RETTUNGSSANITÄTER in BW | Klinikpraktikum

  • Liebes Rettungsfachpersonal,


    ich habe eine - womöglich banale - Frage betreffend eines Klinikpraktikums für den Rettungssanitäter in BW:


    Ist es -gesetzlich- vorgeschrieben, dass ich die 160 Stunden Klinikpraktikum in unterschiedlichen Abteilungen machen muss? Sprich 2 Wochen Anästhesie und 2 Wochen Intensiv?
    Grund warum ich frage ist derer, dass ich Intensiv nicht spannend finde und dort auch nicht sooo viel helfen/machen darf wie in der Anästhesie. Und da ich gerne viel üben möchte, wären doch z.B 3 Wochen Anästhesie und 1 Woche Intensiv praktischer bzw. vorteilhafter?!


    Wer weiß was und wer kann mir dabei helfen? :P


    Danke im voraus,


    kamel.

  • kann mich da jörg nur anschließen.


    grade die paar wochen für den RS reichen weder um das eine noch das andere praktikum so zu nutzen um wirklich fit in dem was man da lernen kann zu werden. grade daher ist die verteilung sinnvoll. alles mal sehen, viel fragen und nachlesen. wenn du weisst was sache ist, kannst du dich nach dem sani in eigeninitiative weiter fortbilden (prakika in der anästehsie werden u.a. auch als fortbildungsstudnen angerechnet).

  • Um deine Frage zu beantworten: Nein, ist es nicht, kannst du machen, wo du willst.


    Als ich den RA machte, war es im örtlichen KH gerade nicht möglich, Praktika in der Anästhesie zu machen, also hab ich mirs halt zwischen Notaufnahme und Intensiv 50:50 aufgeteilt.
    Klar hat Intensiv nicht sooo viel mit dem Job zu tun, aber bereuen tu ich es auf keinen Fall, ich konnte dort trotzdem viel mitnehmen.


    Widersprechen muss ich dir beim nicht viel machen. Wenn du dich geschickt anstellt, darfst du auch in der Intensiv viel machen.


    Würde an deiner Stelle auch noch, wenn möglich, die Notaufnahme mit ins Programm nehmen.
    Ich hatte damals 1 Woche Intensiv, 2 Wochen Anästhesie und nochmal ne Woche Notaufnahme.

  • Die zwei Wochen Intensiv möchte ich nicht missen. Denn gerade hier hat man als angehender RS auch mal länger mit Patienten zu tun und muss sich um sie kümmern, inklusive pflegerische Tätigkeiten. Zugänge legen, Atemwege sichern und Medis aufziehen ist nicht alles. Gerade die ersten zwei Sachen macht man als RS später eh nur noch selten.


    Aber es ist halt schon interessant und lehrreich zu sehen, wie Apoplexe, Herzinfarkte, etc. behandelt werden. Nicht viel machen kann ich auch nicht bestätigen. Es gab immer was zum zusehen oder assistieren. Seien Katheter jeglicher Art gewesen, Krankheitsbilder, Dokumentation etc. Auch darf man den Faktor Kabel, Medikamente, Spritzenpumpen, etc. nicht vergessen. Das nimmt einem etwas den Schrecken wenn man später mal einen Intensivverlegung fahren muss. :-)

  • Lass das mal ruhig mit der Intensiv, aber spätestens, wenn Du das erste mal im RTW eine Perfusorspritze aufziehen, einen Patienten mit zig Kabeln, Schläuchen, Zu- und Ableitungen umbetten sollst oder es einfach mal nur mit einem wirklich, richtig kranken Patienten zu tun haben solltest, wirst Du die zwei Wochen in denen Du u.a. das alles hättest lernen können vermissen.
    Ganz davon abgesehen, dass sich ja irgendwer was dabei gedacht hat, dass man ein Praktikum auf einer Intensivstation machen sollte, es sich für einen selber mit Sicherheit lohnt auch mal kennenzulernen, was so mit seinen Patienten passiert, wenn man diese auf der Intensivstation abgekippt hat und - nicht zu vergessen, dass dort ja durchaus höchstqualifizierte Menschen arbeiten, die einem für seinen weitere Ausbildung und sein Berufsleben deutlich mehr und wichtigeres Wissen vermitteln als es jedes Lehrbuch könnte.


    Wenn Du allerdings tatsächlich mit der Einstellung "Ist öde, hab ich kein Bock drauf und jetzt muss ich auch noch den Wäschesack wechseln" dort hingehst, dann erspare Dir und den Kollegen vor Ort die Sache doch lieber.


    bestens,
    Simon (den angehende Rettungsdienstler doch immer noch mal wieder erstaunen)

  • Also ich kann dich verstehen, ich hatte als RH im RS Praktikum nämlich auch "nicht so Bock auf Intensiv".
    Hab statt Intensiv damals 2 Wochen Notaufnahme gemacht, davon eine auf der chirurgischen Seite und eine auf der inneren. Das hatte ich mit der Schule abgeklärt und war kein Problem.
    Nachdem ich jetzt für den RA auf Intensiv war, muss ich sagen, dass ich es genauso wieder machen würde.
    In der Notaufnahme hab ich damals als RS sehr viel machen dürfen, u.a. sehr viele 12 Kanal EKG geschrieben und das hat mir auf dem RTW viel geholfen.
    Auch ein wenig Anamnese und Ersteinschätzung war dabei. Es waren auch viele verschiedene Patienten dabei.


    Die Intensivzeit jetzt für den RA möchte ich im Nachhinein auch nicht missen, aber ich fand es deutlich komplexer und auch, wenn ich jetzt als angehender RA mehr Wissen und etwas mehr Erfahrung mitgebracht habe, war es anspruchsvoll.


    Also für mich und meine Tätigkeiten im Rettungsdienst fand ich es so genau richtig, für den RS zwei Wochen Anästhesie (reicht, finde ich) und zwei Wochen NA und für den RA Intensiv, Anästhesie und NA.


    Was auf jeden Fall wichtig ist: Immer fragen, immer mithelfen und möglichst alles mitnehmen, dann kann man viel lernen.
    Viel Spaß! :thumbup:

  • Ein wichtiger Teil warum die Intensiv in die Rotation aufgenommen wurde ist einfach das erlernen von pflegerischen Tätigkeiten. In keinem anderen Ausbildungsabschnitt wirst du lernen wie mit der Ausscheidung von Patienten umzugehen ist, wie ein Patient zu waschen ist, was Lagerung bedeutet, etc. usw.
    Dies sind alles Tätigkeiten die in der Anästhesie nie, in der Notaufnahme nur extrem selten vorkommen. In der Intensiv dagegen hast du im Regelfall ein Patientenklientel, dass umfangreich gepflegt werden muss und einen Personalschlüssel, der (mehr oder minder) eine Einweisung in diese Tätigkeiten erlaubt.
    Sicherlich ist dies nicht der Teil der Arbeit auf den ein junger Mitarbeiter am meisten "Bock" hat. Aber es ist eben ein Teil unserer Arbeit und oftmals ein entscheidender sozialer Faktor. Rettungsdienst ist nun mal nicht nur "Halli-Galli-Drecksau-Traumaparty" sondern v.a. auch die letzte Verteidigungslinie unseres Sozialsystems und ein System das v.a. Allrounder benötigt.


    Wenn du später auf der Autobahn die Fernverlegung auf das Stechbecken setzen musst oder nachts um drei ein verzweifelter Angehöriger die RLST anruft weil die Ehefrau bis zum Hals eingekotet hat und der Pflegedienst nicht kommt weißt du wovon ich rede.

  • Wenn du später auf der Autobahn die Fernverlegung auf das Stechbecken setzen musst oder nachts um drei ein verzweifelter Angehöriger die RLST anruft weil die Ehefrau bis zum Hals eingekotet hat und der Pflegedienst nicht kommt weißt du wovon ich rede.


    Hinzu kommt das Verständnis für und die Einschätzung von pflegebedürftigen Patienten aus Alten- und Pflegeheimen.

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • Ich weiß, ich bin komisch, aber mir hat es damals auf ITS ja so gut gefallen, dass ich kurzzeitig sogar darüber nachdachte meine RettAss Ausbildung abzubrechen und doch noch Pflege zu machen.
    (Die massive Unflexibilität der Regierung von Oberbayern bei der Anerkennung von Stunden hat dann aber zum Weitermachen bewegt)

  • Ich schließe mich meinen Vorrednern hier an, vor allem auch aus Sicht eines Krankenpflegers. In der Anästhesie werden die Fertigkeiten eines Auszubildenen mehr geschult und verfeinert, z.B. die Beutel-Masken-Beatmung, die Assistenz und/oder die Durchführung der Intubation, das legen eines peripher venösen Zugangs, Assistenz bei der Narkoseeinleitung, usw. In der Notaufnahme wird mehr die Schnittstellen RD<>KH vermittelt (Aufnahmeverfahren, Diagnostik, usw.) beleuchtet. In der Intensivpflege wird, wie es der Name schon sagt, neben der Medizin auch mehr auf die allgemeinen und individuellen Bedürfnisse der Patienten eingegangen, also der Pflege, weil diese hier regelhaft länger verweilen wie im OP oder in der NFA. Dazu muss dieser Bedarf aber auch erkannt werden. Und dazu ist neben der Intensivmedizin auch die Krankenbeobachtung nicht unwichtig. Stichwort: Pflegebedarf und -planung (Stichworte: ATL, Juchli). Das muss ja nicht bis in die pflegerische Perfektion betrieben werden, schult aber neben der Fachkompetenz auch die Sozialkompetenz, wenn im späteren Einsatzdienst nicht nur der medizinische Bedarf, sondern auch der pflegerische/soziale Bedarf erkannt wird. Ist ja neuerdings auch ein Lernziel. Und sein wir mal ehrlich, soziale Einsatzgründe kommen häufig vor. Sei es aus einer Suchterkrankung oder aufgrund der altersbedingten Überforderung von Personen, weil man "nicht mehr so gut kann". Daher kann die Mithilfe und das selbstständige Umsetzen bei der Lagerung, beim Waschen, bei der Mobilisierung und auch ein wenig "Scheiße schaufeln" nicht schaden. Ich muss als Retter öfters alten Menschen bei der Mobilisierung helfen als wie ich diese intubieren muss. Ich halte daher einen Einsatz in der Intensivpflege für wichtig.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

    Einmal editiert, zuletzt von Harris NRÜ () aus folgendem Grund: Rechtschreibfehler

  • Ich weiß, ich bin komisch, aber mir hat es damals auf ITS ja so gut gefallen, dass ich kurzzeitig sogar darüber nachdachte meine RettAss Ausbildung abzubrechen und doch noch Pflege zu machen.

    Ich habe die Intensiv- und Anästhesiepflege auch geliebt. Am Anfang des dritten Ausbildungsjahres hatte ich ernsthafte Zweifel, warum ich für den "Job" drei Jahre lernen muss. Man wird voll gestopft mit Wissen das jedoch im Alltag der normalen Pflegestation so gut wie nie abgerufen wird. Fertigkeiten einer Putzkraft und einer Restaurantfachkraft werden öfters gebraucht wie fachpflegerische Fertigkeiten, die damals schon immer mehr auf den ärztlichen Bereich abgeschoben wurden. Erst im dritten Ausbildungsjahr, als ich (endlich) die Anästhesie, die internen und chirurgischen Intensivstationen absolvierte, mein Pflegeschülerleben wieder einen Sinn ergab und ich blüte förmlich auf. Hätte ich damals nicht so extrem lange auf den Beginn meiner Fachweiterbildung warten müssen (aus 1,5 Jahren wurden mindestens 6 Jahre), dann wäre ich heute bestimmt nicht bei der Feuerwährs gelandet. Mein Traum war ja immer eine 50/50 Stelle in der Intensiv-/Anästhesiepflege und auf einem RTH/ITH/ITW.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • ...Ich hatte nach dem RettAss Praktikum ja sogar die Zusage direkt nach Absolvieren der Schule und einem Jahr Tätigkeit die Fachweiterbildung zu kriegen. Aber nunja, kam alles anders und im Endeffekt auch nicht schlechter. (Ich habe allerdings als RettAss noch lange in der Anästhesie und gelegentlich ITS gearbeitet)

  • Eine mündliche Zusage hatte ich zunächst auch...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Halbe Stelle ITS und halbe Stelle Rettungsdienst war zu Beginn auch mein Plan. Ich hab lange auf einer riesen ITS an der MHH gearbeitet und da hat es mir super gefallen. Teilweise vermisse ich das inzwischen sogar. da ist echtes Fachwissen gefordert, da kann man mal wirklich zeigen was man kann. Zumindest war das auf meiner Intensiv so. Inzwischen weiss ich auch, dass das nicht überall so ist.
    Dass der Plan sich jetzt so verschoben hat, find ich allerdings trotzdem nicht schlimm. Und wenn die Lust doch mal wieder zu groß wird, dann kann ich ja jederzeit wieder hin^^

    "Lass dich nicht unterkriegen, sei frech und wild und wunderbar!"
    Astrid Lindgren

  • Ich kann den kameltreiber und seine Frage durchaus verstehen. Ich fand damals, als 19-jähriger Zivi, die Zeit auf der Intensivstation auch relativ langweilig und hätte lieber in der ZNA 12-Kanal-EKGs geklebt und im Schockraum zugeguckt (damals wusste ich noch nicht, dass der fast nie in Betrieb ist). Im Nachhinein muss ich sagen, dass das schlicht und ergreifend an meiner eigenen Ahnungslosigkeit lag. Ehrlicherweise hat man ja nach vier Wochen Rettungssanitäter-Schnellbleiche keinen Dunst von Anatomie, (Patho)Physiologie oder Pharmakologie und ist deswegen auch kaum in der Lage zu verstehen, was warum mit dem Patienten gemacht wird.



    Nach ein paar Jahren Studium (und ein wenig Wissenszuwachs) habe ich diese Meinung aber komplett revidiert, finde Intensivmedizin unglaublich spannend, freue mich auf jede Veranstaltung die mit Intensivmedizin zu tun hat (gut, Notfälle sind auch ok :-D ) und sehe auch meine berufliche Zukunft in dem Bereich. Trotzdem finde ich persönlich es für das Niveau eines Rettungssanitäters als schlichtes Überforderungsszenario. Vlt hat man auf dem Level echt mehr davon, wenn man lernt wie man EKGs schreibt.

  • Die Intensivstation ist meiner Meinung nach der einzige Ort, an dem man den Patientenzustand alleine beurteilen kann, ohne dass einem das gleich ein Arzt abnimmt. Das ist für mich das große Ausbildungsziel (neben der Gerätetechnik) für angehende RDler. Man untersucht Patienten, nimmt Veränderungen wahr, betrachten die Vitalfunktionen und leitte daraus ab, wie es dem Patienten geht. Und das ganze im Idealfall unter Anleitung einer erfahrenen Intensivpflegekraft, die das seit Jahren macht.


    Gruß, Christian

  • hey leute, ich melde mich nun auch mal wieder zu Wort.


    Vorab ich wollte mich jetzt nicht so ins Licht stellen, dass INTESIV der größte Müll wäre, etc.. NEIN!


    Bevor ich mit den zwei Wochen Intensiv angefangen habe, dachte ich mir so: Mhm.. ich will doch was machen (i.v., 12kanal, intubieren üben, verkabeln, etc....) und nicht "nur" pflegen, Menschen bei der Notdurft helfen, etc..


    ABER: nach meinen erfolgreichen absolvierten Intensivwochen, kann ich sagen dass alles in allem eine super Zeit war. Die Mitarbeiter waren spitze, immer freundlich, nett, witzig und geduldig (wenn ich die mal wieder mit Fragen durchlöchert habe).
    Vom Aufgabenfeld hier war es trotzdem nicht gaaaanz so mein Fall. Trotzdem konnte ich einiges neues Sehen und Lernen (!!), was ich sehr gut fand :)


    Für die anderen angehenden RS'ler die sich überlegen wo sie ihr Klinikpraktikum machen wollen: Habt keine Scheu, gönnt euch zwei Wochen Intensiv, ist super ;)


    Zum Schluss noch ein fettes Danke für die, die hier ihre Meinung geschrieben haben! Weiter so :P


    grüßle kamel.

  • und nicht "nur" pflegen, Menschen bei der Notdurft helfen, etc..


    Ich freue mich für Dich, dass Du so positive Erfahrungen gemacht hast! Und ich freue mich sehr, dass Du Deine Vorstellung von der Tätigkeit auf einer Intensivstation revidieren konntest. Es ist halt nicht "nur pflegen". Und auch, wenn es "nur pflegen" wäre: die Intensivpflege ist mit Abstand der anspruchsvollste der drei Bereiche, die Du jetzt kennenlernen darfst und erfordert eine enorm hohe Expertise. Leider nimmt ein Außenstehender oder auch ein "Halblaie" das häufig nicht so wahr.


    Viel Spaß und Erfolg weiterhin! :positiv: