Private Rettungsdienste sind bei Großeinsätzen hinderlich - Malteser-Diözesanleiter begrüßt gemeinsame Betrachtung von Rettungsdienst und Katastrophenschutz in NRW

  • Diözesanleiter der Malteser, Rudolph Herzog von Croy, begrüßt die im Koalitionsvertrag der rot-grünen Landesregierung in Nordrhein-Westfalen beschriebene, gemeinsame Betrachtung von Rettungsdienst und Katastrophenschutz. "Das ist ein historischer Schritt in die richtige Richtung", so der Diözesanleiter in der Münsterländischen Volkszeitung. Dabei holt er gleich zum Rundumschlag gegen private Rettungsdienste aus: diese seien zwar billiger, bei Großeinsätzen aber hinderlich. "Dann braucht es hierarchische, fast militärische Strukturen". Lauter kleine Unternehmen, in denen "der Chef den Wagen fährt und seine Frau die Buchhaltung macht", seien in solchen Fällen nicht zu gebrauchen.


  • Ins gleiche Horn stößt man beim BRK anlässlich des Urteils des Bayerischen Verfassungsgerichthofs zur Vorrangstellung der Hilfsorganisationen in Bayern:


    Zitat

    Allein die Hilfsorganisationen sind aufgrund ihrer Größe, ihrer personellen und materiellen Ressourcen und ihrer dezentralen, flächendeckenden Verbreitung und Verankerung in der bayerischen Bevölkerung auch in der Lage, im Ernstfall umfassende und kompetente, professionelle Hilfe unter allen äußeren Gegebenheiten durchführen zu können

    Quelle: http://www.rettungsdienst.brk.…a8ca53ebd0a39481984db6902

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Lauter kleine Unternehmen, in denen "der Chef den Wagen fährt und seine Frau die Buchhaltung macht", seien in solchen Fällen nicht zu gebrauchen.




    Das können die Hilfsorganisationen auch sehr gut.




    Ist immer wieder lustig, wenn mehrere Ortsverbände von einer Hilfsorganisation in einem Landkreis Rettungsdienst spielen und untereinander teilweise noch verfeindet sind.


    Man(n) hat mal wieder Angst sich der Realität zu stellen und Geld zu verlieren.

  • Gerade sehr grosse Sanitätseinsätze (also langfristig planbare Ereignisse) zeigten mir immer wieder eines auf:
    die Hiorg a-b-c hat den Zuschlag bekommen - aus Gründen, die nicht so ganz klar sind.
    Zur Veranstaltung kommen dann die Gliederungen 1-2-3-unendlich dieser Hiorg, teilweise aus jottwede.
    Diese auswärtigen "Truppen" haben dann in aller Regel "keinen Plan" über die örtliche Infrastruktur.
    Entgegen den Phantasien der Hiorgtruppenführer benötigen nämlich 99,99% der VeranstaltungsbesucherInnen keinen
    AED-geschulten Sanitäter, sondern schlicht und einfach einen geschützten Baby-Wickelplatz, ein Behinderten-WC, oder Info's zu Bushaltestellen bzw, der nächsten Apotheke.
    Dazu kommt, daß sich die einzelnen Gliederungen untereinander auch nicht immer grün sind und sich eifersüchtigst wie bei den Feuerwehren (das ist mein Feuer!) beobachten.


    Sehr selten sind hingegen lokale Intitiativen, die sich die Zusammenarbeit des RD (Wir retten gemeinsam!) abschauen und bereit sind, sich bei personell/logistisch aufwendigeren Veranstaltungen abzusprechen und zusammen zu arbeiten.


    So waren in dieser Fastnachtszeit hier in WI am traditionellen Umzug keine örtlichen Sanitätstellen in Betrieb: zu viel Personalbedarf und Aufwand bei vergleichsweise übersichtlichen Zuschauerzahlen im Vergleich zu MZ und andernorts.
    Stattdessen flächendeckend RTW-Standplätze aller Hiorg plus des privaten RD-Betreibers; eine Hiorg versorgte alle mit dem Essen und die TEL-RD (LNA/OLRD) regelte alles "von oben" - also auch keine nassgeschwitzten Geduldsbalkenträger.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?


  • Ist immer wieder lustig, wenn mehrere Ortsverbände von einer Hilfsorganisation in einem Landkreis Rettungsdienst spielen und untereinander teilweise noch verfeindet sind.

    Halt total professionell - wie im Sandkasten. Aber zum Glück gibt es da auch andere Fälle, auch wenn das wohl die Ausnahmen sind. :kaffee:

  • @ra.-wi.:


    Sorry, aber das kann ich so nicht stehen lassen. Ähnliche Argumente könnte man auch der Hundertschaft der Bundespolizei entgegenbringen. Die sind auch nicht "vom Ort" und können diese Fragen daher auch nicht beantworten. Trotzdem sind sowohl der AED-ausgebildete Sani als auch der Polizeikommissar im Kampfanzug motiviert und gewillt dir auch hier zu helfen.
    Bei uns ist es sogar so, dass wir ab einer gewissen Größe "vor Ort" gar nicht eingesetzt werden dürfen um eben im Fall der Fälle Großschadens- bzw. gar Kat.-Schutz-Funktionen übernehmen zu können. Denn wir haben dann ggf. die notwendige Ortskunde.
    Und auch wenn der gute Herzog hier etwas übertrieben hat, so sehe ich dies durchaus ähnlich. Ich erliege nicht der Illusion, dass die HiOrgs wirklich hinter ihren Leitsätzen stehen und Menschlichkeit am allerwenigsten an ihren Mitarbeitern zeigen, aber ob hier unbedingt Private dies tun wage ich auch stark zu bezweifeln...

  • Monschi:
    Kann dies damit zusammenhängen, daß in NRW einerseits die Feuerwehren stark im RD eingebunden sind; in Großstädten ebenso wie in der Provinz (wie wir aus den Beiträgen von basti8000 wissen, eher suboptimal).
    Andererseits hat NRW nach meiner Erinnerung auch bereits eine jahrzehntelange Erfahrung mit privatwirtschaftlichen Leistungserbringern - während die Hiorgs ihre Einsatzpraxis überwiegend sanitätsdienstlich und Samstagsnachmittags auf dem Bolzplatz bekamen?

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Ich persönlich kenne keinen "privaten" (zumindest keinen wirklich großen) in der Regelrettung in NRW. Nur HiOrgs. Und diese Vorgabe wird durch das Land NRW gemacht, nicht durch die FW. Abgesehen davon wird allgemein deren Stärke etwas übertrieben wie ich finde. Berufsfeuerwehren gibt es ja nur in den kreisfreien Städten. In den Kreisen gibt es freiwillige Wehren mit hauptamtlichen Kräften. Auch wenn das teilweise durchaus mehrere in einem Kreis sind so ist doch meine Empfindung, dass die Kreise hier klar das Sagen haben und dies wird auch von den Bezirksregierungen koordiniert.

  • Ich persönlich kenne keinen "privaten" (zumindest keinen wirklich großen) in der Regelrettung in NRW. Nur HiOrgs.


    Ohne weiter zu recherchieren: BIEKRA und Haupt in Bielefeld. Beides keine kleinen Anbieter und beide fahren Notfallrettung im Auftrag des Trägers. Herzig (Falck) in Hamm, Hagelstein im HSK. AGN im Kreis Paderborn. Darüber hinaus wird es weitere geben, die ich nicht kenne.

    Zitat

    Abgesehen davon wird allgemein deren Stärke etwas übertrieben wie ich finde. Berufsfeuerwehren gibt es ja nur in den kreisfreien Städten. In den Kreisen gibt es freiwillige Wehren mit hauptamtlichen Kräften. Auch wenn das teilweise durchaus mehrere in einem Kreis sind so ist doch meine Empfindung, dass die Kreise hier klar das Sagen haben und dies wird auch von den Bezirksregierungen koordiniert.


    Berufsfeuerwehren gibt es auch in großen kreisangehörigen Städten. Aber in puncto Rettungsdienst gibt es zwischen Berufsfeuerwehr und hauptamtlicher Feuerwehr keinen Unterschied.
    Die Gesetzgebung gibt vor, daß Träger immer der Kreis ist. Mittlere kreisangehörige Städte KÖNNEN Träger rettungsdienstlichen Aufgaben sein, große kreisangehörige Städte SIND Träger Träger rettungsdienstlichen Aufgaben (NICHT Träger des RettungsDIENSTES). Demnach deckt sich Dein Empfinden mit der gültigen Rechtslage. Feuerwehren können in der Summe demnach kaum umfangreicher am Rettungsdienst beteiligt sein. Eine Stadt mit 20.000 Einwohner kann demnach mit ihrer städtischen Feuerwehr nicht einfach so nach eigenem Ermessen Rettungsdienst betreiben.

    Ich bin nur für das verantwortlich, was ich schreibe...
    ...nicht für das, was Du verstehst!!!


  • Ohne weiter zu recherchieren: BIEKRA und Haupt in Bielefeld. Beides keine kleinen Anbieter und beide fahren Notfallrettung im Auftrag des Trägers. Herzig (Falck) in Hamm, Hagelstein im HSK. AGN im Kreis Paderborn. Darüber hinaus wird es weitere geben, die ich nicht kenne.


    Naja...hier wäre vielleicht eine Definition von "Groß" notwendig. Ich habe Rettungsdienst mal mit RTW (bzw. NAW und NEF) gleich gesetzt, nicht mit KTW oder ITW auch wenn die vllt. hier und da mal Primäreinsätze abgreifen. Meines Wissens nach gibt es da keinen mit mehr als 2 RTW.



    Berufsfeuerwehren gibt es auch in großen kreisangehörigen Städten. Aber in puncto Rettungsdienst gibt es zwischen Berufsfeuerwehr und hauptamtlicher Feuerwehr keinen Unterschied.
    Die Gesetzgebung gibt vor, daß Träger immer der Kreis ist. Mittlere kreisangehörige Städte KÖNNEN Träger rettungsdienstlichen Aufgaben sein, große kreisangehörige Städte SIND Träger Träger rettungsdienstlichen Aufgaben (NICHT Träger des RettungsDIENSTES). Demnach deckt sich Dein Empfinden mit der gültigen Rechtslage. Feuerwehren können in der Summe demnach kaum umfangreicher am Rettungsdienst beteiligt sein. Eine Stadt mit 20.000 Einwohner kann demnach mit ihrer städtischen Feuerwehr nicht einfach so nach eigenem Ermessen Rettungsdienst betreiben.


    Das war mir soweit bekannt, aber trotzdem danke für die ausführlichere Erläuterung. Meines Wissens nach schließen sich Berufsfeuerwehr und Kreis aber aus, oder? Wo ibt es denn eine BF in einem Kreis?
    Und mit der Einbindung der FW kann ja durchaus vermutet werden, dass man hier einer FW freie Hand lässt, sie als Experten ansieht und so den RD dort "untergliedert". Alles in allem glaub ich aber, dass wir gar nicht so weit auseinander sind mit unseren Ansichten. ;)

  • Wo ibt es denn eine BF in einem Kreis?


    BF Witten = Ennepe-Ruhr-Kreis
    BF Iserlohn = Märkischer Kreis
    BF Ratingen = Kreis Mettman
    BF Minden = Kreis Minden-Lübbecke
    BF Herten = Kreis Recklinghausen [evtl. schon nicht mehr]
    BF Gütersloh = Kreis Gütersloh

  • Durch eine Diskussion in den letzten Wochen hier im Forum bin ich in diesem Punkt etwas nachdenklich geworden: Wie sieht es denn im (benachbarten) Ausland aus? Wie werden denn dort Großschadenslagen abgearbeitet?


    Gruß, Christian

  • wir haben seit 1.1. eine sog. mobile Sanitätshilfestelle im Dienst
    organisiert über das SRK
    http://www.srk-uri.ch/Mob-San-Hist-Uri.82.0.html


    vergleichbar eines BHP 50 in BRD
    Chef dieser ist ein EL San (Orgl)
    Personal und Material werden über die Chemiewehr Uri auf den Platz gebracht
    http://www.chemiewehr-uri.ch/i4Def.aspx?TabId=687
    Die Chemewehr lässt manche grosse deutsche BF klein aussehen...


    Besatzung: dienstfreies RD Personal des Spitals, Pflegekräfte die im Kanton wohnen (Spital, Spitex), Samariter
    wohlgemert also quasi fast kein Personal was im RD hospitiert oder eingebunden ist, ausgenommen die dienstfreien Retter (3 Stück, davon zwei EL San im Kanton und unser Stift)


    ansonsten wir ja nach Grösse auf die benachtbarten Rettungsmittel zurückgegriffen
    KS Stans (ETA ca. 25 Min), RD Kanton Schwyz (ETA ca. 25 Min), RD Luzern (Eta 35min)
    so lange ist man mit 1 RTW (tagsüber 2) alleine, es sei denn die REGA 8 (Erstfeld) ist einsatzklar


    ein Grossereignis fängt also bei uns schon sehr früh an

  • BF Witten = Ennepe-Ruhr-Kreis
    BF Iserlohn = Märkischer Kreis
    BF Ratingen = Kreis Mettman
    BF Minden = Kreis Minden-Lübbecke
    BF Herten = Kreis Recklinghausen [evtl. schon nicht mehr]
    BF Gütersloh = Kreis Gütersloh


    Hoppala! Wieder was gelernt...vielen Dank! :)