Rettungswagen für XXL-Patienten

  • Bei uns im Nachbarkreis hat man ein Fahrzeug angeschafft für Schwerlasttransporte, Infektionstransporte und Verlegungen. S-RTW, I-RTW und V-RTW in einem:

    Hört sich irgendwie nach einer Eier legenden Wollmilchsau an, die Idee ist gut nur die Ausführung finde ich sehr Fragwürdig. Bei solchen 3 in 1 Fahrzeuge kommt für mich immer das Gefühl der vielen Kompromisse auf, ich kann mir nicht wirklich vorstellen dass alle 3 Aufgabengebiete ohne Abstriche funktionieren. Was die Sache für mich richtig fragwürdig macht, wie sieht es mit einem Reservefahrzeug aus? Die Version von MAMo einen ITW nach Umrüstung als S-RTW bzw. den S-RTW nach Umrüstung als ITW zu nutzen gefällt mir besser, denn dann hab ich grundsätzlich zwei unterschiedliche Fahrzeuge und am Ende eine Rückfallebene.

  • Was die Sache für mich richtig fragwürdig macht, wie sieht es mit einem Reservefahrzeug aus?


    Dann müssen andere Fahrzeuge transportieren - Ist ja auch nicht anders wenn das Fahrzeug gerade gebunden ist. Die Anzahl der Rückfallebenen ist halt auch immer eine Frage des Geldes ...

  • Logisch kann man es auch so lösen, doch ist dies keine wirkliche Lösung.
    Das an Rückfallebenen / Reservefahrzeugen gerne gespart wird ist auch mir bekannt, wobei es für mich nur eine Frage der Zeit ist bis hier mal richtig schief geht. Doch wen interessiert es schon wenn an Resverefahrzeugen mangelt? Die Kostenträger sparen an Geld und viele Angestellte sehen es als Problem des Chef. :wacko:
    Die Lösung einen ITW zum S-RTW umrüsten zu können und umgedreht ist für den Ausfall ein weitaus elegantere und sinnvoller Lösung, wie dann einen Standard RTW als Ersatzfahrzeug zu nehmen.

  • Hallo!


    Sinn würde auch eine aufrüstung der Tische machen, da die Breite der Trage oft gar nicht die große ROlle spielt.


    Da möchte ich widersprechen: genau hier liegt oft das Problem, dass adipöse Patienten zu breit für die Standard-Trage und dessen Fixierungsmöglichkeiten sind.


    Ciao
    Rettungshund

  • Das würde ich nach meiner Erfahrung so bestätigen. Bei allen meinen Einsätzen mit entsprechenden Sonderfahrzeugen waren die Maße der limitierende Faktor, nicht die Masse.

    What I cannot create, I do not understand. (Richard Feynman)


    Mein Name ist Hans, das L steht für Gefahr.

  • Da möchte ich widersprechen: genau hier liegt oft das Problem, dass adipöse Patienten zu breit für die Standard-Trage und dessen Fixierungsmöglichkeiten sind.


    Ciao
    Rettungshund

    Wo wir grad bei den Maßen sind: Wie sehen eigentlich die eigentlich für die Spezialtragen aus? Ist das ein wesentlicher Unterschied, auch in Bezug auf die Handhabbarkeit im Einsatz?

  • Dann müssen andere Fahrzeuge transportieren - Ist ja auch nicht anders wenn das Fahrzeug gerade gebunden ist. Die Anzahl der Rückfallebenen ist halt auch immer eine Frage des Geldes ...


    Wenn es in jedem RD-Bereich ein entsprechendes Fahrzeug gäbe, könnten das Reservefahrzeug auch aus dem Nachbarbereich kommen und man müsste nicht ein eigenes Reservefahrzeug vorhalten.


    Eddy

  • Wo wir grad bei den Maßen sind: Wie sehen eigentlich die eigentlich für die Spezialtragen aus? Ist das ein wesentlicher Unterschied, auch in Bezug auf die Handhabbarkeit im Einsatz?


    Genaue Maße weiß ich Dir nicht, aber die Tragen sind breiter und außerdem elektrisch höhenverstellbar. Die Trage von Stryker, für diesen Einsatzzweck, darf m.W. mit um die 320 kg belastet werden.

  • Genaue Maße weiß ich Dir nicht, aber die Tragen sind breiter und außerdem elektrisch höhenverstellbar. Die Trage von Stryker, für diesen Einsatzzweck, darf m.W. mit um die 320 kg belastet werden.

    Thx - die Infos zu Gewicht und Verstellung waren mir unbekannt.

  • Zitat

    Ich weiß nur, dass beim DRK BOS demnächst die Schwerlast RTWs kommen sollen und dass es sich um Tigis handeln soll.


    Das würde ja auch Sinn machen dort auf Tigis zu setzen wenn alle anderen neuen RTW auch Tigis sind.

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Hallo Leute,
    Wir bei meinem Arbeitgeber halten im Osten von Baden-Württemberg seit ca. 3 Jahren solch einen Schwerlastrettunswagen vor. Seit ca. einem Jahr kann ich einen vermehrten Einsatz dieses Fahrzeug beobachten. Bei uns wird das Fahrzeug für Aufträge über eine Rufbereitschaft und SMS Alarmierung (auf Überstundenbasis) mit einer Vorlaufzeit von ca. 1 Stunde betrieben. Für Notfälle wird über FME alarmiert, was eine Ausrückezeit zwischen 5-15 Minuten hervorbringt. Mit diesem System fahren wir sehr gut, wobei zusagen ist, das die Mitarbeiter und EA dafür Interesse zeigen sollten. Das Vorhaben des Landes Baden-Württemberg in jedem Rettungsdienst-/Leitstellenbereich einen Schwerlastrettungswagen zu implementieren finde ich nicht so wirklich durchdacht. Dazu ist das Aufkommen dann doch zu gering. Sinnvoll wäre gewesen mehrere Bereiche im Radius von 45 Minuten Fahrzeit zusammenzufassen und feste Rufbereitschaften zu installieren.


    Zudem ist das fahren des Schwerlastrettunswagen nicht das Problem, die Mitarbeiter sollten auf das Equipment geschult sein, Möglichkeiten der Unterstützung durch Feuerwehr und THW unterrichtet sein. Desweiteren ist mit einer Schwerlasttrage es nicht getan.
    RR-Manschetten Adipositas, Vakuummatratze, Rollboard und Schwerlasttragetuch sind nur ein paar Punkte welche zu beachten sind. Auch bei Patienten die Beatmet sind, ist einiges zu beachten.


    Für mich selber kann ich nur sagen, jeder 2. Notfalleinsatz bei einem Adipositaspatienten ist eine Herausforderung. Medizinisch nicht so arg im Anfangstadium, da die Patienten meistens vorversorgt sind, aber das retten des Patienten und der darauffolgenden Transport. Allein die Lagerung auf der Trage, ohne das der Zustand sich verschlechtert ist eine oftmals eine Herausforderung. Da solch ein Transport zusätzlich Stress für den Patienten verursacht und verschiedene dimensionale Probleme aufwirft, sollte hier nicht einfach mal eine Besatzung kurz auf das Fahrzeug umsteigen, welche mal im Jahr 1-2 Einsätze dieser Art hat.


    Grüße aus dem Grenzgebiet zu Bayern :flag_of_truce: :biggrin_1:


    Dulex

  • Das Vorhaben des Landes Baden-Württemberg in jedem Rettungsdienst-/Leitstellenbereich einen Schwerlastrettungswagen zu implementieren finde ich nicht so wirklich durchdacht. Dazu ist das Aufkommen dann doch zu gering. Sinnvoll wäre gewesen mehrere Bereiche im Radius von 45 Minuten Fahrzeit zusammenzufassen und feste Rufbereitschaften zu installieren.


    Das letzte mal als ich bei einer adipösen Patientin war, habe ich einen Schwerlast RTW gewollt, weil Patientin 189kg+ / Trage 70kg+ zulässiges Gewicht für den Tragetisch laut Hersteller 250 kg. Dann hat man bei der nächsten Leitstelle angerufen die so ein Auto zur Verfügung hat. Transport kann erst am nächsten Tag eingeplant werden. Ende des Liedes war, dass der Bereichsleiter mich über Leitstelle angewiesen hat den Transport trotzdem durchzuführen. Daher finde ich es gut wenn es endlich genügen, geeignete Fahrzeuge gibt.


    In den Landkreisen in denen ich Unterwegs war/bin, werden die Autos mittig stationiert --> Fahrtzeiten von 45 Minuten bis an den Rand sind also auch mal drin. Daher verstehe ich dein Argument in der Hinsicht gar nicht.


    Viele Grüße
    Sebastian

  • Wäre interessant welche Leitstelle dir das so zurückgegeben hat...


    Der Umkreis von 45 Minuten ist ein gewaltiges Stück, bei uns würde das für 3 Leitstellenbereiche reichen...