Einsatzberichte. Unerwünschte Wirkungen

  • Guten Abend.



    Stellt Euch vor, Ihr erhaltet einen Einsatzbericht von eine(m/r) RettAssiP/RettSaniP. Aus der Schilderung geht ganz klar hervor, dass sich die Stammbesatzung oder Teile davon im Laufe dieses Einsatzes eindeutig grob fahrlässig verhalten haben. Wie geht ihr damit um?



    Es grüßt: Resi

    Einmal editiert, zuletzt von res cogitans ()

  • Gibt es eine Kontrollinstanz?


    Ist es wahrscheinlich das ein Gespräch unter 4 Augen Erfolg haben könnte?



    Ich sehe so was leider öfters, aber es gibt keine Kontrollinstanz bei uns, und je nach Kollege weis ich auch ob ein Gespräch was bringt oder nicht.


    Ich freue mich über andere Antworten.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Bei einem meiner Einsatzberichte handelte es sich um einen Formulierungsfehler: Nachdem der Einsatz im 2 x 2 Augen-Gespräch durchgesprochen worden ist (LRA + am Einsatz beteiligter RA sowie LRA + RAiP) konnte die vermeintliche grobe Fahrlässigkeit richtig gestellt werden. Im Gespräch ist vor allem Wert auf Tatsachenbeschreibung gelegt worden (also ohne Anschuldigung, sondern eher nach dem Motto "Erzähl mal was bei dem Einsatz XY war").

    "Hab Geduld in allen Dingen, vor allem aber mit Dir selbst" Franz von Sales

  • Aus der Schilderung geht ganz klar hervor, dass sich die Stammbesatzung oder Teile davon im Laufe dieses Einsatzes eindeutig grob fahrlässig verhalten haben.


    Ich würde anstreben, dass man zwischen Beschäftigten und Arbeitgebern eine grundsätzliche Vorgabe entwickelt, wie in einem solchen Fall verfahren werden sollte.

  • Wie wird im besagten Betrieb Fehlermanagement betrieben ? Gibt es hier eine gängige Verfahrensweise ?


    Es gibt die Möglichkeit, Einsatznachbesprechungen durchzuführen, eingebunden in ein QM- und Fehlermanagement unter Aufsicht des ärztlichen Leiters. Das setzt allerdings ein bestehendes System und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit voraus.

  • hier gibts kein fehlermanagement. und einen ärztlichen leiter auch nicht. und eine vertrauensvolle zusammenarbeit... naja, eigentlich auch nicht.

  • Bei uns würde dies wohl vom LRA an die Wachenleitung gehen, die dann erstmal das Einsatzprotokoll sichtet und etwas Tee trinkt. Dann würde vermutlich der betreffende MA zum Tee mit eingeladen und seine Version darstellen, mögliche Kritikpunkte genannt und die Sache soweit möglich geklärt. Und dann würde man halt weitersehen, ggf. könnte man das Thema ja im Fortbildungskatalog aufgreifen. Es ist jedenfalls kein sehr valides Instrument um letztlich eine Qualitätsbeurteilung durchzuführen. Der RAiP kann viele Dinge anders oder falsch verstanden haben, es kommt subjektive Färbung hinzu und mich Pech persönliche Antipathie. Daher ist es erstmal wichtig ein möglichst objektives Betrachtungsfeld zu generieren und das auch möglichst von einer passenden Vertrauensperson. Problematisch ist es, wenn der Wachleiter dies nicht ist. Ich würde davon abraten, als LRA selbst die eigenen Kompetenzen in Richtung einer Beurteilung der Kollegen zu erweitern.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • hier gibts kein fehlermanagement. und einen ärztlichen leiter auch nicht. und eine vertrauensvolle zusammenarbeit... naja, eigentlich auch nicht.


    Schade, in meinem Betrieb haben wir ein solches System eingerichtet.

  • Ich hatte das "Problem" in den letzten Semesterferien,zwar nicht als LRA aber als betreunder RA eines RSiP:


    Der RSiP hatte einen Einsatzbericht verfasst über eine Reanimation in einer Hausarztpraxis bei der vor Eintreffen keinerlei Maßnahmen ergriffen wurden und diese Situation absolut korrekt und wahrheitsgemäß wiedergeben. Ich habe mich trotzdem dazu entschieden den Text ein wenig begradigen zu lassen, weil ich kein Interesse daran habe, dass das in "falsche Hände" gerät.

  • ich sehe halt auch die gefahr, dass sich die belegschaft in der folge von einer art spionage durch die lehrrettungswache bedroht fühlt. andererseits sind natürlich auch gerade die einsätze, bei denen etwas nicht nach lehrbuch läuft, interessant für die praktikantInnen.

  • Gehe ich recht in der Annahme, dass du der lesende LRA bist? Was du sicherlich machen kannst, und das relativ unauffällig, entsprechendes Verhalten abgeändert in eine Fortbildung des nächsten Jahres einfließen zu lassen. Solang der Vorfall nicht aus dem Dezember ist und du die Fortbildung im Januar machst, bleibt das unauffällig. Es wird sich vermutlich sogar mehr als ein Mitarbeiter mit dem Beispiel identifizieren.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Wenn man da etwas rausliest, was nach akutem Handlungsbedarf schreit, sollte man am ehesten mal ganz ohne offizielle Vorladung selbst mal das Gespräch mit dem betreffenden Team suchen. Ist natürlich schwierig, das nicht wie eine Anfeindung aussehen zu lassen. Aber mal von "in dubio pro reo" ausgehend: Erstmal ist nicht ausgeschlossen, dass das vermeintliche Fehlverhalten eine durchaus vernünftige Entscheidung desjenigen war, der da vor Ort verantwortlich war.


    Willst du nicht vielleicht etwas konkreter werden? Wir sind doch unter uns.... ;)

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Wir haben einen Wachleiter, der sich so etwas annimmt bzw. halte ich unseren Standort-NA in diesen Dingen, besonders wenn es um fragliche Verhalten von (Not-)Ärzten geht, als einen guten Ansprechpartner.

  • Als erstes 4-Augen-Gespräch mit dem Praktikanten um auszuschließen, dass es einen missverständliche Formulierung ist.


    Wenn nein, dann wird's heikel, solange es keine Strukturen für solche Vorgänge gingt. Ich nehme mal nicht an, dass Du direkter Vorgesetzter der Betreffenden Personen bist?

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker