Mannheim: Rettungszug der Deutschen Bahn seit 25 Jahren 365/24/7 im Dienst

  • Zitat

    "Ein paar Lämpchen brennen immer. Mehrere Kabel führen an den stählernen Koloss. Der Diesel muss stets auf 30 Grad vorgeheizt, Batterien müssen geladen sein. Denn rund um die Uhr startklar ist der Rettungszug der Deutschen Bahn (DB), der seit der Inbetriebnahme der Schnellbahnstrecke zwischen Stuttgart und Mannheim vor 25 Jahren auf einem Nebengleis des Hauptbahnhofs steht. Und immer, an 365 Tagen, sitzen zwei Lokführer in einem Gebäude neben dem Gleis, warten - und hoffen, dass man sie nicht braucht."


    Quelle und vollständiger Artikel: Mannheimer Morgen

  • Kurz darüber nachgedacht...
    Haben die langen Tunnel separate Lüftungsschächte oder funktioniert die gesamte Belüftung über die Tunnelröhre?
    Wenn dann nämlich sämtliche heißen Brandgase aus dem Tunnel austreten, hat man relativ schnell am Eingang schon über 60 Grad...


    Kennt sich irgendwer mit der Thematik aus? ?-(

  • Ich behaupte mal, solange ein Eisenbahntunnel nach einem Unglück tatsächlich unter Brand bzw. starker Verrauchung steht, lässt kein Einsatzleiter den Rettungszug da reinfahren. Schleusen hin, Schleuesen her.
    Der Einsatzwert des Rettungszuges ist meiner Meinung nach hauptsächlich der, viel Gerät und ein bisschen Manpower auf der Schiene nahe an das Unfallgeschehen heranzuführen. Das dauert übrigens auch eine Weile, da ist man schnell mal 1 oder 2 oder 3 Stunden lang unterwegs. Wenns dann noch brennt, isses eh egal.

  • In dem Zeitungsartikel steht, dass es in einigen der Tunnel keine Fluchtwege gäbe und deswegen der Rettungszug notwendig sei.


    Ist das nicht ein wenig zu kurz gedacht? Frei nach dem Motto: Wir brauchen keine Telefon-CPR, weil der NAW in 20 Minuten eh vor Ort ist.

  • Die Bahn musste halt damals, als sie die ersten Schnellbahntrassen in Betrieb genommen hat, ein Konzept vorlegen. Das waren damals die Rettungszüge.
    Bei späteren Neubaustrecken (z.B, Köln-Frankfurt/Main) gab es andere Konzepte, ohne Rettungszug, dafür mit "Selbstrettung".


    Außer den Tunnels ist ja bei vielen Strecken der Zugang zum Gleisbereich auch deshalb problematisch, weil die Trassen in Betontrichtern verlaufen. Rechts Betonwand, links Betonwand, oben Stromleitung, kilometerlang und ohne Zufahrten...

  • Und weil es Geld kostet bzw. ein Rettungszug günstiger ist, wird bei den bestehenden Streckenabschnitten ein nach aktuellem Stand der Technik höheres Risiko akzeptiert?

    Eine neuere Schnellfahrstrecke ist zum Beispiel Frankfurt - Köln. Dort sieht das Selbsrettungskonzept vor, dass Fahrgäste und Personal im Schadensfall teilweise 500 Meter bzw. 6 Minuten laufen müssen, um die Notausgänge zu erreichen. Das Fremdrettungskonzept ist dort aber ohne das Anrücken eines Rettungszuges vorgesehen.
    In wie weit das im Ernstfall umsetzbar ist, bleibt, genau so wie das Konzept der Rettungszüge, fragwürdig.

  • Es wurde gerade viel über das Rettungskonzept am neuen Gotthard-Basistunnel als Teil des NEAT berichtet. Dort wird die Kombination von Selbstrettung über Fluchttunnel, wie auch der Rettungszug propagiert.

  • Kurz darüber nachgedacht...
    Haben die langen Tunnel separate Lüftungsschächte oder funktioniert die gesamte Belüftung über die Tunnelröhre?
    Wenn dann nämlich sämtliche heißen Brandgase aus dem Tunnel austreten, hat man relativ schnell am Eingang schon über 60 Grad...


    Kennt sich irgendwer mit der Thematik aus? ?-(

    Bei der Tunnelbrandbekämpfung wird davon ausgegangen, dass es eine "Anströmseite" und eine "Abströmseite" gibt, das zeigen die Erfahrungen aus den bislang stattgefundenen Ereignissen in Tunnel.


    Die Abströmseite bezeichnet die Öffnung des Tunnels aus der die heißen Brandgase austreten. In diese Richtung bewegt sich auch der Brand.


    Die Anströmseite bezeichnet die Öffnung des Tunnels in die kalte Luft nachströmt um die Verbrennung am Laufen zu halten.


    Ein Angriff der Feuerwehr über die Abströmseite ist in der Regel schnell zu Ende und aufgrund der entstehenden Temperaturen nicht erfolgversprechend. Ein Angriff über die Anströmseite ist aber problemlos bis wenige Meter vor den Brandherd möglich. Daher wird bei Einsätzen in Tunneln in der Regel immer von zwei Seiten gleichzeitig aus angegriffen.


    Der Bruder des Mannheimer Zuges steht in Stuttgart.

  • Gibt es da nicht aktive Belüftung?


    Mir wurde das mal so erklärt, dass man dem Brand sehr schnell den Sauerstoff entziehen kann, dafür ersticken halt auch alle im Tunnel (dementsprechend nicht geeignet wenn noch Menschen drinnen sind).

  • Und wie schnell oder oft wechseln An- und Abströmseite die Richtung? Kann man davon ausgehen, dass es ein planbarer Zustand ist (und bleibt) oder ist es eher risikoreich?


    Das ganze ist Windabhängig. Die Tunnelbrandbekämpfung sieht aber i.d.R ein Anrücken von beiden Seiten vor. Die Berufsfeuerwehr Frankfurt hat extra für die U-Bahn ein Schienenfahrzeug mit einem extrem großen Lüfter entwickelt. Wir brauchen uns aber nix vor machen, die Temperaturen bei Tunnelbränden sind extrem.
    An dieser Stelle möchte ich Funkieman auch widersprechen.

  • Und wie schnell oder oft wechseln An- und Abströmseite die Richtung? Kann man davon ausgehen, dass es ein planbarer Zustand ist (und bleibt) oder ist es eher risikoreich?

    Man geht davon aus, dass sich der Zustand unter normalen Umständen nicht ändert. Daher werden auch Schaltvorgänge an der Lüftungsanlage nur in enger Abstimmung mit den Einsatzkräften durchgeführt.


    Das ganze ist Windabhängig. Die Tunnelbrandbekämpfung sieht aber i.d.R ein Anrücken von beiden Seiten vor. Die Berufsfeuerwehr Frankfurt hat extra für die U-Bahn ein Schienenfahrzeug mit einem extrem großen Lüfter entwickelt. Wir brauchen uns aber nix vor machen, die Temperaturen bei Tunnelbränden sind extrem.
    An dieser Stelle möchte ich Funkieman auch widersprechen.

    Die entstehenden Temperaturen im Tunnel sind natürlich hoch. Allerdings bewegen wir uns auf der Anströmseite bei Temperaturen und Rauchverhältnissen die ein Vorgehen der Einsatzkräfte bis zum Brand problemlos zulassen.


    Für mehr Infos: http://www.ifa-swiss.ch/uva/publikationen.html

  • Die entstehenden Temperaturen im Tunnel sind natürlich hoch. Allerdings bewegen wir uns auf der Anströmseite bei Temperaturen und Rauchverhältnissen die ein Vorgehen der Einsatzkräfte bis zum Brand problemlos zulassen.


    Wie weit müssen die Trupps im Tunnel vorgehen, wenn der Brandherd nicht direkt in der Nähe eines Portals ist? Wenn sich dann an der Lüftung und der Strömung was ändert, möchte ich an diesem Tag nicht einer der ersten am Löschfahrzeug gewesen sein...

  • Wie weit müssen die Trupps im Tunnel vorgehen, wenn der Brandherd nicht direkt in der Nähe eines Portals ist? Wenn sich dann an der Lüftung und der Strömung was ändert, möchte ich an diesem Tag nicht einer der ersten am Löschfahrzeug gewesen sein...

    Bei der Tunnelbrandbekämpfung wird mit den Fahrzeugen so weit eingefahren wie es die Situation zulässt.


    Tunnelbrandbekämpfung bedeutet im Zweifel aber dass weite Wege zurückgelegt werden und das gewisse Risiken vorhanden sind die es im normalen Einsatz nicht gibt. Auf der anderen Seite ist im Tunnel die Orientierung im Notfall oft leichter als in verqualmten Wohnungen.

    Die vorgehenden Trupps führen neben der üblichen Ausrüstung auch Markierungsleuchten mit, mit diesen Leuchten werden wichtige Punkte im Tunnel markiert:


    - blaue Leuchten = Wasser (Entnahmestelle, Verteiler)
    - grüne Leuchte = Ausgänge (z.B. Notausgänge, Querschläge)
    - gelbe Leuchte = abgesuchte Bereiche, zu rettende Personen


    Das Konzept geht relativ gut auf. Im Zuständigkeitsbereich "meiner" Feuerwehr befindet sich mit dem Engelbergtunnel ein großes Tunnelbauwerk. Die Erfahrungen mit der beschriebenen Taktik sind gut. Wir gehen dafür auch regelmäßig in die Schweiz zur Übungsanlage der ifa.


    Unterlagen LFS BW

  • Sind die Fahrzeuge dafür speziell ausgerüstet, sowohl fahrzeugseitig und ausrüstungsseitig?

    Die Fahrzeuge werden mit Staffel besetzt, jeder Platz ist mit einem Atemschutzgerät ausgerüstet. Speziellere Ausrüstung gibt es nicht.


    Bei uns können wir eine fest verlegte Feuerlöschleitung mit Wandhydranten nutzen die mit entsprechendem Druck Löschwasser zur Verfügung stellen.