Kanzlei Spengler & Kollegen: "Bufdi/FSJ im Rettungsdienst nicht arbeitsmarktneutral"

  • Es ist allerdings ein Irrglaube, dass eine Ausbildertätigkeit in Vollzeit weniger anstrengend ist als die durchschnittliche Tätigkeit im Rettungsdienst.


    Es geht mir hier um arbeitsmedizinische Gesichtspunkte, d.h. vorallem Erkrankungen der Wirbelsäule.

  • NEF Fahren soll weniger anstrengend sein? Nur wenn der NEF Fahrer faul ist. Ich frage nochmal. Wo in Deutschland kann denn der RettAss denn im Betrieb bleiben, und einer alternativen Tätigkeit nachgehen? (Ich stimme Jörg übrigens zu! Wenn ich mal 3 Tage am Stück unterrichtet habe, bin ich danach völlig fertig).


    Verrückt, man muss bis 65 Jahre Vollzeit arbeiten, wenn man in seinem Beruf bleiben will.
    Das ist wirklich ein Skandal! :applaus:

  • Zitat von »Monkeyface«
    Auch die Berufsfeuerwehr ist anstrengend und körperlich fordernd. Der einzige Unterschied ist, dass man, wenn man nicht mehr feuerwehrtauglich ist, (in der gleichen Besoldungsstufe) zum Akten kopieren ins Rathaus versetzt wird. Als Retter muss man sich selbst um einen Job als Aktenkopierer kümmern, wenn man nicht mehr rettungsdiensttauglich ist.

    Der BFler bekommt dabei aber sein Lohn, der Rettungsdienstler wird wohl kaum als Aktenkopierer sein über 15 Jahre erarbeitetes gehalt weiterhin bekommen. Übrigens werden die wenigsten Feuerwehrleute ins Rathaus versetzt. Die meisten werden eine FW Tätigkeit kriegen, und viele fahren dann eben den ELW (und bekommen dadurch noch Schicht und Feuerwehrzulage). Ich gönn denen ihr geld, ich weis nur nicht, warum das für den RD anders sein soll.

    Also vielleicht kenne ich die falschen BFs, aber der Regelfall ist das meines Wissens nicht. In den meisten Löschzügen gibt es genau vier Plätze als Fahrer, dafür aber ungefähr 12 Funktionen bei denen Atemschutztauglichkeit vorausgesetzt wird. Plus eben die RTW Funktionen.


    Ich erlebe ehrlich gesagt nicht, dass die Schichtmodelle im RD besonders Familienfreundlich oder entlastend sind. Du kannst mir gerne mal sagen wie entlastend ein 24h Dienst ist, mit 10 Einsätzen. Es geht doch schon mit der 48h Woche los.

    Ich habe (Gott sei Dank :biggrin_1: ) noch keine Familie. Aber ich kenne durchaus Kollegen, die die 24 Stunden-Dienste als sehr familienfreundlich schätzen. Klar, Arbeit ist nun mal Arbeit, aber es hat ja durchaus einen Grund, dass der Rettungsdienst nicht im acht-Stunden-Dienst fährt. Eben weil längere Schichten insgesamt entspannter für die Mitarbeiter sind.


    Ein Fitnessraum bedeutet dass die Kollegen schwitzen und stinken. Ist egal, wenn man gleich in HUPF Schwer springt, aber nicht, wenn man Medizin machen will.

    Naja, mein Gott, dann zieht man halt die Jacke an und entschuldigt sich ggf. einmal beim Patienten. Wer dafür kein Verständnis hat, der braucht den Rettungsdienst vielleicht auch nicht ganz so dringend.


    Neue Wege gehen ist doof. Lieber anmerken das es anderswo auch schlecht läuft, und dann darauf hinweisen, der fette Retter sollte eine Currywurst weniger essen (zynisch, überspitzt). Ist halt die Frage, ob man damit einen guten Rettungsdienst aufbauen und erhalten kann. Bisher erlebe ich wenige Kollegen die bis 65 arbeiten wollen im RD. Ich kann nur hoffen, dass es Entscheidungsträger gibt, die anders denken.

    Ja gut, jeder Beruf hat Vor- und Nachteile. Der Rettungsdienst hat nun einmal den Nachteil, dass er körperlich belastend ist, daran wird man nix ändern können. Und es wird auch einfach nicht gehen, dass jeder in irgendeine Büroposition wechselt. Deswegen wäre es sinnvoll, zu schauen, dass die Mitarbeiter möglichst lange fit für den Beruf sind, für den sie sich entschieden haben. Und dazu gehört eben, dass sie sich einerseits aktiv fit halten, andererseits aber natürlich auch so weit es geht geschont werden (wie ich sagte, möglichst eine Entlastung von zermürbenden Unsinnseinsätzen).

  • Na dann gibts ja kein Problem, und der weltbeste Rettungsdienst kann fleißig weiter machen.



    Ich bin raus. :hi:

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Ich glaube an der Grundproblematik ändert das nichts. Der Rettungsdienst ist eine Riesenbaustelle. Wir haben sowohl ein Problem damit, uns um ältere Mitarbeiter zu kümmern als auch darum, Nachwuchs zu gewinnen. Änderungen der Betriebsabläufe halte ich in vielen Unternehmen für geboten, auch an der Bezahlung muss sich etwas tun, aber es müssen eben auch kurzfristige Lösungen her. Insofern finde ich den Gedanken einer Hilfskraft zur Entlastung des älteren Rettungsdienstpersonals anhaltend keine dumme Idee. Man wird es nicht an jeder Wache durchführen können. Aber welches Konzept lässt sich schon auf jede Wache übertragen? Dafür ist der Bereich zu heterogen. Ob nun der FSJler als Dritter fährt oder mal als Zweiter auf dem KTW oder als fertiger RS bei Eignung den RTW lenkt, damit der ältere Kollege einen "Orgadienst" machen kann, ist im Prinzip egal. Es gibt ja durchaus Länder, die mit 3 Personen Rettung fahren und damit auch nicht unzufrieden sind...


    Ich muss zudem sagen, dass es mich ein wenig stört, dass die hauptsächliche hier geäußerte Kritik an Konzepten zur Bearbeitung der Altersthematik von einem Arzt und einem Medizinstudent kommen. Ich bin in jeder Diskussion dankbar für jedes Argument, aber seien wir ehrlich: Im Prinzip muss die Arbeitsplatzgestaltung im Rettungsdienst auf die Personen ausgerichtet werden, die dort ihre Zukunft verbringen werden und für die das eben nicht nur eine Zwischenlösung ist. Das ist bitte nicht persönlich zu verstehen, aber das hat für mich etwas Absurdes. Ich mische mich ja auch nicht bei Friseuren ein und spreche denen das Anrecht auf eine faire Bezahlung mit der Begründung ab: "Am Anfang steht die Berufswahl", sondern ich wünsche mir, dass diese Menschen mittelfristig in der Lage sein werden, mit ihren immerhin 3 Jahre erlernten Beruf ein halbwegs anständiges Leben führen zu können. Und dieses "jeder Beruf hat Vor- und Nachteile" ist mir beileibe zu neoliberal als das ich das ernst nehmen könnte. Noch vor 150 Jahren sind die Dachdecker reihenweise besoffen von den Dächern gefallen, Kinder haben Nachtschichten in Fabriken geschoben und das Konzept eines freien Wochenendes war höchstens ein Wunschtraum. Und vermutlich gab es schon zu dieser Zeit Leute die gesagt haben: Da kann man nichts machen...

  • Insofern finde ich den Gedanken einer Hilfskraft zur Entlastung des älteren Rettungsdienstpersonals anhaltend keine dumme Idee.


    Das war ja in vielen Bereichen jahrelang genau das Mittel der Wahl: Zivildienstleistende und Studienplatzwarter haben eine - mal größere, mal kleinere - Gruppe von Rettungsfachpersonal gestellt, die eben nicht ihre gesamte berufliche Zukunft im Rettungsdienst verbringen wollte. Die Veränderungen in Sachen Berufsbild und Fahrzeugbesetzung führen nun dazu, dass diese Gruppe kleiner wird, denke ich. In der Konsequenz wird die Gruppe der zunehmend älteren "Lebenslangretter" größer. In der weiteren Konsequenz stellen sich ggf. Fragen wie Berufsunfähigkeit usw. deutlicher als früher, und die Altersstruktur der Belegschaften dürfte sich tendentiell nach oben verändern. Das wird dadurch verschärft werden, dass die Nachwuchsgewinnung schwerer ist als früher.


    M. E. einzige Lösung dafür wären Fahrzeugbesatzungen aus RS und NFS, denn nur die RS-Ausbildung ist eine, die für Studienplatzwarter ernsthaft in Betracht kommt. Ob die Bufdi-Zahlen überhaupt an die frühere Zivi-Menge herankommen, habe ich nicht geprüft. So oder so regen sich ja aber immer wieder Stimmen, die den Einsatz im Rettungsdienst ablehnen. Ob man stattdessen Personal im Rettungsdienst haben möchte, das die hauptberufliche Beschäftigung als RS als Daueroption sieht, wage ich zu bezweifeln.

    Lügen ist keine Kunst. Kunst ist, anderen die Wahrheit in einem neuen Licht zu zeigen.

  • Vorneweg: MOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOODS!!!!!!!!!!!!1elf!!!!!! ;)


    Vielleicht kommen wir mal zum Thema zurück und behandeln das Thema "Fit & Gesund bis zur Rente im Fahrdienst" an eigener/anderer Stelle.
    #######################Trennung##########################
    Schauen wir doch mal in die Gesetzesgrundlage:
    § 1 (1) JFDG:
    Jugendfreiwilligendienste fördern die Bildungsfähigkeit der Jugendlichen und gehören zu den besonderen Formen des bürgerschaftlichen Engagements. [...]
    §1 BFDG:
    Im Bundesfreiwilligendienst engagieren sich Frauen und Männer für das Allgemeinwohl, insbesondere im sozialen, ökologischen und kulturellen Bereich sowie im Bereich des Sports, der Integration und des Zivil- und Katastrophenschutzes. Der Bundesfreiwilligendienst fördert das lebenslange Lernen.
    §3 (1) JFDG:
    Das freiwillige soziale Jahr wird ganztägig als überwiegend praktische Hilfstätigkeit, die an Lernzielen orientiert ist, in gemeinwohlorientierten Einrichtungen geleistet, insbesondere in Einrichtungen der Wohlfahrtspflege,[...] in Einrichtungen der Gesundheitspflege,[...].
    §3 (1) BFDG:
    Der Bundesfreiwilligendienst wird in der Regel ganztägig als überwiegend praktische Hilfstätigkeit in gemeinwohlorientierten Einrichtungen geleistet, insbesondere [...] in Einrichtungen der Wohlfahrts-, Gesundheits- und Altenpflege, [...]. Der Bundesfreiwilligendienst ist arbeitsmarktneutral auszugestalten.


    Fassen wir mal zusammen so stellen wir fest, das eine überwiegend praktische Hilfstätigkeit fürs Allgemeinwohl zum lebenlangen Lernen Sinn und Zweck von FSJ/BFD sind.
    Und nur um Missverständnisse zu vermeiden, das sagt der Duden dazu: Hilfstätigkeit: Tätigkeit, mit der jemand bei einer beruflichen Arbeit aushilft.


    Per Definition ist somit weder der 2FSJler-KTW möglich, noch der Freiwillige als 2. Besatzungsmitglied. Ein Drittes Besatzungsmitglied darf unter Anleitung allerdings durchaus das Fhz. führen (bei passender Fahrerlaubnis), das Patientengespräch führen, etc.


    In meiner kleinen "Ach-wär-das-schön-Welt" würden die HiOrgs FSJ & BFD nutzen um Rettungssanitäter führ Ihre San-/RD-Einheiten auszubilden und mit etwas Erfahrung zu versehen.

  • Ob man stattdessen Personal im Rettungsdienst haben möchte, das die hauptberufliche Beschäftigung als RS als Daueroption sieht, wage ich zu bezweifeln.

    Die will man unbedingt! Nicht jeder möchte Verantwortung, nicht jeder möchte (oder kann) NotSan werden. Wenn er zufrieden ist mit seiner Tätigkeit als RettSan, dann ist das der perfekte Teampartner. Wie gesagt, wir haben einige (viele?) RettSan die das hauptberuflich fest machen, und mit denen kann man sehr gut zusammen arbeiten.

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  • Und nur um Missverständnisse zu vermeiden, das sagt der Duden dazu: Hilfstätigkeit: Tätigkeit, mit der jemand bei einer beruflichen Arbeit aushilft.


    Wäre ich zynisch, würde ich sagen: Das ist während der ganzen Debatte um die Kompetenzen des RettAss komischerweise kaum mal vorgetragen worden ;). Aber genug des OT, stimmt schon.



    Der Bundesfreiwilligendienst ist arbeitsmarktneutral auszugestalten.


    Die Musik spielt m. E. genau an dieser Stelle. Alle anderen Ziele des Gesetzes lassen sich ja auch erreichen, indem Bufdis als reguläre Kollegen eingesetzt werden.


    Was mich an der weiter oben verlinkten Gerichtsentscheidung stört, ist ein genuin juristischer Aspekt: Das Arbeitsgericht zieht die Beurteilung der Arbeitsmarktneutralität an sich und greift damit letztlich in die Beurteilung durch die - immerhin behördliche - Stelle ein, welche die Bufdi-Plätze anerkannt hat. Dabei scheinen mir aber die Gründe unterzugehen, welche die Anerkennung tragen. Ich bin nicht sicher, ob das im Sinne des Erfinders ist, und ich bin auch nicht sicher, ob ein Arbeitsgericht für diese Frage die richtige Stelle ist.

    Lügen ist keine Kunst. Kunst ist, anderen die Wahrheit in einem neuen Licht zu zeigen.

  • immerhin behördliche - Stelle ein, welche die Bufdi-Plätze anerkannt hat.


    Ich kann dazu nur meine Froschperspektive anbieten, wir sind sowohl als FSJ- wie BFD-Stelle anerkannt (is ja auch vorne ein HiOrg-Logo anner Tür) wir waren ja vorher auch als ZDL-Stelle anerkannt.
    Es war bei uns noch nie jmd. von einer Behörde oder von weiter oben aus der Firma um zu prüfen ob unsere Freiwilligen arbeitsmarktneutral, artgerecht, etc. eingesetzt werden.
    Ist also die Frage wie die Behörde(n) überhaupt die Eignung feststellen/prüfen.

  • Ich muss zudem sagen, dass es mich ein wenig stört, dass die hauptsächliche hier geäußerte Kritik an Konzepten zur Bearbeitung der Altersthematik von einem Arzt und einem Medizinstudent kommen. Ich bin in jeder Diskussion dankbar für jedes Argument, aber seien wir ehrlich: Im Prinzip muss die Arbeitsplatzgestaltung im Rettungsdienst auf die Personen ausgerichtet werden, die dort ihre Zukunft verbringen werden und für die das eben nicht nur eine Zwischenlösung ist. Das ist bitte nicht persönlich zu verstehen, aber das hat für mich etwas Absurdes. Ich mische mich ja auch nicht bei Friseuren ein und spreche denen das Anrecht auf eine faire Bezahlung mit der Begründung ab: "Am Anfang steht die Berufswahl", s


    Du liest dir aber schon durch was ich geschrieben habe?
    Da stand nicht absolut nichts über Bezahlung oder du hast dir einen Beruf selbst ausgesucht etc drinnen...


    Vielleicht mag es dir seltsam vorkommen, aber auch ich frage mich, wie man mit 64 Jahren Wechselschicht in einem Krankenhaus (d.h. auch ohne die Möglichkeit eines Bettes zum Ruhen) arbeiten soll. Das geht doch gar nicht.


    Wichtig ist und bleibt in der DIskussion, dass man unrealistische Forderungen stellt und das Problem als ein höchst berufsspezifisches Problem titutliert, bei dem wirklich niemand außer man selbst mitreden kann.
    Führt dann schlicht und ergreifend dazu, dass sich niemand mit dem Problem identifizieren kann und auch niemand anderes das Mitleid aufbringt hieran etwas zu ändern.

  • Ich hoffe der deutsche Rettungsdienst kann und wird sich verändern, auch ohne das Mitleid der Ärzte. 8-)

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  • Ich muss zudem sagen, dass es mich ein wenig stört, dass die hauptsächliche hier geäußerte Kritik an Konzepten zur Bearbeitung der Altersthematik von einem Arzt und einem Medizinstudent kommen. Ich bin in jeder Diskussion dankbar für jedes Argument, aber seien wir ehrlich: Im Prinzip muss die Arbeitsplatzgestaltung im Rettungsdienst auf die Personen ausgerichtet werden, die dort ihre Zukunft verbringen werden und für die das eben nicht nur eine Zwischenlösung ist. Das ist bitte nicht persönlich zu verstehen, aber das hat für mich etwas Absurdes. Ich mische mich ja auch nicht bei Friseuren ein...


    Wenn das dein Ernst ist, hast du Sinn und Zweck (und Tradition) dieses Forums nicht verstanden. Mal davon abgesehen, dass es maximal arrogant erscheint, wenn man sich in seinem Entwicklungsbestreben pauschal ein Einbeziehen der Außenperspektive verbittet. Aber auch das ist vielleicht ein Phänomen in der rettungsdienstlichen Berufspolitik in Deutschland: man schmort gerne im eigenen Saft.


    Stattdessen sollte man froh und dankbar darüber sein, dass man hier kontinuierlich (!) auf hohem Niveau (!) und noch dazu kostenlos (!) Meinungen und fachlichen Input von allen möglichen Experten anderer Fachrichtungen und Berufsfelder bekommt.
    Aber das merkst du vielleicht auch selbst, wenn du dir deinen Absatz nochmal durchliest und dann mit deinem eigenen professionellen Anspruch abgleichst, den du in deinen Beiträgen gerne mal durchblicken lässt.

  • Natürlich können andere Berufsgruppen dazu auch was beitragen. Vielleicht -aufgrund ähnlicher Problematiken-sogarmehr als man denkt. Oder sind die KuG, die sich hier in Doppelfunktion tummeln , oder die Anwälte etc auch raus?
    Ich glaube dass diese Argumentation von Tobias Sambale schlicht Masche ist, die Diskussion zu hypen. Bewusst zu provozieren , auch wenns vielleicht nicht nötig ist. Als Stilmittel möglich, brauch man aber imho hier nicht, weil dann aufgrund des jetzt geschaffenen Nebenschauplatzes nur nix bis wenig rauskommt.


    Daraus Grundsätzlichkeiten, was deutsche Rettungsdienstler betrifft, abzuleiten, hielte ich für ungerechtfertigt und unfair den anderen gegenüber(ich verstehe aber was du meinst, Jörg)...

  • Na, da habe ich was angerichtet. Zu keiner Zeit habe ich sagen wollen, das ich nicht auf die Eindrücke anderer Berufsgruppen neugierig bin. Auch wäre ich ein großer Freund davon, wenn sich Gesundheitsarbeiter aller Coleur zusammenfinden und sich gemeinschaftlich für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen würden. Nun ist es aber so, dass es eben nicht egal ist, ob ich als nicht-ärztlicher Rettungsdienstler oder als Arzt im Krankenhaus angestellt bin. Kaum eine andere Berufsgruppe hat so wenige aktive Mitarbeiter Ü60, wie der Rettungsdienst. Auch kann man wohl nicht behaupten, dass Ärzte, so schlecht ihre Bezahlung in DE auch im internationalen Vergleich sein mag, in einer prekären Arbeitssituation sind. So ist die berufliche Durchlässigkeit von der M1k3 gesprochen hat bei ihnen deutlich höher. Dies liegt sowohl in ihrer hohen gesellschaftlichen Anerkennung als auch in ihrer guten Ausbildung begründet. Daneben verfügen sie über Expertenwissen, dass an vielen Stellen in der freien Wirtschaft benötigt wird.
    Worum es mir auch nicht geht ist der rettungsdienstliche Mittelstand. Als solchen bezeichne ich gerne Kollegen, die ganz genau wissen, was sie nach dem Rettungsdienst machen. Ein Kollege von mir ist Berufspilot geworden, ein anderer hat einen Futtermittelladen aufgemacht, ein anderer macht nebenbei seinen Schreinermeister. Um diese Kollegen mache ich mir keinerlei Sorgen. Es ist zwar bedauerlich, dass sie dem Rettungsdienst auf Dauer fehlen werden, da sie einen enorm guten Job machen, aber sie werden recht selbstbestimmt ins Alter gehen. Im Gegensatz dazu gibt es mehr als genug Kollegen, die eben keinen Plan für einen "Absprung" haben. Dies ist spannenderweise eine hochgradig berufsspezifische Situation. Und ich bin hier an kurzfristigen Lösungen interessiert, denn die Kollegen von denen ich schreibe sind jetzt und hier da.


    Ich halte es recht einfach mit meinem Glauben an Verteilungsgerechtigkeit in der Gesellschaft: Betroffene brauchen ein Sprachrecht vor nicht-Betroffenen. Dabei will ich weder den Sinn noch die Tradition dieses Forums verletzen, sondern dazu mahnen nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen
    Apropos Vergleich: Der Friseurvergleich war missglückt. Dafür entschuldige ich mich gerne. Ich habe den Beitrag beim ersten Kaffee nach dem Aufstehen geschrieben und war dementsprechend wohl noch nicht auf der Höhe.


    Übrigens finde ich es ganz schmeichelnd, dass mir so ein Kalkül zugetraut wird, ein Agent Provocateur zu sein. Das mag vielleicht manchmal stimmen, heute aber war und bin ich ob der Relativierungen der Thematik einfach nur latent genervt.


    Michael Neupert: Siehst Du das Gericht in diesem Fall nicht als Kontrollinstanz an? Oder anders gefragt: Wem obliegt es, diese behördliche Stelle zu überwachen? (Um zum Thema zurückzufinden...)

  • Auch kann man wohl nicht behaupten, dass Ärzte, so schlecht ihre Bezahlung in DE auch im internationalen Vergleich sein mag, in einer prekären Arbeitssituation sind.


    Vielleicht kannst du endlich aufhören Sozialneid auf Ärzte zu schüren.
    Ich gehe mal davon aus, dass du im Gegensatz zu mir durchschnittlichen Krankenhausarzt einen unbefristeten Arbeitsvertrag hast.
    Eine Studienkollegin von mir schied deswegen aus ihrem Team aus, weil sie schwanger wurde. Es erfolgte im Anschluss (nach Mutterschutz etc.) keine Verlängerung des bestehenden Beschäftigungsverhältnisses, weil eine Schwangerschaft und die damit verbundenen Fehlzeiten indirekt den Betriebsfrieden stören (was indirekt so kommuniziert wurde: Sie erscheinen uns als Arbeitskraft unzuverlässig)...


    Die Alternative bleibt die Selbstständigkeit ohne jegliche Form der sozialen Absicherung.


    Im Alter und bei Krankheit ist beides keine schöne Alternative.



    Und unterm Strich bleibt eine gleiche Frage übrig:
    Wie kann man älteren Arbeitnehmern die Last des Schichtdienstes erleichtern?

  • Ich schüre keinen Sozialneid auf Ärzte. Bei Deiner Berufsbezeichnung hätte auch Betriebswirt stehen können, ich hätte trotzdem widersprochen, denn sowohl Arzt als auch Betriebswirt ist es vergönnt ihren Beruf in der Regel bis zur Berentung ausüben zu können.
    Glaubt man den den Zahlen des DRK können dies lediglich 1% der Rettungsassistenten. Versteh mich bitte auch nicht falsch. Ich bin sehr dafür, dass Ärzte bessere Arbeitsbedingungen haben. Ein Freund von mir ist angehender Internist (Weiterbildungsassistent) und macht monatlich 120 Überstunden. Das ist nicht akzeptabel. Auch finde ich das Chefarztsytem überholt und halte die Definition von angemessenen Personalschlüsseln im ärztlichen (und allen anderen gesundheitlichen) Sektoren für dringend geboten. Nun ändert dies ja aber nichts daran, dass Ärzte in unserem Gesundheitssystem sowohl aufgrund ihres soziales Status als auch aufgrund vieler Perspektiven nicht das untere Ende der Nahrungskette darstellen. Schlechter als alten Rettungsdienstlern wird es vermutlich nur den Altenpflegern gehen...


    Befristungen sind im Rettungsdienst inzwischen auch keine Seltenheit mehr. Bei deiner Kollegin kommt hier allerdings auch noch ein anderes Problem hinzu. Nämlich ein geschlechterpolitisches...
    Für Frauen, grade in der Medizin, ist Mutter werden ein teilweise enorm großes Problem. Viele weibliche Studenten ziehen ihr Studium deswegen extra konsequent durch, um nicht erst mit Ende 30 Mutter werden zu müssen/können.
    Dies geht soweit, dass sich Mädchen (wie in meiner Schulzeit beobachtet) bereits zur elften Klasse überlegen, dass sie ein 1.0er Abi brauchen, um mit Anfang 30 Mutter werden zu können, wenn sie planen Medizinerinnen zu werden.
    Das sie unter diesem Druck stehen finde ich höchst bedauerlich...

  • Hi!

    Vielleicht kannst du endlich aufhören Sozialneid auf Ärzte zu schüren.
    Ich gehe mal davon aus, dass du im Gegensatz zu mir durchschnittlichen Krankenhausarzt einen unbefristeten Arbeitsvertrag hast.

    du hast doch hoffentlich nicht ernste Existenzängste und Angst vor Arbeitslosigkeit?
    Selbst ich als kleiner RettAss (NFS) gehe bald ganz unbekümmert wieder in ein befristetes Arbeitsverhältniss unweit meines Lebensmittelpunktes ein...
    Grüße
    (PS: eine Kollegin von mir hat sich extra ein Kind angeschafft um Heimatnah Medizin zu studieren)

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • Alt und /oder Krank sollte man ohne unbefristetes Arbeitsverhältnis nie werden.


    Und da hatte ich letztes Jahr krankheitsbedingt durchaus Sorgen um meine Zukunft.
    Oder es anders ausgedrückt: Es hat mich zum Nachdenken angeregt, wie es weitergeht, wenn es mal nicht mehr geht.
    (Zum Glück hat sich alles dann weniger dramatisch dargestellt als erwartet.)


    Aber wenn man jung und gesund ist spuckt man gerne große Töne,
    absurderweise im Kontext einer Diskussion, wo es darum geht, dass man einen bestimmten Beruf nicht bis 65 Jahre ausüben kann.


    Unterm Strich:


    --> schlichte Provokation :hi: