Mannheim: Gutachten belegt Defizite bei der Notfallmedizin / Konsequenzen noch umstritten

    Zitat

    "Platz für eine große Leitstelle


    Nach wie vor pocht die Stadt ja im Streit mit dem Land auch darauf, dass sie nicht nur eine "Einsatzzentrale" behält, sondern eine eigene Leitstelle - sprich hier Notrufe und Brandmeldeanlagen auflaufen. Bisher will das Land die für die gesamte Region in Heidelberg ansiedeln.


    Die Räume in der neuen Hauptfeuerwache werden aber so geplant, dass hier - mit wenigen Mehrkosten - problemlos die geforderte Integrierte Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst eingerichtet werden könnte. "Die Option ist da, Platz ist da, die nötige Sicherheit ist da", betont Thomas Schmitt."


    Quelle und ausführlicher Bericht: https://www.morgenweb.de/mannh…e-die-feuerwehr-1.2401350

    Das regionale Politikum (B)ILS Rhein-Neckar vs. ILS Mannheim hat es mal wieder in die Presse geschafft.
    Aufhänger ist ein aktueller Todesfall, bei dem es zu einem fraglichen Dispositionsfehler kam. Zu einer gemeldeten Reanimation wurde nicht der vom (sehr) nahen Veranstaltungssanitätsdienst angebotene RTW disponiert, sondern ein deutlich weiter entfernt stehender Regeldienst-RTW.


    Zitat

    "Könnte ein 44-jähriger Familienvater noch leben, wenn schneller der Rettungsdienst gekommen wäre? Diese Frage beschäftigt derzeit Helfer, aber auch die Stadt. Sie hat bei der Rettungsleitstelle Ladenburg offiziell eine Stellungnahme angefordert, warum zu einem Notfall an der SAP Arena ein Fahrzeug aus der Innenstadt geschickt wurde - obwohl in der Nähe, auf dem Maimarkt, doch ein Rettungswagen stand."


    Quelle und ausführlicher Bericht: https://www.morgenweb.de/mannh…ch-hilfseinsatz-1.2775159


    Und ein Kommentar dazu in derselben Zeitung:


    https://www.morgenweb.de/mannh…-der-leitstelle-1.2775164


    Man könnte ja hier zu der Erkenntnis gelangen dass im Bereich Mannheim wenigstens solche Dinge ans Tageslicht gelangen, zumindest hin und wieder. In den allermeisten Fällen erblickt so ein Fall andern Orts ja noch nicht ma die Tagesdämmerung.

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

    Wenn man sich den Beitrag so durch liest, dann bekommt man das Gefühl, dass es eher um ein gekränktes Gefühl beim Sanitätsdienst geht sowie um die ewige politische Frage nach dem Standort der Leitstelle geht. Notrufeingang um 18:00 Uhr, der RTW ist um 18:06 Uhr an der Einsatzstelle eingetroffen. Bombig gute Zeit, gerade für Baden-Württemberg mit seinen ständigen Hilfsfristproblemen! Laienreanimation lief bereits. Wie viel Zeit hätte der Sanitätsdienst da noch raus holen können? Ich kenne die genauen Voraussetzungen der Alarmierung in dem Bereich nicht, also wann und wie der Sanitätsdienst davon erfahren hat. Bei der Alarmierung (Analog mit Durchsage)? Da wird es sicher schon 18:01 Uhr gewesen sein (Abfrage und Alarmierung). Beim Ausrücken des RTW (Durchsage über Funk)? Da wird es sicher noch später gewesen sein. Dann muss der Sanitätsdienst da auch erst einmal hin kommen, auch wenn das in der Nähe ist (Routenplaner sagt 900-1100m). Daher ist fraglich, ob die 1 oder 2 Minuten mehr Zeit, wenn der Sanitätsdienst überhaupt eher da gewesen wäre, was gebracht hätten, wenn eine (suffiziente) Laienreanimation bereits lief. Mein Gefühl sagt mir nein...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

    Zitat von Harris NRÜ

    Wenn man sich den Beitrag so durch liest, dann bekommt man das Gefühl, dass es eher um ein gekränktes Gefühl beim Sanitätsdienst geht sowie um die ewige politische Frage nach dem Standort der Leitstelle geht. Notrufeingang um 18:00 Uhr, der RTW ist um 18:06 Uhr an der Einsatzstelle eingetroffen. Bombig gute Zeit, gerade für Baden-Württemberg mit seinen ständigen Hilfsfristproblemen! Laienreanimation lief bereits. Wie viel Zeit hätte der Sanitätsdienst da noch raus holen können? Ich kenne die genauen Voraussetzungen der Alarmierung in dem Bereich nicht, also wann und wie der Sanitätsdienst davon erfahren hat. Bei der Alarmierung (Analog mit Durchsage)? Da wird es sicher schon 18:01 Uhr gewesen sein (Abfrage und Alarmierung). Beim Ausrücken des RTW (Durchsage über Funk)? Da wird es sicher noch später gewesen sein. Dann muss der Sanitätsdienst da auch erst einmal hin kommen, auch wenn das in der Nähe ist (Routenplaner sagt 900-1100m). Daher ist fraglich, ob die 1 oder 2 Minuten mehr Zeit, wenn der Sanitätsdienst überhaupt eher da gewesen wäre, was gebracht hätten, wenn eine (suffiziente) Laienreanimation bereits lief. Mein Gefühl sagt mir nein...


    Gruß


    Ich glaube, es geht eher ums Prinzip als um den konkreten Einzelfall.

    Du meinst, dass der Sanitätsdienst nicht hin durfte?

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

    Ich schrieb das vor einiger Zeit in einem anderen Thread bereits: hier meldet sich jedes Rettungsmittel eines Sanitätsdienstes bei der Feuerwehr an. Einerseits kann dann die Leitstelle Notrufe von der Veranstaltung direkt mit dem vor Ort befindlichen Rettungsmittel bedienen, andererseits kommt es auch mal vor, dass man einen Einsatz außerhalb der Veranstaltung bekommt. Dafür gibt es dann die Abmachung, dass die Feuerwehr einen RTW zur Veranstaltung schickt und dieser dort vor Ort bleibt, bis der originäre SanDienst-RTW wieder an der Veranstaltung ist. Im Gegenzug rüstet die Feuerwehr sämlichte HiOrg-Rettungsmittel mit Material (inkl. Medikamenten) aus, kümmert sich um den Funk-Krams und übernimmt auch die Abrechnung der Einsätze, die während SanDiensten anfallen. So wäscht eine Hand die andere. Der größte SamDienst-Auftraggeber der Stadt hatte sich mal verständlicherweise beschwert, dass er für einen RTW zahle und dieser dann nicht zur Verfügung stünde. Die Feuerwehr sagte dann: "Ihr bekommt ja schnell Ersatz" und - das weitaus schlagkräftigere Argument - "Stellt Euch vor, gegenüber Eurer Veranstaltung kippt jemand tot um, alle sehen den RTW dort stehen, aber helfen tut der nicht."


    Lange Rede, kurzer Sinn: gerade bei Einsätzen wie eine gesicherten Reanimation hälte ich es für überhaupt nicht diskutabel einen SanDienst-RTW nicht zu alarmieren und wenn es nur zwei Minuten bedeuten. Jemanden zwei Minuten früher aus seinem Kammerflimmern zu defibrillieren, ist durchaus relevant.

    Zitat von bodo#3

    Lange Rede, kurzer Sinn: gerade bei Einsätzen wie eine gesicherten Reanimation hälte ich es für überhaupt nicht diskutabel einen SanDienst-RTW nicht zu alarmieren und wenn es nur zwei Minuten bedeuten. Jemanden zwei Minuten früher aus seinem Kammerflimmern zu defibrillieren, ist durchaus relevant.


    Es muss ja nicht direkt ein RTW sein: Jeder Sanitätswachdienst hat heutzutage einen AED dabei; zur Not 2 Mann in den MTW und ab die Post.

    Häufig ist ja SanDienst-Personal äquivalent zu SEG/KatS-Personal. Die haben also einen Melder. Hier macht haupt-/nebenamtliches Personal die Dienste. Wenn ich das machen würde: ich hätte z.B. gar keinen Melder über den man mich alarmieren könnte.

    Zitat von Harris NRÜ

    Du meinst, dass der Sanitätsdienst nicht hin durfte?


    Nein, das wäre gar kein Problem gewesen. Es ist in Mannheim durchaus üblich, dass Sonderdienst-RTW Einsätze (auch in der Umgebung des Sonderdienstes) übernehmen und dann auch transportieren.


    Mit "Es geht ums Prinzip" meinte ich eher das angespannte Verhältnis zwischen der Stadt Mannheim und den Trägern der ILS, das von der Presse verfolgt und aufgegriffen wird. Die Standortfrage (und Qualitätsfrage) ist halt noch immer ein ungelöstes Thema, zumal die neue Mannheimer Hauptfeuerwache (mitsamt potenziellem BILS-Standort) gerade Richtfest hatte....

    Zitat von Jörg Holzmann

    Nein, das wäre gar kein Problem gewesen. Es ist in Mannheim durchaus üblich, dass Sonderdienst-RTW Einsätze (auch in der Umgebung des Sonderdienstes) übernehmen und dann auch transportieren.


    Mit "Es geht ums Prinzip" meinte ich eher das angespannte Verhältnis zwischen der Stadt Mannheim und den Trägern der ILS, das von der Presse verfolgt und aufgegriffen wird. Die Standortfrage (und Qualitätsfrage) ist halt noch immer ein ungelöstes Thema, zumal die neue Mannheimer Hauptfeuerwache (mitsamt potenziellem BILS-Standort) gerade Richtfest hatte....


    Ach so, okay. Also doch die politische Seite, die ich bereits angesprochen hatte. Nur noch mal kurz: Was ist eine BILS (oder wofür steht das "B" vor "ILS")?


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

    Zitat von Harris NRÜ

    Was ist eine BILS (oder wofür steht das "B" vor "ILS")?


    Bereichsübergreifende ILS, hier für die Bereiche Mannheim, Heidelberg und Rhein-Neckar-Kreis. Das waren früher zwei getrennte Rettungsdienstbereiche und sind seit einiger Zeit der größte RD-Bereich in Baden-Württemberg, zuständig für etwa 1.000.000 Menschen.

    Ach so, also eine KRLS oder RILS oder... :mocking:

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

    Möchte hier folgendes zu sagen:
    Ich glaube sehr wenig von dem was allgemein in der Zeitung steht.
    In so einenm konkreten Fall weiß ich dummerwiese viellleicht sogar mehr (oder einfach die Wahrheit) und glaube es noch weniger.
    Mehr dazu sagen kann ich leider nicht.

    Kennst du die Szene in den Western, in denen der Wind so einen Wüstenläufer durch das Bild weht und sonst nichts passiert?
    So komm ich mir grade vor.


    Natürlich sollte man nicht alles glauben was in der Zeitung steht und oft werden eigene Interessen verfolgt.
    Und nu? Was lernen wir jetzt daraus?


    Und nebenbei: im Anbetracht der Probleme, die im RNK herrschen, täten imho alle beteiligten gut daran, die Karten -"Wahrheiten", Standpunkte, Absichten- auf den Tisch zu legen.


    Wenn Du hierzu informativ betragen würdest, fände ich das famos.

    Ich verstehe Mo, wenn er Insider-Infos hat, diese aber nicht weitergeben kann.


    Und es dürfte nicht die Aufgabe eines Leitstellenmitarbeiters sein, diese Probleme anzugehen oder aufzudecken - zumindest nicht in der Öffentlichkeit

    Zitat von Christian Betgen

    Ich verstehe Mo, wenn er Insider-Infos hat, diese aber nicht weitergeben kann.


    Ich auch.


    Zitat von Christian Betgen

    Und es dürfte nicht die Aufgabe eines Leitstellenmitarbeiters sein, diese Probleme anzugehen oder aufzudecken - zumindest nicht in der Öffentlichkeit


    Ist es auch nicht.


    Aber warum dann erst rufen, ich weiß was! Und dann niemanden was sagen?