EU-Pläne zur Neuregelung der Arbeitszeitrichtlinie: Sozialkommissar Laszlo Andor bekräftigt seine Absicht, das Ehrenamt einbeziehen zu wollen

  • Für Deutschland ist die Luft derzeit dünn wenn es um die Frage nach Unterstützung gegen die EU-Pläne zur Neuregelung der Arbeitszeitrichtlinie geht, die künftig auch ehrenamtliche Tätigkeiten einbeziehen soll. EU-Sozialkommissar Laszlo Andor bekräftigte in einem Brief an den Deutschen Feuerwehrverband noch einmal seine Absicht, das Ehrenamt künftig in die Richtlinie mit einzubeziehen. Der Sozialkommissar zitiert dazu gerne dieses Beispiel: der 21-jährige Student und ehrenamtliche Sanitäter übernimmt am Samstagmorgen den Rettungswagen von seinem 48-jährigen Vorgänger, der seinen hauptamtlichen Dienst gerade beendet hat. "Kann man wirklich sagen, dass der hauptberufliche Sanitäter arbeitet, während der Ehrenamtliche seinem Freizeitspaß nachgeht?"


    Während man im EU-Parlament auf deutscher Seite die Sache eher noch gelassen betrachtet und davon ausgeht, dass diese Regelung "so nicht kommen" wird (Monika Hohlmeier, CSU), ist Sozialkommissar Laszlo Andor fest entschlossen, das Ehrenamt in die Arbeitszeitvorgaben einzubeziehen. Deutschland indes fehlt es mangels Zwang zur Einstimmigkeit an Unterstützern, weshalb die Regelung auch gegen deutschen Widerstand durchgesetzt werden könnte.


    Einen Verdacht hegt man in Brüssel jedoch, was den Einsatz der Ehrenamtlichen betrifft: es gäbe durchaus Organisationen, die mit der Arbeit der Ehrenamtlichen ihre Tätigkeiten wirtschaftlich halten wollten.


    Quelle und ausführlicher Text: http://www.general-anzeiger-bo…renamt-article736235.html


    Zum Thema siehe auch EU-Richtlinie zur Arbeitszeit: Widerstand von allen Seiten

  • Bevor sich jemand zusehr freut Herr Laslo Andor ist Ungar ich lebe in Österreich ca. 80 km von der ungarischen und 60 km von der slowenischen Grenze. Im Sozial und Gesundheitsbereich arbeiten hier fast nur Ungarn und die Einrichtungen sehen sich genötigt in die Dienstanweisung zu schreiben, dass die Personen in der Arbeit deutsch zu sprechen haben.
    Von daher ist die Zielsetzung eher, dass er national protegierend handelt und es nicht dazu kommt, dass für Deutsche oder Österreicher mehr Jobs entstehen, sondern dass seine Landsleute Arbeitsplätze erhalten. Achso und gegen einen ungarischen Rettungsoffizier ist der RettAss in Deutschland wie der RettAss zum RettSan in Deutschland und für das deutsche Gehalt eines RettSan freut sich der Ungar kaputt.
    Gut in Ribnitz - Damgarten oder Saarbrücken wird es vielleicht nicht so schlagend, doch da warten wir einmal.

  • Von daher ist die Zielsetzung eher, dass er national protegierend handelt und es nicht dazu kommt, dass für Deutsche oder Österreicher mehr Jobs entstehen, sondern dass seine Landsleute Arbeitsplätze erhalten. Achso und gegen einen ungarischen Rettungsoffizier ist der RettAss in Deutschland wie der RettAss zum RettSan in Deutschland und für das deutsche Gehalt eines RettSan freut sich der Ungar kaputt.
    Gut in Ribnitz - Damgarten oder Saarbrücken wird es vielleicht nicht so schlagend, doch da warten wir einmal.


    Der EU-Sozialkommissar plant also den ganz großen Coup, um seinen Landsleuten zu Arbeitsplätzen im europäischen Ausland zu verhelfen?

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Uns kann doch fast nichts besseres passieren.
    Endlich weniger Ehrenamtliche auf den Autos.


    Oder die AG ignorieren einfach weiterhin Recht und Gesetz und Ehris machen zwischen 2 Tagdiensten in der Firma noch nen Nachtdienst beim BRK/DRK.

  • Der Sozialkommissar zitiert dazu gerne dieses Beispiel: der 21-jährige Student und ehrenamtliche Sanitäter übernimmt am Samstagmorgen den Rettungswagen von seinem 48-jährigen Vorgänger, der seinen hauptamtlichen Dienst gerade beendet hat. "Kann man wirklich sagen, dass der hauptberufliche Sanitäter arbeitet, während der Ehrenamtliche seinem Freizeitspaß nachgeht?"

    Rein aus persönlichem Intresse:


    Ist denn der Universitätsbesuch/die Lernzeit/die Praktikastunden des Studenten überhaupt als Arbeitszeit zu werten und wäre davon betroffen? In so einem Fall wäre es ja in Zukunft kaum noch möglich neben dem Studium zu jobben.

  • Naja. Kann ich mir nicht vorstellen. Du hast ja auch nichts gearbeitet, wenn du fertig studiert hast. Verstehst, was ich meine? Oder lieg ich hiermit falsch?

    We are the pilgrims, master; we shall go always a little further.

  • trident: böse, böse...


    Ob ich einem EU-Kommisar jetzt primär unterstellen möchte, nur die Interessen seiner Landsleute zu befördern, oder ob er nicht tatsächlich den Arbeitsschutz im Auge hat, lassen wir mal dahingestellt. Sicherlich sind politische Prozesse nie frei von den Interessen derer, die sie vorantreiben - was menschlich und ziemlich unumgehbar ist, da Politiker zuallererst in ihrem Heimatumfeld aufwachsen und sich auch dort primär und sekundär sozialisieren; Ich denke allerdings, daß eine Differenzierung zwischen zwei Stunden die Kita streichen / die Jugendfußballmanschaft am FR und SA trainieren / Kuchen für's Ortsfest backen auf der einen und fünf Stunden im Löscheinsatz stehen / eine Schicht auf dem RTW fahren / den ganzen Tag eine Veranstaltung betreuen (egal ob als Sani oder hinter dem Tresen) auf der anderen Seite durchaus sinnhaft erscheint.


    Ich finde ehrenamtliches Engagement toll und ich mag niemandem sein Zuckerl wegnehmen, aber nach der Arbeit beim eigentlichen AG noch schnell zur nächsten eilen (auch wenn es wie ein Ehrenamt aussieht) ist ja nicht nur für den Ausführenden auf Dauer mutmaßlich Gesundheitsschädlich - auch die Konsequenzen für Behandelte/Betreute können erheblich sein, denn nach 16h+ ist bei mir persönlich die Konzentration am Nullpunkt...

    Unter den Blinden ist der Einäugige der Arsch - er muss allen Anderen vorlesen...

  • Ich denke allerdings, daß eine Differenzierung zwischen zwei Stunden die Kita streichen / die Jugendfußballmanschaft am FR und SA trainieren / Kuchen für's Ortsfest backen auf der einen und fünf Stunden im Löscheinsatz stehen / eine Schicht auf dem RTW fahren / den ganzen Tag eine Veranstaltung betreuen (egal ob als Sani oder hinter dem Tresen) auf der anderen Seite durchaus sinnhaft erscheint.


    Da würde mich der Unterschied im Einzelnen interessieren. Warum ist denn das eine harmloses Hobby und das andere gefährliche Überlastung ausgebeuteter Arbeitnehmer, die ihre Leistungsfähigkeit nicht selbst einschätzen können...?

  • Der Sozialkommissar zitiert dazu gerne dieses Beispiel: der 21-jährige Student und ehrenamtliche Sanitäter übernimmt am Samstagmorgen den Rettungswagen von seinem 48-jährigen Vorgänger, der seinen hauptamtlichen Dienst gerade beendet hat. "Kann man wirklich sagen, dass der hauptberufliche Sanitäter arbeitet, während der Ehrenamtliche seinem Freizeitspaß nachgeht?"


    Und wie immer, wenn plakative Beispiele gebildet werden, lohnt sich die Skepsis. Wieso soll man das denn nicht sagen können - weil sich Arbeit und Spaß gegenseitig ausschließen? Weil Freizeitspaß nicht anstrengend sein kann?

  • [...]denn nach 16h+ ist bei mir persönlich die Konzentration am Nullpunkt...

    Geht mir auch so, daher mache ich nicht mehr so gerne 24Std.-Dienste! Wenn irgendwie möglich, dann mache ich nur noch 12Std.-Dienste, was an meiner Rettungswache auch die Regel ist. Nach dem Hauptjob, egal ob Büro, Bandarbeiter bei VW oder auch Student, noch in den 12Std.-Nachtdienst gehen halt ich auch für nicht in Ordnung (und gefährlich). Ich achte bei mir sehr darauf, dass ich die gesetzlichen Ruhezeiten zwischen den Diensten im Hauptamt (Leitstelle) und Nebenamt (Rettungswache) einhalte.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Nun das würde lustig werden, da man ja noch nicht einmal in einem Land gleiche Arbeitszeiten hat. So darf ich nach meinem Kollektivvertrag maximal 50 h in der Woche arbeiten. In einem anderen Haus aber dem gleichen Gewerbe darf ich 60 h in der Woche arbeiten.
    Des weiteren wie sieht es mit Freiberuflern aus ? Denn Freiberuflich kann ich auch 70 oder 90 h die Woche arbeiten da ich ja mein eigener Arbeitgeber bin. Des weiteren braucht man ja in Deutschland in bestimmten Bereichen zum Teil 2 volle Stellen und da bin ich auch bei 76 - 84 h und dagegen gibt es genau gar keine Handhabe weil ich in beiden Fällen nur einen Vertrag über 38 - 42 h habe und meinem AG nur die Arbeitskraft in der Arbeitszeit schulde und nicht meine Freizeit.
    Problematisch wird es nur bei Eintritt eines Schadens, weil dann der Arbeitnehmer haftet.

  • In meinem Arbeitsvertrag ist festgehalten, dass sämtliche Nebentätigkeiten genehmigungspflichtig sind.

  • Dennoch hätte ich gern ein Beispiel von dir, wie es rechtlich zulässig sein soll, derzeit in Deutschland legal 84 Stunden pro Woche als nichtselbstständiger Arbeitnehmer zu arbeiten. Diese Möglichkeit wäre mir nicht bekannt, und ich bezweifele ernsthaft, dass es sie gibt. Aber ich bilde mich schließlich gern weiter. Wie also soll das funktionieren?

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Im Sozial und Gesundheitsbereich arbeiten hier fast nur Ungarn


    Nachdem diverse deutsche Kliniken bzw. Klinikgruppen, etc. bereits Jobbörsen in Ungarn, der Slovakei und der Tschechei veranstalten, wird dieser Trend auch in Deutschland in nicht all zu ferner Zukunft spürbar werden. Bisher ist man vornehmlich an der Ärzteschaft interessiert, aber es ist sicher nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Pflegepersonal eine Rolle spielen wird. Zeitarbeitsfirmen werden vermutlich die ersten sein, sich in diesen Ländern Personal "beschaffen" wird. Bis zum Jahr 2030 wird Deutschland mit einem Mangel von 1'000'000 Fachkräften im Gesundheitswesen konfrontiert sein und parallel wird die wirtschaftliche Situation in anderen europäischen Gesundheitsmärkten signifikant schwieriger, was die dortige Abwanderung von Fachkräften vermutlich unterstützen wird.


    gegen einen ungarischen Rettungsoffizier ist der RettAss in Deutschland wie der RettAss zum RettSan in Deutschland


    Fachlich müssen sich Rettungsoffiziere wirklich nicht verstecken und so mancher RA sollte sich warm anziehen. Ach ja, auch die Paramedics aus der Tschechei sollte man fachlich nicht unterschätzen. Die Ausbildung wird auch dort zunehmend akademisiert. Interessanter Studiengang übrigens, mit hervorragenden ärztlichen Dozenten.



    für das deutsche Gehalt eines RettSan freut sich der Ungar kaputt.


    Wie wahr. Gilt auch für die anderen genannten Länder.



    Gut in Ribnitz - Damgarten oder Saarbrücken wird es vielleicht nicht so schlagend, doch da warten wir einmal.

    Warten wir es mal ab. ;)


    Noch nebenbei bemerkt...
    Ein Vorteil internationaler Player im Rettungswesen könnte in Zukunft sein, dass sie über Ländergrenzen hinweg rekrutieren bzw. Personal aus Ländern, in denen sie bereits tätig sind, einfach in andere Märkte "exportieren" können. Und dass das kein Hirngespinst ist, hat die Vergangenheit ja bereits gezeigt. Wobei unsere östlichen Nachbarn vermutlich ausdauernder sein werden.

  • In meinem Arbeitsvertrag ist festgehalten, dass sämtliche Nebentätigkeiten genehmigungspflichtig sind.


    Unentgeltliche Nebentätigkeiten bedürfen i.d.R. keiner Genehmigung, entsprechende Bedingungen wurden immer mal wieder kassiert. (Im öffentlichen Dienst müssen sie nicht einmal angegeben werden.) Die Forenjuristen können Dir sicher kompetenter Auskunft geben.

  • @schmunzel: Arbeit und Spaß schließen sich mitnichten gegenseitig aus - für mich genügt hier als Beweis, dass MIR mein Job Spaß macht. Dieser Thread soll auch nicht zum "Nebenkriegsschauplatz der ermüdenden und unnötigen EA vs HA Diskussion an anderer Stelle degenerieren. Ich kann nur aus eigener Erfahrung nicht wirklich annehmen, dass jemand nach einer wie auch immer gelagerten Tätigkeit nochmal locker 'ne Schicht ranhängt (und selbst wenn es sich "nur" um Lenktätigkeiten handeln würde) und dabei keine Performanceeinbußen hat. Menschen haben physische Limits, daran ändert auch Engagement erstmal wenig bis nichts. Und in solchen Fällen, in denen EA oder so genannte geringfügige Beschäftigung dazu führt, dass z.B. das Arbeitszeitgesetz eklatant missachtet wird, kann ich erstmal nichts negatives daran finden, wenn jemand hier versucht vermeintliche Mißstände aufzudecken und auszuräumen. Wie ich bereits schrieb - was seine Motivation dazu sein mag, bleibt dahin gestellt. Darüber hinaus gelten solche Gesetze ja zunächst zum Schutz des AN - im Zweifelsfall auch vor sich selbst...

    Unter den Blinden ist der Einäugige der Arsch - er muss allen Anderen vorlesen...

  • Ich kann nur aus eigener Erfahrung nicht wirklich annehmen, dass jemand nach einer wie auch immer gelagerten Tätigkeit nochmal locker 'ne Schicht ranhängt (und selbst wenn es sich "nur" um Lenktätigkeiten handeln würde) und dabei keine Performanceeinbußen hat.


    Das kann ich so aus meiner eigenen Erfahrung nicht teilen, und zwar gerade für das Studentenbeispiel nicht. Die Belastungen sind völlig andere; es kann sogar entspannend sein, etwas anderes zu tun.


    Darüber hinaus gelten solche Gesetze ja zunächst zum Schutz des AN - im Zweifelsfall auch vor sich selbst...


    Das ist mir zu paternalistisch. Ich glaube, Menschen können im Großen und Ganzen ganz gut einschätzen, ob sie am Wochenende etwas tun oder lassen. Konsequenterweise müsste man sonst einige andere Tätigkeiten verbieten (Garten umgraben für diejenigen, die im Hauptberuf körperlich belastet sind, oder Schachspielen für die Büroarbeiter).

  • @schmunzel: du hast anscheinend eine andere Sicht auf Belastungen am Arbeitsplatz als ich und ich würde annehmen, dass du auch vollkommen andere Belastungen erfährst als ich. Dass die Situation mit dem Studenten, der zudem zumeist vermutlich auf das Nebeneinkommen angewiesen ist trotzdem kompliziert und belastend sein kann und darüber hinaus nicht als exemplarisch für die Gesamtsituation angesehen werden kann, könntest du aber womöglich anerkennen. Ich könnte als Gegenbeispiel jemanden anführen, der einen Job bei einem AG hat, welcher Lenktätigkeiten im Wechselschichtdienst beinhaltet und dennoch wenn die HiOrg ruft direkt im Anschluss noch eine 8h-Schicht auf dem RTW nachlegt. Und das ist nicht gesund und auch nicht gesetzeskonform - darüber wirst du wohl nicht streiten wollen, nehme ich an?


    Ich rede hier nicht von jemandem, der am WE unbedingt seinem Blaulichthobby nachgehen will, sondern von Leuten die mutwillig ihre und anderer Leute Gesundheit auf's Spiel setzen. Und hier sehe ich durchaus Spielraum für die Anwendung dessen, was du Paternalismus zu nennen beliebst. Wenn im Übrigen deine These korrekt wäre, dass Menschen ihre Belastbarkeit/Leistungfähigkeit korrekt einschätzen können, dürfte man im urbanen Raum der BRD ca. ein Viertel aller Rettungsmittel stilllegen können. Denn die Menschen würden dann gesünder Leben, weniger mutwillige Risiken eingehen und somit die Belastungen für die Sozialkassen deutlich dämpfen. Tun sie aber nicht, denn gesunder Menschenverstand ist nach meinen persönlichen Erfahrungen in manchen Gegenden bestenfalls ein Mythos...

    Unter den Blinden ist der Einäugige der Arsch - er muss allen Anderen vorlesen...

  • Mowl: Dann sollte man konsequenterweise erst mal damit anfangen, endlich alle 24h-Schichten im Rettungsdienst abzuschaffen. Da habe ich regelmäßig größere Bedenken, was die Leistungsfähigkeit am Ende einer solchen angeht.


    J. :)