ASB Warnstreik in Hamburg

  • Zitat

    Nur eine Bahnstation weiter in Hammerbrook demonstrieren NotfallhelferInnen des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) dafür, dass sie sich nicht mit einem Stundenlohn von 8,47 Euro bei einer 45-Stunden-Woche abspeisen lassen wollen. Die Gewerkschaft Ver.di hat am Dienstag die rund 130 Beschäftigten der ASB-Rettungsdienst GmbH zu einem mehrstündigen Warnstreik aufgerufen, zu dem rund 60 Sanitäter und Rettungsassistentinnen und ebenso viele Ehrenamtliche mit ihren Rettungswagen vor der ASB-Zentrale erschienen sind.


    Quelle

  • Defakto wohl schon, zumindest haben zwei davon einen gemeinsamen Geschäftsführer und zwei andere gehören zu einem Konzern. Aber wirklich interessant ist, dass der ASB HH seiner Zeit lange voraus zu sein scheint, sie setzen bereits Notfallsanitäter ein. Leider bezahlen Sie NotSan schlechter als Rettungsassistenten


    [...]
    Die ehemaligen Stundenlöhne nach dem AVH-Vertrag von 9,45 Euro für Notfallsanitäter und 10,47 Euro für staatlich geprüfte Rettungsassistenten können bei künftigen Tariferhöhungen gedeckelt werden.
    [...]

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • So liebe Leute, ich bin an einem Punkt angekommen wo ich der Kanzlerinnen-Meinung, besser schlechtes Gehalt als keine Arbeit, nicht mehr akzeptieren kann. Bitte wenn die Angestellten nicht mehr bezahlt werden können schließt die Wachen und kündigt den Angestellten. In Deutschland kommt es leider viel zu selten zu insolvenzen von Rettungsdienstorganisation /betrieben mit einem daraus resultierenden Versorgungsausfall der auf Grund von lukrativität nicht ausgeglichen werden kann. Aber die billig, billigst am billigsten Spirale dreht sich ja weiter nach unten und in einigen Jahren werden wir, dank der massiven Liberalisierung im Rettungsdienst ebend diese Markt bereinigenden einschnitte sehen. Dabei Spielt es keine Rolle ob es ein unabhängiges Privatunternehmen, eine HiOrg oder eine als HiOrg getarnte Private GmbH ist. Der Rettungsdienst ist in den Augen von Entscheidungsträgern egal ob er durch RettSan, RettAss oder NotSan erbracht wird nur Tragen und Fahren, im Gegensatz vom Notarztdienst, das sieht man ja an der Vergütung. In einem meiner letzten NEF Dienste hat ein sog. Freelancer nur so mit seinem Stundenlohn geprahlt, aber das ist das System und in der Tat stand am anfang die Berufswahl.

    Einmal editiert, zuletzt von Harun ()

  • Bei dem Personal was seit den letzten Monaten nachrückt und/ oder eingestellt wird habe ich leider die Hoffnung einer starken Mitarbeitervertretung und Organisation verloren.

  • Die gegenwärtigen Aussagen sind fast deckungsgleich: "ich will hier nur in Ruhe ein paar Euro verdienen denn ich bin eh in 2 Jahren weg, da ich ja nur auf meinen Studienplatz werte. Und dann möchte ich natürlich noch als Aushilfe weiter beschäftigt werden, da werde ich es mir doch jetzt nicht mit dem AG verscherzen."


    Die ander Sache ist, das die quallität an Sozialkompetenz der frisch Eingestellten zum Großteil, mhh sagen wir stark zu wünschen übrig lässt. Man merkt halt das der eigentlich Grund für die Tätigkeit im RD das bezahlte faulenzen auf dem Sofa ist. Das ist ein Teufelskreis, der Markt an Personal ist leer bei uns. Die ganze Metropolregion (HBsPEWfSZWobGö) ist wie verrückt am einstellen, die Gählter und Arbeitsbedingung sind durchwachsen nicht wirklich schlecht aber für die guten Kräft reicht es nicht. Da muss man halt in den sauren Apfel beissen, die Autos müssen ja besetzt werden und das ist was zählt, wer da auf dem Bock sitz ist teils egal solange die Urkunden stimmen und kein grober Mist verzapft wird.
    Ja wir haben bei uns einen extremen Fachkräftemangel aber es schwirrt immer und überall das Gespenst der Ausschreibung/ Neuvergabe um her. Das hat zurfolge das krampfhaft die Gehälter gedeckelt werden... naja ein Teufelskreis.

  • Man merkt halt das der eigentlich Grund für die Tätigkeit im RD das bezahlte faulenzen auf dem Sofa ist.


    Woher soll man die Motivation nehmen wenn der Stundenlohn nicht passt, keine Zuschläge gezahlt werden, der Zeitvertrag bald abläuft o.ä.?
    Ich kann es dem Großteil der Kollegen nicht übel nehmen.

  • ...und weil der Rettungsdienst keine Lobby hat wird das wohl immer so weitergehen.


    Und die 'Gut-Menschen', die in diesem System noch ihr Bestes geben und von unten sozusagen bessere Bedingungen schaffen wollen werden häufig von oben auf die Schippe genommen bzw. stark ausgebremst...

    "Hab Geduld in allen Dingen, vor allem aber mit Dir selbst" Franz von Sales

  • Und um Lobby zu machen braucht man Leute und Geld.


    Leute haben wir verschiedene (DBRD, BVRD, sonstige) welche auch Lobbyarbeit machen (bei Abgeordneten, beim Gesundheitsminister, bei Anhörungen, und mit Stellungnahmen).


    Was allerdings fehlt sind ausreichende finanzielle Mittel, weil nicht genügend Rettungsdienstler sich beteiligen. Und Lucy, unterstützt du diese Lobby schon oder beklagst du dich noch?

    Einmal editiert, zuletzt von Maverick83 ()

  • El Mosquito:
    Da haste wohl recht... Wobei es sich relativ schwierig gestalten wird/würde eine Lobby aufzubauen, über eine Berufsgruppe deren Kernaufgabe die Schwäche von Menschen umfasst und Themen, über die man lieber nicht spricht.


    Das es ziemlich schwer ist Kollegen für die Arbeit der Gewerkschaft oder den Berufsverband zu mobilisieren ist wohl mehr ein berufsinternes Problem.

    "Hab Geduld in allen Dingen, vor allem aber mit Dir selbst" Franz von Sales

  • Maverick83:
    Bin selber auf der aktiven Seite... und ich finde es auch schade damit ein Exot in meinem Rettungsdienstbereich zu sein. Die Begründungen sich dort nicht zu engagieren sind vielfältig und häufig gänsehauterregend.

    "Hab Geduld in allen Dingen, vor allem aber mit Dir selbst" Franz von Sales

  • So ist das?


    Auch wenn diese Aussage maximal verkürzt ist, trifft das anscheinend zu.
    Desto geringer der Organisationsgrad abhängig Beschäftigter in einer bestimmten Branche ist, desto eher kommt es dort zu niedrigen Löhnen, unvorteilhaften Arbeitsbedingungen und schlechter Vertragsgestaltung.
    Siehe z.B. hier: http://rettungsfachpersonal.de…age=Thread&threadID=14459

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Und um Lobby zu machen braucht man Leute und Geld.


    Leute haben wir verschiedene (DBRD, BVRD, sonstige) welche auch Lobbyarbeit machen (bei Abgeordneten, beim Gesundheitsminister, bei Anhörungen, und mit Stellungnahmen).


    Was allerdings fehlt sind ausreichende finanzielle Mittel, weil nicht genügend Rettungsdienstler sich beteiligen. Und Lucy, unterstützt du diese Lobby schon oder beklagst du dich noch?


    Das hat aber alles wenig bis gar nichts mit Tarifverträgen/Lohn/Gehalt/Arbeitsverträgen oder ähnlichem zu tun. Dafür braucht man eine starke, von einem hohen Prozentsatz der Betroffenen unterstützte Gewerkschaft. Eine solche fehlt im RD-Bereich.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Meines Erachtens ist die Problematik des Lohnniveau etwas vielschichtiger, als es hier vermittelt wird. Gerade zur Zeit der ÖTV waren viele RD-Mitarbeiter organisiert, spätestens mit der Deckelung im Gesundheitswesen fühlten sich diese Mitglieder von ihrer Gewerkschaft nicht mehr ausreichend vertreten. Mit den Ausschreibungen ist aus den Gehältern im Rettungsdienst eine soziale Ungerechtigkeit eingetreten, ich kenne RA's, die zu ihrer 100 Prozent-Stelle noch Hartz-4 beantragen dürfen. Die Gründe dafür sind sehr vielschichtig. Man hat vor vielen Jahren leider verpasst, den Beruf des Rettungsdienstmitarbeiters voll zu professionalisieren. Vielmehr haben die Möglichkeiten, relativ problemlos den RS und den RA zu machen, die Folge gehabt, dass gute Leute diesen Beruf als Übergang gewählt haben, sei es aus Vorbereitung auf das Studium oder durch ehrenamtliche Arbeit.
    Andere Länder, wie die Niederlande, England, Schweden oder die Schweiz haben sehr hohe Vorraussetzungen für die Ausbildung geschaffen, aber im Gegenzug auch ein hohes Niveau der Arbeitsbedingungen ermöglicht. Als Resultat hat man dort ein hohes Lohnniveau, durch die hohen Vorraussetzungen ist aber auch die Schwierigkeit entstanden, qualifiziertes Personal zu finden, was sich letztlich auf die Löhne und auf die Arbeitsbedingungen auswirkt.