Fachkräftemangel im Rettungsdienst - drohende Gefahr oder längst Realität?

  • Nur dafür müsste man sich mit seinen Mitarbeiter ja beschäftigen, was als ehrenamtlicher Vorstand ja sehr zeitaufwändig und mehr als lästig ist

    Das bekommen aber auch hauptamtliche Leitungskräfte bzw. Vorgesetze oft nicht hin!


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Professionalisierung im Rettungsdienst muss vor allem über die Professionalisierung der Führungsebenen gehen. Nur dieser Weg ist noch schwieriger als den Konflikt EA-HA zu bewältigen. Denn dann darf man z.B. Wachleiter / RD-Leiter nur noch mit entsprechender "richtiger" Weiterbildung werden (nicht LRA / OrgL oder so ein Quatsch, sondern eine Weiterbildung nach "Industriestandard" in einem breiten Spektrum (Arbeitsrecht / Organisation / Führungslehre / BWL, ...), diese muss dann aber auch entsprechend entlohnt werden. Personalentwicklung im Rettungsdienst ist ein sehr interessantes Thema, was nicht nur mit 1-wöchigen Fortbildungen in Einsatzlehre behandelt werden kann. Kompetenzerweiterung beim Personal hat auch etwas mit Kompetenzabgabe im organisatorischen Bereich und Vertrauen seitens der Führung zu tun.

    Finde ich gut! Nur dazu müssten entsprechende Führungs- & Leitungskräfte neben dieser Qualifikation aber auch eine grundlegende Ausbildung und Erfahrung haben! Ich finde es erschreckend, wenn genau diese Leitungs- & Führungskräfte ihre Aufgabe übernehmen, ohne überhaupt grundlegende Dinge zu können und hier entsprechende Erfahrungen nachzuweisen. Für einige dieser Abschlüsse, die durch ein Studium zu erlangen sind, sind eben nur kurze Praktika als Zugangsvoraussetzung erforderlich. Es hat auch was mit Respekt zu tun, die man von den unterstellten Mitarbeitern erwerben muss. Ein gutes Beispiel ist die Führungsfunktion OrgL! Meine Erfahrung ist, dass Rettungsdienstmitarbeiter einen OrgL, der über keine rettungsdienstliche Ausbildung und Erfahrung verfügt, nicht wirklich Beachtung geschenkt wird! Ich denke, dass grundlegende Kenntnisse und Erfahrungen der Basis, die man später führt (oder leitet), vorhanden sein müssen, damit die entsprechende Führungs- oder Leitungskraft im operativen und/oder administrativen Bereich erfolgreich arbeiten kann!


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Für einige dieser Abschlüsse, die durch ein Studium zu erlangen sind, sind eben nur kurze Praktika als Zugangsvoraussetzung erforderlich

    Dieses Studiengänge sind meiner Meinung nach nur bedingt für eine Führungsposition im RD geeignet, zumindest nicht ohne vorher einiges an Erfahrung "in den unteren Rängen" gesammelt zu haben. Aber das gilt für jede Führungs- & Leitungsposition, egal in welcher Branche.


    Mich würde mal interessieren, in welchem Bereich diese Personen mit Studium, aber ohne Erfahrung im RD oder sonstige Führungserfahrung, in eine disziplinarische Führungsposition gesetzt werden. Bereich meine ich nicht örtlich, sondern Aufgabenbereich. Das kann eigentlich nur schief gehen.

  • Bei jeder Berufsfeuerwehr, die Quereinsteiger im gehobenen und höheren Dienst zulässt. Und dies ist der Regelfall. Allerdings bekommen die Jungs natürlich eine Führungsausbildung und durchlaufen die Grundausbildung (in verkürzter Form).


    Es ist schlicht und ergreifend die Frage, welche Führungsfunktion mit welchem Aufgabenbereich man sich anschauen möchte. Grundsätzlich würde ich nicht sagen, dass das HiOrg-Konzept des hochbeförderten Rettungsassistenten gut oder auch nur entfernt sinnvoll ist. Spätestens wenn man die Ebene des Wachleiters einer RW nach oben verlässt, wird es zappenduster. Ein Geschäftsführer / Personaler sollte bitte Kenntnisse von Betriebswirtschaft und Personalführung haben und da ist es relativ egal, ob er nun Kenntnisse und Erfahrung in der Notfallmedizin hat. Er wird sich mit seinem Betrieb auseinandersetzen müssen, dass ist bei der Leitung eines Betriebes aber generell erforderlich und in höchstem Maße empfehlenswert. Eine Person mit Fachausbildung in dem entsprechenden Feld ist mir jedenfalls lieber, als jemand der einfach nur sehr lange Rettungsdienstmitarbeiter war und sich bewährt hat. Weil dies nichts darüber aussagt, ob er Personal oder einen Betrieb führen kann, dies sind beides fachfremde Tätigkeiten.


    Beim Wachleiter /-führer einer Rettungswache hängt es von seinem konkreten Aufgabengebiet ab. Häufig sind dies ja schön formulierte Vorarbeiterjobs und nicht wirklich in die Prozesse der Betriebsleitung eingebunden. In dem Fall kann dies sehr wohl ein Rettungsassistent / -sanitäter sein, wenn es allerdings tatsächlich um Personal- und Betriebsführung geht, wäre mir persönlich auch dort eine Fachkraft lieber. Natürlich ist eine Fachkraft, die vorher eine berufliche Karriere im Rettungsdienst hatte, eine besonders gute Lösung. Allerdings dürfte die Anzahl entsprechender Personen eher gering sein. Das klassische Studium für Rettungsdienstler mit Hochschulzulassungsberechtigung wird wohl die Humanmedizin bleiben.


    Viele Grüße,
    Johannes

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Aber was mich mal generell interessieren würde, wär die Frage was andere nicht-ärztliche Gesundheits-Berufe bezüglich der Arbeitsbedinungen und deren Auswirkungen vom RA unterscheiden - anders gesagt Krankenschwestern und Arzthelferinnen verdienen doch auch schlecht, hören selten ein Danke und haben auch kaum (zumindest in letzterem Bsp.) Entwicklungschancen...warum sind die nicht so verdrossen???


    Die Verdrossenheit ist mindestens genauso ausgeprägt, zumindest in der Krankenpflege.




    Nur dazu müssten entsprechende Führungs- & Leitungskräfte neben dieser Qualifikation aber auch eine grundlegende Ausbildung und Erfahrung haben! Ich finde es erschreckend, wenn genau diese Leitungs- & Führungskräfte ihre Aufgabe übernehmen, ohne überhaupt grundlegende Dinge zu können und hier entsprechende Erfahrungen nachzuweisen


    Ein Geschäftsführer / Personaler sollte bitte Kenntnisse von Betriebswirtschaft und Personalführung haben und da ist es relativ egal, ob er nun Kenntnisse und Erfahrung in der Notfallmedizin hat.


    Egal wie, einer Seite kann man es in dem Zusammenhang nicht recht machen, ausser ...



    . Natürlich ist eine Fachkraft, die vorher eine berufliche Karriere im Rettungsdienst hatte, eine besonders gute Lösung.


    ... und das aber auch nur, wenn er in beiden Bereichen (berufliche Karriere/Entwicklung UND Leitungsaufgaben) mindestens gute bis sehr gute Kenntnisse und Fähigkeiten besitzt und behält. Was nicht einfach umzusetzen ist (und da sprech ich aus eigener Erfahrung).

    "Glück ists wenn man sich dort kratzen kann wos einen juckt" - L. Hirsch
    »Das Problem der Welt ist, dass intelligente Menschen voller Zweifel und Dumme voller Selbstvertrauen sind!« – Charles Bukowski

  • Das klassische Studium für Rettungsdienstler mit Hochschulzulassungsberechtigung wird wohl die Humanmedizin bleiben.


    Viele Grüße,
    Johannes


    Warum? Der Großteil der Arbeit, die ein Rettungsdienstleiter zu machen hat spielt sich im medizinischen Bereich ab. Ein Studium der Betriebswissenschaft, Jura oder meinetwegen Sozialwissenschaften erscheint mir das wesentlich sinnvoller.
    Der RDL kann nicht gleichzeitig auch noch der ÄLRD sein.

  • Warum? Der Großteil der Arbeit, die ein Rettungsdienstleiter zu machen hat spielt sich im medizinischen Bereich ab. Ein Studium der Betriebswissenschaft, Jura oder meinetwegen Sozialwissenschaften erscheint mir das wesentlich sinnvoller.
    Der RDL kann nicht gleichzeitig auch noch der ÄLRD sein.

    Ihr sprecht glaube ich über zwei verschiedene Paar Schuhe...

  • Ihr sprecht glaube ich über zwei verschiedene Paar Schuhe...


    Das hatte ich ja völlig übersehen. Ich denke Daniel hat recht, mir ging es zu keinem Zeitpunkt um Rettungsdienstleiter, sondern um das Rettungsfachpersonal.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!


  • Gibt bei Euch denn das ehrenamtliche Engagement das her?

  • Also, ich kann nur für mich sprechen und bin froh den Absprung geschafft zu haben nach 14 Jahren RD! Ich selber arbeite nun in der Anästhesie einer Klinik und kann mich über diese Arbeit nicht beklagen! Im Gegenteil, wesentlich mehr Geld, unbefristet, mehr Freizeit, nur noch Tagesdienst, keine Sonn u. Feiertage mehr arbeiten, 13.Monatsgehalt, Jobticket und kann alle Sportlichen Einrichtungen des Hauses nutzen!
    Irgendwann hatte ich einfach die Schnauze voll von diesen Neuausschreibungen des RD und den ewigen Planungsunsicherheiten oder massiven Überstunden zudem auch mein Sozialleben doch sehr gelitten hatte!

  • Hallo,


    @victorvandort: ja leider. Man rekrutiert alles an ehrenamtlichen Personal das sich anbietet. Mittlerweile auch Leute aus Nachbar Rettungsdienstbereichen, die dort nicht mehr fahren wollen (oder dürfen?). Zwischendurch wieder einen Inhouse Rettungshelferkurs durchgeführt und wenn dann von den ca. 30 Teilnehmern (die ganzen Ortsgruppen schicken natürlich auf Teufel komm raus ihre ganzen Leute zu solchen Kursen), wieder fünf für den Rettungsdienst hängen bleiben....................die Rechnung geht wohl auf. Nicht zu vergessen die ehemaligen ZDL/FSJ/BFD, die dann plötzlich ehrenamtlich arbeiten (die dann zum Teil auch nach Jahren ohne Tätigkeit im Rettungsdienst wieder mit Kusshand genommen werden).


    Grüße

  • Ums mal etwas provokant zu sagen:


    Damit könnte man gut die alte Diskussion wieder anheizen. :hot:
    Meine Rede seit Jahren: Ehrenamt und professioneller Rettngsdienst gehen nicht!

  • Wenn du "in der Regel" ergänzt bin ich glücklicher mit dieser Aussage.

    Ich wäre damit dann auch glücklich...


    Damit könnte man gut die alte Diskussion wieder anheizen.

    Das muss dann wiederum nicht sein...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich bin auch froh, den Absprung aus dem deutschen Rettungsdienst geschafft zu haben. Für meinen ehemaligen Arbeitgeber kann ich sagen, dass vor 8 Jahren es für 20 Stellen 500 Bewerbungen gab. Vor einem halben Jahr wurden 3 Stellen ausgeschrieben und es haben sich 10 beworben. Auch die Qualität der Bewerber hat sehr nach gelassen. Es werden sogar Kollegen übernommen, die mal gekündigt hatten. Momentan wird versucht, über eine selbst gestaltete 3 jährige Ausbildung die Stellensituation zu verbessern und dem vorhandenen Personal mehr Gehalt zu bezahlen.

  • ....und dem vorhandenen Personal mehr Gehalt zu bezahlen.


    DAS halte ich für einen wirklich gangbaren Weg. Leider setzt sich diese Erkenntnis viel zu langsam durch und solange Zeitarbeitsfirmen für HiOrgs die Personalgestellung machen (um so Kündigungen und Co. besser absolvieren können)... Aber auch dies ist ja leider nichts wirklich neues...

  • DAS halte ich für einen wirklich gangbaren Weg. Leider setzt sich diese Erkenntnis viel zu langsam durch und solange Zeitarbeitsfirmen für HiOrgs die Personalgestellung machen (um so Kündigungen und Co. besser absolvieren können)... Aber auch dies ist ja leider nichts wirklich neues...


    Das Problem daran ist, es ist immer noch nicht TVöD. und soweit mir das bekannt ist, gibt es keine Garantie auf weitere Lohnerhöhung.

  • Kommt es nicht auch daher, dass viele in Länder abwandern, wo der RD allgemein mehr geschätzt und besser bezahlt wird als hier?
    Vielleicht sollte der Arbeitgeber allgemein mal überdenken, ob es weiterhin vertretbar ist, Leute für einen "Hungerlohn" arbeiten zu lassen in Relation dazu, was sie leisten müssen.
    Sparsamkeit ist ja schön und gut, aber nicht am falschen Ende. Denn das geht auf Dauer auf Kosten der Patienten.

  • Vielleicht sollte der Arbeitgeber allgemein mal überdenken, ob es weiterhin vertretbar ist, Leute für einen "Hungerlohn" arbeiten zu lassen in Relation dazu, was sie leisten müssen.

    Glaubst Du wirklich, dass ein Arbeitgeber ohne irgendwelchen Druck sich für die Interessen seiner Mitarbeiter interessiert? Ich habe noch keinen getroffen, selbst im öffentlichen Dienst nicht. Da stimmt zwar das Geld (meistens) und man ist nicht den ständigen Ausschreibungen ausgeliefert, aber ich könnte da einige Geschichten erzählen, die ich hier leider nicht öffentlich sagen darf! Auch hier gibt es Ungerechtigkeiten, die einen öffentlichen Arbeitgeber nicht die Bohne kümmert. Und TVöD-5 für einen Angestellten RettAss bei einer Kommune oder Kreis ist auch nicht das Gelbe vom Ei! Neulich hat ein Kreis einen Rettungswachenleiter für TVöD-5 mit Zulage gesucht. Naja, wenn die Zulage ausreichend hoch ist, dann vielleicht... X(


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.