Fachkräftemangel im Rettungsdienst - drohende Gefahr oder längst Realität?

  • Fachkräfte sind gerade im Gesundheitswesen heute mehr gesucht als jemals zuvor. Krankenhäuser, Altenheime und Pflegeeinrichtungen suchen Hände ringend nach qualifiziertem Personal, auch im Rettungsdienst wird immer wieder vor einem Fachkräftemangel gewarnt. Schaut man sich die zunehmende Anzahl an Stellenanzeigen für Rettungsfachpersonal jedoch an und unterhält sich mit Kollegen bundesweit, entsteht ein eindeutiger Eindruck: der Fachkräftemangel im Rettungsdienst ist längst Realität. Auch im Rettungsdienst gibt es inzwischen massive Probleme, Stellen zu besetzen.


    Wie sind eure Erfahrungen diesbezüglich, wie sieht es in euren Rettungsdienstbereichen aus - gibt es dort schon einen Fachkräftemangel und wenn ja, wie wird versucht, dem entgegen zu steuern?

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Ich gehöre zwar nicht direkt zum Rettungsfachpersonal, aber aus den Gesprächen mit Rettungsassistenten in den Rettungsdienstbereichen, in denen ich arbeite können alle vakanten Stellen zeitnah besetzt werden. Hinweise auf Personalmangel kenne ich nur aus dem notärztlichen Bereich und den angrenzenden pflegerischen Bereichen (unbesetzte Stellen, Honorarkräfte etc.).

  • Freunde und Bekannte bei der RKiSH berichten von teils dramatischem Personalmangel. Dies soll für ganz Norddeutschland gelten. Kann das hier einer bestätigen?
    In der Pflege ist dies bei uns auch schon gelebte Realität. Hier ist nahezu überall Bedarf.

  • Hier wird es schwieriger, Rettungsassistenten für Rettungssanitäter-Anstellungen zu finden. Es macht lange nicht mehr jeder jeden Blödsinn mit, nur um Blaulichtauto fahren zu dürfen... :thumbup:


    Einen wirklichen Mangel kann ich jedoch nicht feststellen.


    LG TT

    NEU: Jetzt auch mit elektrohydraulischer Trage sowie Beladesystem!

  • Bei uns (NRW, FW) fällt es zumindest schwer gutes (qualifiziertes) Personal zu finden. Also wirklich ein Fachpersonalmangel.
    Glaube aber mittlerweile sind (fast) alle Stellen wieder besetzt.

  • Wir machen diese Erfahrung mittlerweile auch.
    Auf eine Stellenausschreibung ist nur eine geringe Zahl an Bewerbungen eingegangen. Jeder Bewerber bewarb sich aus einem bestehenden Arbeitsverhältnis heraus.
    Initiativbewerbungen und wirklich gute Bewerbungen sind selten geworden.

    Ich bin nur für das verantwortlich, was ich schreibe...
    ...nicht für das, was Du verstehst!!!

  • Ich hatte in einem anderen Thread die Untersuchung von PriceWaterHouse gepostet, aber auch die prognostizieren einen Fachkräftemangel von knapp 1.000.000 Fachkräften im Gesundheitswesen bis 2030.


    Link:

  • Der Fachkräftemangel wird sich verschäfen, FALLS im Zuge der Einführung des neuen Berufsbildes "Notfallsanitäter" auch die Landesrettungsdienstgesetze angepasst werden sollten.


    Derzeit ist es ja eher so, dass Fachpersonalstellen vielerorts aus Gründen der Personalkosteneinsparung durch Aushilfen, FSJ, Studenten etc. besetzt werden.
    Hire and Fire heisst das auf Neudeutsch.
    Beispiel: Hilfsorganisation A in einem Ballungsraum im Südwesten unterhält eine Retungswache mit 95 Personalstellen im Rettungsdienst, davon sind 13 hauptamtlich besetzt - der Rest wird mit Aushilfen abgedeckt, die es derzeit nch wie Sand am Meer gibt.
    Halbjahresverträge sind die Regel geworden (auch hauptamtliche Stellen werden vielerorts nicht mehr unbefristet besetzt), die Attraktivität der Arbeitsplätze hat in den letzten Jahren abgenommen, stetiger Kostendruck und permanenter Sparzwang führen zu Frustration und Demotivation der Mitarbeiter.


    Hoffen wir einmal, dass mit der neuen Berufsbezeichnug mittelfristig auch ein neues Berufsverständnis entsteht.
    Derzeit sehe ich zumindest für unsere Region diesen Fachkräftemangel nicht, zumindest nicht so lange es genügend RA-Aushilfen gibt.

  • Freunde und Bekannte bei der RKiSH berichten von teils dramatischem Personalmangel. Dies soll für ganz Norddeutschland gelten. Kann das hier einer bestätigen?

    Ob man es jetzt dramatisch nennen kann weiß ich nicht, von den Verantwortlichen hört man jedoch immer wieder, dass es an qualifizierten Bewerbern mangelt. Es ist jedenfalls zur Zeit kein Problem, in Norddeutschland eine unbefristete Anstellung als Rettungsassistent zu finden.

    What I cannot create, I do not understand. (Richard Feynman)


    Mein Name ist Hans, das L steht für Gefahr.

  • Kann ich für unseren Bereich südl. Nds Region Hannover, Braunschweig auch bestätigen. Personal wird abgeworben, es fehlt an qualifizierten Bewerbungen. Stellen bleiben lange unbesetzt und in unserem Bereich erhält jeder Rettass sofort eine Rettass Stelle.

  • Ein bekannter Bereich von mir in Marburg sucht dringend neue RettAss und stellt mittlerweile auch Personal ein, das durch den primären Eingangstest gerauscht ist, weil es eben nicht genug "qualifiziertes" Personal gibt. Die Bezahlung ist durchaus sehr gut, so dass man sich schon wundern muss, warum es nicht genug Bewerber gibt.


    Liest man den Artikel von PWH, dann sollte man sich jetzt schon dazu Gedanken machen, wie man diesen fortschreitenden Prozess aufhalten will. Die Ergebnisse und Lösungen die dieses Institut gefordert hat sind logisch und nachvollziehbar, da es auch die meist genannten Gründe sind, warum z.B. RettAss Deutschland verlassen.
    - Zukunftsperspektiven beruflich verbessern, bessere finanzielle Entlohnung, moderatere Arbeizeitmodelle die familienfreundlicher sind...
    NFS hin oder her. Sollten wir nicht zeitnah an diesem Problem arbeiten, nachdem das Gesetz verabschiedet wurde, könnte es sein, dass irgendwann diese Problematik nicht nur bereichsabhängig ein Thema wird. Daher empfiehlt PWH auch schon heute mit Veränderungen zu beginnen.

  • PriceWaterHouse - diese Institution die die Untersuchung zum Fachkräftemangel im Gesundheitswesen erstellt hat.


    Ich glaube die kürzen sich PWH oder PwC ab, da bin ich mir gerade nicht sicher.
    Daher verwende ich, wenn ich mich auf sie beziehe nun PWH (Price Water House Coopers). :)

  • Ich war zugegebener Maßen einfach zu faul den Namen immer auszuschreiben.
    Danke für die Information - daher werde ich jetzt PwC verwenden, wenn ich mich auf dieses Institut beziehe. ^^

  • In meinem RD-Bereich dauert es zum Teil mehre Monate um eine bzw mehre RA ! Stellen besetzen zu können, obwohl mein Arbeitgeber eig einen Überregional guten Ruf hat. Da bei uns jetzt ein neuer NEF-Standort dazu kommt, wird es wieder Probleme geben die Stellen an anderen Wachen voll zubekommen. Ich sehe einen Fachkräftemangel vor allem heute schon in den abgelegen Ländlichen gebieten, wie zb im Schwarzwald. Da aufgrund der fehlenden Infrastruktur/Einsatzauslastung etc diese Gebiete vor allem für junges Personal eher unintressant sind. Wenn sich nichts an den finaziellen Aussichten, beruflichen Aufstiegen etc ändert, wird dieser Fachkräftemangle weiter zunehmen, den wenn es dem Fammilienvater nicht möglich ist seine Familie durch die Arbeit im RD ernähren zu können, wird sich immer mehr erfahrenens Personal aus dem RD verabschieden. Daran wird auch kein Neues RD-Gesetzt etwas ändern. Ohne Moss,nichts los !

  • Im Rhein-Main Gebiet würde ich wirklich sagen, dass es einen akuten mangel gibt. Fast überall sin offene Stellen!

  • In meinem RD-Bereich dauert es zum Teil mehre Monate um eine bzw mehre RA ! Stellen besetzen zu können, obwohl mein Arbeitgeber eig einen Überregional guten Ruf hat. Da bei uns jetzt ein neuer NEF-Standort dazu kommt, wird es wieder Probleme geben die Stellen an anderen Wachen voll zubekommen. Ich sehe einen Fachkräftemangel vor allem heute schon in den abgelegen Ländlichen gebieten, wie zb im Schwarzwald. Da aufgrund der fehlenden Infrastruktur/Einsatzauslastung etc diese Gebiete vor allem für junges Personal eher unintressant sind. Wenn sich nichts an den finaziellen Aussichten, beruflichen Aufstiegen etc ändert, wird dieser Fachkräftemangle weiter zunehmen, den wenn es dem Fammilienvater nicht möglich ist seine Familie durch die Arbeit im RD ernähren zu können, wird sich immer mehr erfahrenens Personal aus dem RD verabschieden. Daran wird auch kein Neues RD-Gesetzt etwas ändern. Ohne Moss,nichts los !


    Schwarzwald? Da machen andere Leute Urlaub... ich komme sofort! :thumbup:


    LG TT

    NEU: Jetzt auch mit elektrohydraulischer Trage sowie Beladesystem!

  • Hallo,


    wie bereits erwähnt, ist es mittlerweile tatsächlich schwierig "gutes Personal" zu finden. Kenne ich aus dem eigenen Rettungsdienstbereich und den Nachbar Bereichen.


    Aber zum Glück gibt es ja FSJ/BFD und vor allem das Ehrenamt. Zumindest bei uns (BW) wird aktuell leider versucht jeden Mangel über ehrenamtliche Kräfte abzubilden. Leider auch mit Erfolg. Was zur Folge hat, dass jetzt täglich Leute auf den RTW sitzen, die eine Routine von vielleicht zwei bis vier Diensten pro Monat aufweisen. Oder man hat ein FSJ dabei, dass gerade mal so den RTW mit Patient fahren kann, aber nicht mit Signal (weil noch nie gemacht). Sicher aber auch ein Fehler in der Führungs- und Einstellungspolitik.


    Und ja (weil jetzt sicher wieder die böse Schelte kommt von wegen "der hasst ja nur das Ehrenamt")...........................ich wäre sofort für einen rein hauptamlich besetzten Rettungsdienst! Ohne FSJ/BFD und ohne Ehrenamt. Selbst der hauptberufliche Rettungshelfer kann innerhalb kurzer Zeit mehr Erfahrung und Routine aufweisen, als die jetzigen Fahrer/Beifahrer.


    Grüße

  • Hauptsache billig und hauptsache die Karren rollen. Gutes Personal wandert bei den derzeitigen Bedingungen im deutschen Rettungsdienst eher ab, wechselt in die Pflege, geht studieren oder macht etwas anderes. :rolleyes:

    NEU: Jetzt auch mit elektrohydraulischer Trage sowie Beladesystem!