Schichtwechsel während Patiententransport sorgt für Ärger

  • Hier zeigte sich gerade wie begrenzt manche menschen fähig sind zu beurteilen wer wann für was verantwortlich ist. Guter Punkt res, von dem Standpunkt hatte ich es gar nicht betrachtet.

  • ich werde mal kurz erläutern, warum das für mich eben zwei verschiedene paar schuhe sind. bei der situation "ablösung im einsatz" habe ich das problem, dass da kollegInnen überstunden machen müssen. die leitstelle hat den einsatz wahrscheinlich als dringlicher eingestuft, als er war, das weiß man jetzt, und deshalb kann man sich ein bisschen zeit nehmen, um eine alternative zu planen, möglicherweise ein anderes auto oder - wer möchte - ein schichtwechsel vor ort oder während der fahrt. besonders hochwertige rechtsgüter stehen in dieser situation nicht auf dem spiel. was kann schon passieren? die diensthabende besatzung macht überstunden. handelt es sich um eine 8-stunden-schicht: persönliches pech. für mich persönlich wäre das nichtmal ungewöhnlich. nächste woche habe ich 6 spätdienste, und ich wette jetzt schon, dass ich mindestens 2x werde überstunden machen müssen. ist auch kein beinbruch, und da ich rettungsassistent bin und keine bürokauffrau, rechne ich schon jetzt damit, dass ich nächste woche keinen zuverlässig-pünktlichen feierabend machen kann. das hat ja auch was romantisches. wenn ich am ende einer 12-stunden-schicht total übermüdet bin, wäre das vielleicht etwas anderes. aber auch da ist es nicht zwingend erforderlich, dass man einen fliegenden wechsel macht. alternativen habe ich ja genannt.


    jetzt zum notfalleinsatz direkt nach schichtwechsel. hier sind zweifelsohne höherwertige rechtsgüter im spiel, die auch strafrechtlich geschützt sind (zB § 323c sowie §§ 223, 212, 13 usw. StGB). bei gemeiner gefahr oder not habe ich keine wahl, und deshalb muss ich den einsatz übernehmen. ich falle des fliegenden wechsels übrigens bin ich nicht verpflichtet, mitzuspielen. auf welcher rechtsgrundlage auch? die garantenstellung gegenüber dem patienten hat ja die besatzung, die während der schicht den einsatz übernommen hat (bzw. übernehmen musste). und gemeine gefahr oder not liegt auch nicht vor. die übernahme des RTW bei der bereitstellung "wohnungsbrand" zB hätte ich deswegen auch ablehnen können. dann hätte die vorbesatzung halt überstunden gemacht.

  • @rc:
    Mit diesem Konstrukt stimme ich dir zu.
    Mein Gedanke ging ursprünglich in eine andere Richtung.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • In einem Krankenhaus und dort speziell in der Aufnahme ist es absolut üblich, dass Patienten über den Schichtwechsel des behandelnden Arztes hinaus versorgt werden.


    Ich habe noch nie gehört, dass dies irgendwie negativ betrachtet wird.


    Wenn der Einsatz und die Fahrroute dies zulässt, das anständig kommuniziert wird, man sich unter Kollegen gegenseitig vertraut und das Tauschen im Einsatz nicht die Regel ist, halte ich es nicht für ein Verbrechen. Es gibt schließlich auch Aussenwachen, wo nicht einfach ein anderes Fahrzeug geschickt werden kann.


    Eddy


  • Dein Beispiel ist nicht wirklich relevant, oder? Der Patient wird im KH ja nicht durch die Gegend gefahren damit der Arzt dann nach Hause kann, steht irgendwo rum bis es weiter geht. Wie schon oben gesagt wurde lag die Wache wohl nicht auf der Fahrtstrecke.
    Wenn der Umstand gut kommuniziert wird, was hier wohl nicht der Fall war, ist es ein Vorgehen welches für mich persönlich nicht in Frage käme, aber wir machen ja auch nicht alle die gleichen Entscheidungen und wenn Patient und Familie zustimmt, es nicht gegen Dienstanweisungen verstösst geht es niemanden ausser die Beteiligten etwas an.

  • Ich habe gerade echt Bauchschmerzen damit, wie hier mal wieder alles in einen Topf geworfen wird...
    Aus meiner Sicht haben wir hier nämlich mehrere Probleme, von denen eben nicht das eine die Lösung vom anderen sein kann; sondern verschiedene Probleme müssen auch so gelöst werden, dass ein passables Ganzes dabei rauskommt- und das bedeutet weder, dass der Patient einen Nachteil davon hat, noch dass es der AN ist, der einen Nachteil daraus zieht. Aber ich sehe den Patienten durchaus benachteiligt, wie, auf unserer Wache so geschehen, 15 Minuten vor offiziellem Schichtende auf dem Weg ins Krankenhaus getauscht werden muss, obwohl man damit einen Umweg von ca 5 Minuten in Kauf nimmt und das Zielkrankenhaus noch ohne weiteres innerhalb der Regelarbeitszeit erreichbar ist- lediglich die Rückfahrt zur Wache wäre außerhalb der regulären Schichtzeit gelegen...
    Mich nervt es außerdem ehrlich gesagt, wie eindimensional hier teilweise sogar innerhalb des Rettungsdienstpersonals gedacht wird... Mal im Ernst- wir reden hier teilweise darüber, dass die Einsätze deutlich vor dem eigentlichen Schichtbeginn von der Folgeschicht übernommen werden- und, so aktuell aus meiner Sicht der aktuelle Tenor, es besteht abseits der AZ-Regelungen keine Notwendigkeit zum Wechsel. Macht die Folgeschicht dann Minusstunden, weil sie früher anfangen darf oder hab ich was verpasst? Vor allem vor dem Hintergrund, dass für die Folgeschicht das Ende ihrer Dienstzeit noch nicht absehbar ist und es zum Ende der Folgeschicht evtl. einen langandauernden Einsatz gibt, der einen Wechsel nicht zulässt, halte ich die hier oft geforderte "Lösung" eines fliegenden Wechsels weiterhin auch im Hinblick auf die AZ für eine vorgeschobene Ausrede für "ich will pünktlich Feierabend machen"... Sicherlich nach der ein oder anderen Schicht verständlich und sicherlich kann das System als solches in Frage gestellt werden (zum Beispiel mit einer halben Stunde Dienstzeitüberlappung oder sonstigen (kostenintensiven) Lösungen). Den eigenen Missmut am Patienten auslassen hilft nämlich in diesem Fall genauso wenig weiter wie das klassische "Frau Müller, müssen Sie denn jetzt unbedingt nachts um drei anrufen, wo wir doch soooo schön geschlafen haben... Was soll das denn?!"...

  • Also ich übernehme regelmäßig Fahrzeuge ohne zu Checken von der Vorschicht, wenn es klingelt und ich bin schon da.
    Bisher hat noch nie was richtig wichtiges gefehlt und wenn wir mal ehrlich sind, hat man eigentlich ja auch alles mindestens doppelt dabei... Wenn andere Kollegen nicht rausfahren würden wegen der Checkerei, obwohl sie schon fertig umgezogen sind, wäre ich vermutlich extrem "angepisst"


    Mit Tauschen während dem Transport bin ich sehr zurückhaltend... habe es allerdings auch schon 1 mal gemacht... Der Einsatz war aber auch wirklich keine 3 Grundstücke von der Wache entfernt und es war auch nur ne Patella-Lux nach Analgosedierung...

  • Zitat

    Also ich übernehme regelmäßig Fahrzeuge ohne zu Checken von der Vorschicht, wenn es klingelt und ich bin schon da.
    Bisher hat noch nie was richtig wichtiges gefehlt und wenn wir mal ehrlich sind, hat man eigentlich ja auch alles mindestens doppelt dabei... Wenn andere Kollegen nicht rausfahren würden wegen der Checkerei, obwohl sie schon fertig umgezogen sind, wäre ich vermutlich extrem "angepisst"


    Bei uns ging das schief.


    Zur Rea ohne O2, Absauge, ein Medumat auf den keiner ne Einweisung hatte.


    Da durfte ich dann das NEF Leerräumen als ich ankam.



    Sent from my iPhone

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Also das geht mal garnicht... Wieso steht denn bitte so ein Auto in der Halle?


    Weil die Vorbesatzung 24h durchgefahren ist, und nicht weil sie seit 2-3 Stunden am Schlafen waren und das Auffüllen vergessen hatten. Wir werden doch alle verheizt und ausgebeutet.
    Die Schlimmsten RTW die ich je übernahm kamen mit den Worten, 'der ist so wie gestern'.......

  • dieses ganze ablöse-ding hängt eben wie so vieles auch ganz wesentlich an der allgemeinsituation auf der jeweiligen wache, betriebsklima, kontrollinstanzen, allgemeine sorgfaltsmaßstäbe, funktionierende abläufe, wertschätzung usw..

  • Ich erinnere an dieser Stelle nocheinmal an Nils Beitrag, in dem ein Gericht forderte, dass der Arbeitgeber regelmäßige Überstunden durch Einsätze über die Schichtzeit hinaus zu vermeiden habe. In dem Fall müsste ein überlappendes Schichtsystem eingeführt werden. Jetzt werden gleich wieder viele aufschreien, dass ich das bei der Berufswahl hätte wissen können, dass das unvermeidbar sei usw. Es ist nicht unvermeidbar, es kostet nur Geld. Gesetzliche Arbeitszeitgesetze setzen den Rahmen für das, was ein Arbeitnehmer im schlechtesten Fall mindestens einfordern kann! Daher ist nichts Ehrverletzendes dabei, wenn der Arbeitnehmer darauf besteht, eigentlich ist es sogar seine Bürgerpflicht. Weiterhin muss man mal sagen, dass der Patient im Laufe seiner Behandlung sehr viel Personal treffen wird und eine gewaltige Anzahl an Übergaben oder schlichtes Einlesen in die Patientenakte stattfindet. Es sollte zwischen RD Personal möglich sein, dass eine adäquate Übergabe stattfindet, insbesondere, weil es bei Einsätzen, in denen man tauschen könnte, in der Regel wirklich nicht so schwierig ist. Ich bin übrigens sehr sicher, dass der Vergleich zum Krankenhaus sehr viel weniger hinkt, als hier behauptet wurde. Es ist durchaus üblich, dass viele Dinge der Nachschicht übergeben werden, weil sie in der Schichtzeit nicht mehr geschafft werden. Dabei würden sie im einzelnen sicher schneller gehen, wenn die Vorschicht sich bereitwillig in Überstunden stürzt.


    Es ist hier Augenmaß gefragt. Es gibt Situationen, die zeitkritisch sind und wo eine Übergabe eine Schädigung des Patienten möglich macht. In diesem Fall sollte man dies unterlassen. Große Umwege würde ich persönlich nicht ohne wichtigen Grund in Kauf nehmen. Allerdings habe ich selbst auch schon Übergaben praktiziert, weil ich dringend weg musste oder die Nachschicht selbstständig an der ESt aufgetaucht ist. In der Regel hatten die Patienten Verständnis dafür. Aus dem Artikel ist die Situation ein bisschen unklar. Mir kommt fast das Bild einer Anschlussfahrt in den Kopf. Da kann man schon überlegen, ob man den Patienten im Krankenhaus belässt und in den Feierabend fährt während der Patient auf das nächste freie Fahrzeug dann unter Umständen länger wartet oder ob man "über den Stütz fährt". Eine nicht dringende Sekundärfahrt hätte ich persönlich ansonsten im voraus abgelehnt. Eine längere Wartezeit gänzlich ohne RD Kontakt wird meist besser toleriert. Generell klingt der geschilderte Einsatz aber wenig dramatisch. Vielleicht kommt es bei mir falsch an, aber es klingt für mich nur nach einer aufgeregten Sanhelferin aus dem EA, die nicht verstehen kann, dass die Kollegen nicht ihre gesamte Lebenszeit und -energie ausschließlich in ihren Beruf stecken wollen. Wir sollten unseren Dienst sorgfälltig, zuverlässig und hochqualitativ verrichten, aber wir arbeiten um zu leben und leben nicht um zu arbeiten. Zumindest mir ist mein Privatleben noch was wert.


    Maggus, deine Aussagen gehen hier durchweg unter die Gürtellinie. Ich weiß nicht, welche Träume von Rettungswachen du so hast, bei denen 1-2 Einsätze in 24h vorkommen. Aber du beleidigst hier durchweg das gesamte deutsche Rettungsfachpersonal.


    PS: Ich habe in den letzten neun Jahren dreimal so einen Wechsel durchgeführt. Von regelmäßig würde ich nicht sprechen, allerdings lehne ich gelegentlich mal (nicht dringliche) Fahrten ab, darunter auch im Krankenhaus Anschlusstransporte, wenn es wirklich nicht geht.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

    Einmal editiert, zuletzt von Johannes D. ()

  • Ich finde die ganze Sache eher gleichzeitig traurig und belustigend. Hier wird auf einer Seite mit verheizen, übermüden, ausbeuten und ständigem Durchfahren verallgemeinert und reibt sich gegenseitig den Rücken wie professionell und arm man aber trotzdem dran ist, wird der Spieß mal ein wenig umgedreht und angedeutet das von der harten Arbeitszeit die hier immer beschrieben wird ein großer Anteil verschlafen oder sonst wie verbracht wird, was in der Breite Fakt ist, dann geht das unter die Gürtellinie und ist abartig.
    Es ist peinlich mit an zu sehen wie die gleichen Leute die sich für das Standbein der Professionalität halten diese aber gleichzeitig nur damit zeigen indem auf Eigene Rechte und Pflichten anderer gezeigt wird. Diesese total unreflektierte selbsteinschätzung und Einschätzung der Lage des Rettungsdienstes ist schon schlimm. Man sieht es immer wieder und das ist das Schlimmste, das Kritik am Verhalten von RFP fast als Ketzerei dargestellt wird.
    Reibt euch weiter den Rücken und sonnt euch in eurer eigenen Herrlichkeit. Nur wehe da kommt ein KTP der zu einer Überstunde führt, da mag man dann nicht Patient oder Arbeitgeber sein, dann wird man von der Professionalität nämlich so richtig getroffen.

  • In der Sache kann man sicher unterschiedlicher Meinung sein.


    Was die Leute dir vorwerfen, Maggus, ist deine patzige und aggressive Art zu diskutieren. Das ist bei dir nicht immer so, fällt aber immer mal wieder auf. Hast du grad Stress?


    J.

  • Jörg, mir geht es fantastisch, danke der Nachfrage. Mir geht wie beschrieben halt auch so einiges auf den Sack, kann dies aber auch nicht ändern. Die Welt ist zum Glück nicht perfekt. Wie langweilig wäre das auch. Es gibt halt Tage in denen die Korrelation von vorangegangener Ignoranz oder Begrenztheit, und Patzigkeit gegen 1 tendieren. Oder wirfst du mir etwa vor ich hätte PMS?


    Wie soll ich denn reagieren wenn ich für die Ausbeutung der deutschen Rettungsdienstmitarbeiter verantwortlich gemacht werde, ausser mit Genuss noch etwas Holz nach zu legen?

  • ... wird der Spieß mal ein wenig umgedreht und angedeutet das von der harten Arbeitszeit die hier immer beschrieben wird ein großer Anteil verschlafen oder sonst wie verbracht wird, was in der Breite Fakt ist


    Ja, vor 20 Jahren vielleicht. Wo hast du das denn her?

  • Würde ich auch gern wissen. Ich suche so eine Stelle schon länger, verrate es uns bitte, dann kann man sich da bewerben!

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  • Ja, vor 20 Jahren vielleicht. Wo hast du das denn her?


    Bis vor 5 Jahren war ich ja noch selber aktiv und da gab es im Stadtnahen Kreis je nach Wache zwischen 6-10, 2-6 Einsätze am Tag und 2-4, 0-2 Einsätze in der Nacht. Ausreisser gabs immer. Das etwas mehr zu tun ist jetzt weis ich auch, aber trotzdem treibt mir die Tränendrüsenargumentation das man immer kurz vor einem Übermüdungsunfall steht halt die Pipi in die Augen.
    Das es vereinzelte Wachen gibt die höher ausgelastet sind ist auch klar. Ich drehte ja auch den Spieß der Verallgemeinerung um, nicht den der Realität. :-)