Bayern: Abrechnung Notarztdienst - Neue Vergütungssystematik ab 2015

  • bei aller geldlichen Diskussion hier...
    Dass ein Notarztstandort tagsüber (quasi in der Regelarbeitszeit der Abteilung an einem Krankenhaus, die das NEF regulär besetzt) unbesetzt ist, empfinde ich als eine riesige Frechheit und einen Schlag ins Gesicht der Patienten.


    Ich finde, man kan als NA nicht das auf dem Rücken von Patienten austragen, was man gegenüber der KVB seit JAHREN schon versäumt hat zu verhandeln.


    Mal abgesehen davon, dass ein Stundenentgeld von 30-40€ was bei diesem Konstrukt ja mehr oder weniger auch herauskommt schon seit einiger Zeit zumindest an den Standorten an denen ich aktiv bin völlig normal und für die Einsatzbelastung vollkommen in Ordnung ist!!
    Wenn die Herren Mediziner das große Geld haben wollen müssen sie eben nochmal BWL studieren und ins Consoulting gehen...ich bin dieses ewige Geweine irgendwann auch mal satt!!

  • Fällt das jetzt erst auf?


    VerHütungssystematik? :lol:

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Tut mir Leid, ich finde es völlig in Ordnung, wenn man Preisverhandlungen auch mit Druck durchführt. Die Kostenträger / Arbeitgeber spekulieren seit Dekaden auf das Gutmenschentum des medizinischen Personals vom Arzt bis zum Reinigungspersonal in medizinischen Einrichtungen. Es wird fest kalkuliert, dass sich niemand gegen irgendwas wehrt oder mal mit Nachdruck verhandelt, weil man immer die Patienten, die möglicherweise davon einen Nachteil haben, vorschieben kann. Das ist natürlich unerfreulich und sicherlich widerstrebt es jedem medizinischen Personal, diesen Zustand einzukalkulieren. Aber das NEF war letztlich nicht unbesetzt, weil die NAs sich zu fein zum arbeiten waren, sondern weil man nicht bereit war, einen Preis zu zahlen, der Honorarkräfte verfügbar macht. Es wäre nach wie vor auch möglich, einen Arzt einzustellen, unabhängig davon, ob dies direkt oder durch eine Überlassung von einem Krankenhaus geschieht. Aber das wäre am Ende des Tages bedeutend teurer. Da ist der Ausfall begründet und nicht bei der Böswilligkeit der Ärzteschaft. Und wie soll man ernsthaft verhandeln, wenn man sich weigert Druck aufzubauen? Als Bittsteller allein wird man wenig durchsetzen.


    Sicherlich hat sich in den letzten Jahren einiges verbessert, nicht zuletzt wegen der Ärztestreiks und wegen Änderung im Arbeitsrecht, was nicht selten von EU Ebene aus durchgesetzt wurde (Stichwort: Arbeitszeit). Aber wir lassen uns viel zu viel gefallen. Enorme Arbeitszeiten, Arbeitszeitverlängerung mit teilweise mehr als fragwürdiger Grundlage, geringer Gehaltszuwachs, Tarifverträge werden immer seltener, Überstunden werden als Pflicht angesehen, weil eine überlappende Abdeckung ja viel zu teuer wäre, etc pp. Diese Liste ist fast endlos. Es wird Zeit, dass man anfängt sich zu wehren. Und wenn es damit los geht, dass mal jemand einen Schlussstrich bei einer Gehaltskürzung für Honorarkräfte zieht, dann möchte ich denjenigen applaudieren.


    Natürlich können wir ab morgen auch alle dauerhaft 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag für den Mindestlohn arbeiten. Ich würde nicht mitmachen.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Ich dachte, wir könnten im Rettungsdienst nicht streiken...

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Im Rettungsdienst sehr wohl, nur in der Notfallrettung nicht. Der Krankentransport kann sehr wohl bestreikt werden und das ist schon häufiger geschehen.


    Aber es hat nichts mit einem Streik zu tun. Bei einer Honorarkraft gibt es keinen Arbeitsvertrag und keine Arbeitsverpflichtung. Wenn der Honorarkraft das Angebot nicht ausreicht, kann sie es einfach ablehnen. Wenn mir das Angebot einer Schule nicht gefällt, muss ich als Honorardozent auch nicht unterrichten. Auch wenn ggf. der Unterricht dadurch ausfällt. Es hat halt nicht nur Vorteile, ausschließlich mit Honorarkräften zu arbeiten.

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  • Das Missverständnis hatte ich dann quasi auch.



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  • Das Wohl der Patienten spielt bei Arbeitgebern und "Gesundheitsfirmen" nur eine Rolle, wenn gestreikt werden soll.


    Überlange Arbeitszeiten? Opt-out bis 60 Stunden? Klagen gegen Städte wegen angeblicher ungerechter Krankenhausfinanzierung? Alles kein Problem. Patientengefährdung? Wo denn?


    Ich kann es echt nicht mehr hören.

  • Im Rettungsdienst sehr wohl, nur in der Notfallrettung nicht. Der Krankentransport kann sehr wohl bestreikt werden und das ist schon häufiger geschehen.


    Aber es hat nichts mit einem Streik zu tun. Bei einer Honorarkraft gibt es keinen Arbeitsvertrag und keine Arbeitsverpflichtung. Wenn der Honorarkraft das Angebot nicht ausreicht, kann sie es einfach ablehnen. Wenn mir das Angebot einer Schule nicht gefällt, muss ich als Honorardozent auch nicht unterrichten. Auch wenn ggf. der Unterricht dadurch ausfällt. Es hat halt nicht nur Vorteile, ausschließlich mit Honorarkräften zu arbeiten.

    Möglicherweise kann auch die Notfallrettung bestreikt werden. Z.B. ohne Abrechnung retten. Aber da bin ich mir nicht sicher. Wäre auf jeden Fall ein deutlicher Mehraufwand in der Verwaltung.
    Ist sowas rechtlich möglich?

    Speed is life!
    Es gibt 10 Arten von Menschen. Solche, die binär zählen können, und Solche, die es nicht können.

  • Und wieder Augsburg: Wenn der Notarzt 30 Minuten Anfahrt hat


    Zitat

    Die Rettungsassistenten seien sehr gut ausgebildet. Darüber hinaus stehe der Rettungshubschrauber am Klinikum als Zubringer für Notärzte zur Verfügung


    Aber auch nur bis Sonnenuntergang, und der ist bekanntlich bald im Winter.


    Zitat

    Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung sind im Januar am Standort Klinikum acht von 60 Notarztdiensten noch nicht besetzt. Beispielsweise bleibt dort der Notarztwagen vom heutigen Mittwochnachmittag bis Donnerstagmorgen stehen


    Nochmal: Das Klinikum Augsburg ist das größte Krankenhaus Bayerns. Wenn es die nicht schaffen, wer dann. Als vor einem Jahr der Christoph 40 in Betrieb ging, haben sich die Ärzte förmlich geprügelt, wer nun fliegen darf. (Wurden letztendlich je sechs Anästhesisten, Chirurgen und Internisten).


    Zitat

    In Ballungszentren haben Notärzte nun allerdings deutliche Einkommenseinbußen. Bei einer 24-Stunden-Schicht am Wochenende verdiente ein Notarzt in Augsburg bisher im Schnitt über 1400 Euro, wie die KVB vorrechnet. Seit Jahresanfang sind es nur noch gut 1000 Euro.


    1000 Euro durch 24 Stunden macht immerhin noch 41 € brutto. Bleibt nach Abzug aller Steuern, Versicherungen und Rücklagen die Hälfte übrig. Unsere VEF-Ärzte bekommen 25 €/Stunde und können Privatpatienten separat abrechnen. Kommt ungefähr das Gleiche raus.


    Zitat

    Die Vergütung sinke in Ballungszentren um durchschnittlich 40 Prozent. Freiberuflichen oder niedergelassenen Ärzten, die im Notarztdienst tätig seien, bleibe nach allen Abzügen nur noch ein Nettostundenlohn unter zehn Euro. Einige Kollegen seien bereits in ihrer Existenz bedroht


    Existenzbedrohend? Vielleicht sollten sie mal um eine Anstellung in der Klinik bemühen. Oder leben da ein paar vom Notarztfahren?

  • Das kann nicht sein, denn das wäre ja ein Verstoß gegen das Heilpraktikergesetz (§3):


    Gerichtsurteil aus Bayern


    :bomb:


    Aber dann dürfte es ja gar keine Honorarkräfte geben?
    Ach doch, in den Kliniken sind sie für die Dauer vermutlich "niedergelassen"?!


    Interessant wäre mal zu wissen, warum das "Umherziehen" verboten ist.
    Was spricht bei Heilpraktikern/Ärzten gegen eine "Mobile Praxis"?

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin