Welche Notfallmedikamente und erweiterten Versorgungsmaßnahmen würdet ihr euch als NFS wünschen?

  • Zitat

    Warum wird Amiodaron ausschließlich mit Glukose 5% verdünnt ?-(


    Ich meinte eigentlich, wieso überhaupt bei einer Bolusgabe verdünnt werden soll.


    Bei einer Perfusorgabe soll man mi G-5 verdünnen, das hat aber mit der Stabilität zu tun.

  • So ist es, securo!


    Was jedem Fachmann auffällt: diese "Wunschlisten" zeigen, daß die Ersteller dieser Listen keine, aber überhaupt gar keine Ahnung von dem haben, was sie da fordern. Das ist nicht nur nicht Ernst zunehmen, sondern auch peinlich.

  • Ich habe zwar eine Ahnung, in welche Richtung du willst, aber sei doch so gut und teile diese Eindrücke etwas detailierter mit uns! Vielleicht hilft es ja der Weiterbildung.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Naja auch wenn die Verdünnung mit G5% in der Regel nicht indiziert ist, in der Bolus gabe, war es zu mindest Land auf Land ab statthaft dies so durchzuführen. Im übrigen und insbesondere auch durch die Ärzteschfat. Ich kann mir also gut vorstellen das es noch viele Bereiche gibt wo weiterhin darauf bestanden wird es mit G5% zu verdünnen. Ob es jetzt grob kontraindiziert ist sei mal dahingestellt.

  • Moin!


    Eine Grundkenntnis der verabreichten Medikamente erscheint mir sinnvoll. Meiner Meinung nach auch über die Applikationsweise.
    Und ist kein Zufall, dass Amiodaron mit G5%-Lösung verdünnt wird.
    Auch wenn man es für eine Bolusinjektion unbedingt verdünnen möchte.



    Zur Erinnerung (Auszug aus der Fachinfo):


    6.2 Inkompatibilitäten
    Zur Vermeidung von chemischen Reaktionen
    darf Cordarex Injektionslösung grundsätzlich
    nicht mit anderen Arzneimitteln, außer
    mit den unter Abschnitt 6.6 aufgeführten,
    zusammen in die Injektions-/Infusionslösung
    gegeben oder in dieselbe Spritze aufgezogen
    werden.


    ...


    Ähnliches betrifft übrigens auch manche "Verdünnungsweisen" von Diazepam (wo es überhaupt noch vorgehalten wird)...

  • Hallo,


    @ Harun: das die Verdünnung von Amiodaron mittels Glucose 5% "Land auf Land ab statthaft" war oder ist, halte ich für ein Gerücht. Ich persönliche habe Amiodaron für die Gabe als Bolus noch nie verdünnt und wüsste jetzt spontan auch keine einzige Kollegin/keinen einzigen Kollegen der dies so macht. Das aber nur am Rande. Möglicherweise habe ich auch etwas falsch verstanden.


    @ Ani: inwiefern haben die Ersteller der Wunschlisten keine Ahnung? Ich persönlich finde die „Wünsche“ hier teils auch etwas zu weitgehend bzw. unnötig. Aber das ist immer Ansichtssache.


    Ich persönlich denke, dass ich sehr genügsam bin. Ich wäre froh, wenn ich folgende Möglichkeiten hätte (teils auch ohne die Alarmierung oder Nachforderung eines Arztes):


    ein anti konvulsives Medikament wie Midazolam (nasal, aber auch intravenös)
    Adrenalin intramuskulär bei der Anaphylaxie, bei der Reanimation intravenös/intraossär und
    vernebelt beim Pseudokrupp
    Glucose bei der Hypoglykämie
    Antihypertonikum wie Urapidil beim Hypertonus
    ein Antiemetikum
    Bronchodilatator wie Salbutamol vernebelt (Asthma/COPD)
    ein Analgetikum wie möglicherweise Fentanyl
    wenn als Analgetikum ein Opiat, dann konsequenterweise noch den Antagonist Naloxon
    Kristalloide Lösungen sehe ich quasi als Standard an


    Ich persönlich kann gut auf ASS oder Heparin verzichten, da im Regelfall zum ACS der Arzt dazu kommt und bis ich alle meine Basismaßnahmen erledigt habe und an die notwendigen Medikamente denke, ist dieser auch vor Ort. Medikamente wie Kortison kann ich mir sparen, da sie in der Akutphase wenig bringen und erst dann ihren Wirkeintritt haben, wenn ich mit dem Patienten im Krankenhaus bin. Auf die Kombination Ketamin und Midazolam (wenn auch schon selbst ohne Arzt appliziert), würde ich aufgrund der „verschwimmenden Grenze“ zur Narkose gerne verzichten.


    Das aber nur meine Meinung.


    Grüße

  • Eine Verdünnung für eine Kurzzeitinfusion ist auch mit NaCl möglich. Die G5 Verdünnung ist nur bei der Gabe via Perfusor notwendig, da hier das Produkt instabil wird. Dieser Prozess setzt ca nach einer halben Stunde ein.
    Richtig ist, dass der/die Hersteller die Glucose-Verdünnung auch bei der KI vorsieht, dies ist aber nicht rein pharmakologisch begründbar, sondern soll einen Standard vorgeben.

  • Eigentlich wollte ich mich ja garnicht mit einer Wunschliste einbringen, weil ich das gerede um soetwas eigentlich immer doof finde aber ich habe ich nun doch hinreissen lassen.


    Dabei ist es mir wichtig zu schauen in welchen Situationen der NotSan wirklich eine medikamentöse Therapie an die Hand bekommen sollte. Erst dann sollte geschaut werden welches das geeignete Medikament ist und dies durchaus im regionalen Kontext.


    Als erstes muss festgehalten werden das das Medikamnt wirklich und unbedingt in diesem Momant eingesetzt werden muss und ein zuwarten auf eine ärzliche Behandelung unmöglich ist um einen evt. Schaden entgegen zuwirken, hier schließe ich Schmerzen mit ein.


    Mir wären als RettAss /NotSan in folgenden Situationen wichtig, besonders in Bezug auf folgeschäden:


    - Blutdrucksenkung, bei klassischer Hypertensiverkriese bei der ein Apoplex vom klinischen Bild möglichst auszuschliessen ist, bei unklaren Neurologischenstatus keine intervention, ebenfalls nicht bei reinen Hypertensivenentgleisungen ohne klinisches Anzeichen einer Kriese.


    - Schmerztherapie bei Bagatellverletzungen, wie isolierte FX kleinerer Röhrenknochen z.b. Unterarm, mit starken Schmerzen. Ausgenommen Kinder, multimorbidität bei schlechtem AZ etc. Risiko Patienten.


    Das ist es eigentlich schon, da die jetztige Notkompetenz-Aufzählung für RettAss alle weiteren mir wichtigen Situation schon mit abdeckt.

  • Eine Verdünnung für eine Kurzzeitinfusion ist auch mit NaCl möglich. Die G5 Verdünnung ist nur bei der Gabe via Perfusor notwendig, da hier das Produkt instabil wird. Dieser Prozess setzt ca nach einer halben Stunde ein.
    Richtig ist, dass der/die Hersteller die Glucose-Verdünnung auch bei der KI vorsieht, dies ist aber nicht rein pharmakologisch begründbar, sondern soll einen Standard vorgeben.


    Genau - innerklinisch wird es ja meistens durch den Perfusor verabreicht und dort standardmäßig mit G5 aufgezogen. Diese Praxis wird von einigen NA dann einfach auf die Präklinik übertragen und dort dann die G5-Verdünnung gefordert - was bei uns durchaus zu Irritationen geführt hat, weil wir gar keine G5 mitführen... :-D

  • Eine Nachfrage von der Seitenlinie an diejenigen, die sich eine Freigabe ohne Alarmierung eines Notarztes wünschen: Warum das?

  • Land auf Land ab ist ja eine rein Subjektive beurteilung einer nicht nähr bezeichenbaren Ortsangabe. Bei uns war es bis vor genau 2 Jahren auch noch Usus und Campman scheint ja nun in einer völlig andern Bundesdeutschen Region tätig zusein als ich, und ich gehe mal davon aus das es dort tasächlich auch noch so praktiziert wird und somit Land auf Land ab üblich war /ist.

  • Auch hier mal wieder....


    Nur weil jemand etwas regelmäßig tut, muss es ja nicht richtig sein. Viel eher muss man sich doch grade bei so "spezielleren" Sachen nach dem Warum fragen?

  • @ Schmunzel: da ich mir unter bestimmten Umständen eine Medikamentengabe ohne Notarzt wünsche bzw. besser gesagt vorstellen kann, melde ich mich einmal zu Wort.


    Ich bin gewohnt, in einer ländlichen Gegend mit gerade einmal zwei NEF zu arbeiten und dementsprechend lange sind teils die Transportwege. Ich könnte mir durchaus vorstellen - und hätte bereits heute teils gerne die Möglichkeit - z. B. dem Patienten mit massiver Übelkeit auf dem Transport helfen zu können. Sicher ist eine Übelkeit mit Erbrechen, kein lebensbedrohlicher Zustand..............aber definitiv sehr unangenehm für den Patienten. Des Weiteren, wäre es teils sinnvoll, einen Hypertonus (im Rahmen natürlich) senken zu können. Ich denke hierbei z. B. an den Schlaganfall, wo im Normalfall kein Notarzt mit raus fährt. Oder auch den Patienten mit seiner Hypoglykämie. Warum, soll ich hier einen Notarzt nachfordern, wenn bis zu dessen Eintreffen der Zugang liegt und die Glucose bereits verabreicht wurde/wird? Diese Beispiele erfordern in meinen Augen nicht zwingend eine Nachalarmierung des Notarztes. Die Ressource Notarzt ist im Zweifelsfall bei anderen Einsätzen besser aufgehoben.


    Grüße

  • Ich erkenne um ehrlich zu sein, das Problem nicht von dem du Sprechen willst.
    Meiner Meinung nach geht für die Forderungen hier das Notfallsanitätergesetz nicht weit genug - es ist praktisch kaum möglich die Maßnahmen im geforderten Umfang zu erlenen - wäre das die Intention gewesen hätte man direkt ein FH Studium drauß machen sollen/müssen und ich wage ernsthaft zu bezweifeln, dass es kosteneffizienter wäre als jetzt.


    Das "Problem" ist, dass es genug Länder gibt, in denen man für diese Forderungen eben kein FH Studium braucht und es klappt trotzdem, ohne dass da "die Patienten sterben wie die Fliegen" :ironie:
    Und das ganze funktioniert komischerweise ohne Studium und mit "nur" drei Jahren Ausbildung bzw. oft auch "nur" mit der RA-Ausbildung und einem Ergänzungslehrgang zur Anerkennung. Nur kann man sich das in Deutschland glaube ich einfach nicht vorstellen, wenn man so ein System nicht mal kennengelernt hat.
    Und ja, von den meisten meiner Kollegen hier in CH würde ich mich ohne mit der Wimper zu zucken behandeln lassen.
    Leider ist die Kompetenzfreigabe auch hier je nach RD-Bereich ziemlich unterschiedlich. Aber zumindest gibt es in jedem Bereich einen gewissen Grundstock an erweiterten Massnahmen, mit dem man ganz schön weit kommt.
    Auch hier ist nicht alles Gold was glänzt, auch hier gibt es schwarze Schafe (die wird man aber auch mit 10 Jahren Studium noch haben). Aber insgesamt funktioniert das System und ich frage mich einfach, warum das in D nicht auch klappen soll!?



    Eine Nachfrage von der Seitenlinie an diejenigen, die sich eine Freigabe ohne Alarmierung eines Notarztes wünschen: Warum das?


    Weil ich die Ressource Notarzt, die ich einfach nicht im Überfluss zur Verfügung habe, nicht für Einsätze "verschwenden" muss, bei denen ich sie nicht brauche.
    Warum soll der Notarzt anreisen, wenn der Patient nach Analgesie schmerzfrei ist oder die exacerbierte COPD nach Inhalation wieder soweit beschwerdefrei, dass ich sie transportieren kann?
    Nochmal: es geht nicht um ein Paramedic-System. Zumindest ich muss das Polytrauma draussen nicht allein versorgen. Aber die Alltagseinsätze, für die ich die Kompetenzen habe, würde ich gerne allein durchführen.

  • Beim ischämischen Schlaganfall kann ich die Patienten mit einem Druck über 220mmHg glaube ich an einer Hand abzählen - auch wenn viele so zwischen 180 und 200mmHg dümplen...

  • Eine Nachfrage von der Seitenlinie an diejenigen, die sich eine Freigabe ohne Alarmierung eines Notarztes wünschen: Warum das?


    Es gibt eine AAO bzw. einen NA Indikationskatalog, sich da einzumischen ist nicht Aufgabe des RettAss oder NotSan. Dem nach sollte klar abgesteckt sein, wann ein NA zu entsenden ist und wann nicht.


    Sollte das RTW Personal doch einmal in eine solche Lage kommen das aufgrund von fehlerhafter Disposition, aufgrund aller möglichen Ursachen, zu einem Notfall kein NEF entsand wurde eine sofortige medikatöse intervention aber unabdingbar ist, halte ich es nach dem alten Piloten Leitspruch: erst Fliegen, dann Funken. Sollte durch die mir klar abgesteckten Möglichkeiten dann der Zustand des Patienten so stabil sein, Sympthome so weit abgeklungen das eine NEF Indekation nach Katalog, also konkret jetzt nach Einschätzung des RFP vor ort beim PAt. , nicht mehr gegeben ist, bin ich auch der Meinung das ein hinzuziehen des NEF /Arzt auch nach gabe von Medikament nicht mehr angezeigt ist.


  • Eine Nachfrage von der Seitenlinie an diejenigen, die sich eine Freigabe ohne Alarmierung eines Notarztes wünschen: Warum das?


    Aus Gründen der Effizienz. Ich bin eben Betriebswirt.

    „Ein Staat ist immer nur so frei wie sein Waffengesetz.” (Gustav Heinemann)