden.

    Was meinst du mit "auftrumpfen"?

  • Ich meine damit, dass eine vielzahl von Fach- bzw. Fremdwörtern zwar angemessen ist für eine fachliche Übergabe, dass aber die beherrschte Fachterminologie auch vom Gegenüber verstanden werden muss. Meine Erfahrung zeigt, dass dies meistens nur bei Studierten der Fall ist.
    Wenn ich während der Übergabe jedesmal unterbrochen werde, weil ein Begriff nicht geläufig ist, dann habe ich mein Ziel verfehlt und der Gegenüber fühlt sich dementsprechend vorgeführt.

  • Um mal kurs zu Somnolenz und Soprös zurück zu kommen.
    Ich kenne Somnolent als schlafend und auf Ansprache erweckbar, soporös schlafend und nur auf starke Reize (z.B. Schmerzreiz) erweckbar.
    Ich wüsste nicht, wie es dazu Unklarheiten kommen soll, in welchem Stadium der Patient sich befindet.
    und damit stelle ich außer in der Bezeichnung überhaupt keinen Unterschied zu AVPU fest.
    Außer, dass mit somnolent jeder etwas anfangen kann, bei V die meisten recht blöd gucken.
    Im Protokoll reicht einfach nur der Buchstabe jedenfalls nicht aus, bei der Übergabe auch nicht.
    Insofern erkläre mir doch mal jemand den Nutzen von AVPU.

  • Im Protokoll reicht einfach nur der Buchstabe jedenfalls nicht aus, bei der Übergabe auch nicht.
    Insofern erkläre mir doch mal jemand den Nutzen von AVPU.


    Das AVPU ist Bestandteil der Erstbeurteilung nach ITLS/PHTLS oder AMLS. Es handelt sich hier um international bekannte Begriffe, die auch im klinischen ATLS vorkommen. Es ist sozusagen ein Teil der rettungsdienstlichen Globalisierung. Für den eigenen Sprachraum spielt dies sicherlich kaum eine Rolle, im (sprach-)-grenzüberschreitenden Bereich bietet es die Möglichkeit einer eindeutigen Aussage, ähnlich dem ABCDE.

  • Aber dennoch nur ein anderer Name, es ändert sich nichts an dem, was ich feststelle? Oder habe ich bezüglich der Aussage des AVPU irgendetwas übersehen?


    Edit: Wenn es das auf ein Protokoll als ankreuzfeld schaffen würde, würde es letzten Endes keinen Unterschied machen, ob ich V oder somnolent ankreuze.
    Klingt für mich, als hätten die Erfinder von den Konzepten die gebräuchliche Fachsprache zu schwierig gefunden und nach einer Abkürzung gesucht.
    Für mich ist Fachjargon immer noch aus dem griechischen oder lateinischen entlehnt, nicht dem amerikanischen.

  • Nein, sie haben lediglich eine EINHEITLICHE UND GRENZ/SPRACHENÜBERSCHREITENDE Terminologie eingeführt.
    Ein Engländer/Däne/Holländer/schweizer wird mit deinem somnolent nämlich nicht unbedingt etwas anfangen können... ebenso weiß niemand wo und wann in deinem persönlichen/regionalem Algorythmus die Neurologie eingebaut ist, bzw. wie du sie erhebst...
    Ich wunder mich das man das mit der Standartisierung immer noch erklären muss :pfeif:


    Übrigens: ITLS Germany hat vor knapp einer Woche den 3.000 Provider zertifizieren können :-)
    (PHTLS ist auch nicht schlechter, da sind es bis Jahresende knapp 2.300 Provider)
    Die AMLS Zahlen kenne ich nicht, aber es geht einduetig aufwärts :thumbsup:

  • Aber dennoch nur ein anderer Name, es ändert sich nichts an dem, was ich feststelle? Oder habe ich bezüglich der Aussage des AVPU irgendetwas übersehen?


    Nein, sie haben lediglich eine EINHEITLICHE UND GRENZ/SPRACHENÜBERSCHREITENDE Terminologie eingeführt.
    Ein Engländer/Däne/Holländer/schweizer wird mit deinem somnolent nämlich nicht unbedingt etwas anfangen können.


    Exakt - in dem Momant, wo es über sprachliche Grenzen geht (und dies mag nicht überall der Fall sein) ist eine einheitliche Terminologie notwendig - mich würde interessieren, ob die anderen Kollegen, die auch in unmittelbarer Nähe zu anderen Sprachen, dies ähnlich sehen.

  • Das AVPU ist Bestandteil der Erstbeurteilung nach ITLS/PHTLS oder AMLS. Es handelt sich hier um international bekannte Begriffe, die auch im klinischen ATLS vorkommen.

    Ich habe soeben mein ATLS Buch (8. Edition, müsste noch aktuell sein) durchgeblättert. Ist schwer GCS lastig. AVPU kann ich nirgends findend. Vielleicht kannst du mir sagen, wo dies abgehandelt sein soll?

  • Ich habe soeben mein ATLS Buch (8. Edition, müsste noch aktuell sein) durchgeblättert. Ist schwer GCS lastig. AVPU kann ich nirgends findend. Vielleicht kannst du mir sagen, wo dies abgehandelt sein soll?


    Kann dir nur aus der Praxis sagen, dass es angewandt wird, nicht wo es geschrieben steht.

  • Eine nicht unbedingt uninteressante Meinung über die GCS-Erhebung in der Akutmedizin:
    http://www.acep.org/Content.aspx?id=80932


    Grundtenor: Die Erhebung der GCS in der Akutmedizin ist zu kompliziert und nützt wenig. Kürzere Schemata wie AVPU oder TROLL sind mehr akurat...


    Grüße aus der Wüste

    ...mit Legenden ist das so eine Sache...
    ...manche sind wahr... 8)

  • In der letzten "Rettungsdienst" gefundener Algorithmus


    MARCH (nach dem Grundsatz: "Treat first, what kills first")


    M-assive bleeding
    A-irway
    R-espiration
    C-irculation
    H-ypothermia