Notfallsanitäter im Ehrenamt PRO/KONTRA

  • seitens der Politik sollte z.B. bei Ausschreibungen schon sehr klar spezifiziert werden, daß z.B. 75% der Stellen durch HA zu besetzen sind um solchen Nummern den Riegel vorzuschieben.


    Ich verstehe ja, dass man das als hauptberuflicher Retter so sehen mag, aber von außen wird man fragen dürfen: Warum eigentlich, wenn es - regional - auch anders geht?

  • Beim MANV braucht es keine Unmenge an Notfallsanitätern, sondern Ärzte und Rettungssanitäter / Rettngsassistenten.
    Die wird es auch im Ehrenamt - Gott sei Dank - auch weiterhin geben.


    Nur am Rande: Ehrenamtliche Rettungsassistenten wird es in absehbarer Zeit nicht mehr geben, weil man die Rettungsassistentenausbildung für die Zukunft dicht gemacht hat. Erfahrungsgemäß bleiben wohl die wenigsten Ehrenamtlichen bis zum Renteneintrittsalter aktiv.

  • Also plädierst Du auch dafür, das wir keine Ausnahmeregelung für das EA schaffen (um es auf den Punkt zu bringen) und siehst auch wenig Notwendigkeit der Vorhaltung von NFS reinweg für den EA Sektor.


    Könntest Du bitte - wirklich bitte - nicht gegen Strohmänner argumentieren? Es hat doch niemand eine Ausnahme für Ehrenamtliche verlangt.

  • Nur am Rande: Ehrenamtliche Rettungsassistenten wird es in absehbarer Zeit nicht mehr geben, weil man die Rettungsassistentenausbildung für die Zukunft dicht gemacht hat. Erfahrungsgemäß bleiben wohl die wenigsten Ehrenamtlichen bis zum Renteneintrittsalter aktiv.


    Und da wird es interessant:
    Wenn langfristig der RettAss wegfällt und der NotSan "nur" bedarfsorientiert ausgebildet wird: Woher kommen dann die Transportführer für RTW aus dem Bereich SEG / KatS etc.?
    Oder geht es dann in Richtung RettSan/RettSan-Besatzung im Weltuntergangsfall?

  • Oder geht es dann in Richtung RettSan/RettSan-Besatzung im Weltuntergangsfall?


    Kurz vor dem Weltuntergang kenne ich es schon heutzutage so, dass man bei deart knappen Rescourcen mehrere notarztpflichtige Patienten auf Transportkapazitäten verteilt, diese im Konvoi fahren und einen einzelnen Notarzt diesen Konvoi begleiten lässt.

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • Oder man wird zu der Erkenntnis kommen, das vlt. strenger geguckt werden muss, wo tatsächlich ein Notarzt von Nöten ist. Wenn Resourcen knapper werden (RFP, Geld, Material), dann wird man sparsamer werden müssen.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Ich verstehe ja, dass man das als hauptberuflicher Retter so sehen mag, aber von außen wird man fragen dürfen: Warum eigentlich, wenn es - regional - auch anders geht?

    Damit hauptamtliche und ehrenamtliche Retter nicht gegeneinander ausgespielt werden. Natürlich könnte man einen qualitativ hochwertigen und günstigen RD mit signifikantem Anteil an Ehrenamtlern machen. Dann sollte man aber so ehrlich sein, endlich mal eine Entscheidung zu treffen wie der RD ausgestaltet wird. Wenn man das aber nicht tut und gleichzeitig eine entsprechende Anzahl von Berufsrettungsassistenten entweder eine Stelle sucht oder schlecht/geringfügig bezahlt ist, zieht man sich hier Probleme heran.

  • Wenn man das aber nicht tut und gleichzeitig eine entsprechende Anzahl von Berufsrettungsassistenten entweder eine Stelle sucht oder schlecht/geringfügig bezahlt ist, zieht man sich hier Probleme heran.


    Tut mir leid, verstehe ich immer noch nicht. Was für Probleme sollen das sein? Es gibt doch haufenweise Personen, die keinen Job in ihrem Ausbildungsberuf finden, weil für sie - so hart das ist - kein Bedarf besteht.

  • Oder geht es dann in Richtung RettSan/RettSan-Besatzung im Weltuntergangsfall?


    Wie meinst du das? Der Transport vom Behandlungsplatz ins KH?
    Ein Transport mit Arztbegleitung? Ein Transport mit invasiv beatmetem Patienten?


    Falls es um den arztbegleiteten Transport geht, kann ich für Bayern, das Beispiel der selbstfahrenden Notärzte bringen.
    Da ist beim Transport der Notarzt alleine beim Patienten. Das funktioniert in aller Regel auch.


    Als Assistenz des erfahrenen Arztes reicht auch ein RS.


    Wo der RA seinen Stellenwert hat, ist wenn er alleine tätig werden soll. Dem durchschnittlichen RA allerdings dann alleine einen Transport mit invasiv beatmetem Patienten zu zumuten sprengt auch den Rahmen. Also scheidet der Fall und der Vergleich mal wieder aus...
    Welches Patientengut wird dann ohne Arzt vom Behandlungsplatz ins Krankenhaus transportiert?
    bzw. werden diese Patienten sterben, weil beim Transport kein RA anwesend ist?


    Wo der RA fehlt bzw. fehlen würde ist doch bei der Erstversorgung der Patienten. Da merke ich es doch am ehesten.
    Nicht beim Transport des hoffentlich stabilisierten Patienten.


    Deswegen wäre es meiner Meinung nach durchaus vertretbar im Katastrophenfall ein Fahrzeug mit vier Rädern und einer Besatzung aus zwei RS (z.B. Notfall-KTW...) auf die Reise in das nächste Krankenhaus zu schicken.

  • Welches Patientengut wird dann ohne Arzt vom Behandlungsplatz ins Krankenhaus transportiert?


    Naja, in dem Fall schon. Da wirst Du kaum einen Arzt für einen Transport ins Krankenhaus finden, wenn die Kräfte noch vor Ort gebunden sind. Daher ist auch hier Besatzung vom Regelrettungsdienst gefordert, solche einen Transport mit einem beatmeten Patienten z.B. zu begleiten.

  • Tut mir leid, verstehe ich immer noch nicht. Was für Probleme sollen das sein? Es gibt doch haufenweise Personen, die keinen Job in ihrem Ausbildungsberuf finden, weil für sie - so hart das ist - kein Bedarf besteht.

    Nur konkurriert ein arbeitsloser Handwerker nicht mit ehrenamtlichen Handwerkern, die bereitwillig Dächer decken, klempnern oder Autos reparieren. Kann mir lebhaft vorstellen, was dann lose wäre, wenn jemand den Ortsansässigen so die Kundschaft abspinstig machen würde. Das Ausmaß des Ehrenamts im RD gibt es so in keiner anderen Branche.

  • Die Frage ist, was für einen MANV meint ihr?
    In Berlin ist MANV I 3 - 5 Verletzte Personen.


    Und selbst bei 20 Verletzten kann man das noch gut lösen. Bei 200 Verletzten (ein Verkehrsunfall mit vollem Doppeldeckerbus) macht sicherlich andere Strategien Notwendig.

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  • Nur konkurriert ein arbeitsloser Handwerker nicht mit ehrenamtlichen Handwerkern, die bereitwillig Dächer decken, klempnern oder Autos reparieren. Kann mir lebhaft vorstellen, was dann lose wäre, wenn jemand den Ortsansässigen so die Kundschaft abspinstig machen würde.


    Ich will jetzt nicht lange von schwarzarbeitenden "Wir machen alles"-Truppen oder von all den Menschen reden, die vor allem an Wochenenden die fußballfeldgroßen Baumärkte bevölkern, denn:


    Das Ausmaß des Ehrenamts im RD gibt es so in keiner anderen Branche.


    Selbst wenn das so sein sollte: Was ist daran schlimm? Dann ist es halt anders als in allen anderen Branchen.

  • Daher ist auch hier Besatzung vom Regelrettungsdienst gefordert, solche einen Transport mit einem beatmeten Patienten z.B. zu begleiten.


    Auch im MANV-Fall wird das nicht von einer Rettungsassistentenbesatzung gefordert. Weder medizinisch, noch juristisch, noch einsatztaktisch.

  • Da es mir ja so gut geht :hot: Es ist in der Druckindustrie wie in anderen kommerziellen Bereichen auch üblich gewisse Dienstleistungssektoren auszulagern. Bedeutet eine neue Firma zu gründen, am besten so wenig Mitarbeiter wie möglich um einen Betriebsrat zu verhindern. In der schreibenden Zunft gibt es das schon mehr als genug. Große Firmen lagern ihre Rechenzentren im Rahmen der Globalisierung gerne mal ins Ausland aus. Mindestqualifikationen gibt es im Handelssektor mal gar keine. Da muss man als Fachangestellter froh sein, nicht von lauter Unterqualifizierten umringt zu sein. Von daher, könnten mir persönlich noch viel mehr "Schweinereien" einfallen um den Rettungsdienst oder andere Berufssparten noch mehr "zu quälen" Ich denke wir haben in vielen Bereichen in dieser Republik das Ende der Fahnenstange nicht erreicht, und es kommt vielleicht die Zeit, in der so mancher Angestellter in der Wirtschaft froh wäre, einen gesicherten Arbeitsplatz bei mäßigen Bezügen im öffentlichen Dienst zu haben...


    Darum immer Risiken verteilen, in einer Ehe arbeitet einer im Öffentlichen Dienst in "Gesicherter Armut" und der zweite macht auf selbstständig oder risikoreichem Arbeitnehmer. Dann hat man zur Not noch wenigstens eine Art Rückversicherung :cool_1:

    Der Inhalt des Textes, möchte keine Lehrmeinung vertreten er stellt eine rein persönliche Ansicht des Autors da. Die Nutzung ausserhalb des Forums ist nicht gestattet.
    * 150 Jahre Deutsches Rotes Kreuz, Aus Liebe zum Menschen * :rtw:

  • Selbst wenn das so sein sollte: Was ist daran schlimm? Dann ist es halt anders als in allen anderen Branchen.


    Dann darf man sich aber auch nicht über die hier oft beklagten Zustände beschweren:



    • Geringes Ansehen, weil ja jeder den Job machen kann
    • Schlechte Bezahlung/Behandlung, weil genug alternative Retter vorhanden
    • Halbdebile Kollegen, weil der Beruf, außer für besonders Motivierte, unattraktiv ist


    Das hängt halt alles auch mit der Tatsache zusammen, daß neben der HA auch eine EA-Schiene existiert und diese als Alternative wahrgenommen wird.

  • Ich habe in meiner Zeit im Rettungsdienst nie das Gefühl gehabt, bei irgendjemandem schlechtes Ansehen zu genießen. Aber sei´s drum.


  • 1. Geringes Ansehen, weil ja jeder den Job machen kann
    2. Schlechte Bezahlung/Behandlung, weil genug alternative Retter vorhanden
    3. Halbdebile Kollegen, weil der Beruf, außer für besonders Motivierte, unattraktiv ist


    Zu 1) geringes Ansehen in der Öffentlchkeit kann durch verschiedenste Verhaltensweisen hervorgerufen werden. Der Beschäftigungsstatus spielt da m.E. eine ziemlich untergeordnete Rolle, viel eher das Auftreten und das Kommunikationsverhalten einzelner Mitarbeiter im Einsatz und in der Öffentlichkeit.
    Zu 2) soweit ich weiß, sind die Bewerberschlangen vor den Rettungswachen derzeit nicht besonders lang. Es soll ja Wachen geben, die aktuell Probleme haben, adäquate hauptamtliche Bewerber zu finden, und daher ganz schön froh über ihren Pool an Aushilfskräften sind.
    Zu 3) die Attraktivität des Berufes hängt sicherlich an vielen Faktoren. Auch hier sehe ich die Möglichkeit, mit Ehren- oder Nebenamtlichen zusammenarbeiten zu müssen, nicht als besonders ausschlaggebend an. Außer man hat schlimme Komplexe.


    Ich selbst bin durchaus für eine Professionalisierung des Rettungsdienstes. Ich würde nur andere Stellschrauben wählen. Die Anhebung der Zugangsvoraussetungen und die Verlängerung/Verbesserung der Ausbildung sind da ein guter Anfang, weshalb ich die Entstehung des Notfallsanitätergesetzes auch (aktiv) unterstützt habe. Wer die Voraussetzungen dann am Ende erfüllt, ist auch geeignet - selbst wenn er nicht hauptberuflich im Rettungsdienst arbeitet.

  • Ich kann mich über Dank, Trinkgeld und positive Erwähnungen durch ehemalige Kunden oder deren Angehörigen, sowie den Schnittstellen nicht beklagen.

    Interessant, dass hier niemand gedanklich "hängengeblieben" ist! Ein Mitarbeiter, der sich (und damit den ganzen Berufsstand) durch Annahme einer ebensolchen Zuwendung zum Trinkgeldempfänger degradiert, steht der Professionalisierung des Rettungsdienstes sicher mehr im Weg als eine ganze Horde Ehrenamtlicher. Wer in meinem Verantwortungsbereich ein "Trinkgeld" annimmt, taucht danach nicht mehr im Dienstplan auf.

    Wenn langfristig der RettAss wegfällt und der NotSan "nur" bedarfsorientiert ausgebildet wird: Woher kommen dann die Transportführer für RTW aus dem Bereich SEG / KatS etc.?

    Ein RA als Transportführer war/ist nach meinem Kenntnisstand in den meisten Landesgesetzen betr. den Brand- und Katastrophenschutz nicht vorgesehen.

    „Ein Staat ist immer nur so frei wie sein Waffengesetz.” (Gustav Heinemann)

  • Zitat

    Interessant, dass hier niemand gedanklich "hängengeblieben" ist! Ein Mitarbeiter, der sich (und damit den ganzen Berufsstand) durch Annahme einer ebensolchen Zuwendung zum Trinkgeldempfänger degradiert, steht der Professionalisierung des Rettungsdienstes sicher mehr im Weg als eine ganze Horde Ehrenamtlicher. Wer in meinem Verantwortungsbereich ein "Trinkgeld" annimmt, taucht danach nicht mehr im Dienstplan auf.

    Ein RA als Transportführer war/ist nach meinem Kenntnisstand in den meisten Landesgesetzen betr. den Brand- und Katastrophenschutz nicht vorgesehen.


    Warum darf in deinem Zuständigkeitsbereich keiner ein Trinkgeld annehmen? Gerade im schlecht bezahlten Krankentransport ist das ja ein kleines Zubrot für die Kollegen!

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."