Medizinstudium nach NotSan Ausbildung

  • und wir haben sogar noch so spezialisten die nebenher musik (auf ein best. instrument bezogen), informatik, BWL oder biologie studieren... :scare:

  • Das sind dann die, die später nebenbei den Facharzt machen, ein Haus bauen, Musizieren, vier Kinder zeugen, Habilitieren und Chefarzt einer universitären Einrichtung werden. Andere Liga halt.

  • Und sind sie menschlich zu ihren Patienten?

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Das variiert. Gibt solche und solche. Und manchmal ist mir eine fachliche Koryphäe lieber als ein empathischer Handwerker mit zwei linken Daumen.

  • Stefan84, mich würde eine zusammenfassung sehr interessieren. Gern auch per pn, falls das allgemeine interesse zu gering ist

  • Wenn die Abbrecher- oder Nichtbesteherquote nämlich zunimmt, muss man gegensteuern.


    Ja, das muss man. Genau genommen: die Hochschule muss gegensteuern. Und das tut sie mit einer ganz bestimmten Stellschraube: mit einer Erhöhung der Zulassungszahlen.


    Wieso? Weil für Studiengänge ein sog. Curricularnormwert festgelegt wird. Der CNW besteht vereinfacht ausgedrückt aus dem Lehrdeputat in Semesterwochenstunden (SWS) des Lehrkörpers sowie der Lehrnachfrage der Studierenden, welcher von Studiengang zu Studiengang leicht schwankt. Aus diesen beiden Zahlen ermittelt die Hochschule die Zulassungszahlen, wobei jedoch die sog. Schwundquote (also der Anteil der Abbrecher) berücksichtigt werden muss, da die Lehrnachfrage sich auf die Absolventen und nicht auch die Zulassungen bezieht.


    Für eine abnehmende Qualität in der Lehre gibt es daher keinen Grund. Dazu kommt es nach meiner Erfahrung in der Praxis auch nicht. Das klassische deutsche Prüfungswesen verbindet mit Aufgabenstellungen einen Erwartungshorizont, an dem sich die Bewertung orientiert. Das ist übrigens der große Unterschied zu den sog. ECTS-Noten, bei denen es ausschließlich um die Hirarchie innerhalb des Jahrganges geht, also die Kohorte in bestimmte Prozentbereiche aufteilt und die Note nach dem zugeteilten Bereich vergibt.

  • Bei dem Kuddelmuddel an Zulassungsverfahren medizinischer Fakultäten kann ich mir kaum vorstellen, daß das so systematisiert abläuft. Allerdings habe ich auch nur die Hälfte verstanden.

  • Ganz einfach: Manche Studenten wollen sich auf einen Studienplatz einklagen. Es konkretisiert sich hier das Grundrecht auf freie Berufswahl. Diese Freiheit wird von den Hochschulen eingeschränkt durch Zulassungsbeschränkungen. Die Frage, wie viele sie zulassen MÜSSEN, beantwortet sich durch einen Blick auf die Lehrkapazität. Also auf deutsch: wie viele Studis können mit dem vorhandenen Personal unterichtet werden.


    Mehr Abbrecher führen gemäß dieser Formel zu mehr Zulassungen. Und die Zulassungen sind durch lediglich 16 Hochschulgesetze definiert, welche durch die Kultusministerkonferenz in den entscheidenden Passagen auch aufeinander abgestimmt sind.

  • Das sind dann die, die später nebenbei den Facharzt machen, ein Haus bauen, Musizieren, vier Kinder zeugen, Habilitieren und Chefarzt einer universitären Einrichtung werden. Andere Liga halt.


    Ich versteh trotzdem nicht, wie solche Leute klarkommen. Der Tag hat nur 24 Stunden und mein volkstümliches Verständnis von Belastungsfähigkeit geht in die Richtung, dass wenn man ständig auf 150% läuft, man spätestens mit 50 ins Gras beißt. Aber es gibt immer wieder Beispiele für solche high performer. Kollege von mir ist auch so einer, der hat nach'm BA-Studium ganz normal seinen Job gemacht, irgendwann das Assessmentcenter für den Führungskräftepool durchlaufen, sich zig Nebenqualifikationen erworben, ist also fachlich in drei bis vier artverwandten Fachbereichen unterwegs. Kinder hat er schon seit während des Studiums, ist zwischenzeitlich Außenstelleleiter von zwei Außenstellen geworden (gibt's so nur einmal in Deutschland), hat also ca. 20 Leute unter sich. In der Freizeit (hahahaha....) Ju-Jutsu, natürlich bis zum 1. Dan, nebenbei macht er aber noch zwei andere Kampfsportarten, deren Namen ich vergessen habe und gibt samstags Kindertraining. Ab und zu fährt er Motorrad oder macht halt Musik bei sich im Keller (Schlagzeug und Gitarre). Seine Scheidung ist grad mehr oder minder rum, das kommt zeitlich ungefähr mit der Einreichung seiner Masterarbeit für sein berufsbegleitendes Zweitstudium zusammen.
    Ich merk grad, wie mir schon beim Aufzählen schwindelig wird. Und ich hab bestimmt noch ein paar Späßchen vergessen. Wie macht man sowas? Ich wär bei der Hälfte schon überfordert.
    Wobei.... von der hätte ich mich auch scheiden lassen. Oder besser erst gar nicht geheiratet.....

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Ich versteh' das bis heute nicht. Das Unangenehme bei denen als Chef ist aber: sie verlangen das von ihren Untergebenen genauso ("Teilzeit? Was ist das? Noch nie was von gehört."). Und dann wird's richtig unlustig.

  • Das stimmt. Wenn du so einen über dir hast, ist die Gefahr recht groß, dass der seine eigene Schussfestigkeit zum allgemein gültigen Maßstab erklärt.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Prinzipiell (da ich spät dran bin):


    Ohne Abitur ist ein Medizinstudium inhaltlich sicher zu packen.
    Die Aussage, dass die Inhalte der Naturwissenschaften unter dem Leistungskurs (Profil-/Neigungsfachniveau) sind, kann ich aber nicht bestätigen. In Chemie war mein Grundkurs-Wissen beispielsweise in der ersten von zehn Vorlesungen nach ungefähr 7 Minuten erschöpft, das Bio-Wissen aus dem Profilfach hat etwas mehr gebracht, aber reicht bei weitem nicht aus. Von Uni zu Uni werden andere Schwerpunkte gelegt, das kann man im Voraus ja auch ein wenig herausarbeiten.


    Wer akribisch und lernwillig an das Studium herangeht und sich (im Laufe des Studiums) die richtigen Techniken angewöhnt packt das in den meisten Fällen wohl auch. Viel wichtiger ist im Voraus die Frage, ob und zu welchen Bedingungen man einen Platz bekommen kann, und ob man bereit ist für 5 (-6) Jahre in das Studentenleben "umzuswitchen", nachdem man zuvor einige Zeit hauptamtlich gearbeitet hat.


    Falls man in der Wartezeit an Langeweile leidet würde ich empfehlen sich ein wenig mit den Standardwerken der Vorklinik zu beschäftigen - wenn man da mal den Bogen raus hat bringt einem das ja auch bedingt was für die tägliche RD-Arbeit...



    Die Aussage, dass die Wartezeit in keinster Weise verschenkte Zeit ist, kann ich nur unterstreichen.

  • Der Tag hat nur 24 Stunden und mein volkstümliches Verständnis von Belastungsfähigkeit geht in die Richtung, dass wenn man ständig auf 150% läuft, man spätestens mit 50 ins Gras beißt.


    Naja, jeder nutzt die 24h anders. Der eine schläft 12h, der andere 8h und wieder ein anderer 6h.
    Das macht dann entweder 12h, 16h oder 18h Zeit zu arbeiten.
    Hört sich jetzt blöd und komisch an, aber ich kenne auch so einen Kandidaten, der Mails immer um 5 Uhr morgens beantwortet, da er zu dieser Zeit bereits wach ist und offensichtlich mit dem wenigen Schlaf gut auskommt.


    Für mich ist das auch nix. :help:

  • Die Frage ist ja auch, ob man für die 100 Seiten im Physio-Buch nun 1,2 oder 3 Tage braucht - und ob man den Stoff aus den dicken Wälzern wirklich immer braucht. Jeder lernt halt auch ein wenig anders...

  • das war übrigens eine der wichtigsten lektionen, die ich als "wartezeitler" erstmal lernen musste:


    seinen eigenen lernstil entwickeln und festigen und sich nicht von den bücherfressenden, ein-leitz-ordner-skript-pro-kurs verfassenden monstern irritieren lassen. sein eigenes ding finden un dann durchziehen, mal links und rechts schauen wie/was die anderen so machen und das evtl in die eigene methode integrieren, dabei aber nicht verunsichern lassen (und das ist manchmal nicht so einfach :pfeif: ).


    aber der erfolg gibt mir bisher recht. vll hilft das dem ein oder anderen, dass man auch mit ende zwanzig, nem 2,9er Abi und einer gesunden neugier sowie viel medizinischem interesse so ein studium erfolgreich angehen kann (bis jetzt zumindest... :prost: ).

  • Immer mal wieder.
    Es werden halt viele Märchen über die angeblich mangelnde Durchlässigkeit im deutschen Schulsystem verbreitet...


    :secret2:


    Bei uns war so ein Wechsel von der Realschule auf das allg. Gymnasium nur möglich wenn man auch schon in der Realschule Französisch gelernt hat.

  • Zitat

    aber der erfolg gibt mir bisher recht. vll hilft das dem ein oder anderen, dass man auch mit ende zwanzig, nem 2,9er Abi und einer gesunden neugier sowie viel medizinischem interesse so ein studium erfolgreich angehen kann (bis jetzt zumindest... :prost: ).


    Schaffen kann man das auf jeden Fall, hatte sogar ein Abi von 3,0 und habe die Vorklinik und bis jetzt auch die Klinik ohne größere Blessuren, in Regelstudienzeit, überstanden.


    Ich habe das alles als reine Fleissübung empfunden und dadurch war es auch ziemlich anstrengend. Im Endeffekt ist aber der Erfolg im Medizinstudium nur eine Frage des eigenen Willens.



    Gesendet von meinem iPhone mit Tapatalk

  • Ich greife aus aktuellem Anlass nochmal das Thema Nichtabiturientenzugang auf, das CHE hat am 28.03.2014 neue Zahlen in einer Pressemeldung genannt:



    http://www.che.de/cms/?getObje…1713&getCB=398&getLang=de

  • "Von den rund 12.464 beruflich qualifizierten Studienanfänger(inne)n ohne schulische HZB im Jahr 2012 nahmen [... 9,23% ein Studium der] Humanmedizin und Gesundheitswissenschaften" auf. Das ist eine Steigerung von 23 Studienanfängerin in dieser Studienrichtung im Jahr 2002 auf 1151 Studienanfänger im Jahr 2012.


    Seite 20 f. der Studie, http://www.che.de/downloads/CH…eren_ohne_Abitur_2014.pdf