Notarzt contra Paramedic

  • Also aktuell vermag ich nix zu erkennen, was für ein "nicht wollen" spricht.


    Geht mir ähnlich. Aber Max geht es scheinbar anders, sonst hätte er diesen friedlich schlummernden, schon halb verwesten Thread nicht wieder ausgegraben. :pardon:

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • GuyFawkes


    Ist doch bei den B-Promis mit ihren zufälligen Nacktaufnahmen auch so. Also der Thread, nicht Max. ;-)



    FlorianNRW


    Da bin ich skeptisch. Bei Einrichtung zusätzlicher NEF kommt es üblicherweise nicht zu einer Stagnation oder gar Abnahme der Einsätze, sondern trotzdem weiter zu einer Steigerung. Mir ist erst eine Stadt bekannt, wo ein zweites NEF zu einer Entlastung geführt hat. Ich behaupte: mit zusätzlicher Bereitstellung von Notärzten sinkt die Indikationsschwelle ("Wir haben ja genug.").

  • Ehrlich gesagt hoffe ich, dass wir nicht zu einem Paramedicsystem wechseln. Einen sinnvoller Einsatz des Notarztes würde ich mir dennoch wünschen und aktuelle Entwicklungen lassen mich zumindest für meinen Dunstkreis auch daran glauben, dass dies so kommen wird. Es mag im einzelnen auf die Leitstelle ankommen, aber in nordwestlichen Gefilden wird schon sehr genau zwischen "Thoraxschmerz, akut" und "Thoraxschmerz, allgemein" unterschieden, damit bei dem ganzen Kleinkram, der in die zweite Kategorie fällt, kein Notarzt verschwendet wird. Das selbe gilt für Atemnot und ähnliche Stichworte. Zuweilen wird allerdings ein wenig häufig die Kategorie allgemein gewählt. Auch bei Notfällen wie "Notfall hinter verschlossener Tür" oder beim "Verkehrsunfall" wird nicht grundsätzlich ein NA alarmiert, sondern nur wenn es aus dem Notruf wahrscheinlich notwendig ist. Das resultiert natürlich darin, dass häufiger mal nachgefordert wird, aber wir vermeiden es im Allgemeinen (Wortwitz!) untätig herumzustehen und nur auf akademischen Beistand zu warten.


    Bei Stichworten wie Krampfanfall, Schlaganfall oder Atemnot > 4 Stunden wird grundsätzlich ein RTW solo alarmiert. Es erstaunt mich ehrlich gesagt, dass es gerade beim Schlaganfall noch so verbreitet anders zu laufen scheint. Selbst im reich mit Notärzten gesegneten Hamburg war das bereits lange abgeschafft. In SH gilt das landesweit und zumindest in den mir vertrauten Teilen Niedersachsens auch, im Fall von NDS ist es flächendeckend allerdings schwer zu beurteilen, weil es dort noch viel zu viele kleine Leitstellen und generell eine hohe Heterogenität der RD Bereiche gibt. Ich ging inzwishen ehrlich gesagt davon aus, dass dies mehr oder minder bundesweiter Standard geworden sei.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Ich behaupte: mit zusätzlicher Bereitstellung von Notärzten sinkt die Indikationsschwelle ("Wir haben ja genug.").


    Von solchen Reboundeffekten habe ich kürzlich auch in einem Vortrag zur Energiewende gehört. Feststellung: Die Leute neigen zur Anschaffung eines Zweitkühlschranks, weil der erste neue so wenig Strom verbraucht.

  • Ein interessanter Vergleich. Und wahrscheinlich wirklich ein Phänomen, das man häufiger findet.


    Ich hab gleich überlegt, wohin ich die Sachen aus dem zweiten Kühlschrank tun könnte...

  • Da bin ich skeptisch. Bei Einrichtung zusätzlicher NEF kommt es üblicherweise nicht zu einer Stagnation oder gar Abnahme der Einsätze, sondern trotzdem weiter zu einer Steigerung. Mir ist erst eine Stadt bekannt, wo ein zweites NEF zu einer Entlastung geführt hat. Ich behaupte: mit zusätzlicher Bereitstellung von Notärzten sinkt die Indikationsschwelle ("Wir haben ja genug.").


    Kann ich aus meiner Heimat nur bestätigen.
    Immer wenn da mal ein zweites NEF verfügbar war gab es keine Entlastung für das erste Gefährt. Sei es weil großzügiger alarmiert und nachgefordert wurde oder weil sich dann eben auch die umliegenden Landkreise bedient haben.
    Irgendwas gab es immer zu tun.



    So, bin mal einen zweiten Kühlschrank kaufen...

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Zitat

    Das hat aber primär erstmal nichts mit einer Höherqualifizierung des Sanis zu tun. Selbst als (...) die RTW nur mit RS besetzt waren, wurden weniger Notärzte verballert. (...) Eine Korrelation zwischen der Qualifizierung der Sanis und den Notarzteinsätzen hat es nie gegeben.


    Das sehe ich, zumindest auf die Vergangenheit bezogen, genauso. Ich meine sogar, dass sich die 520-h-RS damals sogar mehr getraut haben (aus welchen Gründen auch immer).

  • Ich wollte mit meiner Aussage auch nicht befürworten das zusätzliche NEF aufgrund der Einwohnerdichte/Gefahrenschwerpunkte angeschafft werden sollten und mir auch ist häufig zu Ohren gekommen das sich mit zusätzlichen NA's auch deren Einsatzzahlen erhöhen.
    Wie in einem anderen Thread schon diskutiert schein ja Lübeck bei ca. 200.000 Einwohner auch hervorragend mit seinen NEF auszukommen.



    Gesendet von iPad mit Tapatalk

  • Zitat

    Sowas nennt sich - glaube ich - "angebotsinduzierte Nachfrage". :)


    Dich hat das IMPP auch kaputt gemacht, oder?

  • Von solchen Reboundeffekten habe ich kürzlich auch in einem Vortrag zur Energiewende gehört. Feststellung: Die Leute neigen zur Anschaffung eines Zweitkühlschranks, weil der erste neue so wenig Strom verbraucht.


    Uklig! Man mag sich das gar nicht vorstellen, auch einen zweiten Kühlschrank brauche ich nicht. Fakt ist aber, dass dieses Jahr die nächsten Haushaltsgeräte auf der Abschussliste stehen (um es wie in einem anderen Thread zu sagen: Eine "Taskforce" arbeitet daran). Im Jahr 2014 habe ich zwei größere Haushaltsgeräte angeschafft: Einen neuen (größeren) LED-TV (der Vorgänger ging kaputt) und eine neue Spülmaschine A+++ (auch die alte ging zuvor kaputt). Beides im Januar/Februar-Bereich. Ich habe am 31.12. meine Stromabrechnung gemacht, die ergab, dass ich/wir 540kwh weniger verbraucht haben wie im Vorjahr. Grundsätzlich ist der Stromverbrauch insgesamt die letzten Jahren rückläufig (trotz weiteren Zuwachs der Familie). Als 5-köpfige Familie verbauchen wir mittlerweile gute 1200kwh weniger wie diese von den Stadtwerken berechnet werden. Ich habe z.B. auch die gesamte Bude nach und nach auf Warmlicht-LED-Birnen umgestellt, im Vergleich zu Energiesparlampen ein sehr angenehmes Licht (auch verbrauchen sie noch weniger wie Energiesparlampen; auch die Entsorgung ist einfacher). Meine Weiber lassen halt ständig überall das Licht an...


    [/offtopic]


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • aber in nordwestlichen Gefilden wird schon sehr genau zwischen "Thoraxschmerz, akut" und "Thoraxschmerz, allgemein" unterschieden

    Das ist übrigens etwas, was auch in meiner Leitstelle ganz häufig gemacht wird. Auch wenn es offiziell eine strukturierte Abfrage gibt, so ist es aber doch noch abhängig vom Disonenten was er anschließend für eine Einsatzmittelentscheidung trifft. Für eine junge Frau von 21 Jahren, die über Brustschmerzen klagt, jedoch keine bekannten Vorerkrankungen im Herz/Kreislauf/Atmungssystem verfügt, die bekommt i.d.R. auch keinen Notarzt, nur weil eine NA-Indikationsliste das sagt. Auch eine Hypoglykämie, eine Atemnot, ein Krampfanfall fährt hier regelhaft oft alleine ein RTW. Vielleicht auch ein Grund, warum in den letzten 20 Jahren sich die RTW-Anzahl hier fast verdoppelt hat, aber die NEF-Anzahl fast gleich geblieben ist (nur in der Stundenanzahl etwas verschoben wurde).


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Zitat

    Interessanterweise liegt der Rettungsdienstbereich mit der von mir gefühlt höchsten Notarztindikationschwelle im Ruhrgebiet. Gefühlt eine Oase des Glücks! ;-)


    Lustigerweise kenne ich den Bereich. Oase des Glückes, nur so lange, wie der NA auch schnell da ist (und erfahren, und ausgebildet, und genug Exposition zu Notfällen hat).



    Sent from my iPhone

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Zitat

    Das ist übrigens etwas, was auch in meiner Leitstelle ganz häufig gemacht wird. Auch wenn es offiziell eine strukturierte Abfrage gibt, so ist es aber doch noch abhängig vom Disonenten was er anschließend für eine Einsatzmittelentscheidung trifft. Für eine junge Frau von 21 Jahren, die über Brustschmerzen klagt, jedoch keine bekannten Vorerkrankungen im Herz/Kreislauf/Atmungssystem verfügt, die bekommt i.d.R. auch keinen Notarzt, nur weil eine NA-Indikationsliste das sagt.


    Das kann aber in AMPDS auch eingespeichert werden. In England ist das vielerorts so vorgegeben.



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    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Aber was sollen das denn für Einsätze sein, die auf einmal nicht mehr notarztpflichtig sind? Als Pillepalle stellen sie sich ja erst hinterher heraus. Vorher war es "Herz", "Atemnot", "bewußtlos" etc., von Seiten der Disposition her eindeutige Notarztindikationen. Hast Du ein Beispiel dafür, wofür man heute einen Notarzt alarmiert, in Zukunft aber nicht?


    Ich möchte konkret wissen, welche Einsätze heute primär mit einem Notarzt abgedeckt werden und in fünf Jahren nicht mehr, weil die Sanis höherqualifiziert sind.


    Ich fahre seit 1-2 Jahren gefühlt deutlich häufiger alleine zur "Atemnot" Das ist u.A. der Tatsache geschuldet, dass eine Schulung inkl. "Freigabe" zum Vernebeln von Salbutamol/Ipratropiumbromid für alle Mitarbeiter erfolgte. Dito für den Krampfanfall, hier erfolgte die Schulung zu Medis und Applikationsformen (MAD, buccal, i.v.). Ebenso die Hypoglycämie. Bei "Herz" wird je nach Disponent mal mehr mal weniger gründlich abgefragt, so das ich aber auch zu diesem Stichwort immer öfter alleine fahre.
    Inwiefern diese Entwicklung wünschenswert ist steht auf einem ganz anderen Blatt Papier. Am Ende bin ich auch einfach ein fauler Hund, der sich freut, wenn ein motivierter Notarzt einem die Arbeit abnimmt...


    Das nächste Problem: 70 % der unterzuckerten Patienten lasse ich nach gründlicher Untersuchung, Einschätzung der Situation und entsprechenden Verhaltensmaßnahmen zu Hause. Das ist günstig, weil es Kosten spart und keine sinnlose Arbeit in den eh überlasteten Krankenhäusern produziert. Ähnliches gilt für den unkomplizierten Krampfanfall. Das kann aber nicht Aufgabe des Notfallsanitäters sein.


    Mache ich auch so. Warum sollte ich das auch nicht tun?


    Kann mir jemand ein Gebiet nennen, in dem der Schlaganfall heute noch eine grundlegende Notarztindikation ist ?


    Hier nicht. Südliches S-H.

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • Zitat

    Das Gefühl habe ich nicht. Wie kommst du zu dieser Einschätzung?

    Das Geld lieber Guy! Ich zitiere aus der Stellungnahme der AOK zum Entwurf eines Rettungsdienstgesetzes Mecklenburg Vorpommern:


    " Frage 14:
    Wie bewerten Sie das geschaffene Berufsbild des Notfallsanitäters sowie
    dessen Einbindung in das Rettungsdienstgesetz, insbesondere in Bezug
    auf die Ausbildung und die Übergangsfrist?


    Antwort: Dem neuen Berufsbild des Notfallsanitäters soll eine erweiterte Notkompetenz zukommen, wodurch Notrzteinsätze verringert und Kosten gemindert werden sollen. Da in Mecklenburg Vorpommern eine flächendeckende Vorhaltefinanzierung von Notarztstandorten besteht, erfolgt eine Kostenminderung nur bei Wegfall eines kompletten Notaztstandortes nicht aber bei einer geringeren Anzahl von Einsätzen. "


    Hervorhebungen durch mich.


    Ähnliche Aussagen finden wir hier auch in Hamburg. Leider habe ich dazu noch
    nichts schriftliches. Gemunkelt wird aber, dass die Kostenträger die
    NotSan-Ausbildung der hiesigen BF deshalb so schnell finanzieren, damit
    diese im Gegenzug drei NEF-Standorte schließt. Aber wie gesagt, bis
    jetzt nur Hörensagen!

    Zitat

    Ist doch bei den B-Promis mit ihren zufälligen Nacktaufnahmen auch so. Also der Thread, nicht Max. ;-)

    Wenn Du wüsstest :biggrin_1: :cool_1:


    Zitat

    Ehrlich gesagt hoffe ich, dass wir nicht zu einem Paramedicsystem wechseln.

    Das hoffe ich auch, befürchte aber das Gegenteil.