2 Rettungsassistenten von drei Männern verprügelt

  • Ich persönliche glaube nicht an eine allgemein so extrem zunehmende Gewaltbereitschaft der Patienten.


    Ist ja so 'ne Sache mit den Gefühlen...


    Das gilt aber auch für deine eigenen "Gefühle" und Einschätzungen.
    Ich selbst *glaube* auch, dass sich die Gewaltbereitschaft qualitativ verändert hat.


    J.

  • Schau Dir einfach mal die Definitionen von "relativ" und "absolut" an. Was er schrieb, hat definitiv Hand und Fuß.


    Das Leben spielt sich nicht in absoluten Zahlen ab, sondern in Wahrscheinlichkeiten, die eben ihren Ursprung in Relationen haben.


    Wenn wir vom Risiko sprechen, dann ist das Wahrscheinlichkeit, die wir in Prozent oder Promille angeben.
    Für das individuelle Risiko spielen die Steigerungen absoluter Zahlen keine Rolle, wenn das Verhältnis gleich bleibt.


    Insofern ist es eine statistisch, mathematische und emotionale Nebelkerze, wenn man sagt, aber es gab doch mehr Fälle und Schicksale... :-)


    P.S.:
    Und ich möchte mich nochmal dafür entschuldigen, dass ich etwas zu kurz zitiert habe und es deswegen zu einem Mißverständnis kam!

  • Mehr Gewalt bei gleichbleibender Einsatzzahl: relative und absolute Verschlechteurung.
    Gleichbleibende Gewaltquote bei steigender Einsatzzahl: nur absolute Verschlechterrung.


    Jetzt deutlicher? :)


    Und rettunsgdienstlicher dargestellt: Wenn nach 20 % aller Einsatzfahrten im RTW wg. MRSA desinfiziert werden muss, möchtest Du in einer Schicht lieber 10 oder lieber 20 Einsätze fahren? Was geht Dir mehr auf den Sack: Die 20 Einsätze an sich oder zusätzlich die Tatsache, dass Du 4mal in der Schicht desinfizieren musst? ;)

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Und rettunsgdienstlicher dargestellt: Wenn nach 20 % aller Einsatzfahrten im RTW wg. MRSA desinfiziert werden muss, möchtest Du in einer Schicht lieber 10 oder lieber 20 Einsätze fahren? Was geht Dir mehr auf den Sack: Die 20 Einsätze an sich oder zusätzlich die Tatsache, dass Du 4mal in der Schicht desinfizieren musst? ;)


    Ein guter Einwand, der im ersten Augenblick auch sehr plausibel erscheint
    Allerdings bedeuten mehr Einsätze auch oftmals mehr Personal, so dass es zu einer neuen Allokation des Risikos auf nun mehr Beteiligte kommt, was die absoluten Zahlen (= die durch jeden Einzelnen empfundenen) wieder senkt.
    (z.B. Rettungsmittel aus einem anderen Bereich, Erhöhung der Vorhaltung usw.)
    Das Risiko bleibt aber konstant.


    Weswegen bei konstanter Arbeitsauslastung (= keine Überarbeitung!) auch das entsprechende individuelle Risiko das selbe ist.


    Im Übrigen kann man den von dir beschriebenen Effekt auch nur bei entsprechend großen Risiken als Individuum wahrnehmen.
    Bei marginalen Änderungen des Risikos (z.B. 0,1%) kann die Wahrnehmung keine objektive Veränderung wahrnehmen.

  • Die Rechnung funktioniert nur, wenn du von einer näherungsweisen Vollauslastung aller Rettungsmittel ausgehst. Das ist allerdings deutlich neben der Realität, selbst im Großstadtbereich. Betrachte einfach einmal, wieviele Rettungsdienste eine Arbeitszeitverlängerung durchbekommen. Dazu ist ja weit mehr notwendig als "nur" acht einsatzfreie Stunden die Woche, da 1:1 Verrechnung normalerweise nicht durchsetzbar ist. Demnach ist davon auszugehen, dass diese Rettungsdienste sehr weit von der Vollauslastung entfernt sind. Und wenn das fragliche Ereignis alle X Einsätze stattfindet, und sich die Einsatzzahl in meinem Bereich verdoppelt hat, werde ich den Unterschied spüren, auch wenn sich durch neues Personal nur 50% dieser Steigerung auf mich auswirkt. Zum Beispiel das Ereignis tritt alle 20 Einsätze ein. Ich habe 8 Einsätze pro Schicht, d.h. das Ereignis trifft mich alle 2,5 Schichten (statistisch). Wenn sich jetzt die Einsatzzahl verdoppelt und mich die Hälfte davon trifft, dann fahre ich 12 Einsätze pro Schicht und das Ereignis trifft mich alle 1,7 Schichten. Das werde ich als Steigerung wahrnehmen können.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Zitat

    Ein guter Einwand, der im ersten Augenblick auch sehr plausibel erscheint
    Allerdings bedeuten mehr Einsätze auch oftmals mehr Personal, (...)


    Sorry, aber das ist nun wirklich Bullshit. Mehr Einsätze bedeuten zunächst einmal einfach nur mehr Einsätze. Also mehr Arbeit(sbelastung) für den Einzelnen. Und wenn dann auch noch eine gestiegene, gleichgebliebene oder meinetwegen auch leicht gesunkene Gewaltquote dazukommt, fühlt sich das sicherlich nicht wie eine Entlastung an.
    Dein Argument zieht nur, wenn die Planung im jeweiligen Bereich sowieso schon auf Kante genäht war und eine Zunahme an Einsätzen zwangsläufig zu einer kurzfristigen Erhöhung der Rettungsmittelvorhaltung führen muss.
    Siehe Darlegung von Johannes D.

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    Einmal editiert, zuletzt von Alrik ()

  • trifft mich alle 2,5 Schichten (statistisch


    Ihr werdet alle 2,5 Schichte verprügelt?
    Nicht schlecht... :thumbup:


    Ich dachte so etwas kommt deutlich seltener also maximal im 0,1 Prozentbereich vor...
    Da merkt man kleine Steigerungen nicht...

  • Ich neige zu der Ansicht, dass ich den Unterschied von alle 1000 Einsätze auf alle 750 Einsätze sogar noch deutlich leichter bemerke.

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  • Ich neige zu der Ansicht, dass ich den Unterschied von alle 1000 Einsätze auf alle 750 Einsätze sogar noch deutlich leichter bemerke.

    Du würdest auch wenn sich sonst nichts verändern würde, aber eine Häufung der Angriffe aufträte, der Ansicht sein, daß sich die Situation verschlimmert hat.

  • Das ist nicht zu bestreiten. Ich kann lediglich der Logik von Fakls Argumentation nicht folgen. Nach zwei Semestern biomedizinischer Statistik ist mir schon bewusst, wie unwichtig eine einzelne Wahrnehmung ist. Aber bei der Frage, ob sich für den einzelnen Kollegen etwas ändert, wenn es bei gleichbleibender relativer Anzahl der Aggressionsereignisse die absolute Anzahl erhöht, bleibt kaum eine andere Betrachtung übrig. Zur eigentlichen Frage, ob die Aggressionen nun zugenommen haben, habe ich wenig beizutragen, da meine Zeitspanne mit acht Jahren RD vielleicht zu kurz ist und ich vor allem in zu unterschiedlichen Bereichen gearbeitet habe. Großstadtrettung in Hamburg nun mit Göttingen in dieser Hinsicht zu vergleichen ist einfach grober Unsinn. Für mich ist Fakt, dass Rettungsfachpersonal zu häufig aggressiv angegangen wird. Aber das ist nun wieder schlichtweg meine ganz persönliche Meinung.

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  • Die Lösung?


    Zitat

    Polizeipräsident nennt Faustschlag konsequent


    Der Münchner Polizeipräsident hat den Beamten verteidigt, der eine gefesselte Frau geschlagen hat. Das sei "für ihn die konsequente Vorgehensweise" gewesen. Die Frau fühlt sich von der Polizei verfolgt. Beamte durchsuchten ihre Wohnung.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • http://www.sueddeutsche.de/pan…en-des-gesetzes-1.1599748


    Zitat

    Schläge im Namen des Gesetzes


    Die Polizei klagt über die vermeintlich zunehmende Gewalt gegen Beamte. Aber es gibt auch Gewalttäter in Uniform - und eine Polizei, der die Fehlerkultur fehlt.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
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    James Elroy Flecker

  • Aber bei der Frage, ob sich für den einzelnen Kollegen etwas ändert


    Deswegen wäre die ideale statistische Maßzahl:
    Angriffe pro Mitarbeiter pro Jahr


    Das wäre dann hoffentlich ohne die genannten Schwächen... :-)

  • Vielleicht eine interessante Lektüre in Zusammenhang mit diesem Thema:


    Am. J. Epidemiol. (2004) 160 (10): 929-936. doi: 10.1093/aje/kwh309


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    James Elroy Flecker

  • Da hier vermehrt Begriffe wie Risiko und Wahrscheinlichkeit fielen, ist für den interessierten Leser anbei ein Link, welcher den bei uns im Ingenieursbereich üblichen Berechnungsschlüssel "Risiko = Eintrittswahrscheinlichkeit/Eintrittshäufigkeit * Schadensschwere/Schadensausmaß" ganz gut zusammenfasst:


    http://www.process.vogel.de/si…ticles/320008/index2.html


    Angenehmen Tag noch! :)

    Günther Netzer â??
    Moderator:"Gerhard, er vermisst dich ungemein, das hat er mir eben gesagt." Netzer:"Das ist eine glatte Lüge, das sage ich ihm auch über dieses Mikrofon. Ich habe ein neues Leben begonnen." :lol:

  • Danke, natürlich 2012. Natürlich mussten nicht alle laufen, aber der Sprit wurde streng kontingentiert und es müssen nach wie vor Streifenfahrten eingespart werden. Natürlich wird öffentlich betont, dass das nicht zu Lasten der Sicherheit gehe.
    Aber das ist ja nur ein winziger Teilaspekt. Zur großen Polizeireform im Land war und ist ja genug zu lesen (wobei da sicher nicht alles schlecht ist, aber vieles wird halt eingespart und wegrationalisiert).
    J.


    "Die Spritpreise sind nicht nennenswert gesunken, und auch die Mercedes-E-Klasse-Streifenwagen haben natürlich nach wie vor den gleichen Verbrauch. Die Sparvorgabe bei der Mannheimer Polizei aus dem vergangenen Jahr gilt deshalb auch für 2013 weiter. Die Beamten sollen die Zahl der mit den rund 240 Dienstwagen gefahrenen Kilometern um ein Viertel reduzieren - und aus diesem Grund öfter mal mit dem Rad oder zu Fuß auf Streife gehen."


    Quelle und ausführlicher Artikel aus dem "Mannheimer Morgen" von heute: Klick


    J. :ok:

  • Vielleicht sollte man darüber nachdenken, ob zukünftig nicht ein anderes Fahrzeugmodel als Streifenwagen genutzt werden könnte, was von den Beschaffungs- und Unterhaltskosten günstiger ausfällt. Nur so eine Idee, denn der MB E-Klasse wird sicher nicht der günstigste sein und Behördenrabatte gibt auch bei den anderen Fahrzeugherstellern.


    Wurde der Sparkurs erst mit Grün-Rot eingeführt? Die Finanzprobleme werden ja sicher nicht erst seit Grün-Rot plötzlich aufgetreten sein. Ich will Grün-Rot nicht in Schutz nehmen, aber das wird sicher nicht erst seit der "Machtübernahme" ein Problem gewesen sein, oder? Vielleicht sollte man bei EnBW mal nachfragen, ob die ein paar Mappus-Euros für den Sprit wieder locker machen... :biggrin_1:


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Denn wenn man den Angaben der Polizeigewerkschaft(GdP) Glauben schenkt, nehmen ja Angriffe auf Polizeibeamte seit Jahren zu.



    Scheint tatsächlich so zu sein, der Chef unserer Gendarmerie hat heute eine 20 %ige Zunahme von Gewalt gegen Polizisten innerhalb eines Jahres veröffentlicht.

  • Vielleicht sollte man darüber nachdenken, ob zukünftig nicht ein anderes Fahrzeugmodel als Streifenwagen genutzt werden könnte, was von den Beschaffungs- und Unterhaltskosten günstiger ausfällt. Nur so eine Idee, denn der MB E-Klasse wird sicher nicht der günstigste sein und Behördenrabatte gibt auch bei den anderen Fahrzeugherstellern.
    Gruß


    Ich vermute einfach, dass für Baden-Württemberg dann nur Porsche in Betracht kommen würde, oder wird da noch was Anderes gebaut?


    Viele Grüße,
    Thomas