Droht Engpass beim KTW RNK ?

  • Zitat

    "Wir bekommen pro Fahrt weniger Geld, haben schlechtere Arbeitszeiten, höhere Kosten für Fahrzeuge und Materialien und müssen auch Beiträge in Berufsgenossenschaften abführen."


    Interessant:

    • pro Fahrt weniger Geld - wieso?
    • haben schlechtere Arbeitszeiten - klingt im Text dann so: keine Nachtschichten und keinen Wochenenddienst mehr
    • höhere Kosten für Fahrzeuge und Materialien - verstehe ich nicht
    • müssen auch Beiträge in Berufsgenossenschaften abführen - das DRK nicht?


    Das DRK scheint ähnliche Probleme zu haben

    Zitat

    Dussinger weist darauf hin, dass das DRK grundsätzlich im Krankentransport mit "qualifiziertem Personal und Material" unterwegs sei - im Gegensatz eben zu privaten Anbietern. "Qualität hat ihren Preis."


    Da steh ich nun, ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor

  • - pro Fahrt weniger Geld:
    Die Privaten müssen mit den Krankenkassen die Preise frei verhandeln, und bekommen dann durchaus weniger als eine HiOrg, da sie eine schlechtere Position haben, Lobby, Verhandlungsgeschick etc.
    Ggf ist der Unterschied auch einfach dem Standort geschuldet, wenn man die Preisunterschiede in den Gebührensatzungen etc sieht.


    - müssen Beiträge zu BG abführen
    da ist ein Gedankenfehler drin , grob ist der unterschied:
    für den ehrenamtlichen Bereich wie Katastrophenschutz etc keine Abgaben an die BG,
    für den "gewerblichen" Bereich wie Kindergärten, Rettungsdienst etc. sind Abgaben fällig.

  • Die Transportpauschalen im RNK/HD waren und sind mit den Kostenträgern eher knapp verhandelt gewesen. Vermutlich erhalten private Anbieter -um es vorsichtig zu formulieren- nicht mehr pro Transport. Außerdem: Seit wenigen Jahren erst nimmt der ehrenamtlich gefahrene Krankentransport dort ab. Hier waren die Privaten immer im Nachteil...
    Und: die ILS von FW/DRK besetzt...


    Die Konkurrenzlage kann man also als "hartes Pflaster" bezeichnen.


    Die Andeutungen hinsichtlich der Qualität kann ich nicht bestätigen. Das Alter der Fahrzeuge sowie die Ausstattung des Rettungsdienstes ist hier auch bei den HiOrgs sehr "heterogen"...

  • Ich glaube, der Kern des Problems liegt im Personalmangel und in der generellen Unterfinanzierung des Krankentransports. "In besseren Zeiten" hat das DRK Dumpingtarife für den Krankentransport ausgehandelt und (zumindest teilweise) durch die Notfallrettung quersubventioniert, gerade im Mehrzwecksystem. Im nun wieder etablierten getrennten System funktioniert das nicht mehr. Das trifft in der Konsequenz allerdings nicht nur die privaten Anbieter. Das DRK kann ja die eigenen KTW nicht besetzen, weil Personal fehlt. Eine Folge ist allerdings vermutlich schon, dass qualifiziertes Personal, das vor einigen Jahren "als Notlösung" bei einem Privaten angeheuert hat, in der jetzigen Situation eher zu den etablierten HiOrgs abwandert. Und davon ist in dem Artikel ja in erster Linie die Rede.

  • Das hier angesprochene neue Problem ist ein altes, seit Monaten gibt es im Bereich Rhein-Neckar einen Engpass an KTW. Die Idee Nachts und am Wochenende keine KTW-Fahrten zu machen führt schon länger zu echten Problemen, in Kombination mit der steigenden Nachfrage ist hier schon länger ein Engpass zu erkennen.


    KTW Transporte bleiben im Bereich Rhein Neckar gerne mal liegen, in den Randgebieten wird da auch gern mal auf Rettungsmittel (KTW;MZF; RTW) aus den benachbarten Bereichen zurückgegriffen. Teilweise werden bei diesem Vorgehen Transporte als "akut" bzw. gerade hereingekommen weitergegeben, die in Wahrheit schon mehrere Stunden bzw. tlw. sogar Tage anstehen. Bei Transporten in die benachbarten RD Bereiche wird nach meiner Erfahrung mangels eigener Kapazitäten schon heute versucht RM von diesen für die Fahrt zu bekommen oder gar der abgebenden Klinik gesagt man sei dafür nicht zuständig. Ein Engpass bei den KTW ist also bei weitem nichts neues.


    Die Sache mit den höheren Preisen beim privaten Anbieter kann ich durchaus nachvollziehen. Der private Anbieter wird bei Material und Co. weniger abnehmen und damit schlechtere Preise erzielen, auch wird man als HiOrg ggf. eh irgendwelche Sonderkonditionen haben die einem gewisse Preisvorteile ermöglichen. Auch die Ehrenamtlichen und ihre Fahrzeuge ermöglichen den HiOrg manche finanzielle / strukturelle Vorteile, auch diese Vorwürfe bzw. diese Argumentation ist daher aus meiner Sicht nicht von der Hand zu weisen.
    Die Endgelder für KTW Transporte sind nach meinen Infos auch nicht gerade das was man als wirtschaftlich betrachten kann, hat der private Anbieter dann auch noch eine schlechtere Position und oder weniger Verhandlungsgeschick kann ich auch eine entsprechende Problematik erkennen.


    Nicht über lang, sondern sehr kurzfristig wird man sich im Rhein Neckar Gebiet man über den Bereich Krankentransport Gedanken machen müssen, sonst fährt man alles gegen die Wand. Die Idee den Markt zu öffnen und mehr Wettbewerb(er) zu zulassen wird keine Lösung sein, denn bei den mir bekannten Endgeldern kann sich keiner lange halten und das gilt vor allem für den qualifizierten Bereich. Eine andere Version wäre ggf. auch wieder die RTW mit in den Krankentransport einzubeziehen, aber auch hier gibt es entsprechende Probleme und damit kann dies eigentlich auch keine Lösung sein.
    Persönlich bin ich gespannt was man aus dem Hut zaubern wird, ich hoffe nur das man nicht noch mehr auf die Anderen setzt.

  • Das Thema KTW-Tarife ist in ganz BW ein ernsthaftes Problem. Bisher gibt es meines Wissens nach keinen RD-Bereich, bei dem der KTW-Tarif über 70 Euro liegen würde und das ist einfach viel zu wenig. Aber bisher sind die Kostenträger wohl noch nicht bereit sich wirklich strukturell zu bewegen. Teilweise kommt man ja aber auch aus Bereichen von 40 - 50 Euro je KTW.

  • Bei Transporten in die benachbarten RD Bereiche wird nach meiner Erfahrung mangels eigener Kapazitäten schon heute versucht RM von diesen für die Fahrt zu bekommen


    In der vergangenen Woche selbst erlebt. Während eines RTW-Transportes in eine große Klinik im RN-Bereich wurden wir von der Leitstelle angefragt, ob wir auf dem Rückweg einen Krankentransport in eine Reha-Klinik in unserem Bereich übernehmen könnten. Wenn man weiß, dass die RTW in RN selbst (zu Recht) keine Krankentransporte mehr übernehmen dürfen mutet es schon sehr fragwürdig an, wenn dann Rettungswagen aus den Nachbarbereichen dafür angefragt werden. Zumal gerade auch Fahrten in Reha-Einrichtungen mittels RTW im Zuge der Sofortmaßnahmen hinsichtlich der Hilfsfristproblematik bereits durch das Sozialministerium untersagt wurden.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Kenne ich ganz ähnlich, aber auch die Variante, dass gezielt aus den Nachbarbereichen RM angefordert werden. Ist man dort eh schon unterwegs und es geht in die Richtung in die man muss, dann kann ich das evt. noch verstehen. Fährt man aber als externes Rettungsmittel an um eine Fahrt in den eigenen Bereich abzuholen, die am Ende gar noch X Stunden / Tage lang ansteht, kann ich das verstehen und vor allem dann nicht, wenn man die Erfüllung der Hilfsfrist bzw. die Patientenversorgung damit gefährdet.


    Neben der knappen Ressource KTW / RTW dürfte auch die Situation mit der Leitstelle zu Eskalation beitragen, den bei einer zu knappen Besetzung kann selbst ein gutes Tagesgeschäft im Chaos enden.

  • Neben der knappen Ressource KTW / RTW dürfte auch die Situation mit der Leitstelle zu Eskalation beitragen, den bei einer zu knappen Besetzung kann selbst ein gutes Tagesgeschäft im Chaos enden.

    Mal weg vom Personalschlüssel, Organisation und Technik kann man diese Situation mit einem einfachen und kurzen Wort beschreiben, was in einer Leitstelle regelhaft "abgeht". "Mangelverwaltung" sagt eigentlich alles. Man versucht aus Scheiße Gold zu machen. Was man nicht hat, kann man aber nicht schicken. Gleichzeitig stapeln sich die Einsätze immer höher, was im Umkehrschluss bedeutet, dass man immer mehr Anrufe bekommt und sich das gejammer der Bürger am Telefon anhören darf. Und was Leitstelle und Rettungsdienst betrifft, so lebe ich im Vergleich zu BaWü noch im Paradis, wenn man das die letzten Jahre hier mal so verfolgt.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.